Fritz Kempe (Fotograf)

Fritz Max Kurt Kempe (* 22. Oktober 1909 in Greifswald; † 27. Dezember 1988 in Hamburg) war ein deutscher Fotograf und Fotohistoriker.

Leben

Grabstätte Fritz Kempe auf dem Friedhof Ohlsdorf

Kempe lernte das Fotografenhandwerk bei seinem Vater Max Kempe, bei dem er 1927 auch die Gesellenprüfung ablegte. Zwei Jahre später eröffnete er mit dem Drogisten Gerhard Jacobs die Firma Foto-Kempe in Greifswald. 1938 legte er die Meisterprüfung ab und gründete sein eigenes Atelier für Industrie- und Werbephotographie in Berlin. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er als Bildberichter in einer Propagandakompanie der Wehrmacht eingesetzt,[1] u. a. während des Deutsch-Sowjetischen Krieges im Bereich der Heeresgruppe Mitte. Daraus gingen die Propaganda-Bildbände Das Gesicht des deutschen Soldaten und Des Führers Soldaten – das Gesicht unserer Zeit hervor. Ab 1945 lebte er in Hamburg, wo er bei einer Wohlfahrtsorganisation und zugleich als Redakteur und Schriftsteller wirkte.

Von 1949 bis 1975 arbeitete er als Direktor für die Staatliche Landesbildstelle Hamburg. Kempe „begann 1952 mit dem systematischen Ausbau des Bestandes als »photographisch-kinematographische Lehrsammlung für pädagogische Zwecke«“.[2] Im selben Jahr gelangte der fotografische Bestand des Museums für Kunst und Gewerbe, der sich aus den von Wilhelm Weimar zusammengetragenen Daguerreotypien und der „Sammlung Ernst Juhl“ zusammensetzte, an die Landesbildstelle.[3] Am Ende der Amtszeit von Kempe umfasste der „photographische“ Teil der Sammlung ca. 20.000 Lichtbilder sowie zahlreiche Apparate und gelangte 1976 an des Museum für Kunst und Gewerbe, wo Kempe als deren „Ehrenkurator“ wirkte.

Kempe fotografierte Hamburger und ihre Gäste. Die Sammlung umfasst etwa 1300 Porträts von Persönlichkeiten aus Kultur-, Politik- und Geistesleben. 1982 wurde ihm der Professorentitel zuerkannt.[4] 1989 präsentierte das Schloss Gottorf in einer Ausstellung zum 150-jährigen Bestehen der Fotografie den Ankauf der privaten Sammlung Fritz Kempes von ca. 830 Aufnahmen mit überwiegend norddeutschem Bezug.[5]

Fritz Kempe wurde auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg im Planquadrat Bp 64 östlich vom Prökelmoorteich beigesetzt.[6]

Rezeption

In den 1950er und 1960er Jahren war er als Lehrer maßgeblich an der Entwicklung der Photographie als Teil der künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten in Deutschland beteiligt.

Auszeichnungen

Werke

  • Das Gesicht des deutschen Soldaten. Aufnahmen, Idee und Zusammenstellung von Fritz Kempe. Oberkommando der Wehrmacht (Hrsg.), Zeitgeschichte-Verlag, Berlin 1943, (Einleitung von Hans Baumann).
  • Des Führers Soldaten – das Gesicht unserer Zeit. sämtliche PK-Aufn.: Fritz Kempe, Propagandakompanie der Armee Busch [u. a.], Berlin o. J. [ca. 1943].
  • Der Film in der Jugend- und Erwachsenenbildung (= Schriftenreihe Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht). Heering, Seebruck am Chiemsee 1952, S. 88.
  • Von Meisterfotos lernen. Wilhelm Knapp Verlag, Düsseldorf [1958], DNB 452378028, 121 S.
  • Film, Technik, Gestaltung, Wirkung. Don Bosco Verlag, München 1963, DNB 452378001, S. 44.
  • Die Anonymen Miterzieher unserer Jugend. Über Wesen und Einfluß der Massenmedien. Georg Westermann Verlag, Braunschweig 1958, DNB 452377935, S. 196 (Niederländisch: Film, Techniek, Vormgeving, Werking, Breda, De Vroente-Kasterlee-Desclee de Brouwer, 216 Seiten).
  • Fetisch des Jahrhunderts. Lesebuch für Fotofreunde. Econ-Verlag, Düsseldorf, Wien 1964, DNB 452377927, S. 380 (Weiterer Titel Wunderbare Welt der Kamera, ein Lesebuch für Fotofreunde).
  • Das Bild und die Wirklichkeit. Hrsg.: Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht. Grünwald 1974, DNB 750805676, S. 141.
  • Vor der Camera. Zur Geschichte der Photographie in Hamburg. Christians Verlag, Hamburg 1976, ISBN 3-7672-0409-6, S. 144.
  • Alt-Hamburgs schönste Fotos. Menschen, Häuser, Schiffe. Christians Verlag, Hamburg 1976, S. 144.
  • Photographie. Zwischen Daguerreotypie und Kunstphotographie (= Museum für Kunst und Gewerbe [Hrsg.]: Bilderhefte des Museums für Kunst und Gewerbe. Band 14). Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg 1977, DNB 770614620, S. 156.
  • Daguerreotypie in Deutschland. Vom Charme der frühen Fotografie (= Bernd Lohse [Hrsg.]: Neue Fotothek). Heering, Seebruck am Chiemsee 1979, ISBN 3-7763-5190-X, S. 270.

Beiträge

  • Hier sehen wir wahrhaftig Wunder. Biedermeier an der Wiege der Fotografie. In: Westermanns Monatshefte (5), 1975: 32–43, ISSN 0931-9360
  • Jugendstil-Photographie in Europa. In: Europäische Hefte (4) 1976: 41–53
  • Landschaft in schwarz+weiß, Natur und Menschenhand: Akzente eines permanenten Foto-Themas. In: Westermanns Monatshefte (2), 1977: 70–81
  • Die Entdeckung eines Genies – William Henry Fox Talbot (1800–1877). In: Europäische Hefte (4) 1977: 63–72 ISSN 0343-6489

Mitarbeit

  • mit Bernhard Meyer-Marwitz: Hamburger: Versuch einer Topographie. Verlag des Hamburger Journal, Hamburg, [Bildband] 1963, DNB 452377978, 144 S.
  • mit Gerhard Kaufmann, Jürgen Meyer: Schiffahrt auf alten Photographien. Aus den Beständen des Altonaer Museum. Altonaer Museum, Hamburg 1978, DNB 780640675, S. 73 (Plus Bildkatalog).
  • mit Odette Appel-Heyne: Nicola Perscheid, Arthur Benda, Madame D'Ora (= Museum für Kunst und Gewerbe [Hrsg.]: Dokumente der Photographie. Band 1). Hamburg 1980, DNB 800793978, S. 171.
  • mit Bodo von Dewitz: Daguerreotypien (= Museum für Kunst und Gewerbe [Hrsg.]: Dokumente der Photographie. Band 2). Hamburg 1983, DNB 840035411, S. 287.
  • mit Erika Kempe, Heinz Spielmann: Die Kunst der Camera im Jugendstil. Umschau Verlag, Frankfurt am Main 1986, ISBN 978-3-524-68012-5, 244 S.
  • Evelin Schultheiß (Hrsg.): Das alte Helgoland, photographiert von Franz Schensky. Worpsweder Verlag, Worpswede 1988, ISBN 978-3-922516-54-5, S. 112 (Nachwort von Fritz Kempe).

Herausgeber

  • Kunstfotografie um 1900 in Deutschland und ihre Beziehung zum Ausland. Stuttgart, Institut für Auslandsbeziehungen 1982, DNB 994574819, 63 S.
  • Hamburg, Land und Leute der Niederelbe. Print Verlag, 1981, DNB 830058273, (Reprint von: Ernst Juhl (Hg.): Hamburg, Land und Leute der Niederelbe. 1912)

Archiv

  • Negativarchiv im Denkmalschutzamt Hamburg, Bildarchiv[12]
  • Archiv Fritz Kempe in der „Sammlung Fotografie“ des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Sammlung Fritz Kempe in der Photographischen Sammlung im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum, Schloß Gottorf, Schleswig

Literatur

Einzelnachweise

  1. Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie - Personenlexikon. Band 2. Christians, Hamburg 2003, ISBN 3-7672-1366-4, S. 211–212.
  2. Fritz Kempe: Photographie. Zwischen Daguerreotypie und Kunstphotographie (= Museum für Kunst und Gewerbe [Hrsg.]: Bilderhefte des Museums für Kunst und Gewerbe. Band 14). Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg 1977, S. 5.
  3. Ute Wrocklage: ReVision. Fotografie im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. In: H/SOZ/KULT Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften. Clio-online – Historisches Fachinformationssystem e.V., 18. März 2017, abgerufen am 10. März 2025: „1952 übergab das Museum seine fotografische Sammlung an die Staatliche Landesbildstelle Hamburg unter der Leitung von Fritz Kempe“
  4. @1@2Vorlage:Toter Link/www.bildindex.de (Seite dauerhaft nicht mehr abrufbar, festgestellt im Januar 2025. Suche in Webarchiven) Biographie von Fritz Kempe bei Bildindex
  5. 150 Jahre Photographie. Fritz Kempe - Der Sammler, S. 51
  6. Prominenten-Gräber
  7. Fritz Kempe, Emil Schulthess. In: Auszeichnung: Kulturpreis. Deutsche Gesellschaft für Photographie e.V., abgerufen am 10. Februar 2025.
  8. Das Menschenbild in der Photographie. Rede anläßlich der Verleihung des Kulturpreises der Deutschen Gesellschaft für Photographie, gehalten am 29. November im Gürzenich zu Köln. Veröffentlichungen der Deutschen Gesellschaft für Photographie, Köln 1965, S. 8.
  9. Dr. Andreas Kaufmann erhält die Goldene photokina-Nadel. Abgerufen am 10. Februar 2025 (Die Goldene photokina-Nadel wird seit Anfang der 50er Jahre an Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik verliehen, die sich um die photokina in Köln verdient gemacht haben.).
  10. Fritz Kempe erhält den Erich-Stenger-Preis für sein Werk „Daguerreotypie in Deutschland. Vom Charme der frühen Fotografie“, Seebruck am Chiemsee: Heering 1979. DGPh-Forschungspreis für Photographiegeschichte, abgerufen am 15. Juli 2015.
  11. Über den Autor. siehe Buchrückseite: Daguerreotypie in Deutschland. Vom Charme der frühen Fotografie.
  12. Fotobestände des Denkmalschutzamts: „Zum 1. Januar 2015 hat das Staatsarchiv die Fotobestände des Denkmalschutzamts übernommen.“ (Online (Memento vom 20. Oktober 2017 im Internet Archive))

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Grab Fritz Kempe (Fotograf) FriedhofOhlsdorf (2).jpg
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Grabstätte des deutschen Fotografen Fritz Kempe, Friedhof Ohlsdorf, Planquadrat Bp 64 (östlich Prökelmoorteich).