Günther Wendt (Maler)

Hans von Polenz, Fantasieporträt mit einer gewissen Ähnlichkeit zum ausführenden Künstler Günther Wendt, 1937

Günther Wendt (* 20. Januar 1908 in Senftenberg; † 13. März 1971 ebenda) war ein deutscher Maler, Grafiker, Chronist und Museumsdirektor.[1]

Leben

Günther Wendt wuchs in einer gutbürgerlichen Handwerkerfamilie auf.[1] Sein Vater Alfred Wendt hatte als Malermeister einen eigenen Betrieb[2] und seine Mutter Margarethe war Musiklehrerin.[3] Großvater Robert Wendt kam um 1871/1872 von der Oder nach Senftenberg, betätigte sich ebenfalls als Maler[4] und gehörte zu den Mitbegründern des Senftenberger Heimatvereins.[2]

Er erhielt eine vielseitige Ausbildung. Nach der gymnasialen Ausbildung bei den Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale) absolvierte er in Prenzlau und Berlin eine Lehre, der sich an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Berlin-Charlottenburg ein Studium der Malerei anschloss.[1] Wendt arbeitete seit 1932 erst als freischaffender Künstler und war dann Geschäftsführer im Malerbetrieb des Vaters bis zu seiner Einberufung 1940.[2]

Während seines Studiums lernte er 1928 die aus Jekaterinburg stammende Kunststudentin Margo Pietschugin (1907–1978)[5] kennen. Das Paar heiratete 1932 und lebte fortan in Senftenberg. Zwischen 1935 und 1943 wurden ihm vier Kinder geboren. Margo Wendt war nach dem Zweiten Weltkrieg anfangs für die Sowjetische Militäradministration als Dolmetscherin im Senftenberger Krankenhaus tätig, bis sie im April 1946 verhaftet und in die Sowjetunion deportiert wurde. Ihr wurde vorgeworfen, dass sie nach ihrem Studium nicht in ihre Heimat zurückgekommen sei. Nach 10 Jahren im Gulag durfte sie zu ihrer Familie zurückkehren.[6]

Nach dem Krieg war Günther Wendt wieder in Senftenberg tätig und wurde Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR. Dem Hobbyarchäologen und stadtgeschichtlich interessierten sowie handwerklich begabten Künstler[4] wurde 1952 die Leitung des Senftenberger Stadt- und späteren Kreismuseums übertragen, das er bis zu seinem Tod 1971 fast 20 Jahre lang leitete. Noch Jahrzehnte nach ihrer musealen Gestaltung sind die zur Ur- und Frühgeschichte entstandenen Dioramen Bestandteil der Ausstellung des Museums.[1] Daneben malte er Bühnenbilder für das Senftenberger Theater.[6]

Grabstätte des Ehepaares

Das denkmalgeschützte Wohnhaus von Margo und Günther Wendt ist weiter im Familienbesitz und beherbergt verschiedene Werke des Künstlerehepaares.[7] Das Grab des Ehepaars befindet sich auf dem Alten Friedhof in Senftenberg.[8]

Werk

Jesus am Kreuz, Wendische Kirche, Senftenberg

Günther Wendt, der in seinen Gemälden immer wieder die Lausitz und ihre großen Veränderungen thematisierte, war bekannt als „ein Chronist der gewaltigen und gewaltsamen Veränderungen, die die Tagebaue für die Landschaft und die Menschen mit sich brachten.“[4] Bei den realistischen Darstellungen seiner Motive setzte er verschiedene Maltechniken ein. In seinem Gesamtwerk finden sich sehr viele Sgraffiti, so in Senftenberg, Lauchhammer, Cottbus, Hoyerswerda, Lübbenau und Rostock.[6] Am 1936/1937 nach Plänen des Architekten Heinrich Otto Vogel errichteten Polenzhaus in Senftenberg schuf Wendt 1937 ein Sgraffito-Fantasieporträt des Hans von Polenz, das gewisse Ähnlichkeit mit dem Künstler aufweist.[9] Anlässlich des 500. Todestages des früheren Besitzers von Senftenberg sollte mit diesem Bauwerk der Eingang zum Schloss Senftenberg aufgewertet werden. Es beherbergt die Galerie am Schloss Senftenberg.

Tafelbilder (Auswahl)

  • Neues Bauen (1952/53, Mischtechnik)[11][12]
  • Maurerlehrling (um 1953, Mischtechnik)[13][12]
  • Neue Wohnungen (Mischtechnik, 69 × 132 cm; auf der Vierten Deutschen Kunstausstellung)[14]
  • Tagebau John Scheer (Mischtechnik, 63 × 97 cm; auf der Vierten Deutschen Kunstausstellung)
  • Der Kohlezug (1969, Mischtechnik; auf der VII. Kunstausstellung der DDR)[15]

Ausstellungen

  • 1951/1952: Berlin, Museumsbau am Kupfergraben („Künstler schaffen für den Frieden“)
  • 1958/1959 und 1972/1973: Dresden, Vierte Deutsche Kunstausstellung und VII. Kunstausstellung der DDR
  • 1972: Cottbus, Bezirkskunstausstellung
  • 1986: Cottbus, Staatliche Kunstsammlungen („Bekenntnis und Tat“)

Postume Ausstellungen

  • 1991: Schwarzheide, Galerie der BASF Schwarzheide
  • 1997: Senftenberg, Galerie am Schloss („Günther Wendt und Margo Wendt – Malerei und Grafik aus der Kunstsammlung Lausitz“)
  • 2008/2009: Cottbus, Vattenfall-Hauptverwaltung („Margo und Günther Wendt – Lebenslinien“)[6]
  • 2013: Senftenberg, Deutsche Bank[5]

Fußnoten

  1. a b c d Maler, Museumsleiter, Senftenberger. In: Lausitzer Rundschau. 19. Januar 2008, archiviert vom Original am 24. November 2021; abgerufen am 28. Dezember 2019.
  2. a b c Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land (Hrsg.): Zeitmaschine Lausitz. Zwischen Autobahn und Heide – das Lausitzbild im Dritten Reich – eine Studie zur Entstehung, Ideologie und Funktion symbolischer Sinnwelten. Verlag der Kunst, 2004, ISBN 3-86530-002-2, S. 70 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Aquarelle von Günther Wendt im Senftenberger Rathaus. In: Niederlausitz-aktuell.de. 17. Oktober 2018, abgerufen am 3. Januar 2020 (Foto).
  4. a b c Erinnerung an Senftenbergs Multitalent. In: Bürgerinformation Senftenberg 2006/2007. Stadt Senftenberg, abgerufen am 24. November 2021.
  5. a b Margo und Günther Wendt in Senftenberg zu sehen. In: Lausitzer Rundschau. 13. Mai 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 28. März 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. a b c d e Zwei Leben für die Kunst in der Lausitz. In: Lausitzer Rundschau. 17. Dezember 2008, archiviert vom Original am 24. November 2021; abgerufen am 21. Februar 2021.
  7. Senftenberg ehrt malenden Chronisten. In: Lausitzer Rundschau. 19. Januar 2008, archiviert vom Original am 24. November 2021; abgerufen am 21. Februar 2021 (Wohnadresse lautEhrung für Maler (Memento vom 24. November 2021 im Internet Archive)).
  8. Torsten Richter-Zippack: Straßennamen in Senftenberg: Verhindert NSDAP-Vergangenheit eine Günther-Wendt-Straße? In: Lausitzer Rundschau. 21. März 2021, abgerufen am 28. März 2022.
  9. Nach dem Landvogt benannt. In: Märkischer Bote. 24. Februar 2017, abgerufen am 28. Dezember 2019.
  10. Torsten Richter-Zippack: Günther Wendt: Kirchenbild aus Senftenberg sorgt in Hörlitz für Diskussion. In: Lausitzer Rundschau. 14. März 2020, abgerufen am 24. November 2021.
  11. Neues Bauen. In: Deutsche Fotothek. 1952, abgerufen am 27. November 2022.
  12. a b Der Bildindex der Kunst & Architektur nennt das Bild als Exponat auf der Dritten Deutschen Kunstausstellung. Lt. Katalog war Wendt auf dieser Ausstellung nicht vertreten. Es ist zu vermuten, dass er das Bild eingereicht hatte, es aber nicht berücksichtigt wurde.
  13. Maurerlehrling. In: Deutsche Fotothek. 1953, abgerufen am 27. November 2022.
  14. Neue Wohnungen. In: Deutsche Fotothek. 1958, abgerufen am 27. November 2022.
  15. Waltraud Rabich: Der Kohlezug. In: Deutsche Fotothek. 1969, abgerufen am 27. November 2022.
Commons: Günther Wendt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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aufgelassener Alter Friedhof in Senftenberg; umgestaltet zu einem Park; Grabstätte des Malers Günther Wendt
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Sgraffito von Günter Wendt an der Wendischen Kirche in Senftenberg. Das Sgraffito ist durch Einschüsse aus dem Zweiten Weltkrieg beschädigt
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Senftenberg (Brandenburg),

Galerie am Schloss, Sgraffito "Hans von Polenz" von Günther Wendt, 1937