Friedrich von Lucanus

Friedrich Kurt Hermann Lucanus, seit 1888 von Lucanus, (* 20. Juni 1869 in Berlin; † 18. Februar 1947 in Buschow) war ein deutscher Berufssoldat (Oberstleutnant a. D.; Dr. h. c.), Ornithologe, Tierpsychologe und Autor populärwissenschaftlicher Tierbücher. („Lucanus“ ist eine gelehrte Latinisierung des Familiennamens Lauck im 16. Jh.)

Er war der Sohn des 1888 in den Adelsstand erhobenen Hermann Lucanus, lebte in Berlin und beschäftigte sich vor allem mit der Vogelwelt und dem Vogelzug. 1904 publizierte er (nach einem Vortrag auf dem 5. Internationalen Zoologen-Kongress 1901 in Berlin) „Die Höhe des Vogelzuges und seine Richtung zum Winde auf Grund aeronautischer Beobachtungen“.[1] Große Verbreitung fand „Im Zauber des Tierlebens“, das ihn auch als verantwortungsbewussten Waidmann auswies. Sein Sohn Hermann von Lucanus führte das Werk von Lucanus, vor allem über Raubvögel, in gewissem Maße fort.[1]

Lucanus war von 1921 bis 1926 Vorsitzender der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft[2] und ab 1923 Corresponding Fellow der American Ornithologists’ Union.

„Am 20. Juni begeht Friedrich von Lucanus seinen 70. Geburtstag. Das Rätsel des Vogelzuges ist noch nicht gelöst, aber in den letzten dreißig Jahren haben Ornithologen und Tierpsychologen eine Fülle neuen Wissens erkämpft. Führend auf diesem Gebiet wurde der ehemalige Oberleutnant Friedrich von Lucanus, der um 1900 grundlegend neue Wege zur Erforschung des Vogelzuges beschritt. Lucanus wirkte bei der Gründung und dem Ausbau der ersten Vogelwarte in Rossitten mit und beobachtete hier den charakteristischen Vogelzug über die Nehrung. Um Zugrichtung, Höhe und Windströmung festzustellen, stellte er Beobachtungen vom Luftballon aus an. Dann führte die Gesellschaft zum erstenmal auf seiner Vogelwarte die Vogelberingung ein. Ein Aufruf Lucanus' an die Oberförstereien, bei der Beringung mitzuwirken, führte zu einer starken Verbreitung dieser Maßnahme, die später in allen Ländern nachgeahmt wurde. In den folgenden Jahren wurde der Zug zahlreicher Vogelarten verfolgt. In seinem Buch ‚Rätsel des Vogelzuges‘ konnte v. Lucanus bereits die Zugverhältnisse von 170 europäischen Arten schildern. Eine große Anzahl von Einzelerscheinungen, die mit dem Vogelzug unmittelbar Zusammenhängen und seine Geheimnisse klären, erforschte und beschrieb der Gelehrte in fesselnder Darstellung: den Heimattrieb, den Orientierungssinn, Zugtrieb, Reisewege, Flughöhe und -geschwindigkeit.“

Bericht in der Salzburger Volkszeitung vom 14. Juni 1939[3]

Beobachtungen zur Flughöhe der Vögel

Friedrich von Lucanus beschäftigte sich mit der Frage, in welcher Höhe die Vögel fliegen. Mitte des 19. Jahrhunderts waren Ornithologen wie Heinrich Gätke der Meinung, der Vogelzug fände in 3.000–12.000 m oder sogar in noch größeren Höhen statt. Lucanus fand jedoch heraus, dass sie von Luftschiffen lediglich in deutlich geringeren Höhen (etwa 400 m, nur sehr selten über 1.000 m) gesichtet wurden. Lucanus unternahm eigene Versuche: Vögel, die er „auf Ballonfahrten über den Wolken aussetzen ließ, nahmen entweder auf dem Ballon Platz oder umkreisten diesen solange, bis sie die Erde wiedersahen“. Hieraus schloss er, „daß viele Vögel sich nicht aus freien Stücken außer Sehweite über die Erde erheben. Die unterste Wolkenschichte wird also eine Grenze für die Höhe des Vogelzuges bilden“.[4][5]

Werke

  • Das Leben der Vögel. A. Scherl, Berlin, 1925.
  • Tier und Jagd. Berlin, 1926.
  • Im Zauber des Tierlebens. Volksverband der Bücherfreunde, Wegweiser-Verlag, Berlin, 1926 .
  • Naturdenkmäler aus der deutschen Vogelwelt. H. Bermühler, Berlin-Lichterfelde, 1927.
  • Die Rätsel des Vogelzuges. Ihre Lösung auf experimentellem Wege, durch Luftfahrt und Vogelberingung. Verlag Hermann Beyer u. Söhne, Langensalza 1929.[6][2]
  • Zugvögel und Vogelzug. Julius Springer, Berlin, 1929.
  • Deutschlands Vogelwelt. Parey, Berlin, 1937.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c Obituaries: Friedrich Karl Hermann von Lucanus. in The Auk, Vol. 67, Nr. 4, Oktober 1950, S. 547. (Online; PDF; 276 kB)
  2. a b Recent Literature: Lucanus on The Mystery of Bird Migration. in The Auk, Vol. 39, Nr. 4, Oktober 1922, S. 580–581. (Online; PDF; 120 kB)
  3. Der Erforscher des Vogelzuges. In: Salzburger Volksblatt, 14. Juni 1939, S. 4 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/svb
  4. Die Höhe des Vogelzuges. In: Kärntner Zeitung / Kärntner Tagblatt, 20. Juni 1913, S. 2 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/knz
  5. Wie hoch fliegen die Vögel. In: Pilsner Tagblatt / Pilsner Tagblatt. Westböhmische Tageszeitung / Westböhmische Tageszeitung / Westböhmische Tageszeitung. Pilsner Tagblatt, 31. Juli 1917, S. 6f. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pit
  6. Buchbesprechungen.Bildungsarbeit. Blätter für sozialistisches Bildungswesen, Jahrgang 1930, S. 234 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bar

Weblinks