Gérard Laureau

Der Landsitz Ferme de Gally; Wohnsitz der Familie Laureau
Der René Bonnet Djet von Gérard Laureau und Jean Vinatier beim 1000-km-Rennen am Nürburgring 1963 im Streckenabschnitt Hatzenbach

Gérard Louis Laureau (* 28. März 1920 in Saint-Cyr-l’École; † 27. November 2002 in Évreux) war ein französischer Automobilrennfahrer und Unternehmer.

Familie und Herkunft

Gérard Laureau wuchs auf einem Landsitz, dem Ferme de Gally, in der Nähe seines Geburtsorts Saint-Cyr-l’École auf. Sein Großvater Georges Laureau hatte auf dem weitläufigen Anwesen aus dem 18. Jahrhundert in den 1940er-Jahren mit der Schafzucht begonnen. Später kamen Acker- und Zierpflanzenbau dazu. Gérard Laureau gründete dort 1968 eines der ersten Gartencenter Frankreichs. 2011 führte Gerards Sohn Xavier einen Betrieb mit 500 Mitarbeitern, 150 ha Ackerland, 60 ha Sonderkulturen und 7000 Quadratmetern Verkaufsflächen an sieben Standorten in Frankreich[1].

Ein zweites Geschäftsfeld der Familie war das Graben von Brunnen. Über die Jahre wurde daraus ein Unternehmen, das Technologie für Erdölbohrungen lieferte. Gérard Laureau war bis ins hohe Alter immer im Familienbetrieb tätig, sehr vermögend und betrieb den Motorsport als Herrenfahrer.[2]

Karriere im Motorsport

Mit dem Motorsport kam er Anfang der 1950er-Jahre beim Bohren eines Brunnens am Grundstück des wenig später tödlich verunglückten Rennfahrers Raymond Sommer erstmals in Berührung. 1953 erwarb er einen Jaguar XK 120 und schrieb sich ohne jedwede Rennerfahrung mit seinem Freund Henri Simonot beim 12-Stunden-Rennen von Hyères ein. Bei widrigen Umständen – es regnete die gesamte Fahrzeit beinahe unablässig – erreichte er den unerwarteten achten Gesamtrang. Im selben Rennen verlor Pierre Boncompagni in Führung liegend bei einem schweren Unfall sein Leben.[3]

Ungewöhnlich ist die Geschichte, wie Laureau 1954 Werksfahrer bei Deutsch & Bonnet wurde und gleich bei seinem ersten Antreten für das Team einen Wertungslauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft gewann. Sein zweites Rennen mit dem Jaguar war die Tour de France für Automobile 1953, wo er wieder eine Talentprobe gab und lange im Spitzenfeld fuhr. Das Rennen musste er aufgeben, weil er sich am immer wieder herausspringenden Schalthebel die Hand brach. Anwesend bei dem Rennen war der Automobilhändler Georges Trouis, der seine Rennen auf Deutsch-Bonnet-Wagen bestritt und einen neuen Teamkollegen suchte. Vereinbart wurde ein gemeinsamer Start bei der RAC Tourist Trophy 1954. Trouis, der mit seinem eigenen Boot nach Nordirland anreisen wollte, wurde von einem heftigen Sturm gezwungen einen Hafen in England anzulaufen und verpasste das Rennen. Claude Storez, der vorgesehene Partner von Paul Armagnac, war zum Ärger von René Bonnet ebenfalls nicht angereist. So blieb Bonnet nichts anderes übrig als Laureau, der schon seit Tagen vor Ort war, den DB HBR mit Armagnac fahren zu lassen. Das Rennen hatte eine besondere Wertungsform. Für die Punktevergabe in der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1954 zählte nicht die Gesamtwertung, sondern die Indexwertung, die ein Verhältnis zwischen leistungsstarken- und leistungsschwachen Fahrzeugen herstellte. Und in genau dieser Indexwertung blieben Laureau und Armagnac erfolgreich. Dieses Ergebnis hatte zweierlei zur Folge: einerseits einen mehrjährigen Vertrag bei Deutsch & Bonnet, den ihn René Bonnet gleich nach dem Rennen unterschreiben ließ, und zweitens die Freundschaft mit Paul Armagnac, die bis zu dessen Todessturz im Training zum 1000-km-Rennen von Paris 1962 auf dem Autodrome de Linas-Montlhéry anhielt.

Der Vertrag zwischen Laureau und Bonnet hatte eine Besonderheit. Laureau fuhr die Rennen ohne Bezahlung, erhielt aber im Gegenzug die Möglichkeit, über die Renneinsätze ausschließlich selbst zu entscheiden. So behielt er seine Unabhängigkeit und konnte dann Rennen fahren, wenn er beruflich freie Zeiten hatte. Sein regelmäßiger Partner war sein Freund Armagnac.

Mit den kleinen Rennwagen von Deutsch & Bonnet feierte er 15 Klassensiege, darunter 1956, 1960 und 1961 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Nach der Trennung von Bonnet und Charles Deutsch 1962 blieb er bei Bonnet und fuhr nun dessen Wagen wie den Djet. Einige Versuche in der Formel 2 blieben erfolglos und nach dem schweren Unfall seines jungen Teamkollegen Jean-Pierre Beltoise beim 12-Stunden-Rennen von Reims 1964 bat ihn seine Frau mit dem Rennsport aufzuhören, eine Bitte, der er entsprach.

Statistik

Le-Mans-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1955FrankreichFrankreich Ecurie Jeudy-BonnetDB HBRFrankreichFrankreich Paul ArmagnacAusfallRadlager
1956FrankreichFrankreich Automobiles Deutsch & BonnetDB HBR5FrankreichFrankreich Paul ArmagnacRang 10 und Klassensieg
1957FrankreichFrankreich Automobiles Deutsch & BonnetDB HBRFrankreichFrankreich Paul ArmagnacAusfallUnfall
1958FrankreichFrankreich Automobiles Deutsch & BonnetDB HBR4 SpyderFrankreichFrankreich Louis CornetRang 12
1959FrankreichFrankreich Automobiles Deutsch & BonnetDB HBR4FrankreichFrankreich Pierre ChancelAusfallMotorschaden
1960FrankreichFrankreich Automobiles Deutsch & BonnetDB HBR4FrankreichFrankreich Paul ArmagnacRang 15 und Klassensieg
1961FrankreichFrankreich Automobiles Deutsch et BonnetDB HBR4FrankreichFrankreich Robert BouhardeRang 18 und Klassensieg
1962FrankreichFrankreich Société des Automobiles René BonnetRené Bonnet Djet 2 SpiderFrankreichFrankreich Paul ArmagnacRang 18
1963FrankreichFrankreich Automobiles René BonnetRené Bonnet RB5FrankreichFrankreich Jean VinatierAusfallDefekt an der Benzinpumpe
1964FrankreichFrankreich Automobiles René BonnetRené Bonnet AerodjetFrankreichFrankreich Jean-Pierre BeltoiseAusfallBenzinpumpe

Sebring-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1956Vereinigte Staaten 48 Brooks StevensDB HBRVereinigte Staaten 48 Hal UllrichAusfallKupplungsschaden
1959FrankreichFrankreich Deutsch & BonnetDB HBR4FrankreichFrankreich Paul ArmagnacRang 17 und Klassensieg

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

SaisonTeamRennwagen12345678910111213141516171819202122
1954Deutsch & BonnetDB HBRArgentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien MIMFrankreich LEMVereinigtes Konigreich RTTMexiko CAP
21
1955Deutsch & BonnetDB HBRArgentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien MIMFrankreich LEMVereinigtes Konigreich RTTItalien TAR
DNF17
1956Brooks StevensDB HBRArgentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien MIMDeutschland NÜRSchweden KRI
DNFDNF
1957Deutsch & BonnetDB HBRArgentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien MIMDeutschland NÜRFrankreich LEMSchweden KRIVenezuela CAR
DNFDNF
1958Deutsch & BonnetDB HBR4Argentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMVereinigtes Konigreich RTT
12
1959Deutsch & BonnetDB HBR4Vereinigte Staaten SEBItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMVereinigtes Konigreich RTT
17DNF31DNF
1960Gérard Laureau
Deutsch & Bonnet
DB Coupé
DB HBR5
DB HBR4
Argentinien BUAVereinigte Staaten SEBItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEM
163915
1961Gérard Laureau
Automobiles René Bonnet
DB HBR5Vereinigte Staaten SEBItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMItalien PES
DNF3518
1962René Bonnet
Automobiles René Bonnet
René Bonnet DjetVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBVereinigte Staaten SEBItalien MAIItalien TARDeutschland BERDeutschland NÜRFrankreich LEMFrankreich TAVItalien CCAVereinigtes Konigreich RTTDeutschland NÜRVereinigte Staaten BRIVereinigte Staaten BRIFrankreich PAR
191812
1963René BonnetRené Bonnet DjetVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBVereinigte Staaten SEBItalien TARBelgien SPAItalien MAIDeutschland NÜRItalien CONDeutschland ROSFrankreich LEMItalien MONDeutschland WISFrankreich TAVDeutschland FREItalien CCEVereinigtes Konigreich RTTSchweiz OVIDeutschland NÜRItalien MONItalien MONFrankreich TDFVereinigte Staaten BRI
2036DNF25DNF
1964Automobiles René BonnetRené Bonnet DjetVereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien TARItalien MONBelgien SPAItalien CONDeutschland NÜRDeutschland ROSFrankreich LEMFrankreich REIDeutschland FREItalien CCEVereinigtes Konigreich RTTSchweiz SIMDeutschland NÜRItalien MONFrankreich TDFVereinigte Staaten BRIVereinigte Staaten BRIFrankreich PAR
DNFDNFDNF

Literatur

  • Christian Moity, Jean-Marc Teissèdre, Alain Bienvenu: 24 heures du Mans, 1923–1992. 2 Bände. Éditions d’Art, Besançon 1992, ISBN 2-909-413-06-3.

Weblinks

Commons: Gérard Laureau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Geschichte des Ferme de Gally (Memento desOriginals vom 27. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.groupe.gally.com
  2. Information zur Person Gérard Laureau
  3. 12-Stunden-Rennen von Hyères 1953

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Flag of the United States (1912-1959).svg
US Flag with 48 stars. In use for 47 years from July 4, 1912, to July 3, 1959.
Flag of the United Kingdom.svg
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
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Flag of Switzerland within 2to3.svg
Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
Façade est de la Ferme de Gally.jpg
Autor/Urheber: Ferme de Gally, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Photo représentant la façade est de la Ferme de Gally aujourd'hui.
1963-05-19 René Bonnet Djet von Vinatier-Laureau, Hatzenbach.jpg
Autor/Urheber: Lothar Spurzem, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
René Bonnet Djet