Fritz Hallgarten
Fritz Hallgarten (* 9. Juli[1] 1865 als Friedrich Siegmund Hallgarten in New York City; † 13. November 1925 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Chemiker.
Er war der älteste Sohn von Charles Hallgarten, der die Geschäfte, das Mäzenatentum und das ehrenamtliche sozialtätige Werk seines Vaters fortführte. Er war Ehrenbürger der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, da er bei der Gründung dieser Institution „tatkräftig“ mitgewirkt hatte.[2] Ab 1908 wirkte er 16 Jahre lang als Vorsitzender des „Frankfurter Vereins für Rekonvaleszenten-Anstalten“, der die Lungenheilstätte Ruppertshain im Taunus betrieb. Hierbei tat er sich in der Tuberkulosebekämpfung hervor, was in seinem Nachruf ausdrücklich erwähnt wird.
Ausbildung
Der Sohn von Charles (Karl) Hallgarten und Elisa, geborene Mainzer, war jüdischen Glaubens. Als er zehn Jahre alt war, zogen seine Eltern von New York nach Frankfurt am Main. Ab Herbst des Jahres 1877 besuchte er das Frankfurter Gymnasium und legte dort im Frühling 1884 das Abitur ab. Danach wurde er an der philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg aufgenommen und beschäftigte sich dort ein Semester lang mit dem Studium der Naturwissenschaften (seine Dozenten dort waren Robert Wilhelm Bunsen, Georg Hermann Quincke und Leo Koenigsberger). Anschließend wechselte er an die Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität und studierte vorzugsweise Chemie.
Während seines Studiums beteiligte er sich an den chemischen Versuchen unter der Leitung der Kapazitäten Rammelsberg und Liebermann. Seine Dozenten waren Wilhelm Dilthey, Carl Friedheim, Siegmund Gabriel, Hermann von Helmholtz, August Wilhelm von Hofmann, Heinrich Gustav Johannes Kayser, Carl Liebermann, Karl Adolph Paalzow, Karl Friedrich Rammelsberg, Ferdinand Tiemann, Carl Hermann Wichelhaus, Otto Nikolaus Witt und Zeller. In seiner Vita, die seiner Dissertation (Derivate des Anthranols, 1889) in lateinischer Sprache vorangestellt ist, wurde sein Lehrer Carl Liebermann – ein Großonkel Walther Rathenaus – mit besonderem Dank hervorgehoben.
Familie
Am 28. November 1892 heiratete er „Yella“ (eigentlich: Henriette Ottilie Auguste), geborene Bonn (* 30. November 1872 Frankfurt am Main; † 28. September 1926 ebenda). Sie war die Cousine Moritz Julius Bonns, die Tochter von Philipp Bernhard Bonn und Nichte von Wilhelm Bernhard Bonn (alle Ehrenbürger der Stadt Kronberg). Fritz Hallgarten war der Schwager Max Neissers und der Onkel Liselotte Dieckmanns und Richard Hallgartens. Somit werden mehrere Bezüge zur Familie Thomas Manns und Fritz Andreaes erkennbar. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor:
1. Hans Otto (* 29. September 1893 (oder 29. März[3]) in Frankfurt am Main; † 23. Juni 1916 in Verdun). Ab 30. September 1912 diente er in Ansbach im Ulanenregiment als Einjähriger. Er besuchte das Lessing-Gymnasium und studierte an der TH-Charlottenburg „Schiffsbau“.[4]
2. Paul Arnold (* 7. Dezember 1902 Frankfurt am Main; † 1930 Salzburg) ⚭ Kunstmalerin Marie Elisabeth Wrede (* 1898 Freilassing; † 1981 Paris)
Nach Ausweis des Familienstammbuches sind die Eheleute Hallgarten am 28. Juni 1911 zur evangelisch reformierten Kirche übergetreten und die Kinder in der evangelisch reformierten Kirche getauft worden.
Auszeichnungen
- Orden- und Ehrenzeichen Rote-Kreuz-Medaille III. ohne Nummer vom 10. September 1917
- Ehrenbürgerschaft der Johann Wolfgang Goethe-Universität
Literatur
- Hans-Otto Schembs, Arno Lustiger (Hrsg.): Charles Hallgarten. Leben und Wirken eines Frankfurter Sozialreformers und Philanthropen. Mit Beiträgen von Jens Friedemann, Arno Lustiger, Hans Otto Schembs und Ulrich Stascheit und einem Vorwort von Klaus Töpfer. Societäts-Verlag, Frankfurt 2003, ISBN 3-7973-0850-7.
- Ein Amerikaner in Frankfurt am Main. Der Mäzen und Sozialreformer Charles Hallgarten (1838–1908). Begleitbuch zur Ausstellung aus Anlass des 100. Todestags in der Frankfurter Universitätsbibliothek 9. April bis 6. Juni 2008. Herausgegeben von Rachel Heuberger und Helga Krohn unter Mitwirkung von Maike Strobel. Klostermann, Frankfurt a. M. 2008, ISBN 978-3-465-03589-3.
Einzelnachweise
- ↑ Das Geburtsdatum 9. Juli entstammt Hallgartens Lebenslauf in seiner Dissertation. Im Familienbuch der Stadt Frankfurt ist der 10. Juli angegeben.
- ↑ In der Urkunde vom 15. Oktober 1924, die im Universitätsarchiv hinterlegt ist, heit es wörtlich: „Der Senat der Universität Frankfurt verleht kraft dieser Urkunde Herrn Dr. phil. Friedrich Hallgarten in Frankfurt am Main in dankbarer Anerkennung seines tatkräftigen Mitwirkens bei der Gründung der Universität die Würde eines Ehrenbürgers.“ Darauf antwortete Hallgarten mit Schreiben vom 5. November 1924: „An den Hohen Senat der Universität Frankfurt a/M. – Für die hohe Ehre, die mir durch die Verleihung der Rechte eines Ehrenbürgers der Universität und die Uebersendung der äusseren Abzeichen dieser Würde zuteil geworden ist, spreche ich dem Hohen Senat meinen besonderen Dank aus. Ich darf darin die Anerkennung dafür sehen, dass die orthopädische Universitätsklinik, um deren Anlage und Eingliederung ich mich bemüht habe, als ein wertvolles Glied der Universitäts-Anstalten angesehen wird; in diesem Sinne bin ich über die schöne Anerkennung besonders erfreut. Zu meinem lebhaften Bedauern war es mir durch meine Erkrankung, die mich noch immer ans Bett fesselt, nicht möglich, der Feier beizuwohnen und meinen Dank persönlich zum Ausdruck zu bringen. Mit dem Ausdruck vorzüglichster Hochachtung ergebenst – Dr. Hallgarten – Ehrenbürger der Universität.“
- ↑ Das Geburtsdatum 29. September entstammt dem Matrikel-Eintrag an der TH Charlottenburg, im Familienbuch der Stadt Frankfurt ist der 29. März als Geburtsdatum angegeben
- ↑ Paul Arnsberg führt in seiner Liste der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten jüdischer Abstammung Hans Otto Hallgarten nicht auf. Siehe: „Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution“
Personendaten | |
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NAME | Hallgarten, Fritz |
ALTERNATIVNAMEN | Hallgarten, Friedrich Siegmund (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Chemiker |
GEBURTSDATUM | 9. Juli 1865 |
GEBURTSORT | New York |
STERBEDATUM | 13. November 1925 |
STERBEORT | Frankfurt am Main |
Auf dieser Seite verwendete Medien
Dr. phil. Fritz Hallgarten mit seinen Söhnen 'Hans Otto' (1893-1916) und 'Paul Arnold' (1902-1930)
Hans Otto Hallgarten als Schiffsbaustudent der TH-Charlottenburg, Auszug aus dem Studentenmatrikel Band VI., Seite 422.JPG
Erläuterung: Die ersten drei Spalten stehen für die Matrikelnummer 23065, das Datum der Immatrikulierung 21.10.1913 (hier nicht direkt lesbar, da nur oben auf der entsprechenden Seite angegeben und nicht auf dem Auszug zu sehen) und der Aktennummer 188 der neuangelegten Studentenakte (Kriegsverlust). Anschließend folgt der Name Hallgarten, Hans. In der nächsten Spalte werden die Schulbildung und die Religion nachgewiesen. In diesem Fall G. für Gymnasium und ref. für reformiert. Daran schließt sich der Geburtsort Frankfurt am Main das Geburtsdatum 29.09.1893 an. In der letzten Spalte der ersten Seite findet sich die Staatsangehörigkeit. In diesem Fall Preußen (hier nicht direkt lesbar, da nur oben auf der entsprechenden Seite angegeben und nicht auf dem Auszug zu sehen). In der ersten Spalte der zweiten Seite wird die Studienrichtung nachgewiesen. Hier steht S für Schiffbau. Daran schließen sich die Stempel für die einzelnen Semester an. Laut Stempelung war Hans Otto Hallgarten vom Wintersemester 1913/1914 bis zum Sommersemester 1914 immatrikuliert. In der letzten Zeile findet sich die Anmerkung, dass er am 23.06.1916 gefallen ist. Es liegen keinerlei Angaben über sein Studium oder einen Abschluss vor, dies wäre dann in den letzten Spalten entsprechend vermerkt worden. Information des Universitätsarchivs der Technischen Universität Berlin vom 17. Juni 2011
Die Recherche wurde angeregt durch den Eintrag im Buch: : "Das Lessing-Gymnasium zu Frankfurt am Main - Lehrer und Schüler 1897-1947" von Dr. Rudolf Bonnet, Frankfurt am Main 1954“Dissertation "Derivate des Anthranols", 1889 Die Thesen zum Thema (linke Seite) und die Vita in lateinischer Sprache (rechte Seite)
Todesanzeige der Frankfurter Universität für Fritz (Friedrich Siegmund) Hallgarten (10.07. 1865 - 13.11.1925), Mitbegründer und Ehrenbürger der Universität Frankfurt in den 'Frankfurter Nachrichten' vom Sonntag 15. November 1925
Das Testament von Fritz und Yella Hallgarten (geb. Bonn) zugunsten der Johann Wolfgang Goethe-Universität
Autor/Urheber: Karsten Ratzke, Lizenz: CC0
Frankfurt, Hauptfriedhof, Grab II Gartengräber 60 Hallgarten
Autor/Urheber:
Frankfurter Nachrichten
, Lizenz: PD-SchöpfungshöheDie Todesanzeige für den Chemiker Dr. phil. Fritz Hallgarten, entnommen aus den Frankfurter Nachrichten vom Sonntag 15. November 1925. Von 1908 - 1924 war Dr. Hallgarten Vorsitzender des Frankfurter Vereins für Reconvalescenten-Anstalten, der die Lungenheilstätte Ruppertshain im Taunus betrieb. "Wie auf anderen Fürsorgegebieten, so hat er auch auf dem Gebiete der Tuberkulosebekämpfung unverdrossen, immer neue Ideen schöpfend, mitgearbeitet und ist der Heilstätte Ruppertshain jederzeit, vor allem in den Jahren größter wirtschaftlicher Not, ein mutiger und zuverlässiger Führer mit fester Treue und zuverlässiger Herzensgüte gewesen."
Familienbuch der Stadt Frankfurt am Main, Eintrag Familie (Fritz) Friedrich Hallgarten:
Orden- und Ehrenzeichen Rote-Kreuz-Medaille III. Klasse Verf[ügung?] S.Z. ohne Nummer vom 10.9.1917
Hallgarten + Dr. phil., Chemiker
Sämtliche Vor- und Zunamen , Stand oder Gewerbe F (siehe unten)
Friedrich Siegmund Hallgarten Am 13.11.[19]25 verstorben
Tag und Jahr der Geburt 10.7.1865
Geburtsort, Provinz, Land
New York, Amerika
Preußen
Religion Ev[angelisch] reformiert
Getraut am 28.11.1892 dahier mit Henriette Ottilie Auguste geb. Bonn
Tag und Jahr der Geburt 30.11.1872 Frankfurt am Main Am 28.09.[19]26 verstorben
Kinder Hans Otto, Schiffbaupraktikant Tag und Jahr der Geburt
- 29.03.[18]93 Frankfurt amMain F (siehe unten)
Paul Arnold Tag und Jahr der Geburt
- 07.12.[19]02 Frankfurt am Main F (siehe unten)
F Hans Otto am 29.05.[19]11 nach Stettin Hans Otto am 3.6.[19]12 von Stettin Hans Otto am 28.6.[19]12 noch auf Reisen Hans Otto am 17.8.[19]12 von Reisen zurück Hans Otto am 30.9.[19]12 Ansbach zum Ulan[en]regiment als Einjähriger Hans Otto am 3.10.[19]13 von Ansbach Hans Otto 20.10.[19]13 nach Berlin
F Dr. Hallgarten mit Sohn Paul am 2.10.[19]15 auf Reisen, am 7.10.[19]15 zurück
Bemerkungen Laut Urkunde der Königlichen Regierung zu Wiesbaden vom 13.11.1885 No. Pr. I. A. 6621/85 und IV 17871/85 in den diesseitigen Staatsverband übernommen.
Diente vom 1.10.[18]90 als Einjähriger beim 2. Gardeulanenregiment in Berlin
AA IV 2537/93 und F 25170 16.10.[19]26 bach? Kr?
Nach Ausweis des Familienstammbuches sind die Eheleute Hallgarten zur evangelisch reformierten Kirche übergetreten und die Kinder in der evangelisch reformierten Kirche getauft. Frankfurt am Main den 28.06.1911 Im Auftrag Engelken Polizeiwachtmeister
Dr. Hallgarten wohnt seit 7.3.[18]78 hier Am 22.4.[18]84 nach Heidelberg Am 22.10.[18]92 von Berlin zurück
Strafen sind nicht verzeichnet
Seit in Wohnung gemeldet bei 1127 Ginnheimerstraße 21 v.d.Ellern(?) 6.2.[18]93 Arndtstraße 97 H[aus?] zum Alte Lew(?)
722/723 18.7.[18]98 Bockenheimer Landstraße 100 (Eigentum)