Gülzow (Lauenburg)

WappenDeutschlandkarte
Basisdaten
Koordinaten:53° 27′ N, 10° 29′ O
Bundesland:Schleswig-Holstein
Kreis:Herzogtum Lauenburg
Amt:Schwarzenbek-Land
Höhe:26 m ü. NHN
Fläche:17,07 km2
Einwohner:1318 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte:77 Einwohner je km2
Postleitzahlen:21483, 21493
Vorwahl:04151
Kfz-Kennzeichen:RZ
Gemeindeschlüssel:01 0 53 047
Adresse der Amtsverwaltung:Gülzower Straße 1
21493 Schwarzenbek
Website:www.gemeinde-guelzow.de
Bürgermeister:Wolfgang Schmahl (SPD)
Lage der Gemeinde Gülzow im Kreis Herzogtum Lauenburg
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Karte

Gülzow ist eine Gemeinde im Kreis Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein, ursprünglich Teil des Herrschaftsgebiets Herzogtum Sachsen-Lauenburg.

Geographie

Jeweils acht Kilometer entfernt befinden sich im Westen die Stadt Geesthacht, im Süden Lauenburg/Elbe und im Norden Schwarzenbek.

Gülzow teilt sich in die Ortsteile Gülzow und Neu-Gülzow auf[2], wobei Neu-Gülzow südwestlich gelegen ist. Die beiden Ortsteile sind zwei Kilometer voneinander entfernt.

Geschichte

Tor zum Gut Gülzow
Die 1819 errichtete Gülzower Kirche.

Anfänge

Das Dorf Gülzow im Gebiet der Sadelbande wird im Ratzeburger Zehntregister aus dem Jahre 1230 zum ersten Mal urkundlich erwähnt (Gvltsowe). Es gehört zu einer Gruppe slawisch benannter Orte, Kollow, Börse, Krukow, Thömen und Krüzen, die außerhalb des alten Siedlungsraumes der Abodriten liegen und deren Gemarkungen zu den spätestens im 10. Jahrhundert vom sächsischen Landesausbau erschlossenen Gegenden gehören. Im 11. Jahrhundert wurde dieses Gebiet, am Waldgürtel gelegen und ursprünglich die Grenze zwischen Sachsen und Slawen bildend, durch Polaben besetzt, die ihre Siedlungen bis zum Beginn der Kolonisationszeit erfolgreich behaupteten.[3] Der Ortsname Gülzow (altpolabisch *Golišov) ist eine Bildung aus einem Personennamen und bedeutet „Siedlung des Golisch“.[4]

Das Gut Gülzow

Eng mit der Dorfgeschichte verflochten ist das Gut Gülzow, dass sich jahrhundertelang im Besitz der Adelsfamilie Schack befand.[5] Im Jahre 1654 wurde Gut Gülzow an Bonaventura III. von Bodeck verkauft.[6] Die Familie Bodeck besaß das Gut bis in die 1730er Jahre hinein. 1736[7] erwarb Georg Ludwig von Kielmansegg von der Familie Bodeck das Gut; die Grafen von Kielmansegg blieben bis 1930 Eigentümer des Gutes. Seitdem ist das Gut im Besitz der aus Hamburg stammenden Kaufmannsfamilie Fischer.

Ehemaliger Weinbau

In der zweiten Hälfte des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts wurde in Gülzow, ebenso wie an anderen Orten in Lauenburg[8], Wein angebaut. Dies belegen Eintragungen über Weingärtner in Gülzower Kirchenbüchern von 1684 bis 1725. So z. B. 1686 "13. September ist der Weingärtner und Vogelfänger allhier auf dem Gut Jürgen Ölenschläger von Frankfurt und Anna Sophia Pröschen von Schwarzenbek Köchin allhier auf dem Gut in unserer Gülzauischen Kirche copuliert".[9][10] Die Gülzower Weinbau wurde wie in anderen Gegenden Norddeutschlands, offenbar auf Grund zu geringer Rentabilität, aufgegeben.[11]

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges

Am 29. April 1945 setzten die britischen Truppen von Artlenburg aus auf das gegenüberliegende Elbufer bei Schnakenbek über. Dort richteten sie einen Brückenkopf ein.[12][13] Im Anschluss wurde die Stadt Lauenburg besetzt. Die Briten rückten noch an diesem Tag bis nach Gülzow vor, dass sie sodann beschossen. Offenbar wurden einige Häuser dabei zerstört, und der Beschuss der Schule führte zu Toten. Am 1. Mai wurde Gülzow schließlich besetzt.[14] Auch das nördlich gelegene Schwarzenbek wurde von den Briten besetzt. Die Bewohner Gülzows mussten die Wohnhäuser offenbar noch an diesem Tag verlassen, damit diese von den Briten durchsucht werden konnten, und eine Ausgangssperre wurde verhängt. Die britischen Soldaten nutzten offenbar noch für einige Tage geräumte Wohnhäuser Gülzows als Unterkünfte. Am Tag darauf, dem 2. Mai 1945, flüchtete die Geschäftsführende Reichsregierung aus dem 70 Kilometer weiter nördlich gelegenen Raum Eutin-Plön weiter nach Flensburg-Mürwik. In das benachbarte Hamburg marschierten britische Soldaten am Folgetag ein. Am 4. Mai erfolgte die Kapitulation aller deutschen Truppen in Nordwestdeutschland, den Niederlanden und Dänemark.[15][16]

Nachkriegszeit

Bis in den Spätsommer verblieben die britischen Soldaten in Gülzow. Das Gasthaus sowie ein Gülzower Laden blieben besetzt. Durch Flüchtlinge hatte sich die Bevölkerungszahl stark erhöht (vgl. Flüchtlinge in Schleswig-Holstein nach dem Zweiten Weltkrieg). Um Herbst konnte der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden.[17]

Die Gemeinde gehört seit 1948 zum Amt Schwarzenbek-Land.

Politik

Gemeindevertretung

Von den elf Sitzen in der Gemeindevertretung hat die SPD seit der Kommunalwahl 2013 sechs Sitze und die CDU fünf.

Wappen

Blasonierung: „In Gold mit schwarzem Bord eine blaue heraldische Lilie, rechts und links oben begleitet von je einem gestürzten roten Dreieck (Spickel).“ Die Lilie verweist auf die Adelsfamilie Schack. Die beiden roten Dreiecke auf die Adelsfamilie Kielmansegg[18]

Wirtschaft und Infrastruktur

Auf Grundlage einer Konzeption des Landes Schleswig-Holstein zur Wiederherstellung der Grundversorgung auf dem Lande wurde 2005 in Gülzow ein Markttreff eröffnet. Das Gebäude wird außerdem als Versammlungsort, Archiv und Ausstellungsraum genutzt.

Sehenswürdigkeiten

In der Liste der Kulturdenkmale in Gülzow (Lauenburg) stehen die in der Denkmalliste des Landes Schleswig-Holstein eingetragenen Kulturdenkmale.

Religion

Die evangelische St.-Petri-Kirchengemeinde Gülzow umfasst die Dörfer Gülzow (Kirchdorf), Kollow, Krukow, Juliusburg und Schulendorf. Die jetzige Kirche wurde 1819 fertiggestellt.

Bauwerke

BW
  • Herrenhaus des Gutes Gülzow
  • das spätbarocke Palmenhaus und das chinesische Teehaus im Park; Parkanlage (1765) von Johann Friedrich Laves (1734–1818)
  • das Alte Brauhaus
  • das Rendantenhaus
  • die St.-Petri-Kirche

Literatur

  • Gülzower Gemeindebriefbücher 1 u. 2 – Erinnern – Dokumentieren – Ermutigen (1999, 2002)
  • Gülzower Geschichte(n) – 775 Jahre Gülzow (2005)
  • 750 Jahre Gülzow (1980)

Weblinks

Commons: Gülzow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2022 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Schleswig-Holstein-Topographie. Bd. 4: Groß Sarau - Holstenniendorf. Flying-Kiwi-Verl. Junge, Flensburg 2004, ISBN 978-3-926055-75-0, S. 66 (dnb.de [abgerufen am 1. Mai 2020]).
  3. W. Prange: Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im Mittelalter. Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins. Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte (Hrsg.), Bd. 41, Neumünster 1960
  4. H. Haefs (2004): Ortsnamen und Ortsgeschichten in Schleswig-Holstein: zunebst dem reichhaltigen slawischen Ortsnamenmaterial und den dänischen Einflüssen auf Fehmarn und Lauenburg, Helgoland und Nordfriesland: woraus sich Anmerkungen zur Landesgeschichte ergeben. Norderstedt 2004
  5. Gemeinde Gülzow. Über Gülzow, abgerufen am: 10. Oktober 2020
  6. Peter von Kobbe: Geschichte und Landesbeschreibung des Herzogtums Lauenburg. Band 3, S. 345, Altona 1837, abgerufen am 11. November 2016
  7. In einer älteren Buchquelle ist auch das Datum „1739“ zu finden. Vgl. Peter von Kobbe: Geschichte und Landesbeschreibung des Herzogtums Lauenburg. Band 3, S. 345, Altona 1837 Es handelt sich dort aber offensichtlich um einen Zahlendreher, denn in den lokalen Quellen ist das Datum „1736“ zu finden. Vgl. Gemeinde Gülzow. Über Gülzow sowie Findbuch des Gutsarchivs Gülzow. Geschichte und Inhalt sowie Gülzower Gemeindebrief: Gülzower Gutsanlage — Ein Kulturdenkmal von seltener Intensität und Dichte in: Gülzower Gemeindebriefbuch 2, Dezember 2002, S. 456
  8. Carl Holl: Geographische Heimathskunde von Württemberg und Deutschland S. 367, Reutlingen 1844
  9. Fritz Pape: Weinbau im Herzogtum Lauenburg. Lauenburgische Heimat. N. F. 127. Ratzeburg 1990, S. 39–64
  10. Gedbas. Ahnenreihe Jürgen Ölenschläger, Weingärtner und Vogelfänger auf Gut Gülzow und seiner Frau Anna Sophia Prösch, abgerufen am 2. Januar 2021.
  11. Gülzower Gemeindebrief: Gülzower Wein in: Gülzower Gemeindebriefbuch 2, Dezember 2002, S. 430
  12. Lübecker Nachrichten: Letzte Kämpfe im Frühjahr 1945, vom: 14. April 2015; abgerufen am: 30. Mai 2018
  13. Dorfzeitung Kröppelshagen-Fahrendorf. Kriegsende vor 70 Jahren, S. 10, vom: Frühjahr 2015; abgerufen am: 30. Mai 2018
  14. Gülzower Gemeindebrief: Als die Engländer kamen, 1998 in: Gülzower Gemeindebriefbuch 2, Dezember 2002, S. 512
  15. Lübecker Nachrichten: Die Luftangriffe auf Geesthacht und Büchen, vom: 11. April 2015; abgerufen am: 27. Mai 2018
  16. Lübecker Nachrichten: Letzte Kämpfe im Frühjahr 1945, vom: 14. April 2015; abgerufen am: 29. Mai 2018
  17. Gülzower Gemeindebrief: Als die Engländer kamen, 1998 in: Gülzower Gemeindebriefbuch 2, Dezember 2002, S. 512
  18. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein

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Blasonierung: In Gold mit schwarzem Bord eine blaue heraldische Lilie, rechts und links oben begleitet von je einem gestürzten roten Dreieck (Spickel).