Friedrich Vittinghoff

Friedrich Vittinghoff (* 19. Mai 1910 in Essen; † 11. Juni 1999 in Nürnberg) war ein deutscher Althistoriker.

Friedrich Vittinghoff studierte in Bonn und Berlin Geschichte, klassische Philologie und evangelische Theologie. Seit Mai 1933 gehörte er der SA an und war seit 1937 Mitglied der NSDAP.[1] Er wurde 1934/35 in Bonn promoviert mit der Arbeit Der Staatsfeind in der römischen Kaiserzeit. 1939 erfolgte seine Habilitation an der Universität Kiel mit einer von Paul L. Strack begutachteten Arbeit. Sie hatte den Aufstieg der unterworfenen Völker in Roms Bürgertum und Herrenschicht zum Thema. Er arbeitete zunächst als Privatdozent. 1943 wurde er als außerordentlicher Professor an die Reichsuniversität Posen berufen, lehrte dort aber nicht, da er seinen Wehrdienst ableisten musste. Nach fünf Jahren als Soldat der Wehrmacht geriet er zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Kriegsgefangenschaft. 1950 erhielt er einen Lehrauftrag an der Philipps-Universität Marburg und wurde 1955 als Nachfolger von Alfred Heuß auf eine Professur für Alte Geschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel berufen. Im Jahr 1962 erhielt er einen Ruf an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Dort war er auch Pressereferent und Herausgeber der Zeitschrift Das Neue Erlangen. 1966 wechselte er an die Universität zu Köln, wo er Direktor in der Abteilung Alte Geschichte des Instituts für Altertumskunde bis zu seiner Emeritierung 1978 war. Zu Vittinghoffs Schülern zählen Werner Eck, Hartmut Galsterer und Hartmut Wolff.

Vittinghoff forschte vor allem über die römische Kaiserzeit und befasste sich besonders mit den grundsätzlichen Problemen des römischen Städtwesens, so erstellte er eine Dokumentation sämtlicher römischer und lateinischer Städtegründungen im Imperium Romanum. Wichtige Themen in seinem Werk sind auch das Frühchristentum, die antike Stadt, der Übergang von der Spätantike zum Mittelalter sowie der Sklavenhalterstaat. Er war Mitherausgeber des Handbuchs der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte.

Schriften

  • Der Staatsfeind in der römischen Kaiserzeit. Untersuchungen zur „damnatio memoriae“ (= Neue deutsche Forschungen. Band 84). Junker und Dünnhaupt, Berlin 1936.
  • Römische Kolonisation und Bürgerrechtspolitik unter Caesar und Augustus (= Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse. 1951, Nr. 14). Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 1952.
  • Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte in der römischen Kaiserzeit (= Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Band 1). Klett-Cotta, Stuttgart 1990, ISBN 3-12-904730-1.
  • Kaiser Augustus. Musterschmidt, Göttingen u. a. 1959 (3. überarbeitete und ergänzte Auflage 1991).
  • Civitas Romana. Stadt und politisch-soziale Integration im Imperium Romanum der Kaiserzeit. Klett-Cotta, Stuttgart 1994, ISBN 3-608-91305-X.

Literatur

  • Werner Eck: Studien zur antiken Sozialgeschichte. Festschrift für Friedrich Vittinghoff (aus Anlaß seines 70. Geburtstages am 19. Mai 1980) (= Kölner historische Abhandlungen. Band 28). Böhlau, Köln 1980, ISBN 3-412-01180-0.
  • Vittinghoff wird siebzig Jahre alt. In: Kölner Stadt-Anzeiger. Nr. 114, 15/16. Mai 1980, S. 14.
  • Der Alt-Historiker Prof. Vittinghoff wird 70 Jahre alt. In: Kölnische Rundschau. 17. Mai 1980.
  • Herbert Heinrichs: Zur Emeritierung von Prof. Dr. F. Vittinghoff. In: Geschichte in Köln. 2, 1978, S. 12–17.
  • Werner Eck (Hrsg.): Religion und Gesellschaft in der römischen Kaiserzeit. Kolloquium zu Ehren von Friedrich Vittinghoff (= Kölner historische Abhandlungen. Band 35). Böhlau, Köln 1989, ISBN 3-412-17589-7.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Stefan Rebenich: Nationalsozialismus und Alte Geschichte. Kontinuität und Diskontinuität in Forschung und Lehre. In: Isolde Stark (Hrsg.): Elisabeth Charlotte Welskopf und die Alte Geschichte in der DDR. Beiträge der Konferenz vom 21. bis 23. November 2002 in Halle/Saale, Stuttgart 2005, S. 42–64, hier: S. 49.

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