Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2011/Nigeria

Dieser Artikel behandelt die Nigerianische Fußballnationalmannschaft der Frauen (Spitzname „Super Falcons“) bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2011 in Deutschland.

Nigeria lag vor der WM auf Platz 27 der FIFA-Weltrangliste und nahm als einzige afrikanische Mannschaft an allen bisherigen Frauen-WM-Endrunden teil. Bei der WM 1999 erreichten sie das Viertelfinale, in dem sie mit 3:4 n. V. gegen Brasilien ausschieden. Ansonsten war immer nach der Vorrunde Schluss. Nigeria ist mit acht Titeln Rekordsieger der Fußball-Afrikameisterschaft der Frauen. Die U-20-Mannschaft (Spitzname „Falconets“) erreichte bei der U-20-Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2010 das Finale, in dem sie mit 0:2 gegen Gastgeber Deutschland verloren. Nationaltrainerin ist Ngozi Eucharia Uche, die bei der ersten WM 1991 drei WM-Spiele für Nigeria bestritt.

Qualifikation zur WM

Nigeria qualifizierte sich durch den Sieg im Halbfinale der Fußball-Afrikameisterschaft der Frauen 2010 gegen Kamerun für die Endrunde. Zuvor musste sich Nigeria in fünf Spielen durchsetzen, angefangen mit der Qualifikation zur Afrikameisterschaft, in der Nigeria die Elfenbeinküste zweimal bezwang.

Qualifikation zur Afrikameisterschaft 2010
Hinspiel
Elfenbeinküste ElfenbeinküsteNigeria Nigeria1:2
Rückspiel
Elfenbeinküste ElfenbeinküsteNigeria Nigeria1:3

Die Afrikameisterschaft fand im Oktober und November 2010 mit acht Mannschaften in Südafrika statt. In der Gruppenphase spielte zunächst jede einmal gegen die drei anderen Mannschaften der Gruppe. In den Gruppenspielen blieben die „Super Falcons“ stets siegreich.

Abschlusstabelle der Gruppenphase
RangLandTorePunkte
1Flag of Nigeria.svg Nigeria10:19
2Flag of South Africa.svg Südafrika7:36
3Flag of Mali.svg Mali3:113
4Flag of Tanzania.svg Tansania3:80
Gruppenphase
1. November 2010 in Benoni
Nigeria NigeriaMali Mali5:0 (3:0)
4. November 2010 in Benoni
Sudafrika SüdafrikaNigeria Nigeria1:2 (1:2)
7. November 2010 in Tembisa
Tansania TansaniaNigeria Nigeria0:3 (0:2)

Das Finale gewann Nigeria gegen das ebenfalls qualifizierte Äquatorialguinea, wobei Äquatorialguinea zwei Eigentore unterliefen.[1] Die meisten Tore aller afrikanischen Spielerinnen erzielte die Nigerianerin Perpetua Nkwocha (11), mit 34 Jahren älteste Teilnehmerin der Afrikameisterschaft. Dabei gelang ihr gegen Mali und Kamerun jeweils ein klassischer Hattrick.[2]

Finalrunde
11. November 2010 in Benoni: Halbfinale
Nigeria NigeriaKamerun Kamerun5:1 (2:0)
14. November 2010 in Benoni: Finale
Nigeria NigeriaÄquatorialguinea Äquatorialguinea4:2 (1:0)

Kader für die WM

Nigerias U-20-Team feierte 2010 einen Viertelfinalsieg gegen die USA. Vom WM-Team 2011 sind im Bild (von links, mit damaliger Rückennummer): Rebecca Kalu (10), Alaba Jonathan (1), Helen Ukaonu (17), Glory Iroka (11), Uchechi Sunday (19) und Osinachi Ohale (20). Ebenfalls Teilnehmerinnen beider Turniere, hier nicht im Bild: Ebere Orji (8), Desire Oparanozie (9).

Erfahrenste Spielerinnen im nigerianischen WM-Kader sind Stella Mbachu, die schon bei drei WM-Turnieren eingesetzt wurde, sowie Perpetua Nkwocha, Precious Dede und Onome Ebi, die zuvor bei zwei WM-Turnieren dabei waren. Acht Spielerinnen haben im nigerianischen Team bei der U-20-Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2010 Länderspielerfahrung gesammelt und sind dort U-20-Vize-Weltmeisterinnen geworden.

Die Spielerinnen haben eine Durchschnittsgröße von 1,68 m, wobei Uchechi Sunday mit 1,82 m die größte Spielerin ist. Mehrere Spielerinnen sind mit 1,60 m die kleinsten Spielerinnen des Kaders.

Für eine Kontroverse zum Turnierbeginn sorgte die nigerianische Nationaltrainerin Ngozi Eucharia Uche, die im Vorfeld der Weltmeisterschaft alle lesbischen Spielerinnen aus der Nationalmannschaft verbannt hatte. Ihre Äußerungen wurden wie folgt übersetzt: „Ja, die Lesben in unserer Mannschaft waren wirklich ein großes Problem. Aber seitdem ich Trainerin der Falcons bin, hat sich das erledigt. Es gibt keine lesbische Spielerin mehr in meinem Team. Wir brauchen göttliche Intervention, um Homosexualität zu kontrollieren und einzuschränken. Bei uns hat es funktioniert. Ich kann diese dreckige Lebensweise nicht tolerieren.“[3] Nach einem Gespräch mit Tatjana Haenni, der FIFA-Abteilungsleiterin für Frauenfußballwettbewerbe, dementierte Uche, diese Aussagen gemacht zu haben.[4]

Nr.[K 1]SpielerGeburtsdatumVerein[K 2]Länderspiele[K 3]Länderspieltore[K 3]WM-Spiele[K 4]WM 2011
Sp.ToreGelbe KartenGelb-Rote KartenRote Karten
Tor
1Precious Dede Mannschaftskapitän18.01.1980Nigeria Rivers Angels73006 (2003, 2007)30000
16Tochukwu Oluehi02.05.1987Nigeria Sunshine Queens40000 (2007)00000
21Alaba Jonathan01.06.1993Nigeria Pelican Stars010000000
Abwehr
3Osinachi Ohale21.12.1991Nigeria Delta Queens120030100
5Onome Ebi08.05.1983Turkei Duvenciler Lisesi48004 (2003, 2007)30100
6Helen Ukaonu17.05.1991SchwedenSchweden Sunnanå SK150130000
14Faith Ikidi28.02.1987SchwedenSchweden Piteå IF50003 (2007)30000
15Josephine Chukwunonye19.03.1992Nigeria Rivers Angels120010000
18Ulunma Jerome11.04.1988SchwedenSchweden Piteå IF38003 (2007)00000
Mittelfeld
2Rebecca Kalu12.06.1990Nigeria Rivers Angels020100000
4Perpetua Nkwocha03.01.1976SchwedenSchweden Sunnanå SK83416 (2003, 2007)31000
8Ebere Orji23.12.1992Nigeria Rivers Angels170230000
10Rita Chikwelu06.03.1988SchwedenSchweden Umeå IK damfotboll40163 (2007)30000
11Glory Iroka03.01.1990Nigeria Rivers Angels110020000
13Ogonna Chukwudi14.09.1988SchwedenSchweden Umeå IK damfotboll13001 (2007)10000
Angriff
7Stella Mbachu16.04.1978Nigeria Rivers Angels88208 (1999, 2003, 2007)30000
9Desire Oparanozie17.12.1993Nigeria Delta Queens160730000
12Sarah Michael22.07.1990SchwedenSchweden KIF Örebro090020000
17Francisca Ordega19.10.1993Nigeria Bayelsa Queens120120000
19Uchechi Sunday09.09.1994Schweiz FC Neunkirch030030000
20Amenze Aighewi21.11.1991Nigeria Rivers Angels050010000
Trainerstab
CheftrainerinNgozi Uche18.06.1973Nigeria Football Federation3 (1991)[K 5]30000
Technischer BeraterThomas Obliers21.10.196730000
Anmerkungen:
  1. Nummern gemäß Kaderliste der FIFA Archivlink (Memento des Originals vom 25. Juni 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.fifa.com
  2. Angaben gemäß FIFA-Kaderliste, aktualisiert nach dem Spiel gegen Kanada.
  3. a b Anzahl gemäß FIFA-Kaderliste Archivlink (Memento des Originals vom 25. Juni 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.fifa.com
  4. Stand vor der WM
  5. Als Spielerin 1991

Vorbereitung

Im April 2011 bestritt Nigeria zwei Qualifikationsspiele für die Olympischen Spiele in London gegen Namibia und qualifizierte sich damit für die nächste Runde gegen Kamerun, die im August und September stattfindet.[5] Zudem fanden zwei Qualifikationsspiele (von der FIFA als Freundschaftsspiele gewertet) für die All Africa Games gegen Ghana statt.[6] Am 26. Mai traf die Mannschaft in Deutschland ein, reiste dann aber in das vorläufige Quartier nach Österreich, wo im Juni drei Testspiele bestritten wurden.[7]

DatumOrtGegnerErgebnisBesonderheiten
3. April 2011AbujaNamibia Namibia7:0 (6:0)
16. April 2011Windhoek (Namibia)Namibia Namibia2:0 (2:0)
1. Mai 2011AbujaGhana Ghana1:1 (1:0)
15. Mai 2011Accra (Ghana)Ghana Ghana1:2 (1:0)
3. Juni 2011Kössen (Österreich)Tschechien Tschechien1:0 (0:0)1. Länderspiel gegen Tschechien
7. Juni 2011Leogang (Österreich)Osterreich Österreich1:1 (0:1)1. Länderspiel gegen Österreich
16. Juni 2011Eugendorf (Österreich)Slowakei Slowakei2:2 (0:2)1. Länderspiel gegen die Slowakei

Gruppenspiele

In Gruppe A traf Nigeria im ersten Spiel der WM auf Frankreich. Die Französinnen dominierten das Spiel von Beginn an, dennoch hatte Nigeria die erste große Torchance, die die erst 17-jährige Desire Oparanozie aber nicht verwerten konnte. In der 56. Minute gelang Marie-Laure Delie mit dem ersten Tor der WM der 1:0-Siegtreffer für Frankreich. Es war das erste Spiel überhaupt zwischen beiden Mannschaften.

Im Spiel gegen Weltmeister und Gastgeber Deutschland bemühten sich die Nigerianerinnen durch bewusst körperbetontes Spiel, das von der südkoreanischen Schiedsrichterin Cha Sung-mi zum Unmut des Publikums weitgehend toleriert wurde, den deutschen Spielerinnen den Schneid abzukaufen. Dies führte zu einem zerfahrenen Spiel mit wenigen Torchancen auf beiden Seiten. Erst in der 54. Minute gelang es Simone Laudehr nach einem Freistoß die Verwirrung in der nigerianischen Abwehr zu nutzen und den 1:0-Siegtreffer zu erzielen. Denn obwohl Nigeria sich danach um den Ausgleich bemühte, gelang ihnen doch im vierten WM-Spiel nacheinander kein Tor und sie mussten zum neunten Mal nacheinander in einem WM-Spiel den Platz ohne Sieg verlassen.

Nigeria traf zum Abschluss der Gruppenphase auf Kanada, den Sieger des CONCACAF Women’s Gold Cup 2010. Da beide Mannschaften ihre ersten beiden Spiele verloren hatten, war das Spiel für den Turnierverlauf ohne Bedeutung. Gegen Kanada gab es zuvor erst ein Spiel, das bei der WM 1995 3:3 endete.

Auch wenn es für beide um nichts mehr ging, gingen beide Mannschaften engagiert zur Sache, wobei Kanada den besseren Start hatte, ohne dabei zählbares erzielen zu können. In der 73. Minute[8] gelang Perpetua Nkwocha aber der 1:0-Siegtreffer für die Westafrikanerinnen, die damit ihre Negativserien von neun WM-Spielen ohne Sieg und vier WM-Spielen in Folge ohne eigenes Tor beendeten.

Nigeria beendete die WM mit nur einem erzielten Tor, aber nur Brasilien und Schweden haben weniger Gegentore kassiert.

RangLandTorePunkte
1Deutschland Deutschland7:39
2Frankreich Frankreich7:46
3Nigeria Nigeria1:23
4Kanada Kanada1:70
Sonntag, 26. Juni 2011, 15:00 Uhr in Sinsheim
Nigeria NigeriaFrankreichFrankreich Frankreich0:1 (0:0)
Donnerstag, 30. Juni 2011, 20:45 Uhr in Frankfurt
Deutschland DeutschlandNigeria Nigeria1:0 (0:0)
Dienstag, 5. Juli 2011, 20:45 Uhr in Dresden
Kanada KanadaNigeria Nigeria0:1 (0:0)

Einzelnachweise

  1. Match-Report Nigeria - Äquatorialguinea (PDF; 310 kB).
  2. Match-Report Nigeria - Mali (PDF; 319 kB); Match-Report Nigeria - Kamerun (PDF; 311 kB).
  3. fussball.de: Nigerias Trainerin sorgt für ersten WM-Skandal. (Originaltext:"“Yes, lesbianism used to be a big problem in the team, but since I took over as the chief coach of Falcons, I think the problem has been dealt with. Lucky, some of the girls played with me and they know my dos and don'ts. They know that I cannot tolerate such a nasty practice.”) Archivlink (Memento vom 7. Juli 2011 im Internet Archive)
  4. Fußball-WM: Homophobie-Debatte über Nigerias Frauenteam
  5. Zunächst war Äquatorialguinea als Gegner für Nigeria qualifiziert, wurde aber später disqualifiziert weil sie in den Qualifikationsspielen die Spielerin Jade Boho eingesetzt hatte, die zuvor schon für Spanien gespielt hat.[1]
  6. Ghana Ladies upset Nigeria to reach All Africa Games
  7. Nigerias "Super Falcons" in Deutschland eingetroffen (Memento des Originals vom 29. Juni 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.fifa.com
  8. Da kurz zuvor nach einem Stromausfall das Licht im Stadion ausfiel, und die Partie für ca. zehn Minuten unterbrochen werden musste, wird in einigen Spielberichten auch die 84. Minute für das Tor genannt. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 9. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.fifa.com

Auf dieser Seite verwendete Medien

Flag of South Africa.svg

Flagge Südafrikas

Verwendete Farbe: National flag | South African Government and Pantone Color Picker

     Grün gerendert als RGB 000 119 073Pantone 3415 C
     Gelb gerendert als RGB 255 184 028Pantone 1235 C
     Rot gerendert als RGB 224 060 049Pantone 179 C
     Blau gerendert als RGB 000 020 137Pantone Reflex Blue C
     Weiß gerendert als RGB 255 255 255
     Schwarz gerendert als RGB 000 000 000
Yellow card.svg
Autor/Urheber: Diese Vektorgrafik wurde von ed g2s (Diskussion) mit Inkscape erstellt und dann manuell nachbearbeitet, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Yellow card (association football).
Red card.svg
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Ed g2s als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0

Red card (football).

Created by ed g2stalk in Inkscape.
Flag of Switzerland within 2to3.svg
Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
Flag of Namibia.svg
Flagge Namibias
Flag of Canada (Pantone).svg
Flag of Canada introduced in 1965, using Pantone colors. This design replaced the Canadian Red Ensign design.
Yellowred card.svg
Autor/Urheber: , Lizenz: CC BY-SA 3.0
Yellow-red card (football), see also Image:Red card.svg. Created by ed g2stalk in Inkscape.Red card (football), see also Image:Yellow card.svg. Created by ed g2stalk in Inkscape.
After USA-NIG U-20 Women 2010, Nigerian team rejoicing.jpg
Autor/Urheber: Emkaer, Lizenz: CC BY-SA 3.0
USA-Nigeria bei der U-20-Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2010 in der Impuls Arena als „FIFA WM Stadion Augsburg“:
Das nigerianische Team nach dem Sieg im Elfmeterschießen. Für die Spielernamen siehe 2010 FIFA U-20 Women's World Cup squads.