Fulbert Steffensky
Fulbert Steffensky (* 7. Juli 1933 in Rehlingen im Saargebiet als Edmund Steffensky) ist ein deutscher Theologe, Religionspädagoge und Autor. Er war von 1954 bis 1968 Benediktinermönch und konvertierte 1969 zum evangelisch-lutherischen Bekenntnis.[1]
Leben
Steffensky wuchs in einer kleinbürgerlichen römisch-katholischen Familie auf, sein Vater starb, als er sechs Jahre alt war. Er studierte katholische und evangelische Theologie. Im Alter von 21 Jahren trat er in das Benediktinerkloster Maria Laach ein und erhielt den Ordensnamen Fulbert. Nach dreizehn Jahren verließ er das Kloster ohne kirchliche Erlaubnis.[2] Er behielt seinen Ordens- als Vornamen bei.
Im Jahr 1968 war er mit Dorothee Sölle ein Mitbegründer des Politischen Nachtgebets, einer Liturgie, die von 1968 bis 1972 regelmäßig in der Antoniterkirche in Köln gefeiert wurde. 1969 konvertierte Steffensky zum evangelisch-lutherischen Glauben, und er wurde im selben Jahr wissenschaftlicher Assistent an der Pädagogischen Hochschule Ruhr. Steffensky wurde 1972 an der Ruhr-Universität Bochum promoviert.
Seine erste Professur für Erziehungswissenschaft hatte Fulbert Steffensky von 1972 bis 1975 an der Fachhochschule Köln inne, bevor er 1975 als Professor für Religionspädagogik am Fachbereich Erziehungswissenschaft an die Universität Hamburg wechselte, wo er bis zu seiner Pensionierung 1998 tätig war. Seither setzt er sich als Prediger, Redner und Buchautor für eine Kultur des Bibellesens, der Ökumene, der Gerechtigkeit, der Hoffnung und der Ästhetik ein.
Auf dem 32. Evangelischen Kirchentag 2009 in Bremen forderte Steffensky ein gemeinsames Abendmahl von katholischen und evangelischen Christen während des 2. Ökumenischen Kirchentags in München 2010.[3]
Familie
Steffensky heiratete 1969 die bekannte evangelische Theologin Dorothee Sölle.[4] Aus dieser Ehe stammt die Tochter Mirjam (* 1970), die seit 2010 Hochschullehrerin in Chemiedidaktik ist.[5] Sölle starb im Jahr 2003.
Seit 2007 ist Fulbert Steffensky verheiratet mit der römisch-katholischen Theologin Li Hangartner (* 1953), sie leben seit 2012 zusammen in Luzern in der Zentralschweiz.[6][3][7]
Auszeichnungen
- 2005: Sexauer Gemeindepreis für Theologie
- 2013: Ökumenischer Predigtpreis
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Gedanken über das Verhältnis von Kirche und Judentum. In: Erbe und Auftrag, Jg. 43 (1967), S. 59–63.
- Politisches Nachtgebet in Köln. Herausgegeben mit Dorothee Sölle. Kreuz-Verlag, Stuttgart/Berlin/Mainz 1969.
- Politisches Nachtgebet in Köln 2. Herausgegeben mit Dorothee Sölle. Kreuz-Verlag, Stuttgart/Berlin/Mainz, ohne Jahresangabe.
- Gott und Mensch – Herr und Knecht? Autoritäre Religion und menschliche Befreiung im Religionsbuch. Furche, Hamburg 1973, ISBN 3-7730-0152-5.
- Feier des Lebens. Kreuz, Stuttgart 1988, ISBN 3-7831-0733-4.
- Wo der Glaube wohnen kann. Kreuz, Stuttgart 1989, ISBN 3-7831-0957-4.
- Das Haus, das die Träume verwaltet. Echter, Würzburg 1998, ISBN 3-429-01997-4.
- Der alltägliche Charme des Glaubens. Echter, Würzburg 2002, ISBN 3-429-02435-8.
- Die zehn Gebote. Anweisungen für das Land der Freiheit. Echter, Würzburg 2003 ISBN 3-429-02512-5.
- zusammen mit Dorothee Sölle: Löse die Fesseln der Ungerechtigkeit. Predigten. Kreuz, Freiburg im Breisgau 2004, ISBN 3-7831-2522-7.
- Schwarzbrot-Spiritualität. Radius, Stuttgart 2005, ISBN 3-87173-325-3.
- Zur evangelischen und katholischen Predigt. In: Imprimatur. Trier 6/2006.
- Mut zur Endlichkeit. Sterben in einer Gesellschaft der Sieger. Radius, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-87173-369-7.
- Feier des Lebens: Spiritualität im Alltag. Kreuz, Freiburg im Breisgau 2009, ISBN 978-3-7831-3401-8.
- Gedächtnis – Hoffnung: die Geschwister des Augenblicks. Romerohaus Luzern, 2010
- Der Schatz im Acker: Gespräche mit der Bibel. Radius, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-87173-916-3.
- Ein seltsamer Freudenmonat: 24 Adventsgedichte, 24 Adventsgeschichten. Radius, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-87173-924-8.
- Gewagter Glaube. Radius, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-87173-940-8.
- Heimathöhle Religion. Ein Gastrecht für widersprüchliche Gedanken. Radius, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-87173-982-8.
- Orte des Glaubens. Die sieben Werke der Barmherzigkeit. Radius, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-87173-177-8.
- Heimathöhle Religion. Ein Gastrecht für widersprüchliche Gedanken. Radius, Stuttgart 2017, ISBN 3-87173-651-1.
- Fragmente der Hoffnung. Radius, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-87173-600-1.
Literatur
- Matthias Mettner (Hrsg.): Wider den Luxus der Hoffnungslosigkeit. Dorothee Sölle − Fulbert Steffensky. Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 1995, ISBN 3-451-04257-6.
- Anselm Weyer: Liturgie von links. Dorothee Sölle und das Politische Nachtgebet in der Antoniterkirche. Herausgegeben für die Evangelische Gemeinde Köln von Markus Herzberg und Annette Scholl. Greven Verlag, Köln 2016, ISBN 978-3-7743-0670-7.
Weblinks
- Literatur von und über Fulbert Steffensky im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Erlebte Geschichte: Fulbert Steffensky. In: WDR 5 vom 23. Juni 2011, verfügbar bis 30. Dezember 2099
- Prof. Dr. Fulbert Steffensky mit Artikeln, Tondokumenten und Videos auf der Website dorothee-soelle.de, abgerufen am 4. Juni 2022.
- Fulbert Steffensky auf Website evangelisch.de, abgerufen am 4. Juni 2022.
- Agathe Lukassek: Der wahrhaft ökumenische Preisträger. In: katholisch.de vom 20. November 2013.
- Wolf Südbeck-Baur: Theologe Fulbert Steffensky über den Charme der Bibel und das Leben nach dem Tod. Ein Gespräch. Website luzernerzeitung.ch, 30. Dezember 2021, abgerufen am 5. Juni 2022
- Daniel Deman: Kurzportrait Steffenskys anlässlich der Verleihung des Predigtpreises 2013 auf YouTube.
- Jan Feddersen: „Wir müssen nicht die Letzten sein“. Fulbert Steffensky, 90, prägte mit seiner Frau Dorothee Sölle wie kaum jemand die Evangelische Kirche. Ein Gespräch über die Schönheit und das Alter., veröffentlicht am 29. November 2023 auf taz.de.
Einzelnachweise
- ↑ Fulbert Steffensky auf Website evangelisch.de, abgerufen am 4. Juni 2022
- ↑ Erlebte Geschichte: Fulbert Steffensky. In: WDR 5 vom 23. Juni 2011, verfügbar bis 30. Dezember 2099
- ↑ a b Wolf Südbeck-Baur: Theologe Fulbert Steffensky über den Charme der Bibel und das Leben nach dem Tod. Der deutsche Theologe Fulbert Steffensky verliess sein Benediktinerkloster, konvertierte und heiratete Dorothee Sölle. Er liest die Bibel erwartungslos und möchte den Charme des Buches an seine Enkel weitergeben. Ein Gespräch. Website luzernerzeitung.ch, 30. Dezember 2021, abgerufen am 5. Juni 2022
- ↑ Einer Frau wegen. In: Der Spiegel. 45/1969, 3. November 1969, abgerufen am 15. Februar 2021.
- ↑ Prof. Dr. Fulbert Steffensky auf der Website dorothee-soelle.de, abgerufen am 4. Juni 2022
- ↑ Fulbert Steffensky: «An der Bibel interessiert mich nicht mehr so sehr die Richtigkeit, sondern die Schönheit», Website kath.ch, 30. Dezember 2021, abgerufen am 4. Juni 2022
- ↑ Li Hangartner: «Mein Steckenpferd war feministisch-befreiungstheologisch»
Personendaten | |
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NAME | Steffensky, Fulbert |
ALTERNATIVNAMEN | Steffensky, Edmund (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Theologe, Religionspädagoge und Autor |
GEBURTSDATUM | 7. Juli 1933 |
GEBURTSORT | Rehlingen, Saargebiet |
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Fulbert Steffensky auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2009 in Bremen, Deutschland. (Bibel und Kirche - Fulbert Steffensky, Hamburg, spricht vor der überfüllten Hanse-Halle)