Friedrich Philippi (Archivar)

Friedrich Philippi (Foto 1903)

Gustav Friedrich Dettmar Philippi (* 14. Juli 1853 in Elberfeld (heute Stadtteil von Wuppertal); † 26. April 1930 in Münster) war ein deutscher Hochschullehrer, Historiker und Archivar.

Leben

Friedrich Philippi studierte nach seinem Abitur am Elberfelder Gymnasium (1872) Philologie an der Universität Bonn, war dort Mitglied der Burschenschaft Alemannia Bonn[1] und schloss das Studium mit der Promotion magna cum laude (Thema seiner Dissertation: De Tabula Peutingeriana – Die Peutingersche Tafel, eine alte römische Militärkarte mit dem Wegenetz von Spanien bis Indien) bei Heinrich von Sybel ab. In Bonn trat er in den preußischen Archivdienst ein. Stationen waren die Staatsarchive Berlin und Stettin, 1888 wurde er Leiter des Staatsarchivs in Osnabrück, ab 1897 Archivdirektor am Staatsarchiv Münster. 1886 stellte er die inzwischen widerlegte Hypothese auf, der Cappenberger Kopf sei ein Bildnis des Staufers Friedrich I.[2] Philippi war von 1897 bis 1903 Vorsitzender und Geschäftsführer der Altertumskommission für Westfalen und von 1899 bis 1908 Vorsitzender der Historischen Kommission für Westfalen. Zwischen 1897 und 1901 leitete er die Ausgrabungsarbeiten des Römerlagers bei Haltern.

Ab 1900 war Philippi Honorarprofessor für Geschichte der Philosophischen und naturwissenschaftlichen Fakultät zunächst der Theologisch-Philosophischen Akademie zu Münster und erhielt 1923 den Ehrendoktortitel der juristischen Fakultät. Er ist begraben auf dem Zentralfriedhof Münster. Die Trauerrede hielt sein Freund, der Theologe Julius Smend. 1960 wurde in Münster eine Straße nach ihm benannt.[3]

Familie

Philippi war das jüngste Kind des Landgerichtspräsidenten Johann Friedrich Hector Philippi aus Elberfeld. Sein älterer Bruder war der Maler Heinrich Ludwig Philippi. Er war verheiratet mit Mathilde Steinkopff (1868–1961). Sein Sohn Dettmar Philippi (1889–1981) war Mitglied der evangelischen Landessynode.

Schriften (Auswahl)

  • (mit Roger Wilmans): Die Kaiserurkunden der Provinz Westfalen 777–1313. Münster 1867/1881, Digitalisat.
  • De tabula Peutingeriana. Accedunt fragmenta Agrippae geographica. Bonn 1876.
  • Die Siegel des XI. und XII. Jahrhunderts und die Reitersiegel (= Die westfälischen Siegel des Mittelalters; 1). Münster 1882.
  • Zur Geschichte der Reichskanzlei unter den letzten Staufern Friedrich II., Heinrich (VII.) und Konrad IV. Coppenrath, Münster 1885.
  • (Bearb.): Siegener Urkundenbuch. 2 Bände, Siegen 1887–1926, Neudruck Osnabrück 1975.
  • (Hrsg. mit Hermann Forst): Die Chroniken des Mittelalters (= Osnabrücker Geschichtsquellen und Forschungen; 1). Osnabrück 1891, Neudruck 1977.
  • Osnabrücker Urkundenbuch. 3 Bände, Osnabrück 1892–1899, Neudruck Osnabrück 1969–1977.
  • Zur Verfassungsgeschichte der westfälischen Bischofsstädte. Osnabrück 1894, Digitalisat bei der UB Bielefeld.
  • (Bearb.): Westfälische Landrechte. Münster in Westfalen 1907.
  • (Bearb. mit F. Teubner): Siegel (= Urkunden und Siegel in Nachbildungen für den akademischen Gebrauch; 4). Leipzig 1914.
  • Einführung in die Urkundenlehre des deutschen Mittelalters. Bonn 1920.
  • Atlas zur weltlichen Altertumskunde des deutschen Mittelalters. Bonn u. a. 1923/24.
  • Geschichte Westfalens. Paderborn 1926, Digitalisat bei der UB Bielefeld.

Literatur

  • Wilfried Reininghaus: Friedrich Philippi. Archivar und Historiker in wilhelminischer Zeit – eine Biographie (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, N.F. 15 = Veröffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, 47), Aschendorff, Münster 2014.
  • Wilfried Reininghaus: „Nach langem Zögern und mit schwerem Bedenken“. Die „Geschichte Westfalens“ von Friedrich Philippi (1926) als Summe eines Historikerlebens. In: Werner Freitag, Wilfried Reininghaus (Hrsg.): Westfälische Geschichtsbaumeister. Landesgeschichtsforschung und Landesgeschichtsschreibung im 19. und 20. Jahrhundert. Aschendorff Verlag, Münster 2015, ISBN 978-3-402-15118-1, S. 29–44.
  • Alois Bömer, Franz Cramer, Wilhelm Dersch u. a.: Aus Vergangenheit und Gegenwart. Festgabe, Friedrich Philippi zum 14. Juli 1923, gewidmet von seinen Schülern, Amtsgenossen und Freunden. Regensberg, Münster 1923.
  • Nachruf auf Geh. Regierungsrat, Staatsarchivdirektor Dr. Friedrich Philippi. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück. Jahrgang 52, 1930, S. 20.

Weblinks

Wikisource: Friedrich Philippi – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Ernst Elsheimer (Hrsg.): Verzeichnis der Alten Burschenschafter nach dem Stande vom Wintersemester 1927/28. Frankfurt am Main 1928, S. 386.
  2. Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde. Jahrgang 1886, S. 150–161.
  3. Philippistraße. Website der Stadt Münster, abgerufen am 20. September 2021.

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