Frontispiz (Architektur)
Das Frontispiz (französisch frontispice: Vorder- oder Hauptansicht; früher auch eingedeutscht: der Frontspieß[1][2]) ist in der historischen Architektur im weiteren Sinne der Vordergiebel eines Gebäudes,[3] im engeren Sinne nur das klassische, geschlossene Giebeldreieck, oft über dem Risalit oder Zwerchhaus eines Gebäudes.[4]
Beschreibung und Anwendungen
Das Frontispiz ist ein repräsentatives Architekturelement und kommt daher vor allem im Schlossbau, Kirchenbau und gehobenem Bürgerhausbau vor. Es kann in seinem Dreieck einen Giebelschmuck (Tympanon) enthalten oder kleine Fenster zur Belichtung des dahinter liegenden Dachraumes.
Das Frontispiz wird in kleinerer Form auch über Türen und Fenstern verwendet und dort als Fronton bezeichnet.[4]
- Frontispiz über dem Reichstagsgebäude Berlin
- Frontispiz an Sankt Paul vor dem Mauern, Rom (19. Jahrhundert)
- Frontispiz am Querhaus der Almudena-Kathedrale
- Fontispiz mit Schmuckrelief an der barocken Kommandantur des Kastells Kopenhagen
- Frontispiz über dem Zwerchhaus eines barocken Fachwerkbürgerhauses (Celle, Kanzleistraße 13)
- Fronton über einem Portal der Kathedrale von Almería
- Fronton an einem Erker in Bukarest
- Zwei Frontispiz-Motive an einer gründerzeitlichen Haustür in Bukarest
Der moderne Frontspieß
Der eingedeutschte Begriff Frontspieß wird verschiedentlich in Norddeutschland wieder beim modernen Einfamilienhausneubau verwendet und meint hier ein Zwerchhaus, auch ohne Dreieckgiebel.[5] Angeblich soll dessen Ursprung im mit Reet gedeckten Häusern liegen, wo der Frontspieß über der Haustür angebracht war, um beim Hausbrand die Flucht ins Freie zu ermöglichen.[5]
Siehe auch
Literatur
- Frontispiz. In: Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar. 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X), S. 194 (= Kröners Taschenausgabe, Band 194); Digitalisat. (PDF; 15 MB) moodle.unifr.ch; abgerufen am 3. Februar 2024.
- Frontispiz. In: Oscar Mothes: Illustrirtes Bau-Lexikon. Band 2: C–G. Leipzig 1882, S. 377; uni-heidelberg.de abgerufen am 3. Februar 2024.
Einzelnachweise
- ↑ Frontispice. In: Herders Conversations-Lexikon. 1. Auflage. Band 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1854, S. 818 (Digitalisat. zeno.org – Frontispice (–spihß)).
- ↑ Konrad Duden: Orthographisches Wörterbuch. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1895, S. 108.
- ↑ Der Frontispice. In: Brockhaus (Hrsg.): Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch. 1. Auflage. Band 7: Nachträge: A–L. Kunst- und Industrie-Comptoir, Amsterdam 1809, S. 372 (Digitalisat. zeno.org).
- ↑ a b Frontispiz. In: Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar. 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X, S. 194 (= Kröners Taschenausgabe, Band 194); Digitalisat. (PDF; 15 MB) moodle.unifr.ch; abgerufen am 3. Februar 2024.
- ↑ a b Frontspieß. scanhaus.de (Memento vom 2. Dezember 2003 im Internet Archive)
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Frontispiz, Celle, Kanzleistraße 13, 2018
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Kommandantgården im Kastell, Kopenhagen, Dänemark
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Göttingen, Wilhelmsplatz, Aula, Giebeldreieck (2019)
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Detalle de la fachada este de la Catedral de la Almudena. Madrid, España
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Lower pediment at the entrance of the cathedral, CoA of Diego Fernandez de Villalan, bishop. Almeria, Spain.
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