Further Moor

Naturschutzgebiet Further Moor

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Zentralbereich des Further Moors (2015)

LageLangenfeld, Kreis Mettmann, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Fläche42 ha
KennungME-001
WDPA-ID81707
Natura-2000-IDDE4807304
FFH-Gebiet43,3 ha
Geographische Lage51° 6′ N, 6° 59′ O
Further Moor (Nordrhein-Westfalen)
Meereshöhevon 56 m bis 74 m NHN[1]
Einrichtungsdatum1950[2]
RahmenplanLandschaftsplan Kreis Mettmann
VerwaltungUntere Landschaftsbehörde Kreis Mettmann für das Naturschutzgebiet, respektive Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten NRW (LÖBF) für das FFH-Gebiet.

Das Further Moor ist ein Wald- und Feuchtgebiet in Langenfeld (Rheinland), das als rund 42 ha großes Naturschutzgebiet (NSG-Kennung ME-001) ausgewiesen ist. Nahezu deckungsgleich mit 43,3 ha besteht das FFH-Gebiet Further Moor mit der Kennung DE-4807-304 und ist Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000.[3][4] Dem Vorschlag zur Schutzgebietsausweisung von gemeinschaftlicher Bedeutung im März 2001 folgte die Anerkennung als Natura 2000 Gebiet im Dezember 2004.[5]

Geografie

Blick ins Further Moor

Naturräumlich liegt das Further Moor im Bereich der Bergischen Heideterrassen. Sein Kerngebiet befindet sich westlich der A 3, südlich der „Bergische Landstraße“ und der A 542, östlich der Bahnstrecke Troisdorf-Mülheim-Morsbroich-Opladen-Immigrath-Richrath-Speldorf der ehemaligen Rheinische Eisenbahngesellschaft, nördlich von Hapelrath und nordwestlich von Furth.

Geschichte

Das Further Moor wurde aufgrund seiner interessanten Heidemoorfläche im Jahre 1937[6] unter Naturschutz gestellt. Es ist das Überbleibsel einer früher ausgedehnteren Sumpf- und Morastlandschaft zu Füßen des Bergischen Landes, wie der Vergleich von Xanten (1614) und der Teilungsvertrag von Düsseldorf (1624) ausweisen. Damals ging es um die Aufteilung des Landes am Niederrhein unter Brandenburg-Preußen (Kleve, Mark und Ravensberg) und Pfalz-Neuburg (Berg und Jülich). Die Räte empfahlen Brandenburg, sich für das hiesige Gebiet zu entscheiden, „...sintemahl dieses Land mit stattlichen Sümpfen und Morästen wohl versehen sey, die zu Kriegszeiten einen Feind wohl abhalten könnten“.[7]

Kontroverse zum Hoch- oder Flachmoor

Für das Schutzgebiet wurde im Standarddatenbogen beschrieben, dass das bei Langenfeld liegende „Further Moor“ vornehmlich ein Übergangsmoor mit Feuchtheidecharakter darstellt und es naturräumlich der Bergischen Heideterrasse zugeordnet wurde.[5]

In älteren Aufzeichnungen und Beschreibungen des Schutzgebietes wurden zwei unterschiedliche Meinungen vertreten:

Nach einer Begehung des Jahres 1955 gelangte der Biologe und Geologe Franz-Erwin Wagner zu der Auffassung, dass die flache Mulde des Further Moores von den Sandbergen aus betrachtet wohl zu der Annahme verleiten würde, es in die Gruppe der Flachmoore einzustufen, weil ihm die hochmoortypische Wölbung fehle. Indes aber sei zu bedenken, dass es sein Wasser nicht aus dem Grundwasser, sondern aus Niederschlägen heraus beziehe. Solches Wasser aber spräche für ein Hochmoor. Der sich durch das Moor schlängelnde Bach (Galkhauser Bach) entspringe zudem 300–400 Meter östlich der A 3, an der Wasserscheide zwischen Langenfelder und Leichlingener Gebiet. Auch spreche die Entstehung des Moores in jüngerer Zeit eher für das Hochmoor und eben nicht für ein Flachmoor. Erst mit der Abholzung des Kiefernbestandes habe es sich aus sumpfigen Stellen entwickeln können. Auch die Flora des Moores spreche für das Vorliegen eines Hochmoores: So benennt er den Gagel (Myrica gale), das Bleichmoos, auch Torfmoos (Sphagnum) genannt, die Moosbeere (Vaccinium oxycoccos), das Gefleckte Knabenkraut (Dactylorhiza maculata), die Ährenlilie (Narthecium ossifragum), den Königsfarn (Osmunda regalis) sowie den Rundblättrigen Sonnentau (Drosera rotundifolia) als Anzeichen für das Vorliegen eines Hochmoores.[8]

Ingenieure des zuständigen Autobahnamtes berichten von großen Grundwasserströmen, die aus dem Bergischen Land kommend, die Autobahn in Richtung Further Moor unterqueren. Da man mit herkömmlichen Mitteln des Wassers nicht Herr wurde, sei die Autobahn an dieser Stelle in besonderer Stärke errichtet worden, um ein "Aufschwimmen" zu verhindern. Man hoffe nun, dass es die Natur schon irgendwie selbst richten werde, so der zuständige Ingenieur wörtlich. Wenige Zeit später konnte dann an der parallel zur A 3 verlaufenden Bahnstrecke Troisdorf-Mülheim-Morsbroich-Opladen-Immigrath-Richrath-Speldorf beobachtet werden, wie die Wasserdurchlässe für Blockbach und Hardtbach verbreitert werden mussten. Schon diese beiden Fakten sprechen gegen ein Hochmoor, sondern eher für ein aus Grundwasser gespeistes Flachmoor, vergleichbar vielleicht dem Attemsmoor in der Steiermark.

Wie es die Argumentation des Forschers selbst ausweist, wird sein Standpunkt in der Fachwelt nicht unterstützt. Die Mehrheit der Gelehrten hält hinsichtlich des Moores das Vorliegen eines Flachmoores für gegeben. Schließlich sprechen sowohl die zitierte Fundstelle oben zu Vergleich und Teilungsvertrag sowie die Bezeichnung Furth für den Weg durch das Further Moor, ebenfalls für ein erhebliches Alter des Moores und damit für die herrschende Meinung. Allerdings ist die um 1820 entstandene Karte des Kartographen Karl von Müffling[7] (siehe Topographische Aufnahme der Rheinlande) für eine Altersbestimmung des Moores heranzuziehen, weil möglicherweise darin ein Torfabbau verzeichnet wurde, wenig hilfreich, weil sich die angegebene Stelle auf eine undatierte, mutmaßlich germanische Ringwallanlage bezieht.[9]

Beschreibung

Das Further Moor umfasst die ausgewiesene vier ha große Moorfläche die mit einem Betretungsverbot geschützt wird und die umliegenden Wiesen und Waldbereiche. Es liegt abgeschieden von den Siedlungsbereichen und ist nicht durch Wege erschlossen. Entlang des Blockbaches befinden sich gut ausgeprägte Moorbirkenbruchwälder.[10]

Schutzzweck

Im dicht besiedelten Rheinland und der Nähe zu beispielsweise den Städten Langenfeld, Monheim, oder Düsseldorf mit den städtischen Vororten und den bestehenden überörtlichen Straßen wie der Bundesautobahn A3 im Osten des Schutzgebietes zeichnet es sich durch seine Wasserschutz- und Erholungsfunktion aus. Für das Schutzgebiet bestehen auf der rechtsrheinischen Mittelterrasse bedeutende Pflanzenbestände der sauren respektive nährstoffarmen Feuchtgebiete im atlantischen Bereich. Es bietet Lebensräume, Brut- und Futterplätze für gefährdete und schützenswerte Arten der Libellen-, Amphibien- und Avifauna.[3]

Lebensraumtypen

Nach der FFH-Richtlinie wurden die folgenden Lebensraumtypen von europaweiter Bedeutung (LRT) des Anhang I klassifiziert:

Dystrophe Seen und Teiche (Code 3160), Fließgewässer mit Unterwasservegetation mit den Zeigerarten Flutender Wasserhahnenfuß (Ranunculus fluitans), Gewöhnlicher Wasserhahnenfuß (Ranunculus aquatilis), Wassersterne (Callitriche spp.) und Sumpf-Teichfaden (Zannichellia palustris) (Code 3260), feuchte Heiden des nordatlantischen Raumes mit Erica tetralix (Code 4010), europäische Heiden mit den Charakterarten Besenheide (Calluna vulgaris), Englische Ginster (Genista anglica) und Graue Heide (Erica cinerea) (Code 4030), Übergangs- und Schwingrasenmoore bestehend aus Schnabel-Segge (Carex rostrata) und Fieberklee (Menyanthes trifoliata) (Code 7140), Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion) (Code 7150) und Moorwälder (Code 91D0).[3][5]

Allgemeine Merkmale des Gebietes

Die allgemeinen Merkmale wurden im Rahmen der Verordnung zum nationalen Naturschutzgebiet

Moore, Sümpfe, Uferbewuchs (Code N07) mit einem Anteil an der Gesamtfläche von 11 %, Heide, Gestrüpp, Macchia, Garrigue, Phrygana (Code N08) mit einem Anteil an der Gesamtfläche von 2 %, Feuchtes und mesophiles Grünland (Code N10) mit einem Anteil an der Gesamtfläche von 1 %, Laubwald (Code N16) mit einem Anteil an der Gesamtfläche von 50 % und Kunstforsten (z. B. Pappelbestände oder exotische Gehölze) (Code N20) mit einem Anteil an der Gesamtfläche von 36 %.[5]

Flora und Fauna

Flora

Folgende wichtige Pflanzenarten wurden bei einer durchgeführten Untersuchung des Gebietes aufgezeichnet:

Der Mittlere Sonnentau (Drosera intermedia), der Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe) und das Weiße Schnabelried (Rhynchospora alba).[5]

Fauna

Folgende Arten wurden im Anhang II der FFH-Richtlinie als besonders schützenswert eingestuft und wurden bei einer durchgeführten Untersuchung des Gebietes aufgezeichnet:

Die Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis).[5]

Erhaltungsziele und Entwicklungsmaßnahmen

Zur Erhaltung und Wiederherstellung der vorhandenen Lebensräume wurden folgende Erhaltungsziele und notwendige Maßnahmen als Grundlage für das Natura 2000-Gebietsmanagement definiert und in einem Managementplan festgelegt.

Erhaltungsziele

Die Feuchtheide- und Übergangsmoorfläche ist als FFH-würdiger Lebensraum einzustufen und mit seinen Röhrichten, Sümpfen und Riedflächen sowie seinen umliegenden Moorwäldern zu erhalten und weiterzuentwickeln. Im Netzwerk der Natura 2000 Gebiete übernimmt das Schutzgebiet eine wichtige Trittstein-Biotopfunktion[3]

Entwicklungsmaßnahmen

Die Stabilisierung des Wasserhaushaltes und Entbuschung der aufwachsenden Naturverjüngung aus Weiden, Erlen und Birken ist im Kernbereich des Moorgebietes geboten und sich auf die angrenzenden Waldrandbereiche ausdehnen. Hiermit soll der Anflug von Samen reduziert werden, nicht standortgerechte Gehölzbestände in bodenständige Baumarten zu überführen und die das Moor begleitenden Areale als Pufferzonen zu erhalten.[3]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Naturschutzgebiet Further Moor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise),
  2. Naturschutzgebiet „ME-001 Further Moor“ im Fachinformationssystem des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen
  3. a b c d e Natura-2000-Gebiet „DE-4807-304 Further Moor“ im Fachinformationssystem des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen
  4. Natura 2000 Network Viewer: Further Moor. Natura 2000 Network Viewer, April 2021; (englisch).
  5. a b c d e f Natura 2000 Network Viewer: Further Moor. In: Standard Data Form. Natura 2000 Network Viewer, April 2021; (englisch).
  6. Quelle? Widerspruch zu amtlichen Informationen, demnach erste NSG-Ausweisung 1950
  7. a b Rolf Müller, „Stadtgeschichte Langenfeld Rheinland“, Verlag Stadtarchiv Langenfeld 1992
  8. Franz-Erwin Wagner, Das Further Moor in Heimatkalender 1955, S. 141 ff.
  9. Wolfgang Wegener, „Aktenvermerk zur Dienstreise vom 19.04.2001“, dem Verfasser zugesandt
  10. Kurzbeschreibung Further Moor. Biologische Station Mittlere Wupper, Solingen;.


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Positionskarte Nordrhein-Westfalen, Germany. Geographische Begrenzung der Karte:
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Naturschutzgebietsschild in Teilen Deutschlands
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(c) Ritter-pitter, CC BY-SA 3.0
Impression aus dem NSG Further Moor
NSG Further Moor 2015-12-01 14.00.59 LR.jpg
Autor/Urheber: KellerWolke, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Das Naturschutzgebiet Further Moor an einem regnerischen Tag im Dezember 2015.
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Coat of arms of Kreis Mettmann