Garnelenzucht

Ein Shrimp-Zuchtbecken mit Dauerbelüfter
Zunahmen von Shrimp-Farmen im Golf von Fonseca (Honduras) von 1987 bis 1999

Die Garnelenzucht (engl. shrimp farming) ist eine besondere Form der Aquakultur, bei der Garnelen (shrimps) für den menschlichen Verzehr herangezogen werden. Seit den 1970er Jahren hat die Produktion von gezüchteten Garnelen stetig zugenommen, um die Nachfrage nach solchen Meeresfrüchten insbesondere aus Europa, Nordamerika und Ostasien zu befriedigen. 2003 wurden weltweit mehr als 1,6 Millionen Tonnen auf solche Weise erzeugte Krebstiere auf den Markt gebracht. Ihr Marktwert betrug knapp 9 Milliarden USD.

Übersicht

75 Prozent der gezüchteten Shrimps werden in Asien produziert. Die wichtigsten Produktionsländer sind China und Thailand. Thailand ist dabei die Nation mit dem höchsten Exportanteil. Die verbleibenden 25 Prozent werden zum überwiegenden Teil in Lateinamerika herangezogen, wobei das wichtigste lateinamerikanische Produktionsland Brasilien ist. Nahezu alle gezüchteten Shrimps gehören der Familie der Penaeidae an.

In der konventionellen Zucht wird den weiblichen Tieren einer der Augenstiele abgeschnitten, wodurch die Bildung der Fortpflanzungshormone und die Zucht beschleunigt werden.[1][2]

Shrimp-Farmen haben sich aus einer traditionellen landwirtschaftlichen Produktionsmethode entwickelt, die in Südostasien seit mehreren Jahrhunderten bestand. Technischer Fortschritt hat diese Zuchtmethode zu einer globalen Industrie werden lassen, da er eine Haltung der Krebstiere in zunehmender Dichte erlaubt. Brutmaterial wird heute weltweit verschickt. Zwei Arten von Krebstieren – Litopenaeus vannamei und Penaeus monodon – machen heute etwa 80 Prozent aller in Shrimp-Farmen herangezogenen Krebstiere aus. Diese industriellen Monokulturen sind sehr anfällig für Krankheiten, die in der Vergangenheit bereits mehrfach zu einem völligen regionalen Zusammenbruch der in Aquakulturen herangezogenen Krebstierpopulationen geführt hat. Die mit Shrimp-Farmen verbundenen ökologischen Probleme, der wiederholte Ausbruch von Krankheiten sowie zunehmende Kritik sowohl von Umweltschutzgruppen und Importländern hat seit den späten 1990er Jahren Veränderungen in diesem Industriezweig eingeleitet. Sie geht teilweise einher mit strengeren Regulierungen in den produzierenden Ländern. 1999 wurde außerdem ein Programm entwickelt, das zum Ziel hat, nachhaltigere Zuchtmethoden zu entwickeln. Teilnehmer an diesem Programm sind sowohl Behörden einzelner Länder, Vertreter der Produzenten als auch Umweltschutzgruppen.

Shrimp-Farm in Südkorea

Geschichtliche Entwicklung

Die künstliche Aufzucht von Krebstieren gibt es in Asien als Teil der traditionellen landwirtschaftlichen Produktionsmethoden. Die Nutzung von Brackwasser-Teichen, den sogenannten tambaks lässt sich in Indonesien bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. In diesen wurde in einem kleinen Maßstab Garnelen herangezogen. Dies geschah entweder als Monokultur oder gemeinsam mit anderen Arten wie beispielsweise dem Milchfisch. Genutzt wurden auch Reisfelder, wenn in diesen während der Trockenperiode kein Reis angebaut werden konnte. Solche traditionellen Produktionsweisen waren sowohl in Küstenregionen als auch entlang von Flussbetten üblich. Mangrovengebiete wurden für diese Produktionsweise besonders gerne genutzt, weil hier Garnelen natürlich vorkommen. Wilde, noch nicht ausgewachsene Garnelen wurden in diesen Teichen ausgesetzt, die sich dort von den natürlich vorkommenden Wasserorganismen ernährten. Geerntet wurden diese Garnelen, sobald sie die gewünschte Größe erreicht hatten.

Shrimp

Der Beginn der modernen Shrimp-Farmen lässt sich auf die 1930er Jahre zurückführen, als Kuruma-Shrimps (Penaeus japonicus) erstmals in Japan künstlich herangezogen wurden. In den 1960er Jahren hatten sich Shrimp-Farmen in Japan bereits als kleinerer Industriezweig etabliert. Der Durchbruch kam jedoch in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren, als es auf Grund technischer Weiterentwicklungen möglich war, die Shrimp-Zucht zu intensivieren. Dies ging einher mit einer wachsenden Marktnachfrage, so dass sich Shrimp-Farmen in allen tropischen und subtropischen Klimazonen der Welt zu etablieren begannen. Der Etablierung von Shrimp-Farmen kam außerdem entgegen, dass die wilden Shrimp-Fänge in den 1980er Jahren nachließen, jedoch eine sehr breite Nachfrage bestand.

Produktionsmengen der bedeutendsten Erzeuger an Shrimps aus Aquakultur
RegionLandProduktion in 1000 Tonnen
1985868788891990919293949596979899200001020304
AsienChina408315319918618522020788647889103143170218304384789935
Thailand1012195090115161185223264259238225250274309279264330389
Vietnam8131927283236373945554645525590150181232276
Indonesien25294262828411612011710712112512797121118129137167218
Indien13141520283540476283707067837997103115113133
Bangladesch1115151718192021282932424856585955565658
Philippinen2930354447484777869189774138394142373737
Myanmar0000000000122255671930
Taiwan1745803422152216108111365568101312
AmerikaBrasilien<1<1<1<11222222347162540609076
Ecuador30446974707610511383891061081331441205045475656
Mexiko<1<1<1<13458121316131724293348466262
USA<1<111<1<122321112223455
Naher OstenSaudi-Arabien0000<1<1<1<1<1<1<1<112224599
Iran0000000<1<1<1<1<1<11248679
OzeanienAustralien0<1<1<1<1<1<1<1122211233434
Kursiv dargestellte Einträge zeigen Schätzungen in den FAO-Datenbanken an. Fett dargestellte Einträge hängen mit bekannten Krankheitsausbrüchen zusammen.

Deutschland

Seit den 2010er Jahren wurden in Deutschland Zuchtfarmen nach ökologischen Standards errichtet.[3] Sie finden sich in Langenpreising,[4] Kiel,[5] Grevesmühlen,[6] Gronau (Leine)[7] und Eurasburg (Schwaben).[8]

Österreich

In Österreich werden mit Stand April 2022 in fünf Betrieben Garnelen zur kulinarischen Verwertung gewerblich gezüchtet. Eine Garnelenzucht im steirischen Rottenmann zählt mit Stand 2022 zu den größten Europas. Dort werden jährlich etwa 60 Tonnen White Tiger Garnelen produziert. Die notwendige Energie für die Produktion wird von einem betriebseigenen Holzkraftwerk bereitgestellt.[9]

Weblinks

Commons: Garnelenzucht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Puntarenas: Diese Garnelen können Sie ohne schlechtes Gewissen essen. In: DIE WELT. 30. Dezember 2015 (welt.de [abgerufen am 16. Mai 2022]).
  2. fair-fish.ch. Abgerufen am 16. Mai 2022.
  3. Lars Reichardt: Tanze Gamba mit mir. In: SZ-Magazin. 2. Dezember 2015, abgerufen am 17. September 2021.
  4. Franz Kotteder: Bayern: Europas größte Zuchtanlage für Garnelen. Abgerufen am 3. Februar 2022.
  5. Deutschlandfunk Kultur: Krustentiere aus Kiel. 4. Oktober 2019, abgerufen am 17. September 2021.
  6. Lübecker Nachrichten (Redaktionsnetzwerk Deutschland): Garnelen aus Grevesmühlen. 2. November 2014, abgerufen am 17. September 2021.
  7. NDR: Garnelen aus Gronau. 26. Januar 2021, abgerufen am 17. September 2021.
  8. agrarheute: Biogas-Abwärme zum Garnelenzüchten. 3. März 2019, abgerufen am 17. September 2021.
  9. ORF-Radiothek. Abgerufen am 16. Mai 2022.

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ShrimpFarming Honduras L7 1987-99.jpg
Two false-color Landsat images showing the growth of the w:shrimp farming industry in Honduras from 1987 to 1999 and the corresponding removal of mangrove swamps.