Ganku

Porträt

Ganku (japanisch 岸駒; 14. April 1756 (traditionell: Hōreki 6/3/15)[1] oder auch * 1749 in Kanazawa; † 19. Januar 1839 (traditionell: Tempō 9/12/5)[1], 28. Januar oder 12. Mai 1838 in Iwakura bei Kyōto (heute: Iwakura, Sakyō-ku, Kyōto)) war ein japanischer Tiermaler. Er begründete die Kishi-Schule und gilt als einer der berühmtesten japanischen Maler der späten Edo-Zeit.[2]

Namen

Ganku ist die üblicherweise verwendete Lesung von 岸駒, was aber auch als zweiteiliger Name Kishi Ku und Kishi Koma gelesen wird. Er kommt aus der Familie Saeki (佐伯). Sein Kindheitsname (yōmyō) war Otsujirō (乙次郎), sein Volljährigkeitsname (azana) Funzen (賁然) und sein wirklicher Name Masaaki (昌明). Künstlernamen waren Kayō (華陽), Ransai (蘭斎), Dōkōkan (同功館), Kakandō (可観堂), Kotōkan (虎頭館), Tenkaikutsu (天開屈).[1][3]

Leben

Ganku wurde als Sohn eines Schneiders geboren und zeigte schon als Knabe eine große malerische Begabung.[2] Er studierte die Vorbilder der Kanō-Meister und arbeitete vorher vermutlich in einer Färberei, wo er Stoffmuster abmalte.[4] 1780 ging er nach Kyōto, wo er im Stile von Shen Nanpins malte und sich bald einen Namen machte.[2] Er besuchte die Nagasaki-Schule und nahm, um seine Hinwendung zu dieser Schule auszudrücken, den Namen ihres wichtigsten Vertreters Ransai an. Weiterhin studierte er die Techniken von Ōkyo (1733–1795) und dessen Schüler Goshun (1752–1811), von denen er den dekorativ-naturalistischen Malstil übernahm.[4]

1784 wurde der Priesterprinz Arisugawa im Tempel Bukko-ji auf seine Malereien aufmerksam und nahm ihn unter seinen besonderen Schutz. Er verlieh ihm verschiedene Titel und Namen und verschaffte ihm eine angesehene Stellung am kaiserlichen Hof.[2] 1789 erhielt Ganku den Auftrag, den Neubau des abgebrannten Kaiserpalastes auszuschmücken. 1808 erhielt er den Ehrentitel eines Vizegouverneurs (suke) der Provinz Echizen. Ein Jahr später lud ihn der Daimyō Maeda nach Kanazawa ein, um die neu renovierte, ebenfalls abgebrannte Fürstenburg zu dekorieren. Ganku erreichte den Höhepunkt seiner Karriere, viele seiner heute noch erhaltenen Werke stammen aus dieser Zeit.[4]

1824 ging er nach Iwakura nördlich von Kyōto und zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Kurz vor seinem Tod erhielt er als Auszeichnung den Titel des Gouverneurs (kami) der Provinz Echizen.[4]

Werk

Fusuma: Drache und Tiger (Walters Art Museum)

Ganku eignete sich die Techniken verschiedener japanischer und neuchinesischer Meister an und entwickelte daraus einen eigenen kraftvollen, sehr realistischen und grafisch betonten Stil.[5] Er besaß ein breites Themenprogramm, das Landschaften, Porträts sowie Darstellungen von Blumen, Vögeln (kachōga) und verschiedenen Tieren umfasste. Die von ihm begründete Kishi-Schule war vor allem für ihre Tiger-Darstellungen berühmt. Er hatte allerdings nie einen lebendigen Tiger gesehen – so wie fast alle japanischen Maler dieser Zeit. Stattdessen benutzte er als Modell Hauskatzen, aus China importierte Tigerfelle und einen echten Tigerkopf, der ihm 1798 geschenkt worden war. Zu seinen charakteristischsten Tigerbildern gehören die Hängerolle Mōkozu im Besitz der Familie Maeda, sowie die aus sechs Teilen bestehenden Stellschirmpaare Tora ni nami zu (1823, Nationalmuseum Tokio) und Tigerfamilie (Cleveland Museum of Art).[4]

Der Malstil der Kishi-Schule kam nach der Edo-Zeit langsam aus der Mode und verlor an Einfluss und Popularität. Wichtigste Schüler waren sein Sohn Gantai (1785–1865), sein Neffe Ganryō (1791–1852), sein Schwiegersohn Renzan (1805–59) und Yokoyama Kazan (1784–1837). Am berühmtesten war Renzans Sohn Chikudo (1826–97), der die Tradition der Kishi-Schule mit Erfolg bis in die Vormoderne weiterführte.[4]

Gankus Werke finden sich rund um den Globus verteilt in vielen wichtigen Kunstmuseen, so u. a. im Museum of Fine Arts in Boston, im Museum of Modern Art in New York City, im Ashmolean Museum in Oxford oder im Nationalmuseum Kyōto. In Deutschland ist er vor allem im Museum für Asiatische Kunst in Berlin zu sehen.[4]

Ausstellungen

Literatur

Weblinks

Commons: Kishi Ganku – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c 岸駒. In: デジタル版 日本人名大辞典+Plus bei kotobank.jp. Abgerufen am 4. September 2012 (japanisch).
  2. a b c d Otto Kümmel: Ganku 岸駒. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 13: Gaab–Gibus. E. A. Seemann, Leipzig 1920, S. 160–161 (Textarchiv – Internet Archive).
  3. Louis Frédéric: Japan Encyclopedia. Harvard University Press, 2002, ISBN 0-674-00770-0, S. 231 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – französisch: Japon, dictionnaire et civilisation. Übersetzt von Käthe Roth).
  4. a b c d e f g Khanh Trinh: Ganku. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 48, Saur, München u. a. 2006, ISBN 3-598-22788-4, S. 391.
  5. Wolf Stadler: Lexikon der Kunst 5. 1994, S. 11.

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岸駒 近世名家肖像.jpg
portrait of Kishi Ganku
Kishi Ganku - Fusuma - Tigers and Dragon - Walters 35301.jpg
These "fusuma," Japanese sliding door panels, were designed to cover two walls of a room forming an "L" shape. They would have surrounded three "tatami" mats on two sides. Each set of four panels forms an open-ended, but stable composition with a tiger and birds on the left and a tiger and dragon on the right. The left set of four is signed and sealed in the left-most panel.

These works are by Kishi Ganku, the founder of the Kishi school of late Edo period (18th-century) Japanese painting. Originally named Saeki Masaaki, the artists was born in the city of Kanazawa on Japan's north coast in either 1749 or 1756, (records of his birth are in conflict). He moved to Kyoto in 1773 and became a retainer to Prince Arisugawa. In 1804 he entered the imperial court as an official and was appointed Echizen-no-Suke, honorary governor of Echizen Province. He again lived in Kanazawa from 1809 and finally settled in Iwakura outside Kyoto in 1813. In the same year he officially adopted the artist's name Kishi Ganku.

Initially, Ganku studied Kano-style painting, but early in his studies he shifted to explore the Nanpin style named for the Chinese painter Shen Nanpin (active early 18th century). Following his study of Nanpin, he explored Japanese "naturalism" under Maruyama Okyo and nanga-inspired "naturalism" under Matsumura Goshun of the Shijo school in Kyoto. Perhaps unsatisfied with any of these popular styles, he founded his own school, the Kishi school, characterized by a rough and vigorous brush style but still reflective of the many influences his training had provided.

He is most well known as a painter of animals, in particular tigers. His works exhibit an almost Western-seeming solidity and are often filled with a sense of drama conveyed both by the subject matter and his muscular brushwork. Even in his most individualized works, visual links back to his training in the great painting traditions of the Edo period remain visible.

The Tigers and Dragon "fusuma" are representative of Ganku's mature style. They were painted sometime after 1813. He uses the title of Echizen-no-suke in signing the left most panel and the seals below the name read Ganku and Funzen, an alternate, "azana," name he used as a painter. The tigers are readily identifiable as Ganku's, while the birds on branches reveal his Kano training. The pair of birds in the left set of panels are nearly direct imitations of Kano Eitoku's birds in the Daisen-in "fusuma" in Kyoto. The trees in Ganku's panels owe their form to his Shijo school training as they imitate the early 18th-century nanga style of Matsumura Goshun.

These "fusuma" serve as prime examples of the Kishi school style, and owing to their near pristine condition, they reveal the kind of commission that kept artists like Ganku active through the final years of the Edo period. Works like this would serve as models for the following generations of Kishi painters including Gantai (1782-1865), Ganryo (1798-1852), Gankei (1811-1848), Ganrei (1816-1883) and Gansei (1827-1867).