Gainfarn
Gainfarn (Stadtteil) Ortschaft Katastralgemeinde Gainfarn | ||
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Basisdaten | ||
Pol. Bezirk, Bundesland | Baden (BN), Niederösterreich | |
Gerichtsbezirk | Baden | |
Pol. Gemeinde | Bad Vöslau | |
Koordinaten | 47° 57′ 48″ N, 16° 12′ 1″ O | |
Einwohner der Ortschaft | 3804 (1. Jän. 2024) | |
Fläche d. KG | 23,43 km² (31. Dez. 2023) | |
Statistische Kennzeichnung | ||
Ortschaftskennziffer | 03377 | |
Katastralgemeinde-Nummer | 04005 | |
Zählsprengel/ -bezirk | Gainfarn (30603 01) | |
![]() Gainfarn vom Harzberg aus gesehen | ||
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS |
Gainfarn (niederöst. Goafoan) ist ein Stadtteil und eine Katastralgemeinde in der Stadtgemeinde Bad Vöslau, Niederösterreich.
Geografie
Gainfarn schließt südwestlich von Bad Vöslau direkt an und wird von der Bad Vöslauer Straße (B 212) bedient. Neben Gainfarn besteht die Katastralgemeinde aus dem Weiler Haidlhof und einigen Einzellagen, darunter dem Schloss Merkenstein.
Geschichte
Gainfarn entstand vermutlich im 11. Jahrhundert; zu Anfang des 12. Jahrhunderts ist in der Ortschaft ein Weingarten genannt und um 1136 ist dokumentiert, dass ein Reginbert dem Stift Klosterneuburg einen Wirtschaftshof in Goinurin vermacht. Von 1206 bis etwa 1430 ist eine nach dem Ort benannte Familie urkundlich belegt.
Die Kirche von Gainfarn bestand schon vor dem 14. Jahrhundert, ist aber erst 1312 urkundlich genannt, als die bisherige Filiale von der Pfarre Traiskirchen gelöst und zur Eigenpfarre wurde.
1448 wurden Gut und Dorf mit der Herrschaft Merkenstein zusammengelegt und standen im Besitz der Familie von Hohenberg. Nachdem Gainfarn von den ungarischen Truppen Matthias Corvinus’ verwüstet worden war, verkaufte Johann von Hohenberg die Herrschaft 1484 an Kaiser Friedrich III. Dieser ließ sie durch Pfleger – die Herren von Haid – verwalten; von 1542 bis 1585 war der Protestant Franz von Ficin Pfleger.
1529 und erneut 1683 wurde Gainfarn im Zuge der Türkenkriege zerstört, ebenso Burg Merkenstein. Die Verwaltung der Herrschaft Merkenstein, die seit 1675 im Besitz von Gundakar von Dietrichstein stand, wurde nach Gainfarn verlegt.
1713/14 forderte die Pest 63 Opfer.
Im Franziszeischen Kataster von 1819 ist das in Form eines Dreiecks angelegte Straßendorf bereits mit zahlreichen kleineren und größeren Gehöften verzeichnet.[1]
Nach Abschaffung des Feudalsystems als Folge der Revolution von 1848/1849 wurde Gainfarn 1849 selbständige Gemeinde.
1864 wurde an einer zuvor entdeckten Quelle eine Kaltwasserheilanstalt errichtet; 1879 wurde diese ausgebaut und um ein Sanatorium erweitert. Im Jahr 1932 musste sie wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten geschlossen werden; das Gebäude wurde 1953/54 zu einer Werkswohnungsanlage der Vöslauer Kammgarnfabrik umgestaltet.[2]
Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in der Ortsgemeinde Gainfarn zahlreiche Gewerbetreibende ansässig.[3]
Mit 1. Jänner 1972 wurde die Gemeinde Gainfarn mit der Gemeinde Bad Vöslau zusammengelegt, nachdem sie schon in der NS-Zeit Teil von Bad Vöslau gewesen war.
Öffentliche Einrichtungen
In Gainfarn befinden sich zwei Kindergärten[4], eine Volksschule und das Bundesrealgymnasium Bad Vöslau – Gainfarn.[5]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Schloss Gainfarn
- Katholische Pfarrkirche Gainfarn hl. Johannes der Täufer
Persönlichkeiten
- Adolph von Brenner-Felsach (1814–1883), Diplomat und Gutsbesitzer, wirkte im Ort
- Franz Prendinger (1893–1963), Weinhauer, Politiker und Abgeordneter zum Landtag von Niederösterreich
- Michael Scherz (1895–1982), Weinhauer, Politiker und Abgeordneter zum Landtag von Niederösterreich
Literatur
- Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Wienerwald. 7 von 34 Bänden. 2. Band: Gaaden bis Klosterneuburg. Schmidl, Wien 1831, S. 11 (Gainfahrn in der Google-Buchsuche).
- Ortsverzeichnis 2001 Niederösterreich (PDF; 4,8 MB), Statistik Austria, Wien 2005, ISBN 3-902452-42-0, S. 65.
Weblinks
- Gainfarn in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
Einzelnachweise
- ↑ Franziszeischer Kataster (um 1820): Gainfahrn (online auf mapire.eu).
- ↑ Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich südlich der Donau. Teil 1 A bis L. Berger, Horn/Wien 2003, ISBN 3-85028-364-X, S. 477.
- ↑ Adressbuch von Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, Herold Vereinigte Anzeigen-Gesellschaft, 12. Ausgabe, Wien 1938 PDF, Seite 247
- ↑ Kindergärten in NÖ. NÖ Landesregierung, abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ Schulensuche. In: Schulen online. Abgerufen am 20. Februar 2023.
Auf dieser Seite verwendete Medien
(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte von Österreich
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Gainfarn (Ortsteil von Bad Vöslau) vom Harzberg aus gesehen
Autor/Urheber: C.Stadler/Bwag, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Südostansicht des Schlosses Merkenstein, auch als Villa Graf Münch-Bellinghausen bezeichnet, in Gainfarn, ein Ortsteil der niederösterreichischen Stadtgemeinde Bad Vöslau.
Ursprünglich ließ Josef Carl Graf Dietrichstein rd. 150 m nördlich der Burgruine Merkenstein von 1801 bis 1803 ein Landhaus im „schweizerischen Stil“ erbauen. Nachdem 1829 Joachim Eduard Graf Münch-Bellinghausen die Herrschaft kaufte, ließ dieser 1843 das Gebäude abtragen und anschließend ein Schloss im Tudorstil (Englische Gotik) nach den Plänen der Architekten Johann Romano von Ringe und August Schwendenwein von Lanauberg errichten. Der asymmetrischer zweigeschossiger Bau mit dreigeschossigem Eckturm ist seit 1978 im Privatbesitz und nicht zugänglichː [1].
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Südansicht des Schlosses in Gainfarn, ein Ortsteil der niederösterreichischen Stadtgemeinde Bad Vöslau.
Die Ursprünge von Schloss Gainfarn lassen sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen, zuerst dürfte es sich um einen Wirtschaftshof der nahen Burg Merkenstein gehandelt haben. Nach der Zerstörung der Burg Merkensteins im Zuge der Türkenkriege 1683 wurde die Verwaltung der Herrschaft ins jetzige Schloss Gainfarn verlegt. 1777 wurde es erneuert und 1816 erweitertː [1]. Die segmentbogigen vorschwingenden, seitenrisalitartige Bodenerker errichtete 1929 Alois Bohn (lt. Dehio). Das Schloss befindet sich im Besitz der Gemeinde und beherbergt die Musikschule. Ab 2022 erfolgte eine Generalsanierung mit Umbau und Erweiterung (Konzertsaal) durch die ARGE archipel in Kooperation mit SWAP Architekten ([2]), die mit der feierlichen Eröffnung am 24. November 2023 abgeschlossen wurdeː [3].
Autor/Urheber: C.Stadler/Bwag, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Südansicht der Pfarrkirche hl. Johannes der Täufer in Gainfarn, ein Ortsteil der niederösterreichischen Stadtgemeinde Bad Vöslau.
Die Vorgängerkirche wurde im Zuge der Türkenbelagerung 1683 zerstört. Ab 1740, nach anderen Quelle ab 1721 ([1]), erfolgte ein Neubau einer barocken dreischiffigen Hallenkirche mit einem zweijochigen Chor und einem mächtigen, vorgestellten Westturm, der 1744 vollendet wurde. Nach einem Blitzschlag am 4. Mai 1893 brannte der Turm ab und wurde anschließend im ursprünglichen Stil wieder hergestelltː [2].
Wappen der Stadt Bad Vöslau, Niederösterreich.