Fritzscheit

Fritzscheit
Allgemeines und Klassifikation
Chemische FormelMn[UO2|VO4]2·4 H2O[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide (8. Auflage: Phosphate, Arsenate und Vanadate)
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
4.HB.15 (8. Auflage: VII/E.01)
40.02a.25.01
Kristallographische Daten
Kristallsystemorthorhombisch
Kristallklasse; Symbolorthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m[2]
RaumgruppePnam (Nr. 62, Stellung 6)Vorlage:Raumgruppe/62.6[1]
Gitterparametera = 10,59 Å; b = 8,25 Å; c = 15,54 Å[1]
FormeleinheitenZ = 4[1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte2,5 bis 3[3]
Dichte (g/cm3)3,504[3]
Spaltbarkeitvollkommen nach {001}; deutlich nach {100}
Farberötlichbraun bis rot
Strichfarbebräunlichweiß
Transparenzdurchscheinend bis durchsichtig
GlanzGlasglanz, Perlglanz
Radioaktivitätsehr stark

Fritzscheit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ (ehemals „Phosphate, Arsenate, Vanadate“). Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Mn[UO2|VO4]2·4 H2O[1]. Da allerdings der Vanadatkomplex VO4 teilweise durch einen entsprechenden Anteil des Phosphatkomplexes PO4 diadoch ersetzt werden kann, wird in verschiedenen Quellen auch die Formel Mn2+(UO2)2(VO4,PO4)2·4 H2O[4] angegeben.

Fritzscheit entwickelt meist durchscheinende bis durchsichtige Kristalle von blättrigem bis tafeligem Habitus und rötlichbrauner bis roter Farbe bei bräunlichweißer Strichfarbe. Die Kristallflächen weisen einen glas- bis perlmuttartigen Glanz auf.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde das Mineral 1865 in der zur Gewerkschaft Vereinigt Feld im Fastenberg gehörigen Georg-Wagsfort-Fundgrube in Wittigsthal bei Johanngeorgenstadt im Erzgebirge (Sachsen) und beschrieben durch August Breithaupt, der es zu Ehren von Carl Julius Fritzsche (1808–1871), einem deutschen Chemiker und Professor der Universität St. Petersburg, Fritzscheit nannte.[5]

Da zur Analyse der chemischen Zusammensetzung auch Proben aus Nejdek (Neudek) im Erzgebirge in der tschechischen Region Karlovarský kraj (Karlsbad) verwendet wurde, gilt auch dieser Fundort als Typlokalität.[6]

Typmaterial des Minerals wird im Naturhistorischen Museum Wien in Österreich unter der Katalog-Nr. Aa 5699 aufbewahrt.[3]

Klassifikation

In der alten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehörte der Fritzscheit noch zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate, Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Uranylphosphate und Uranylvanadate“, wo er zusammen mit Autunit, Heinrichit, Kahlerit, Metanatroautunit, Nováčekit, Sabugalit, Saléeit, Torbernit, Trögerit, Uranocircit, Uranospinit und Zeunerit eine eigene Gruppe bildete.

Seit der Überarbeitung des Strunz'schen Mineralsystematik in der (9. Auflage) sind jedoch viele Abteilungen neu definiert und präziser nach der Zusammensetzung und Struktur unterteilt worden, so dass sich das Mineral jetzt in der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und der Abteilung „V[5,6] (koordinierten) Vanadate“ befindet, wo es aufgrund seiner Kristallstruktur der Unterabteilung „Uranyl-Gruppenvanadate (Sorovanadate)“ zugeordnet ist. Hier bildet der Fritzscheit zusammen mit Curienit und Francevillit eine eigene Gruppe.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Fritzscheit nach wie vor in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Dort findet er sich als einziger seiner Gruppe in der unbenannten Unterabteilung 40.02a.25 der Abteilung der „Hydratisierten Phosphate etc., mit A2+(B2+)2(XO4) • (H2O), mit (UO2)2+“.

Kristallstruktur

Fritzscheit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pnam (Raumgruppen-Nr. 62, Stellung 6)Vorlage:Raumgruppe/62.6 mit den Gitterparametern a = 10,59 Å; b = 8,25 Å und c = 15,54 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Eigenschaften

Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 47,65 % stark radioaktiv und weist eine spezifische Aktivität von etwa 85 kBq/g[2] auf (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0312 kBq/g).

Bildung und Fundorte

Über die genauen Bildungsbedingungen ist nichts bekannt, gefunden wurde der Fritzscheit allerdings in Hämatit-Lagerstätten.

Als sehr seltene Mineralbildung wurde Fritzscheit nur in wenigen Proben aus weniger als 10 Fundorten nachgewiesen. Neben seinen Typlokalitäten Georg-Wagsfort-Fundgrube in Deutschland und Nejdek in Tschechien konnte das Mineral bisher (Stand 2017) nur noch im Bergbaurevier Schneeberg im Erzgebirge (Deutschland), Přebuz (Frühbuß in Karlsbad, Tschechien) sowie bei Autun in der französischen Region Burgund gefunden werden.[6]

Vorsichtsmaßnahmen

Aufgrund der Toxizität und der Radioaktivität des Minerals sollten Mineralproben vom Fritzscheit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 256.
  2. a b Webmineral – Fritzscheite (englisch)
  3. a b c Fritzscheite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 61 kB; abgerufen am 19. Juni 2017]).
  4. IMA/CNMNC List of Mineral Names - Fritzscheite (englisch, PDF 1,8 MB)
  5. Thomas Witzke: Entdeckung von Fritzscheit bei www.strahlen.org
  6. a b Fundortliste für Fritzscheit beim Mineralienatlas und bei Mindat