Fritz Metzger

Kirche St. Karl, Luzern (1932 – 1934)
Kirche St. Gallus, Oberuzwil (1934 – 1935)
Kirche St. Felix und Regula, Zürich-Hard (1949–1950)
Kirche St. Johannes, Wängi TG (1957–1958)
Kirche Maria Krönung, Gossau  ZH (1958–1959)
Kirche St. Mauritius, Oberengstringen (1962–1963)

Fritz Metzger (* 3. Juli 1898 in Winterthur; † 13. August 1973 in Zürich) war ein Schweizer Architekt. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern der schweizerischen katholischen Kirchenarchitektur zwischen 1928 und 1968.[1]

Leben und Werk

Metzger studierte an der ETH Zürich bei Karl Moser, dessen Kirche St. Antonius in Basel für den modernen schweizerischen Kirchenbau Massstäbe setzte. 1932 erhielt Fritz Metzger nach einem national ausgeschriebenen Architekturwettbewerb den Auftrag für den Bau der Kirche St. Karl in Luzern. Diese Kirche realisierte er im Stil des Neuen Bauens, der damals genauso wie die expressionistische Malerei als entartet und bolschewistisch gebrandmarkt wurde.[2] Der Bau dieser Kirche gilt als der erste eigentlich moderne Kirchenbau der Schweiz und als Schlüsselwerk des Neuen Bauens, da für die Kirche einerseits das Baumaterial Beton formal konsequent eingesetzt und der neuen Ästhetik untergeordnet wird. Zudem nimmt diese Kirche als erste in der Schweiz im Raumkonzept die Forderungen der Liturgischen Bewegung nach tätiger Teilnahme der Gläubigen am Gottesdienst auf.[3] Die Kirche St. Theresia, Zürich-Friesenberg wird als weiteres exemplarisches Beispiel des Neuen Bauens gesehen. Der Grundriss dieser Kirche mit nur einem Seitenschiff ist asymmetrisch konzipiert und die kleinen Fenster, die an den Seitenwänden der Kirche weit oben angebracht sind, verhindern den Blick nach draussen. So konzentriert der Kirchbau den Blick des Gottesdienstbesuchers auf das liturgische Geschehen.[2]

Während des Zweiten Weltkriegs rückte Fritz Metzger vom Konzept der Longitudinalkirche ab. Die beiden gleichzeitig 1949–1950 errichteten Kirchen St. Felix und Regula, Zürich-Hard, und St. Franziskus, Riehen, gaben europaweit Impulse für die Auseinandersetzung mit der Frage nach einer liturgiegerechten Bauweise. Beeinflusst vom deutschen Kirchenarchitekten und -theoretiker Rudolf Schwarz versuchte Fritz Metztger durch neue Grundrisse (die Kirche St. Franziskus, Riehen ist in Trapezform, die Kirche St. Felix und Regula in der Form eines Querovals erbaut[4]), der tätigen Teilnahme der Gläubigen am liturgischen Geschehen stärkeren Ausdruck zu verleihen. Auf diese Weise setzte Fritz Metzger eine zentrale Forderung der Liturgischen Bewegung der 1930er Jahre um; zugleich nahm Metzger damit ein wesentliches Element der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils vorweg, die in den 1960er Jahren diese Forderung für die katholische Liturgie weltweit festschrieb.[5] Nachfolgende Generationen von Architekten haben Fritz Metzgers Intention in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgegriffen und weiterentwickelt.[6]

Fritz Metzger schrieb über seine Sakralbauten: "Wir müssen unser Denken mit dem Gemeinschaftssinn, mit dem Interesse für die andern, mit dem Interesse für die Kirche durchdringen. Wir wollen immer bewusster am Gottesdienst teilnehmen und immer mehr Gemeinschaft werden. Das soll dem religiösen Leben eine nachhaltige und tief gemeinschaftliche Note geben. Die alte Zeit und die alte Kirche bedeuteten vielfach Trennung, Absonderung. Die neue Kirche und die neue Zeit verlangen Bindung, Zusammenhalten, Gemeinschaft. Unsere Religion ist die Religion der Gemeinschaft. Danach wird einmal die Welt gerichtet. Wer Gemeinschaft lebt, ist gerettet; wer sie schlecht lebt, ist verloren."[7]

Bauten (Auswahl)

Literatur

  • Fabrizio Brentini: Bauen für die Kirche. Katholischer Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in der Schweiz. Luzern 1994.
  • Andreas Nentwich: Grosse Visionen, Vollendung im kleinen Od – der Architekt Fritz Metzger. In: Andreas Nentwich, Christine Schnapp: Modern in alle Ewigkeit. Eine Reise zu den schönsten modernen Kirchenbauten der Schweiz. Zytglogge Verlag, Basel 2019, S. 45–49.
  • Fabrizio Brentini: Rudolf Schwarz und sein Einfluss auf die Kirchenarchitektur in der Schweiz. In: Rudolf Schwarz (1897–1961). Werk, Theorie, Rezeption. Linz 1997, S. 58–78.
  • Christine Schnapp: Die grosse Kunst des kleinen Ods. Römisch-katholische Kirche Maria Krönung, Gossau ZH. In: Andreas Nentwich, Christine Schnapp: Modern in alle Ewigkeit. Eine Reise zu den schönsten modernen Kirchenbauten der Schweiz. Zytglogge Verlag, Basel 2019, S. 41–43.
  • André Rogger: Alles sei ganz erneut. Fritz Metzgers St. Karli-Kirche in Luzern. Sonderdruck aus: Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern. Bd. 14, S. 2–51. Luzern 1996.
  • Schweizer St. Lukasgesellschaft (Hrsg.): Kirchenbauten von Hermann Baur und Fritz Metzger. NZN Verlag. Zürich 1956
  • Markus Weber, Stephan Kölliker: Sakrales Zürich. 150 Jahre katholischer Kirchenbau im Kanton Zürich. Ruswil 2018

Weblinks

Commons: Fritz Metzger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fabrizio Brentini: Rudolf Schwarz und sein Einfluss auf die Kirchenarchitektur in der Schweiz. S. 1.
  2. a b Fabrizio Brentini: Rudolf Schwarz und sein Einfluss auf die Kirchenarchitektur in der Schweiz. S. 4.
  3. Heinz Horat: Kirchenbau. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 3. Mai 2017, abgerufen am 14. Juni 2019.
  4. Fabrizio Brentini: Rudolf Schwarz und sein Einfluss auf die Kirchenarchitektur in der Schweiz. S. 2; Felix Steininger: St. Franziskus-Kirche. In: Gemeinde Lexikon Riehen.
  5. Fabrizio Brentini: Rudolf Schwarz und sein Einfluss auf die Kirchenarchitektur in der Schweiz. S. 4–5.
  6. Fabrizio Brentini: Bauen für die Kirche. Katholischer Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in der Schweiz. Luzern 1994.
  7. Fritz Metzger zur Kircheinweihung Oberkirch LU, zitiert nach: Website der Pfarrei Oberkirch, Abschnitt Bauten. (Memento desOriginals vom 11. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pfarrei-oberkirch.ch Abgerufen am 11. März 2014.
  8. Christian Fritschi: Der Weg über die Aare von A. nach K., B. oder E. : Zurlindensteg und Süffelsteg. In: www.e-periodica.ch. Abgerufen am 15. Februar 2022 (deutsch).

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