General Electric GE90

Panorama-Aufnahme des G90-115B
Basisdaten (GE90-115B)
Länge7289,8 mm
Durchmesser3429 mm
Fandurchmesser3256 mm 
Masse8283 kg (18.260 lb)
Länge474 cm
Technische Daten
Bypass-Verhältnis9:1 
Gesamtdruckverhältnis42:1
Luftdurchsatz 
Leistungsgewicht 
Max. erreichte Schubkraft569 kN (127.900 lbf)
Zugelassene Schubkraft513 kN (115.300 lbf)
TriebwerkssektionStufen
Fan1
Niederdruckverdichter4
Hochdruckverdichter9
Hochdruckturbine2
Niederdruckturbine6

GE90 ist die Bezeichnung für eine Reihe von Turbofan-Triebwerken des US-amerikanischen Herstellers GE Aviation, einem Tochterunternehmen von General Electric. Sie verfügen über eine Schubkraft von 329 bis 512 kN (74.000 bis 115.000 lbf) und werden ausschließlich an der Boeing 777 eingesetzt.

Die Variante GE90-115B war bis 2017 mit einem Fandurchmesser von 3251,2 mm (128") und einer während eines Belastungstests erzielten Schubkraft von 569 kN (127.900 lbf) das größte und leistungsfähigste Strahltriebwerk der Luftfahrtgeschichte.

Allgemeines

NASA-Simulation des Luftflusses

Als Weiterentwicklung der Energy Efficient Engine der NASA aus den 1970er-Jahren erreichen die zehn Stufen des Hochdruckverdichters des GE90 ein Druckverhältnis von 23:1, was einen Branchenrekord darstellt. Die neuartigen Fanschaufeln des GE90 bestehen aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff, die Vorderkanten sind zum Schutz vor Erosion mit Titan verkleidet. Die geschwungene Form der Schaufeln verbessert die Luftströmung und damit die Wirtschaftlichkeit des Triebwerks.

Um die Torsionsbeanspruchung aufnehmen zu können, wurde eine neue Stahllegierung (GE1014[1]) eingesetzt, die mit extrem geringen Toleranzen bearbeitet wurde.

Ein Triebwerksausfall mit einer dadurch bedingten Zwischenlandung mitten auf einer Langstreckenroute ist für Fluggesellschaften mit einem hohen Aufwand verbunden, falls ein Triebwerkswechsel nötig ist: Die Triebwerke der GE90-Serie haben in der neuesten Variante GE90-115B einen Fandurchmesser von 3,25 m (128"), in der ursprünglichen Version waren es 3,12 m (123"). Der Durchmesser des gesamten Triebwerks (3,43 m) mit seiner Verkleidung ist fast so groß wie der Rumpf der Boeing 737 (3,76 m). Dieses Triebwerk kann in zusammengebautem Zustand nur mit übergroßen Frachtflugzeugen wie beispielsweise der Antonow An-124 oder der Boeing 747LCF transportiert werden, was mit hohen Kosten verbunden ist. Mit vom Hochdrucksystem demontierten Fankranz ist immerhin ein Transport mit einer Serien-Frachtversion der Boeing 747 möglich. Am 17. Dezember 2005 schaltete sich ein GE90-94B auf einem Air-France-Flug von Seoul-Incheon nach Paris ab (Inflight Shutdown), worauf die Maschine in Irkutsk landete.[2] Im Februar 2017 landete eine Maschine der Swiss unter ähnlichen Umständen in Iqaluit im Nordpolargebiet.[3] In beiden Fällen brachte eine Antonov An-124 ein Austauschtriebwerk zum gestrandeten Flugzeug; im Falle der Swiss dauerte der Ausfall von der Landung in der Arktis am 1. Februar bis zum 9. Februar.[4]

Anstelle einer möglichen weiteren Vergrößerung der Schubkraft startete GE Aviation mit der Entwicklung des Nachfolgers General Electric GE9X. Als dessen maximale Schubkraft gibt der Hersteller 99.500 lbf an.[5] Zum Vergleich: Das größte Triebwerk der Boeing 747-400 erzeugt eine Schubkraft von ungefähr 289 kN (65.000 lbf).

Varianten

Zwei GE90 an einer Boeing 777-300ER der Air Canada
Ein GE90 an einer Boeing 777-300ER im Größenvergleich zu einem Menschen

Das GE90 wurde in mehreren Varianten mit unterschiedlichen Leistungsdaten entwickelt[6][7]:

ModellSchubkraft
(Max. Continuous)
ZulassungFlugzeugtypAnmerkungen
GE90-75B2. Februar 1995Zulassung erloschen am 24. Juli 1995
GE90-76B335 kN2. Februar 1995Boeing 777-200
GE90-77B335 kN2. Juli 1996
GE90-85B361 kN2. Februar 1995Boeing 777-200
GE90-90B403 kN2. Juli 1996Boeing 777-200
GE90-92B409 kN2. Juli 1996Zulassung erloschen am 26. Juni 2000
GE90-94B403 kN9. Juni 2000Boeing 777-200
GE90-110B1489 kN30. Juli 2003Boeing 777-200LR, 777FDer Startschub beträgt 492 kN
GE90-113B489 kN30. Juli 2003Der Startschub beträgt 505 kN
GE90-115B489 kN30. Juli 2003Boeing 777-200LR, 777-300ER, 777FDer Startschub beträgt 514 kN

Derivate

Trivia

  • Eine Fanschaufel des GE90-115B wird im Museum of Modern Art in New York City ausgestellt.
  • Im Jahr 2020 wurde ein Meilenstein gefeiert, zusammengerechnet haben alle GE90 Triebwerke eine Laufzeit von 100 Millionen Flugstunden. Insgesamt wurden in dieser Zeit 90 Milliarden Kilometer zurückgelegt, das sind 300 Reisen zur Sonne und zurück.[8]

Einzelnachweise

  1. Meltless preparation of martensitic steel articles having thermophysically melt incompatible alloying elements. Abgerufen am 29. Oktober 2020.
  2. GE strives to identify Air France engine fault. Flight International, 3. Januar 2006, abgerufen am 28. Dezember 2015 (englisch).
  3. So teuer wird die Swiss-Notlandung in der Arktis, Tages-Anzeiger, 7. Februar 2017
  4. Rückkehr aus der Arktis, SRF, 9. Februar 2017
  5. GE plans 10% fuel burn improvement for GE9X engine. Flight Global, 7. März 2012, abgerufen am 20. April 2016 (englisch).
  6. EASA TCDS - Daten und Zulassungsbescheinigung des GE90 (englisch) (Memento vom 28. Dezember 2015 im Internet Archive) (PDF; 190 kB)
  7. FAA Datenblatt und Zulassungsreport für die GE90-Modelle (englisch) (PDF; 51 kB)
  8. Das GE90 läuft und läuft und läuft und… aerotelegraph.com, 17. August 2020, abgerufen am 17. August 2020.
Commons: GE90 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Engine of Jet Airways Boeing 777-300ER.jpg
Autor/Urheber: Cory Barnes from Vancouver, WA, United States, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Engine of a Jet Airways Boeing 777-300ER.
Boeing 777-300 (Air Canada) C-FITW.jpg
Air Canada Boeing 777-300ER (C-FITW) lands at London Heathrow Airport, England.
GE90-Airflow.jpg
Simulation of air flow through the GE90 turbofan engine (with a simplified combustion process model), carried out by NASA and General Electric. The simulation resulted in improved compressor stage design.
GE90-115B.jpg
Autor/Urheber: Steff in der Wikipedia auf Französisch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Photo panoramique du réacteur GE90-115B prise au Salon du Bourget 2005.