Gartenstadt (Schweinfurt)
Gartenstadt | |
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Koordinaten: | 50° 3′ N, 10° 13′ O |
Höhe: | 229–258 m ü. NN |
Fläche: | 1,28 km²[1] |
Einwohner: | 3031 (31. Dez. 2022)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 2.368 Einwohner/km² |
Postleitzahl: | 97421,[3] 97424 |
Vorwahl: | 09721 |
Stadtteil Gartenstadt (Bezirk 32) | |
Blühende Kirschbäume an der Blauen Leite |
Die Gartenstadt ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Schweinfurt. Er wird in den Statistiken der Stadt Schweinfurt als Bezirk 32 geführt.[4] Der Stadtteil entstand infolge der Gartenstadtbewegung.
Geographie
Lage
Die Gartenstadt liegt im Nordwesten des Stadtgebietes. Der nahe Hauptfriedhof wird dem Nördlichen Stadtteil zugeordnet.[5] Die Gartenstadt liegt auf einer Anhöhe an der Maibacher Höhe und fällt im Südwesten steil in ein namenloses Tal ab, das zum einstigen Spitalsee führt. Das Tal trennt die Gartenstadt vom Nordwestlichen Stadtteil ab. Im Nordosten wird die Gartenstadt durch die Rhönstraße und im Süden durch den nördlichen Rand des Hauptfriedhofs vom Nördlichen Stadtteil abgegrenzt.
Topografie
Der Stadtteil wird neben dem Tal im Südwesten zudem im Nordosten (Rhönstraße) vom Tal des Marienbachs eingefasst. In beiden Tälern befanden sich bis in die 1950er Jahre, jeweils auf der Lee-Seite, Lehmgruben mit Ziegeleien. Im erstgenannten Tal wurde später eine Grünanlage angelegt.
Geschichte
Aufbau des Stadtteils
Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs war das Gebiet des späteren Stadtteils unbebaut, aber grenzte bereits an den heutigen Hauptfriedhof, der 1874 eröffnet wurde.
Die Anfänge der Gartenstadt liegen in den 1920er Jahren im Zuge der Gartenstadtbewegung. Der Stadtteil ist von Anfang an eng mit der 1917 infolge einer Wohnungsnot gegründeten Wohnungsbaugenossenschaft Bauverein Schweinfurt verbunden. Die ersten Häuser wurden 1920 fertiggestellt.[6] Die Gartenstadt wurde als Siedlung im Grünen im Rahmen des Gartenstadt-Konzepts angelegt. Es entstanden zunächst vorwiegend Ein-, Zweifamilien- und Reihenhäuser.[7] Die meisten Häuser entstanden in der Weimarer Republik auf der damaligen Flur-Gemarkung Galgenleite,[8] die auf einen früheren Weg zu einer Hinrichtungsstätte vor den Stadttoren hindeutet.
- Erste fertiggestellte Wohnhäuser in der Gartenstadt in den 1920er Jahren
- Wohnhaus aus den 1920er Jahren, in der für Gartenstädte typischen Heimatschutzarchitektur
- Gartenstadt in den 1930er Jahren. Rechts im Hintergrund die Kilianskirche
Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit
1941 wurden drei Hochbunker mit insgesamt 1775 Plätzen errichtet, die noch stehen[9]. Mehrere Straßen in der Gartenstadt wurden zunächst nach Führern der deutschen Arbeiterbewegung benannt (z. B. Liebknechtstraße, Karl-Marx-Straße),[10] weshalb die Gartenstadt von der Schweinfurter Bevölkerung Kommunistenviertel genannt wurde. Die Straßen wurden in der Zeit des Nationalsozialismus als auch danach mehrfach umbenannt, zuletzt häufig nach führenden und in der NS-Zeit verfolgten Sozialdemokraten und Gewerkschaftern aus der Region, wie Fritz Soldmann oder Josef Säckler.
Vor allem in den 1950er Jahren kam weitere Mietbebauung des Bauvereins hinzu, der deshalb bis heute noch fast alle Mietwohnungen im Stadtteil besitzt[11]. Ende der 1960er Jahre hatte die Gartenstadt weitgehend ihren heutigen Gebäudebestand erreicht. 1970 wurde die Gartenstadtschule (Grundschule) mit eigenem Schwimmbad eröffnet.[12]
Gegenwart
In neuerer Zeit gab es umfassende Modernisierungsarbeiten und vereinzelte Abrisse und Neubauten.[13] In den nächsten Jahren ist der Abriss von 70 Häusern im Zuge einer großen Sanierungsmaßnahme geplant.[14]
Baustruktur
Der weitaus größte Teil der Gartenstadt besitzt mittlere Wohnlagen. Gute Wohnlagen finden sich an der Heinrich-Winkler-Straße am westlichen Ende des Stadtteils. Einfache Wohnlagen besitzt der dicht bebaute Kern der Gartenstadt am mittleren Abschnitt der Galgenleite und in der Gartenstadtstraße.[15]
Sozialstruktur
Status 31. Dez. 2022[16] | Gartenstadt (Bezirk 32) | Gesamtgebiet Schweinfurt |
---|---|---|
Deutsche | 88,1 % | 77,4 % |
Ausländer | 11,9 % | 22,6 % |
Anteil Doppelstaatler an der deutschen Bevölkerung | 14,0 % | 17,1 % |
Aufgrund der hohen Anzahl von Eigenheimen im Stadtteil liegt der Anteil der Migranten deutlich unter dem Wert des Gesamtgebietes von Schweinfurt.
Kultur
Kirchen
In der Nachkriegszeit wuchs die katholische Gemeinde des Stadtteils stark an, sodass in den 1950er Jahren die katholische Pfarrkirche Maria Hilf an der Fritz-Soldmann-Straße errichtet wurde.
Eine nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete evangelische Notkirche in der Georg-Schwarz-Straße wurde 1964 durch den Neubau der Christuskirche an der Maibacher Höhe ersetzt.
Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Schweinfurt (Baptisten) und eine amerikanische Gemeinde für Angehörige der US-Heeresgarnison Schweinfurt nutzten als Nachfolger die Notkirche. An deren Stelle errichtete die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde in den 1980er Jahren ein größeres Gemeindehaus.
Bürgerverein und Kirchweih
Der Bürgerverein Gartenstadt wurde 1958 gegründet. Er trägt die Gartenstadt-Kirchweih aus.
Siehe auch: Schweinfurt, Bürgervereine
Sportstätten
Die 1902 gegründete Freie Turnerschaft Schweinfurt e. V. errichtete 1922 ihre heutige Sportanlage auf der Maibacher Höhe in der Gartenstadt.
Die 1904 gegründete Schweinfurter Sektion des Rad- und Kraftfahrervereins Solidarität besitzt ihr Sportheim nebst Gaststätte ebenfalls in der Gartenstadt.[17]
Wirtschaft und Infrastruktur
Grundschulen
- Gartenstadtschule
Verkehr
- Stadtbuslinie 31[18]
- Bundesstraße 286: nach Bad Kissingen und zur Bundesautobahn 71 Richtung Erfurt
Bauerwartungsland
Pfannäcker
Die Flur Pfannäcker gehört zum Bezirk 32 (Gartenstadt). Sie liegt zwischen dem bebauten Gebiet der Gartenstadt im Osten, der Heeresstraße und Yorktown Village im Westen, der Kleingartenanlage Alte Warte im Süden und dem Kleinflürleinsweg im Norden.
Die Pfannäcker sind Bauerwartungsland, aber noch nicht im Flächennutzungsplan (FNP) als Wohngebiet dargestellt. Bereits in den 2000er Jahren begannen Planungen für ein neues Wohngebiet, die jedoch aufgeschoben wurden.[19] Für die Grundstücke auf den Pfannäckern besteht jedoch eine Vorkaufsrechtssatzung der Stadt.[20]
Mönchkutten
Die Flur Mönchkutten[21] (auch: Mönchkutte oder Mönchskutten[22]) gehört ebenfalls zum Bezirk 32. Sie liegt zwischen der Gartenstadt im Süden, der Eselshöhe im Osten und der Heeresstraße im Westen.
Auf dieser Flur ist im Flächennutzungsplan seit den 1980er Jahren ein neuer, größerer Wohnstadtteil dargestellt,[23] mit einer südlichen Erschließung durch eine neue Straße: sie verläuft im FNP nördlich entlang der Gartenstadt, schließt im Osten an die Eselshöhe an und im Westen an das derzeitige Ende der Haupterschließungsstraße des Hainigs, die Gretel-Baumbach-Straße. Die Planung des neuen Stadtteils geriet erst Ende der 2010er Jahre aufgrund des Mangels von Baugrundstücken in den Blickpunkt der Kommunalpolitik und wurde ebenfalls aufgeschoben.[24] Auch für die Mönchskutte besteht eine Vorkaufsrechtssatzung der Stadt.[20]
Die Heeresstraße ist als Erschließungsstraße für beide Bauerwartungsgebiete vorgesehen.
Trivia
Die deutsche Filmkomödie Vorne ist verdammt weit weg mit dem fränkischen Kabarettisten Frank-Markus Barwasser wurde 2007 in der Schweinfurter Gartenstadt gedreht. Diese diente hier wegen ihres „beschaulichen Ambientes“ als Kulisse[25].
Die RTL2-Doku-Soap Zuhause im Glück – Unser Einzug in ein neues Leben, ausgestrahlt am 26. Februar 2019, war in der Gartenstadt zu Gast. Acht Tage lang wurde das Eigenheim einer Familie durch ein großes Team, unter Mithilfe vieler Nachbarn, komplett umgebaut. Für die fünfköpfige Familie mit einem behinderten Kind wurde ein sehr schwieriges und unschönes bauliches Umfeld in ein maßgeschneidertes und hochwertig durchgestyltes Zuhause verwandelt.[26]
Einzelnachweise
- ↑ Gemessen mittels BayernAtlas
- ↑ Stadt Schweinfurt/Zahlen, Daten und Fakten. Abgerufen am 19. Januar 2024. Melderegisterbasierte Einwohnerzahl
- ↑ Auenstraße; gehört im nördlichen Teil zur Gartenstadt
- ↑ Jugendhilfeplan der Stadt Schweinfurt/Übersichtskarte der Stadtteile und statistischen Bezirke. Abgerufen am 6. Juli 2023.
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 6. Februar 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ mainpost.de: 70 Häuser in der Gartenstadt werden geräumt und abgebrochen, 11. März 2020. Abgerufen am 13. April 2020.
- ↑ http://www.jugendhilfeplan-sw.de/allgemein/planungsgebiete/gartenstadt/
- ↑ Mein Bauverein, Ausgabe 1/2013, S. 3ff
- ↑ http://www.geschichtsspuren.de/forum/hochbunker-in-schweinfurt-t6738.html
- ↑ Mein Bauverein, Ausgabe 1/2013, S. 5
- ↑ Mein Bauverein, Ausgabe 1/2013, S. 8
- ↑ Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2024. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (
- ↑ Mein Bauverein 1/2013, S. 8
- ↑ Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2024. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (
- ↑ SW1.news: „Wohnimmobilien-Marktbericht für Mainfranken der HypoVereinsbank“, 8. Juni 2018. Abgerufen am 13. Februar 2019.
- ↑ Melderegisterbasierte Bevölkerung
- ↑ http://www.soli-schweinfurt.de/
- ↑ Stadtwerke Schweinfurt: Liniennetzplan 2022/2023. Abgerufen am 23. Januar 2024.
- ↑ Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2024. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (
- ↑ a b mainpost.de: Gewerbegebiet in Oberndorf: Warum es Jahre dauern wird, 11. März 2020. Abgerufen am 1. März 2021.
- ↑ Bezeichnung auf der Topografischen Karte im BayernAtlas
- ↑ Name eines Pflegeheims an der Grenze zur Gartenstadt
- ↑ Flächennutzungsplan der Stadt Schweinfurt, Genehmigungsstand 1984. Abgerufen am 8. Januar 2017.
- ↑ mainpost.de: Braucht Schweinfurt neues Bauland? 20. November 2019. Abgerufen am 5. September 2020.
- ↑ Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2024. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (
- ↑ mainpost.de: Schweinfurter Familie heute Abend in RTL2-Doku-Soap, 26. Februar 2019. Abgerufen am 26. Februar 2019.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Schweinfurt. Gartenstadt
(c) Michael Bemmerl, CC BY 3.0 de
Die Anwohnerstraße Blaue Leite in Schweinfurts Stadtteil Gartenstadt im Frühling zur Kirschblüte.
Erste fertiggestellte Häuser in der Gartenstadt in Schweinfurt in den 1920er Jahren
(c) Michael Bemmerl, CC BY 3.0 de
Blick auf den Schweinfurter Stadtteil "Gartenstadt" von der Heeresstraße im Westen aus.
Autor/Urheber: Maximilian Dörrbecker (Chumwa), Lizenz: CC BY-SA 2.0
Karte der Stadtgliederung der Stadt Schweinfurt: Stadtteil Gartenstadt
Gartenstadt Schweinfurt evang. Notkirche bis zum Bau der Christuskirche
Autor/Urheber: Stephan van Helden, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die zwei noch stehenden der ursprünglich "Drei Linden am Seelvater" westlich von Dittelbrunn. Im Flächennutzungsplan von 2020 und im BayernAtlas sind die Bäume als Naturdenkmal eingezeichnet; auch in FIN-Web sind sie als ND-06043 eingezeichnet. Laut Aussage des LRA Schweinfurt gibt es aber derzeit im Stadtgebiet keine ausgewiesenen Naturdenkmäler.
(c) Michael Bemmerl, CC BY 3.0 de
Der "Gartenstadtbunker" während des Umbaus zu Wohnungen. Dieser Hochbunker an der Galgenleite wurde von der Stadt Schweinfurt verkauft.
Erste fertiggestellte Häuser in der Gartenstadt in Schweinfurt