Friedrich Wilhelm Kraemer

Audimax, Braunschweig
Iduna-Hochhaus, Münster
Jahrhunderthalle, Frankfurt
Preussag-Verwaltungsgebäude am Lützowplatz,[1] Berlin
© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
DKV-Verwaltung, Köln
Innenausbau Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Universitätsbibliothek, Braunschweig
© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Am Römerturm 3, Köln

Friedrich Wilhelm Kraemer (* 10. Mai 1907 in Halberstadt; † 18. April 1990 in Köln) war ein deutscher Architekt und Hochschullehrer.

Mit Walter Henn und Dieter Oesterlen begründete er die „Braunschweiger Schule“, eine in den 1950er und 1960er Jahren angesehene Architekturausbildung.

Leben

In den Jahren 1925 bis 1929 studierte Friedrich Wilhelm Kraemer Architektur in Braunschweig und Wien und war von 1929 bis 1935 Assistent am Lehrstuhl von Carl Mühlenpfordt in Braunschweig. Mühlenpfordt beeinflusste Kraemers Verständnis von Architektur bleibend.

Friedrich Wilhelm Kraemer besaß in den Jahren 1935 bis 1940 ein Architekturbüro in Braunschweig und arbeitete als freier Architekt unter anderem mit der Firma Munte Bauunternehmen zusammen. 1939 wurde er zum offiziellen Vertrauensarchitekten der Deutschen Arbeitsfront bestellt und zugleich Kreisreferent des Amtes für Schönheit der Arbeit. Er plante zahlreiche Bauten für Industrie- und Rüstungsbetriebe, darunter auch ein Zwangsarbeiter-Lager für die Büssing Flugmotorenwerke und eine „Entlausungsanstalt“ für Zwangsarbeiter in der zu Büssing gehörenden NIEMO.[2] Sein im Jahr 1940 angetretener Kriegsdienst endete mit einer Kriegsverletzung im Jahr 1944.

1945 wurde er promoviert. Dissertationsthema war „Die Theaterbauten und Theaterplanungen von Peter Joseph Krahe und Theodor Ottmer“.[3]

Ab dem Jahr 1945 war er Oberbaurat der Stadt Braunschweig und ab 1946 ordentlicher Professor für Gebäudelehre und Entwerfen an der TH (heute TU) Braunschweig. Seit 1947 war er Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft.

Seine ab dem Jahr 1945 entstandenen Bauten zeichnen sich durch eine strenge Formensprache und eine sachliche aber elegante Funktionalität aus und machen ihn zu einem der wichtigsten Braunschweiger Architekten des 20. Jahrhunderts, und, neben Egon Eiermann und Sep Ruf, einem der einflussreichsten deutschen Architekturproduzenten im Zeichen des Wirtschaftswunders.

Mit Günter Pfennig und Ernst Sieverts betrieb er 1960–1974 die Büropartnerschäft Prof. Kraemer – Pfennig – Sieverts (KPS), und mit Sieverts und anderen Partnern 1975–85 Prof. Kraemer Sieverts & Partner (KSP). Seine Büros in Braunschweig und Köln beschäftigten Anfang der 1960er Jahre über 170 Personen und erhielten zahlreiche Preise und Auszeichnungen.

Friedrich Wilhelm Kraemer engagierte sich auch in der Denkmalpflege und war beim Wiederaufbau des Braunschweiger Gewandhauses und an der Umgestaltung der Bibliotheca Augusta und des Zeughauses in Wolfenbüttel beteiligt.

Er wurde im Jahr 1974 emeritiert, nach dem Umzug nach Köln 1975 beendete er 1985 seine aktive Architektentätigkeit. Sein Sohn Kaspar Kraemer trat daraufhin in die Partnerschaft ein und nutzt das Haus Am Römerturm 3, eins der letzten Aufbauwerke seines Vaters.

Friedrich Wilhelm Kraemer starb 1990 im Alter von 82 Jahren. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Kölner Melaten-Friedhof.[4]

Bauten (Auswahl)

Literatur

  • Wolfgang Voigt: Durch die Kollegen gerettet: Friedrich Wilhelm Kraemer. In: ders. / Uwe Bresan (Hrsg.): Schwule Architekten – Gay Architects. Verschwiegene Biografien vom 18. bis zum 20. Jahrhundert – Silent Biographies from 18th to 20th Century. Wasmuth & Zohlen, Berlin 2023, ISBN 978-3-8030-2378-0, S. 172–179.
  • Olaf Gisbertz: Idee und Aufgabe – Zum Werk von Friedrich Wilhelm Kraemer an Rhein und Ruhr. In: INSITU. Zeitschrift für Architekturgeschichte 3 (1/2011), S. 119–132.
  • Wolfram Hagspiel: Das „St.-Claren-Viertel“ – seine bauliche und städtebauliche Entwicklung bis zur Gegenwart. In: Am Römerturm. Zwei Jahrtausende eines Kölner Stadtviertels. Köln 2006. ISBN 3-927396-99-0.
  • Detlef Jessen-Klingenberg: Friedrich Wilhelm Kraemer (1907-1990), Architekt, Hochschullehrer. In: Braunschweiger Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Hrsg. v. Arbeitskreis Andere Geschichte e.V. Döring, Braunschweig 2012, S. 158–161. ISBN 978-3-925268-42-7.
  • Roland Böttcher, Kristiana Hartmann, Monika Lemke-Kokkelink: Die Architekturlehrer der TU Braunschweig 1814–1995. Stadtarchiv und Stadtbibliothek Braunschweig, Braunschweig 1995, S. 100–103. ISBN 3-87884-046-2.
  • Kraemer, Sieverts & Partner: Bauten und Projekte. Karl Krämer Verlag, Stuttgart 1983. ISBN 3-7828-1468-1. (Inhaltsverzeichnis, PDF-Datei; 159 kB)
  • J. Herrenberger: Festgruß (zum 65. Geburtstag Friedrich Wilhelm Kraemers). In: Der Freundeskreis. Heft 65/1972, S. 7–8.
  • Holger Pump-Uhlmann: Wiederaufbau und Ausbau der Hochschule nach 1945. In: Walter Kertz (Hrsg.): Technische Universität Braunschweig. Vom Collegium zur Technischen Universität; 1745–1995. Hildesheim, Zürich, New York 1995, S. 733–779. ISBN 3-487-09985-3. (Inhaltsverzeichnis, PDF-Datei; 71 kB)
  • Karin Wilhelm, Olaf Gisbertz, Detlef Jessen-Klingenberg, Anne Schmedding (Hrsg.): Gesetz und Freiheit. Der Architekt Friedrich Wilhelm Kraemer 1907–1990. Jovis, Berlin 2007. ISBN 978-3-939633-17-4.

Weblinks

Commons: Friedrich Wilhelm Kraemer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Das Stiftung-Warentest-Gebäude im Wandel der Zeit. (QuickTime) In: FragDenStaat. Stiftung Warentest, 23. Dezember 2014, abgerufen am 4. September 2023 (Ursprünglich veröffentlicht auf test.de(Kopie im Internetarchive)).
  2. Arne Schmitt: Verflechtungen. Archiviert vom Original am 2. April 2016; abgerufen am 23. Juli 2018.
  3. Friedrich Wilhelm Kraemer. In: archINFORM; abgerufen am 13. August 2010.
  4. Friedrich Wilhelm Kraemer in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 21. März 2023 (englisch).
  5. Der Baumeister. Jahrgang 1955, Heft 9.
  6. a b c d e f g h i j Eintrag in der NRW-Architekturdatenbank (Memento desOriginals vom 26. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nrw-architekturdatenbank.tu-dortmund.de
  7. Werkeverzeichnis, abgerufen am 12. Juni 2016
  8. Studiobühne / Sechseckbau. In: Kunstgeschichte (Kunsthistorisches Institut). (uni-kiel.de [abgerufen am 19. September 2018]).
  9. Amt für Wirtschafts-, Mittelstands- und Verkehrsförderung und Verkehrsamt der Stadt Köln (Hrsg.): Wirtschaftsarchitektur in Köln. Köln 1985, S. 24.

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