Gary Oldman

(c) Gage Skidmore, CC BY-SA 3.0
Gary Oldman bei der WonderCon 2014

Gary Leonard Oldman (* 21. März 1958 in Lewisham, London) ist ein britischer Schauspieler, Regisseur und Filmproduzent. In den 1990er Jahren wurde Oldman vor allem durch Filme bekannt, in denen er den Bösewicht mimte. Im neuen Jahrtausend hatte er in verschiedensten Rollen Erfolg und war 2012 für die Hauptrolle in Dame, König, As, Spion erstmals für den Oscar nominiert. Für seine hochgelobte Darstellung von Winston Churchill in dem Film Die dunkelste Stunde (2017) wurde er mit dem Oscar, Golden Globe Award, Screen Actors Guild Award und dem Critics’ Choice Movie Award ausgezeichnet.

Jugend und Ausbildung

Oldman wurde als Sohn der Hausfrau Kathleen (geb. Cheriton; 1919–2018) und des Schweißers und früheren Seemanns Leonard Bertram Oldman (1921–1985) im Stadtteil New Cross im London Borough of Lewisham geboren. Sein alkoholabhängiger Vater verließ die Familie, als Oldman sieben Jahre alt war.[1] Oldmans ältere Schwester Maureen (* 1945) ist unter dem Pseudonym Laila Morse ebenfalls als Schauspielerin tätig.

Oldman wuchs im Süden Londons auf und ist seit seiner Kindheit bekennender Fan der Fußballvereine FC Millwall und Manchester United. Zu seinen Idolen zählte unter anderem der nordirische Fußballspieler George Best.[2]

Zunächst besuchte er die West Greenwich School im Stadtteil Deptford, verließ die Schule jedoch mit sechzehn Jahren und nahm vorübergehend einen Job in einem Sportgeschäft an. In seiner Jugend brachte er sich autodidaktisch das Klavierspielen bei und war später auch gelegentlich als Sänger aktiv. Nachdem er jedoch 1971 eine Darbietung des Schauspielers Malcolm McDowell in dem Film The Raging Moon gesehen hatte, entschied er sich, seine musikalischen Ambitionen zurückzustellen, um sich zukünftig der Schauspielerei zu widmen.[3]

Gegen Mitte der 1970er Jahre studierte Oldman am Young People’s Theatre in Greenwich und hielt sich daneben mit verschiedenen Nebenjobs über Wasser. Unter anderem arbeitete er als Schuhverkäufer und auf einem Schlachthof. An der renommierten Royal Academy of Dramatic Art hatte er sich zuvor erfolglos beworben. Nach seinem Bachelor-Abschluss begann er 1979 am Londoner Royal Court Theatre seine Karriere als Theaterschauspieler. 1985 erhielt er für The Pope’s Wedding den Fringe Award in der Kategorie Bester Newcomer und den Drama Magazine Award in der Kategorie Bester Schauspieler.

Filmkarriere

Oldman im Jahr 2000

Anfang der 1980er Jahre machte Oldman im Fernsehen erste Erfahrungen vor der Kamera, unter anderem in Mike Leighs Channel-4-Produktion Meantime. 1986 gab er sein Kinodebüt mit Sid und Nancy, einem Film über den Sex-Pistols-Bassisten Sid Vicious. Die Kritik lobte seine authentische Interpretation der Rolle. 1988 spielte er neben Alan Bates in der Romanverfilmung We Think the World of You, bevor er 1989 in dem Filmdrama Chattahoochee an der Seite von Dennis Hopper die Hauptrolle spielen konnte. Im selben Jahr verkörperte er in dem Fernsehfilm The Firm den Anführer einer Hooligan-Clique. 1990 spielte er in der Filmkomödie Rosenkranz & Güldenstern neben Tim Roth und Richard Dreyfuss.

Ebenfalls 1990 spielte er in dem Actionthriller Im Vorhof der Hölle an der Seite von Sean Penn. Der Film stellte seinen endgültigen Durchbruch in der US-amerikanischen Filmlandschaft dar. Anfang der 1990er Jahre zog Oldman in die USA, um seine Karriere voranzutreiben. Seinen nächsten größeren Erfolg hatte er 1991 in Oliver Stones Politthriller JFK – Tatort Dallas, in dem er John F. Kennedys mutmaßlichen Mörder Lee Harvey Oswald spielte. Seitdem haftete Oldman das Image des Bösewichtes an, den er in den nächsten Jahren unter anderem in Bram Stoker’s Dracula (1992), Léon – Der Profi (1994), Das fünfte Element (1997), Air Force One (1997), Lost in Space (1998) und Hannibal (2000) verkörperte. In letzterem Filmprojekt spielte Oldman den vermögenden, aber entstellten und im Rollstuhl sitzenden Mason Verger, der ein Opfer des kannibalischen Serienmörders Hannibal Lecter war und auf Rache an seinem Peiniger sann. Wegen der aufwendigen Maske für diese Rolle ist Oldman allerdings kaum zu erkennen.

2000 spielte er die Hauptrolle im Politthriller Rufmord – Jenseits der Moral. In den nächsten Jahren wirkte Oldman in weniger erfolgreichen Filmen wie Interstate 60 (2002) und Tiptoes (2003) mit, ehe er 2004 mit der Rolle des Sirius Black in Harry Potter und der Gefangene von Askaban sein Comeback als bedeutender Schauspieler feiern konnte. Diese Rolle setzte er auch in Harry Potter und der Orden des Phönix (2007) fort, nachdem er in Harry Potter und der Feuerkelch (2005) nur kurz vorgekommen war. Einen erneuten kurzen Auftritt in der Rolle des Sirius Black hatte Oldman auch 2011 in Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2.

Einen weiteren großen Erfolg konnte er mit der Rolle des Commissioner Gordon feiern, den er erstmals 2005 in Christopher Nolans Comicverfilmung Batman Begins verkörperte. Die Rolle des Polizisten spielte er auch in den beiden erfolgreichen Fortsetzungen The Dark Knight (2008) und The Dark Knight Rises (2012). 2009 verkörperte er in David S. Goyers Horrorfilm The Unborn die Rolle eines Rabbiners. In den nächsten Jahren schlossen sich verschiedene Haupt- und Nebenrollen in kommerziell weniger erfolgreichen Filmprojekten wie The Book of Eli (2010), Red Riding Hood – Unter dem Wolfsmond, Dame, König, As, Spion (beide 2011) und Paranoia – Riskantes Spiel (2013) an. Für seine Rolle in Dame, König, As, Spion erhielt er eine Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester Hauptdarsteller.

Im Musikvideo zur Single The Next Day aus dem gleichnamigen Album von David Bowie verkörperte der Schauspieler 2013 einen lasterhaften Priester, der einen Nachtclub für Geistliche besucht. 2014 konnte er mit einer Rolle in dem kommerziell erfolgreichen und von der Kritik positiv aufgenommenen Science-Fiction-Film Planet der Affen: Revolution einen weiteren Erfolg verbuchen. Seit 2015 wirkt Oldman als Performance-Capture-Schauspieler und Synchronsprecher für die Figur des Admiral Bishop in der Einzelspielerkampagne des Computerspiels Star Citizen unter der Regie von Chris Roberts mit.

Arbeit als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent

Oldman auf der San Diego Comic-Con International 2009

Gemeinsam mit Douglas Urbanski gründete Oldman 1996 die Filmproduktionsgesellschaft SE8 Group.[4] Ihre erste gemeinsame Produktion war Oldmans Regiedebüt Nil by Mouth (1997), welches zum Teil auf Erfahrungen aus Oldmans Jugend basiert. Der relativ positiv aufgenommene Film gewann zwei BAFTA-Awards in den Kategorien Bester britischer Film und Bestes Drehbuch sowie einen Empire Award. Seither haben Oldman und Urbanski bei zahlreichen weiteren Projekten kooperiert.

Des Weiteren fungierte Oldman als Produzent für die Filme Plunkett & Macleane – Gegen Tod und Teufel (1999) und Rufmord – Jenseits der Moral (2000). In letzterem Film spielte er auch die Hauptrolle.

Privates

Oldman ist bekannt dafür, seine Rollen mit diversen, in fast jedem Film unterschiedlichen Akzenten auszubauen. In Interviews und außerhalb seiner Filme spricht er den Cockney-Regiolekt, mit dem er aufgewachsen ist.

Er war Ende der 1980er Jahre mit der Schauspielkollegin Lesley Manville verheiratet und hat mit ihr einen Sohn. Von 1990 bis 1992 war er mit Uma Thurman verheiratet. Bei den Dreharbeiten zu Ludwig van B. – Meine unsterbliche Geliebte (in dem er die Rolle des Komponisten Ludwig van Beethoven spielte) entwickelte sich seine Beziehung mit dem Co-Star Isabella Rossellini, mit der er sich im Juli 1994 verlobte, von der er sich aber zwei Jahre später wieder trennte. Von 1997 bis 2001 war er mit der US-amerikanischen Fotografin Donya Fiorentino, mit der er zwei Söhne hat, verheiratet. Von 2002 bis 2005 lebte er mit der Schauspielerin Ailsa Marshall zusammen. Am 31. Dezember 2008 heiratete Oldman die Sängerin Alexandra Edenborough in Santa Barbara, Kalifornien,[5] nach einem Jahr der Trennung reichte Edenborough Anfang 2015 die Scheidung ein.[6]

Seit September 2017 ist Oldman in fünfter Ehe mit der Autorin und Kuratorin Gisele Schmidt verheiratet.[7]

Oldman war zeitweise wegen Alkoholproblemen in einer Entzugsklinik. So war er 1991 nach einem gemeinsamen Abend in Los Angeles mit seinem Schauspielkollegen Kiefer Sutherland betrunken am Steuer erwischt worden.[8]

Filmografie (Auswahl)

Produzent

Sprechrollen in Computer- und Videospielen

Auszeichnungen

Gewonnene Preise

Nominierungen

  • 1988: BAFTA Awards in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Das stürmische Leben des Joe Orton
  • 1992: Independent Spirit Awards in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Rosenkranz & Güldenstern
  • 1993: MTV Movie Awards in der Kategorie Bester Kuss für Bram Stoker’s Dracula (mit Winona Ryder)
  • 1996: Goldene Himbeere in der Kategorie Schlechteste Filmpaarung für Der scharlachrote Buchstabe (mit Demi Moore und Robert Duvall)
  • 1997: Internationale Filmfestspiele von Cannes in der Kategorie Goldene Palme für Nil by Mouth
  • 1998: British Independent Film Awards in der Kategorie Bestes Drehbuch für Nil by Mouth
  • 1998: British Independent Film Awards in der Kategorie Beste Regie für Nil by Mouth
  • 1998: MTV Movie Awards in der Kategorie Bester Bösewicht für Air Force One
  • 1998: MTV Movie Awards in der Kategorie Bester Kampf für Air Force One (mit Harrison Ford)
  • 1998: Blockbuster Entertainment Awards in der Kategorie Lieblingsnebendarsteller – Action/Abenteuer für Air Force One
  • 1999: Saturn Award in der Kategorie Bester Nebendarsteller für Lost in Space
  • 2001: Screen Actors Guild Awards in der Kategorie Bester Nebendarsteller für Rufmord – Jenseits der Moral
  • 2001: Independent Spirit Awards in der Kategorie Bester Nebendarsteller für Rufmord – Jenseits der Moral
  • 2001: Emmy in der Kategorie Bester Gastdarsteller in einer Comedyserie für Friends
  • 2003: DVD Exclusive Awards in der Kategorie Bester Nebendarsteller in einem DVD-Film für Interstate 60
  • 2005: Saturn Award in der Kategorie Bester Nebendarsteller für Harry Potter und der Gefangene von Askaban
  • 2009: Broadcast Film Critics Association in der Kategorie Bestes Schauspielensemble für The Dark Knight (mit dem restlichen Cast)
  • 2011: Phoenix Film Critics Society Awards in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Dame, König, As, Spion
  • 2011: Satellite Awards in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Dame, König, As, Spion
  • 2011: British Independent Awards in der Kategorie Bester Schauspieler für Dame, König, As, Spion
  • 2011: Chicago Film Critics Association in der Kategorie Bester Schauspieler für Dame, König, As, Spion
  • 2011: Online Film Critics Society Awards in der Kategorie Bester Schauspieler für Dame, König, As, Spion
  • 2012: National Society of Film Critics (Platz 2) in der Kategorie Bester Schauspieler für Dame, König, As, Spion
  • 2012: London Critics Circle Film Awards in der Kategorie Schauspieler des Jahres für Dame, König, As, Spion
  • 2012: London Critics Circle Film Awards in der Kategorie Britischer Schauspieler des Jahres für Dame, König, As, Spion
  • 2012: Evening Standard British Film Awards in der Kategorie Bester Schauspieler für Dame, König, As, Spion
  • 2012: Irish Film and Television Awards in der Kategorie Bester Internationaler Schauspieler für Dame, König, As, Spion
  • 2012: Oscar in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Dame, König, As, Spion
  • 2012: BAFTA Award in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Dame, König, As, Spion
  • 2012: Europäischer Filmpreis in der Kategorie Bester Darsteller für Dame, König, As, Spion
  • 2021: Golden Globe Award in der Kategorie Bester Hauptdarsteller – Drama für Mank
  • 2021: Oscar in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Mank[11]

Deutsche Stimmen

Sein Standardsprecher ist Udo Schenk. In Léon – Der Profi, Romeo Is Bleeding, JFK – Tatort Dallas, Sid und Nancy, True Romance und Im Vorhof der Hölle synchronisierte ihn Thomas Petruo und in Hannibal (2001) Lutz Mackensy. In der Harry-Potter-Filmreihe war Pierre Peters-Arnolds seine deutsche Stimme, da Oldmans Standardstimme Udo Schenk dort bereits Ralph Fiennes (als Lord Voldemord) sprach.

Weblinks

Commons: Gary Oldman – Sammlung von Bildern

Interviews

Einzelnachweise

  1. Gary Oldman Biography (1958–). Filmreference.com, abgerufen am 3. September 2016.
  2. Gary Oldman: The spy who came in, and brought the cold with him. In: The Independent. 17. September 2011, abgerufen am 3. September 2016.
  3. Halle’s Gary Oldman Biography and Odds & Ends. Csh.rit.edu, abgerufen am 3. September 2016.
  4. Douglas Management Group. Douglas Management Group. Abgerufen am 15. Januar 2018.
  5. Gary Oldman marries fourth wife Alexandra Edenborough. In: The Daily Telegraph. 5. Januar 2009, abgerufen am 1. März 2009. (englisch)
  6. Nardine Saad: Gary Oldman’s fourth wife files for divorce after yearlong separation. In: Los Angeles Times. 12. Januar 2015.
  7. Emily Smith: Gary Oldman gets hitched for the fifth time. In: Page Six. 23. September 2017, abgerufen am 25. Januar 2018.
  8. Actor Gary Oldman Facing Charge Of Drunk Driving. In: Orlando Sentinel. 7. August 1991, abgerufen am 3. September 2016.
  9. Gary Oldman bei IMDb.
  10. Gary Oldman to accept the Dilys Powell Award For Excellence In Film (Memento vom 18. September 2016 im Internet Archive). In: The Critics’ Circle. 17. Dezember 2013, abgerufen am 7. Oktober 2014 (englisch).
  11. Steve Dove: Oscar Nominations 2021 List: Nominees by Category. In: abc.com, 15. März 2021 (abgerufen am 15. März 2021).

Auf dieser Seite verwendete Medien

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(c) Gage Skidmore, CC BY-SA 3.0
Gary Oldman at the 2014 WonderCon in Anaheim, California.
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Gary Oldman in 2000, photographed and scanned from analogue, most specks removed (further cropped from original)
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Autor/Urheber: Jasmin Hunter from Portsmouth, NH, Lizenz: CC BY 2.0
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