Fruerlundhof

Alt-Fruerlundhof 4–8 im Schnee
Wohnhaus Alt-Fruerlundhof 1
Wirtschaftsgebäude von 1901
Gemeindezentrum Fruerlund
Die ehemals zahlreichen Tauben von Fruerlundhof (Januar 2015)

Fruerlundhof (auch: Fruerlund-Hof;[1] dänisch ebenfalls Fruerlundgård) ist der Name eines Gebietes im Flensburger Stadtteil Fruerlund. Die alten Gebäude von Fruerlundhof gehören zu den Kulturdenkmalen des Stadtteils Fruerlund.[2][3]

Lage

Fruerlundhof besteht heute im engeren Sinne aus den Straßenbereichen Fruerlundhof und Alt-Fruerlundhof sowie dem unmittelbar südöstlich angrenzenden Stadtbereich.[4] Darüber hinaus gehören auch die nördlichen Straßenbereiche bis Fruerlundholz zum gleichnamigen Stadtbezirk Fruerlundhof (teilweise abgekürzt: Hof).[5][6] Direkt südlich von Alt-Fruerlundhof schließt sich das Gebiet Fruerlundmühle an.

Geschichte

Irgendwann im Hochmittelalter oder erst Spätmittelalter entstand durch eine Adelbyer Aussiedlung ein Fruerlunder Einzelhof,[7] vermutlich direkt im Bereich des heutigen Alt-Fruerlundhof.[8] Die Besitzer von Fruerlundhof (beziehungsweise Alt-Fruerlundhof) sind seit dem Jahr 1468 fast durchgehend überliefert. 1742 erwarb der Hufner Peter Iwersen (1702–1747) den besagten landwirtschaftlichen Betrieb auf einer öffentlichen Auktion. Der Hof blieb seitdem über Generationen im Familienbesitz.[9] Aus dem Jahrhundert der Hofübername durch die Familie Iwersen blieb der Hofanlagenüberrest Alt-Fruerlundhof 4–8 bis heute erhalten. Dieser besteht heute noch aus einem Wohnhaus, an dessen östlichen Giebelseite die Jahreszahlen 1794 angebracht sind, sowie einem westlich gelegenen Stallflügel.[2] Im Jahr 1832 errichtete Hans Iwersen (1779–1862) das heute noch erhaltene Wohnhaus mit der Adresse Alt-Fruerlundhof Nr. 1. Das danebenliegende Wirtschaftsgebäude (mit selbiger Adresse) stammt aus dem Jahr 1901.[2][9]

Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten große Flächen Fruerlunds der Familien Iversen und der Twedter Landwirtsfamilie Jost.[10] 1910 wurde Fruerlundhof als Teil von Fruerlund nach Flensburg eingemeindet.[11] Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Stadtbevölkerung Flensburgs durch den Zuzug von Flüchtlingen erheblich. In Fruerlund wurde in Folge sehr viel neuer Wohnraum geschaffen.[12] Alt-Fruerlundhof, mit den zwei Fruerlunder Höfen,[13] blieb bewusst als ein Element des neuen gestalteten Stadtteils erhalten.[14] Offenbar wurde schließlich ab Mitte der 1970er Jahre auch die Fläche nordöstlich des ursprünglichen Fruerlundhofs bebaut. Die dortige Straße erhielt sodann den Namen Fruerlundhof.[9]

Anfang der 1980er Jahre[15][16] wurde dort die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde eingerichtet.[17] Der offenbar zeitgleich errichtete Kirchengebäudekomplex mit der Adresse Fruerlundhof 1 (Lage)[18] besteht aus einem modernen Gemeindezentrum, einem Glockenturm[19] sowie dem zugehörigen Jugendzentrum Alsterbogen[20] Der Gemeindesaal mit Altar, Kanzel, Taufbecken, Lesepult[21] sowie einer digitalen Orgel,[22] für die Gottesdienste der Gemeinde, wurde durch den Künstler Uwe Appold ausgestaltet.[23] Im Jahr 2004 zählte die Kirchengemeinde rund 3700 Gemeindeglieder.[24] 2017, nachdem weitere Wohnhäuser im Fruerlundhofer Gebiet entstanden waren, zählte die Kirchengemeinde schon ungefähr 6000 Gemeindemitglieder.[25] Die Straße der ursprünglichen Siedlung Fruerlundhof, mit den zwei Höfen, erhielt am 3. Juli 1980 offiziell den Namen Alt-Fruerlundhof.[9] Zuletzt wuchs die Wohnbebauung Fruerlundhofs noch erheblich im Bereich Hestoft.[26] Ein breiter Grünstreifen von Fruerlundhof[4] an der Osttangente entwickelte sich dabei zu einer Bebauungsgrenze. Der besagte Grünstreifen schließt sich dem Grünkorridor des Lautrupsbachs an[27] und reicht bis zum Osbektal. Auf Grund der hufeisenähnlichen Gesamtgestalt des erhaltengebliebenen grünen Naturraums, der grob betrachtet aus dem Lautrupsbachtal, dem besagten Grünstreifen von Fruerlundhof[4] sowie dem Osbektal besteht, erhielt dieser den Namen Grünes Hufeisen. Das Grüne Hufeisen dient seit 2014 als ein innerstädtischer Wanderweg vom Flensburger Hafen bis nach Sonwik.[28] Die Busanbindung durch die Linie 5, die zum Ende der 1980er Jahre nur bis zum Alsterbogen reichte,[29] wurde offenbar in den 90er Jahren oder den ersten 2000er Jahren, in Folge des Stadtwachstums, bis nach Hestoft weitergeführt. Ende 2013 wurde die Linie 5 schließlich zu einer Ringlinie,[30][31] die den Flensburger Campus einschließt, erweitert.[32]

Im selben Jahr 2013 starb Hans Christian Iwersen, der als letztes den Hof Alt-Fruerlundhof Nr. 1 bewirtschaftet hatte. Vor seinem Tod hatte er mit seiner Schwester die Stiftung Alt-Fruerlundhof 1 eingerichtet, um dort altersgerechtes Wohnen zu ermöglichen. Doch die Pläne gerieten bald darauf auf Grund fehlender Investoren ins Stocken. Kurz darauf, im Jahr 2015, geriet Alt-Fruerlundhof in die Schlagzeilen. Das Ausbleiben der fehlenden regelmäßigen Taubenfütterungen des alten Iwersen führte dazu, dass dort zahlreiche verwilderte Tauben zeitweise herrenlos herumflogen.[33] Seit 2020 gibt es Pläne für eine Wohnbebauung der Flächen von Alt-Fruerlundhof, bei der mehr als 100 Wohneinheiten entstehen würden[34]

Einzelnachweise

  1. Angaben der Mitgliedstaaten über staatliche Beihilfen, die auf der Grundlage der Verordnung (EG) Nr. 70/2001 der Kommission vom 12. Januar 2001 ..., S. 16 (alternativ auch dort); abgerufen am: 2. Dezember 2019
  2. a b c Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 520
  3. Siehe auch: Liste der Naturdenkmale in der Stadt Flensburg.
  4. a b c Stadtplan von Flensburg vom Graphischen Institut Eckmann, 3. ergänzte Auflage, 2011.
  5. Stadtteile, herausgegeben von der Stadt Flensburg (Memento vom 24. Februar 2016 im Internet Archive)
  6. Evaluierung des nahversorgungsrelevanten Einzelhandels in der Stadt Flensburg auf der Achse Hafermarkt–Tarup (Teilfortschreibung Einzelhandelskonzept), S. 9, abgerufen am: 8. Dezember 2019
  7. Fruerlund, Stadtumbau in Flensburg, Ein Quartier erfindet sich neu, Flensburg 2016, Seite 10
  8. Beachte Bildunterschrift unter dem Foto in: Fruerlund, Stadtumbau in Flensburg, Ein Quartier erfindet sich neu, Flensburg 2016, Seite 10
  9. a b c d Dieter Pust: Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, Artikel: Alt-Fruerlundhof
  10. Dieter Pust: Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, Artikel: Fruerlundhof
  11. Flensburger Tageblatt: Sonderveröffentlichung: Vor 100 Jahren: Vier Dörfer für die Stadt, vom: 1. April 2010; abgerufen am: 2. Dezember 2019
  12. Flensburger Tageblatt: Heimat mit Ententeich - ein Zuhause für tausende Flüchtlinge, vom: 1. April 2010; abgerufen am: 2. Dezember 2019
  13. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860-1930. Flensburg 2009, S. 135
  14. Fruerlund, Stadtumbau in Flensburg, Ein Quartier erfindet sich neu, Flensburg 2016, Seite 17 und 19
  15. Gesetz- und Verordnungsblatt der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche vom: 2. August 2004, S. 171, abgerufen am: 1. Dezember 2019
  16. Gesetz- und Verordnungsblatt der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche vom: 17. Dezember 1984, S. 233 (eigentliche Seite 1 des Dokumentes), abgerufen am: 1. Dezember 2019
  17. Schon 1932 war in Mürwik eine kleine Kapelle errichtet worden, welche 1957/58 von der Christuskirche abgelöst worden war.
  18. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Fruerlund. Impressum, abgerufen am: 1. Dezember 2019
  19. Homepage der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Fruerlund
  20. Gesetz- und Verordnungsblatt der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche vom: 2. August 2004, S. 171, abgerufen am: 1. Dezember 2019
  21. Flensburger Tageblatt: Von Flensburg nach Hohn: Ein Verlust für Fruerlund: Pastorin Andersson geht, vom: 19. Februar 2017; abgerufen am: 1. Dezember 2019
  22. Flensburger Tageblatt: Neues Kircheninstrument: „Gloria“ – eine neue Orgel muss her, vom: 13. März 2015 und Hallelujah – Gloria ist da!, vom: 29. November 2016; abgerufen am: 1. Dezember 2019
  23. Flensburger Tageblatt: Von Flensburg nach Hohn: Ein Verlust für Fruerlund: Pastorin Andersson geht, vom: 19. Februar 2017 und Appolds "Gloria" für Kirche Fruerlund, vom: 20. Juli 2013 und Neuer Pastor in Fruerlund : Ein Insulaner pilgert aufs Festland, vom: 20. September 2017 sowie Vita Uwe Appold (Homepage des Künstlers); jeweils abgerufen am: 1. Dezember 2019
  24. Gesetz- und Verordnungsblatt der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche vom: 2. August 2004, S. 171, abgerufen am: 1. Dezember 2019
  25. Flensburger Tageblatt: Kirche in Morsum: „Etwas Besseres kann nicht kommen“, vom: 26. Juni 2017; abgerufen am: 1. Dezember 2019
  26. Beispielsweise in Form des Standardhaustyps Fünfzehn Quadrat des Selbsthilfe-Bauvereins. Vgl. Flensburger Tageblatt: Stadtplanung in Flensburg : Wohnungsbau auf der Überholspur, vom: 19. Februar 2016 und Flensburger Tageblatt: Wohnungsbau in Flensburg: Neubau: SBV will aufs Tempo drücken, vom: 19. Mai 2016 und Flensburger Tageblatt: Wohnungsbau in Flensburg: Neue Häuser auf der Rude, vom: 23. Januar 2017 sowie Flensburger Tageblatt: SBV Flensburg: 658 neue Wohnungen in vier Jahren, vom: 19. Mai 2017; jeweils abgerufen am: 2. Dezember 2019
  27. Der grüne Korridor des Lautrupsbachs ist Teil eines Grünzuges der vom Flensburger Hafen, über den besagten Bachlauf, dem Adelbyer Gebiet, dem Vogelsang, Blocksberg und dem Tremmeruper Wald, bis zum Schloss Glücksburg reicht.
  28. Flensburger Tageblatt: Grünes Hufeisen : Ein Wanderweg von Ufer zu Ufer, vom: 26. April 2014; abgerufen am: 2. Dezember 2019
  29. VGFL. Liniennetzpläne, abgerufen am: 2. Dezember 2019
  30. Unternehmensentwicklung. 1999 – heute Aktiv Bus Flensburg GmbH, abgerufen am: 2. Dezember 2019
  31. Flensburger Tageblatt: Besser Bus fahren: Linie 5 schließt den Kreis, vom: 13. Dezember 2013; abgerufen am: 2. Dezember 2019
  32. Fahrplan Linie 5 Ring A und Fahrplan Linie 5 Ring B, jeweils abgerufen am: 2. Dezember 2019
  33. Flensburger Tageblatt: Tierschutz in Flensburg: Kampf um einen Taubenschlag, vom: 3. Januar 2015 und Bauprojekt: Partner für ein Paradies gesucht, vom: 10. November 2015 und Alt-Fruerlundhof: Tauben-Krieg am Fruerlundhof, vom: 1. Dezember 2015 sowie Traueranzeige Annedore Iwersen (in welcher der genaue Name der Stiftung steht); jeweils abgerufen am: 2. Dezember 2019
  34. https://www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt/in-alt-fruerlundhof-koennten-mehr-als-100-wohneinheiten-entstehen-id29564947.html sowie https://www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt/anwohner-ueber-plaene-fuer-alt-fruerlundhof-besorgt-id30022512.html

Weblinks

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Koordinaten: 54° 47′ 41,4″ N, 9° 27′ 38,3″ O

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