GAZ-13 Tschaika

GAZ
GAZ-13 Tschaika in Polen (2015)
GAZ-13 Tschaika in Polen (2015)
GAZ-13 Tschaika in Polen (2015)
GAZ-13 Tschaika
Verkaufsbezeichnung:ГАЗ-13 «Чайка»
Produktionszeitraum:1959–1981
Klasse:Oberklasse
Karosserieversionen:Limousine, Cabriolet, Kombi (Einzelstücke)
Motoren:V8-Ottomotor:
5,53 Liter 
(143 kW)
Länge:5600 mm
Breite:2000 mm
Höhe:1620 mm
Radstand:3250 mm
Leergewicht:2100 kg
VorgängermodellGAZ-12 ZIM
NachfolgemodellGAZ-14 Tschaika

Der GAZ-13 „Tschaika“ (russisch ГАЗ-13 «Чайка») ist ein Personenkraftwagen der Oberklasse des sowjetischen Herstellers Gorkowski Awtomobilny Sawod (GAZ), der von 1959[1] bis 1981 in verschiedenen Varianten gebaut wurde. Vorgänger war der GAZ-12 ZIM, Nachfolger wurde ab 1977 der GAZ-14 „Tschaika“. Tschaika ist das russische Wort für Möwe.

Fahrzeuggeschichte

GAZ-13 Tschaika
GAZ-13B „Tschaika“ als seltenes Cabriolet auf den Retro Classics in Stuttgart (2018)
GAZ-13 „Tschaika“ als Gleisuntersuchungswagen in Budapest (2008)
Krankenwagen GAZ-13S Tschaika aus der Fertigung der Rigaer Autobusfabrik (2014)

Der GAZ-13 „Tschaika“ wurde auf der Weltausstellung Expo 58 in Brüssel erstmals der Öffentlichkeit präsentiert,[2] ab 1959 setzte die Serienproduktion ein. Während der ZIL-111 als Staatskarosse für die höchsten Regierungsvertreter diente, war der Tschaika als repräsentativer Dienstwagen des Staatsapparats vorgesehen und fand in diesem Umfeld eine gewisse Verbreitung. Unterhalb des Tschaika war der GAZ M-21 „Wolga“ angesiedelt.

Bei der Formgestaltung des Tschaika, insbesondere der markanten Scheinwerferpartie, wurden, wenn auch nicht so ausgeprägt wie beim ZIL-111, offensichtlich Elemente des Packard Patrician bzw. Executive des Jahrgangs 1956 aufgegriffen, die in das Konzept einer repräsentativen Staatslimousine integriert wurden.

  • Gesamtproduktion: 3179 Stück, davon 20 Stück als Kombi (GAZ-13S) und einige Cabrios (GAZ-13B)
  • Karosserien: viertürige Limousine mit sieben Sitzplätzen, zwei- oder viertüriges Cabrio, fünftürige Kombiversion

Im Bahnhistorischen Park Budapest ist ein Gleisuntersuchungswagen auf Tschaika-Basis erhalten.[3] In Vietnam wurde ab 1959 ein Pkw „Triumph“ hergestellt, der auf dem Wolga basierte und dessen Frontgestaltung an den GAZ-13 „Tschaika“ angelehnt war.[4]

Der Tschaika war ein Funktionärswagen, der in der Regel an die Nomenklatura der Sowjetunion sowie die Staaten des Ostblocks geliefert wurde. In der Sowjetunion gab es für den Tschaika jedoch auch einen offiziellen Neupreis. Ab 1977 wurde der Nachfolger GAZ-14 „Tschaika“ gebaut.

Technik

Der GAZ-13 „Tschaika“ besitzt einen versteiften Kastenprofilrahmen. Vorn sind die Räder an Querlenkern mit Schraubenfedern einzeln aufgehängt, die Hinterräder werden an einer Starrachse über Längsblattfedern geführt. Der Achtzylinder-V-Motor mit OHV-Ventilsteuerung besaß zunächst 4,9 Liter Hubraum und leistete 180 PS (SAE) bei 4600 min−1. Wenig später wurde ein abgewandelter Motor des ZIL-111 (OHV-V8 mit fünffach gelagerter Kurbelwelle) verwendet, mit 5,5 l Hubraum und einer Leistung von 195 PS (SAE) bei 4400 min−1. Im Unterschied zu ZIL wurde der Motorblock in Gorki aus Leichtmetall gegossen, sodass der Tschaika trotz etwas geringeren Hubraums das gleiche Leistungsgewicht wie der ZIL-111 erreicht und mit einem Doppelvergaser (ZIL-111: Vierfachvergaser) auskam. Meistens wurde der GAZ-13 mit einem dreistufigen Automatikgetriebe ausgeliefert, zeitweise wurde er jedoch auch mit einem handgeschalteten Dreigang-Vorgelegegetriebe produziert. Die Ausstattung umfasste neben Servolenkung, elektrischen Fensterhebern und elektrisch ausfahrender Antenne auf Wunsch auch Autotelefon und Raumluftkühlung. Das Kabriolett verfügte über eine automatische Dachbetätigung.[2]

GAZ-13 „Tschaika“ in der DDR

Die Deutsche Demokratische Republik war ein größerer Exportkunde der Limousinen, auch hier wurden sie in höheren politischen Kreisen eingesetzt. Von den 3197 gebauten Fahrzeugen kamen einige hundert Exemplare nach Ostdeutschland. Sie dienten als repräsentative Staatslimousinen und waren neu nicht für Privatleute zu erwerben, lediglich ausrangierte Gebrauchtwagen wurden offen verkauft.[5] Dem Vernehmen nach sollen ausgemusterte Tschaikas besonders kinderreichen Familien zugeteilt worden sein.[6] Nicht zuletzt wegen des unwirtschaftlichen Kraftstoffverbrauchs der V8-Motoren wurden die Tschaikas im Dienstwagengebrauch ab den 1970er Jahren durch Volvos und im Fuhrpark Honecker durch speziell ausgestattete Citroën CX ersetzt.

Tschaikas im Film

Im aus dem Jahre 1979 stammenden DEFA-Film Einfach Blumen aufs Dach wurde dem GAZ-13 „Tschaika“ ein filmisches Andenken gesetzt. In der unter dem Regisseur Roland Oehme entstandenen Komödie mit Barbara Dittus und Martin Trettau in den Hauptrollen wird der damalige DDR-Alltag mit seinen Allüren auf die Schippe genommen.[7]

Eine Limousine des Typs wurde 2012 im Musikvideo zum Song Augenbling der Berliner Gruppe Seeed verwendet.[8]

Marktsituation in Deutschland

Ein gut erhaltener Tschaika aus den 1980er-Jahren wurde im Jahre 2005 noch zu Preisen um 17.000 Euro gehandelt. Zur Wendezeit standen GAZ-13 „Tschaika“ in Berlin Unter den Linden für 5.000 DM zum Verkauf. In den letzten zehn Jahren zogen die Preise rasant an. Inzwischen wird der Tschaika sogar erheblich höher gehandelt als das Vorbildfahrzeug Packard Patrician. Ein gutes Exemplar (Limousine) schlägt derzeit mit Sammlerwerten von 50.000 Euro und mehr zu Buche; Cabriolets sind schon für siebenstellige Euro-Beträge verkauft worden. Der Nachfolger GAZ-14 „Tschaika“ liegt preislich mit seinem Vorläufer inzwischen gleichauf. Aufgrund der problematischen Ersatzteillage werden Tschaikas zwar gepflegt, aber sehr selten vollrestauriert.

Technische Daten

Für das Grundmodell GAZ-13 als Limousine, Stand erste Hälfte 1970er-Jahre.[9][10]

  • Motor: wassergekühlter Achtzylinder-Viertakt-Ottomotor (V8) mit 90° Zylinderbankwinkel
  • Motortyp: „GAZ-13“
  • Leistung: 195 PS (143 kW) bei 4200 min−1
  • Hubraum: 5530 cm³
  • Bohrung: 100,0 mm
  • Hub: 88,0 mm
  • maximales Drehmoment: 402 Nm bei 2200 min−1, auch 416 Nm bei 2000–2500 min−1 angegeben
  • Verdichtung: 8,5:1
  • Gemischaufbereitung: Vergaser, Typ K-114
  • Ventilsteuerung: hängende Ventile, zentrale Nockenwelle
  • Zündfolge: 1–5–4–2–6–3–7–8
  • Anlasser: ST101, 1,4 PS (1 kW) Leistung
  • Lichtmaschine: G101, 400 W Leistung, 32 A
  • Bordspannung: 12 V
  • Getriebe: Dreistufen-Automatik mit hydrodynamischem Drehmomentwandler, Druckknopfautomatik am Armaturenbrett
  • Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
  • Treibstoffverbrauch:
    • 14,0 l/100 km bei 40–50 km/h
    • 15,0 l/100 km bei 50–60 km/h
  • Tankinhalt: 80 l Benzin
  • Beschleunigung 0…100 km/h: 20,0 s
  • Bremse: hydraulisch betätigte Trommelbremsen vorne und hinten
  • Lenkung: Schnecken-Rollen-Lenkung, servounterstützt
  • Radaufhängung vorne: Dreiecklenker, Schraubenfedern, Stabilisator
  • Radaufhängung hinten: Starrachse, halbelliptische Blattfedern
  • Antriebsformel: 4×2 (Heckantrieb)

Abmessungen und Gewichte

  • Länge: 5600 mm
  • Breite: 2000 mm
  • Höhe: 1620 mm
  • Radstand: 3250 mm
  • Spurweite vorne: 1540 mm
  • Spurweite hinten: 1530 mm
  • minimale Bodenfreiheit: 180 mm
  • Wendekreis: 14,6 m Durchmesser, gemessen am Vorderrad
  • Sitzplätze: 7
  • Leergewicht: 2100 kg
  • Trockengewicht: 1950 kg
  • Zuladung: 525 kg
  • zulässiges Gesamtgewicht: 2625 kg
  • Achslast vorne: 1305 kg
  • Achslast hinten: 1320 kg
  • Reifengröße: 8,20-15″

Literatur

  • Die Kraftfahrzeugindustrie der UdSSR im Siebenjahrplan von 1959 bis 1965. In: Kraftfahrzeugtechnik 9/1959, S. 370–373.
  • Uwe Miethe: Bildatlas des DDR-Straßenverkehrs. GeraMond Verlag, München 2008, ISBN 978-3-7654-7692-1.
  • L. M. Schugurow: АВТОМОБИЛИ России и СССР. Zweiter Teil. Ilbi/Prostreks, Moskau 1994, ISBN 5-87483-006-5.
  • Ministerium für automobilen Transport der RSFSR; Fahrzeugbauinstitut NIIAT: Kurzes Automobil-Handbuch (краткий автомобильный справочник). Verlag Transport, 6. Auflage, Moskau 1971.
  • Автомобиль Чайка. Руководство по эксплуатации. Bedienungsanleitung zum GAZ-13 „Tschaika“ aus dem Gorkowski Awtomobilny Sawod. 16. Auflage, Gorki 1975.

Einzelnachweise

  1. Tschaika in Serienfertigung. In: Kraftfahrzeugtechnik 1/1959, S. 33.
  2. a b Personenkraftwagen der Spitzenklasse: TSCHAIKA und SIL-111. In: Kraftfahrzeugtechnik. 9/1967, S. 257–259, 277.
  3. Bild des Bahndienstfahrzeugs
  4. Aktuelle Bilder aus dem Fachgebiet. In: Kraftfahrzeugtechnik 3/1959, S. 129.
  5. Uwe Miethe: Bildatlas des DDR-Straßenverkehrs. S. 47.
  6. Werner Oswald: Kraftfahrzeuge der DDR. 2. Auflage 2000.
  7. Filmdetails: Einfach Blumen aufs Dach (1979). Abgerufen am 6. Dezember 2019.
  8. Seeed - Augenbling (official Video). Abgerufen am 6. Dezember 2019 (deutsch).
  9. Fahrzeugbauinstitut NIIAT: Kurzes Automobil-Handbuch (краткий автомобильный справочник). S. 59 ff.
  10. Автомобиль Чайка. Руководство по эксплуатации. Bedienungsanleitung zum GAZ-13 „Tschaika“ S. 5 ff.
Commons: GAZ-13 Tschaika – Sammlung von Bildern

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Dresden: Kosmonauten

Zu Tausenden säumten die Bewohner Dresdens am 25.9. die Fahrstrecke der Kosmonauten bei deren Ankunft in der Elbestadt. Winkend erwidern hier Sigmund Jähn (links im Wagen) und Waleri Bykowski (r) die Willkommensgrüße der Dresdner; Hans Modrow, 1. Sekretär der SED- Bezirksleitung Dresden (Mitte), begleitete die Kosmonauten.
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Erich Honecker und Willi Stoph neben ihren GAZ-13 Tschaika- Limousinen auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1972 (Privatfoto).
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Berlin, 39. Jahrestag DDR-Gründung, Parade

ADN-ZB/Oberst/7.10.1988/Berlin: Jahrtestag/Ehrenparade Zehntausende Berliner und Gäste der Hauptstadt erleben gemeinsam mit der Partei- und Staatsführung die Ehrenparade der NVA. Der Minister für Nationale Verteidigung der DDR, Armeegeneral Heinz Keßler (r.), Mitglied des Politbüros des ZK der SED, und der Kommandierende der Ehrenparade, Generaloberst Horst Stechbarth (l.), Stellvertreter des Ministerium für Nationale Verteidigung und Chef der Landstreitkräfte, während des militärischen Zeremoniells zu Beginn der Parade.

Abgebildete Personen:

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