Galenus-von-Pergamon-Preis

Der Galenus-von-Pergamon-Preis (kurz Galenus-Preis) ist ein zweigliedriger Wissenschaftspreis, der seit 1985 die pharmakologische Forschung in Deutschland fördert. Seinen Namen verdankt die Auszeichnung dem einflussreichen Arzt Galenos von Pergamon, der im 2. Jahrhundert n. Chr. lebte.

Strukturen, internationaler Hintergrund

Zunächst jährlich verliehen, änderte sich 1992 der Vergaberhythmus auf zweijährlich. Der ursprüngliche Name Claudius-Galenus-Preis wurde zugleich in den heute gültigen geändert. Seit 2009 wird der Preis wieder jährlich verliehen.

Getragen wird der Preis von einer internationalen Stiftergemeinschaft. Stiftungsmitglieder sind die jeweils führenden Medizinverlage der teilnehmenden 15 Länder. Erstmals wurde er 1970 in Frankreich vergeben.

In Deutschland vertritt der Springer Medizin Verlag die internationale Stiftergemeinschaft und stiftet den nationalen Preis. Die Preisträger werden von einem 12 bis 16-köpfigen Gremium aus renommierten Fach-Wissenschaftlern (darunter Marylyn Addo, Erland Erdmann, Tanja Fehm, Michael Hallek, Joachim Klosterkötter, Heyo Kroemer und Andreas M. Zeiher) ausgewählt.

Zweigliedrigkeit der deutschen Auszeichnung

  • Arzneimittelinnovationen: In Gestalt einer Medaille wird ein zum Zeitpunkt der Einreichung in Deutschland zugelassenes, besonders innovatives Arzneimittel gewürdigt. Seit 2009 ist dieser Preis zusätzlich unterteilt in die Kategorien Primary Care, Specialist Care und ab 2014 auch in Orphan Drugs.
  • Grundlagenforschung: Mit einer Medaille und 10.000 Euro wird eine Forschungsleistung in der klinischen und/oder experimentellen Pharmakologie gewürdigt, die außerhalb der pharmazeutischen Industrie erbracht wurde.

Preisträger

Arzneimittelinnovationen

Mit den Preisen für innovative Arzneimittel wurden ausgezeichnet: [1]

Primary Care

Specialist Care

Orphan Drugs

  • 2014: Sirturo (Wirkstoff: Bedaquilin), ein für die Kombitherapie zugelassenes orales Antibiotikum gegen MDR-TB (multiresistente TB-Stämme)
  • 2015: Translarna (Wirkstoff: Ataluren), bei Duchenne-Muskeldystrophie[2]
  • 2016: Kanuma (Wirkstoff: Sebelipase alfa) bei LAL-Mangel (Cholesterinester-Speicherkrankheit)[3]
  • 2017: Venclyxto (Wirkstoff: Venetoclax) zur Behandlung von Hochrisikopatienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL)[4]
  • 2018: Holoclar, ein Stammzelltransplantat für die Augen bei Limbusstammzellen-Insuffizienz, und Spinraza (Wirkstoff: Nusinersen) bei spinaler Muskelatrophie[5]
  • 2019: Kymriah (Wirkstoff: Tisagenlecleucel) und Yescarta (Wirkstoff: Axicabtagen-Ciloleucel), CAR-T-Zell-Therapie bei Leukämien und Lymphomen[6]
  • 2020: Cablivi (Wirkstoff: Caplacizumab) bei erworbener thrombotisch-thrombozytopenischer Purpura
  • 2021: Givlaari (Wirkstoff: Givosiran) von Alnylam zur Behandlung einer akuten hepatischen Porphyrie bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren[8]
  • 2021: Zolgensma (Onasemnogen-Abeparvovec) von Novartis Gene Therapies zur Behandlung von Patienten mit 5q-assoziierter spinaler Muskelatrophie (SMA)[9]
  • 2022: Oxbryta (Wirkstoff: Voxelotor) bei Sichelzellkrankheit
  • 2023: Kimmtrak®, ein bispezifisches Fusionsprotein zur Behandlung von Erwachsenen mit einer Art von Augenkrebs, einem uvealen Melanom.

Grundlagenforschung

Mit dem mit 10.000 € dotierten Forscher-Preis wurden folgende Personen ausgezeichnet:

  • 1985 Wolfgang A. Günzler (Labor- und Abteilungsleiter bei Grünenthal, Leiter des Projektes „Saruplase“)[10] und seine Arbeitsgruppe (Kategorie B) für „Chemische, enzymologische und pharmakologische Äquivalenz von aus genetisch transformierten Bakterien und menschlichem Harn isolierten Urokinasen“[11]
  • 1987: Martin Lohse und Karl-Norbert Klotz aus Heidelberg für die Aufklärung der Wirkung von Agonisten auf Rezeptoren
  • 1995: Edgar Schömig und Hermann Russ aus Heidelberg/Würzburg für ihre Arbeiten zur Inhibition des Noradrenalintransportes sowie an Norbert Pfeiffer für seine Arbeiten zur Behandlung des Glaukoms[12]
  • 2007: Alexander Dietrich aus Marburg und Norbert Weißmann aus Gießen. Die beiden Arbeitsgruppen des Universitätsklinikums Gießen und Marburg haben eine Schaltstelle der hypoxischen pulmonalen Vasokonstriktion identifiziert: die Funktion des Kationenkanals TRPC6.
  • 2010: Kristina Lorenz aus Würzburg für ihre Beiträge zur Erforschung der Herzinsuffizienz
  • 2011: Wolfgang Kühn aus Freiburg für seine Forschung um die Entschlüsselung molekularer Mechanismen der autosomal dominanten polyzystischen Nierenerkrankung (ADPKD)
  • 2012: Thomas Worzfeld vom Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim für Arbeiten zum Plexin-Rezeptor
  • 2013: Oliver Groß (Göttingen) für Arbeiten zu ACE-Hemmern beim Alport-Syndrom
  • 2014: Christine Skerka und Peter F. Zipfel (Universitätsklinikum Jena und Hans-Knöll-Institut) für Arbeiten zur membranösen proliferativen Glomerulonephritis (MPGN)
  • 2015: Jan Eric Siemens (Pharmakologisches Institut der Universität Heidelberg) für Arbeiten zur Schmerzmodulation durch Botenstoffe[2]
  • 2016: Michael Potente (Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung, Bad Nauheim) für Arbeiten zur Regulation des Blutgefäßwachstums[3]
  • 2017: Florian Bassermann (TU München) für Arbeiten zum molekularen Mechanismus, der für die Antitumorwirkung immunmodulierender Substanzen (IMiDs) verantwortlich ist[4]
  • 2018: Peter Kühnen und Heike Biebermann (Charité Berlin) für Arbeiten zur Behandlung des Leptin-Rezeptormangels mit Setmelanotid[5]
  • 2019: Sonja Schrepfer (Universitäres Herz- und Gefäßzentrum Hamburg) für Arbeiten zur Transplantationsmedizin mit Stammzellen[6]
  • 2020: Michael Strupp (Neurologische Klinik der LMU München) für Arbeiten zu einem neuen Therapieprinzip bei lysosomalen Speicherkrankheiten
  • 2021: Florian Weinberger (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) für Arbeiten zu einem neuartigen regenerativen Therapieansatz bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz[13]
  • 2022: Timo D. Müller (Helmholtz Zentrum München) für Arbeiten zur Regulation von Gewicht und Nahrungsaufnahme
  • 2023: Tobias Petzold (Klinikum der Universität München) für Arbeiten über einen wichtigen Regulator der Thromboseentstehung.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eine Chronik des Fortschritts. Abgerufen am 6. September 2010
  2. a b c d Galenus-Preis/CharityAward: Das sind die Preisträger. In: aerztezeitung.de. Ärzte Zeitung, 15. Oktober 2015, abgerufen am 16. Oktober 2015.
  3. a b c d Galenus-Preis/CharityAward: Das sind die 8 Preisträger. In: aerztezeitung.de. Ärzte Zeitung, 21. Oktober 2016, abgerufen am 21. Oktober 2016.
  4. a b c d Auszeichnung durch Springer Medizin: Das sind die Gewinner des Galenus-von Pergamon-Preises 2017. In: aerztezeitung.de. Ärzte Zeitung, 19. Oktober 2017, abgerufen am 20. Oktober 2017.
  5. a b c d Innovationen und Engagement ausgezeichnet: Galenus-Gala 2018 – Das sind die Gewinner. In: aerztezeitung.de. Ärzte Zeitung, 18. Oktober 2018, abgerufen am 22. Oktober 2018.
  6. a b c d Ärzte Zeitung: Ausgezeichnet!: Galenus-Preis 2019 – Das sind die Gewinner. In: aerztezeitung.de. 17. Oktober 2019, abgerufen am 18. Oktober 2019.
  7. Galenus-Gewinner – Primary Care, Ärztezeitung vom 21. Oktober 2021, abgerufen am 22. Oktober 2021
  8. Galenus-Gewinner – Orphan Drugs, Ärztezeitung vom 21. Oktober 2021, abgerufen am 22. Oktober 2021
  9. Zolgensma: Gentherapie bei Muskelatrophie. In: Ärztezeitung. 21. Oktober 2021, abgerufen am 22. Oktober 2021.
  10. Vgl. Wolfgang A. Günzler: Ein rekombinanter thrombolytischer Wirkstoff aus der Grünenthal Forschung SARUPLASE. In: die waage. Zeitschrift der Grünenthal GmbH, Aachen. Band 35, 1996, Nr. 2, S. 75–79.
  11. Ärztezeitung vom 7. März 2005
  12. Ärzte Zeitung: 1995: Gewinner war erstmals ein Diagnostikum. In: aerztezeitung.de. 1. April 2005, abgerufen am 13. September 2017.
  13. Erfolg mit dem „Pflaster“ fürs verletzte Myokard. In: Ärztezeitung. 21. Oktober 2021, abgerufen am 22. Oktober 2021.