Friedrich Osten (Maler)

Friedrich Osten (* 5. Juni 1816 in Hannover; † 9. September 1849 in Athen) war ein deutscher Architekt, Maler, Bauhistoriker, Hochschullehrer[1] und Kunstschriftsteller.[2] In der Architekturgeschichte gilt er als „Vordenker des hannoverschen Rundbogenstils“.[3]

Leben

Friedrich Osten wurde 1816 als Sohn eines Gastwirtes geboren[1] zur Zeit des Königreichs Hannover in der durch die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover lange verwaisten Residenzstadt des vormaligen Kurfürstentums.[4] Als einer der ersten Schüler[1] der 1831 gegründeten Höheren Gewerbeschule zu Hannover, aus der die spätere Leibniz Universität Hannover hervorging,[5] studierte er dort von 1831 bis 1836 und wurde dann als Mitarbeiter von Ernst Ebeling dort tätig. Mit seinen eigenen Arbeiten beschickte der Maler verschiedene Ausstellungen des Kunstvereins Hannover.[1]

In den Jahren 1840 bis 1842 unternahm der Künstler eine Reise nach Italien (oder war 1840/1846 in Rom[6]), nach der er in seiner Heimatstadt mehrere Vorträge über die Baukunst der Lombardei hielt.[7] So gab er den Anstoß zur Entwicklung des Hannoverschen Rundbogenstils, durch den er beispielsweise[1] den Lehrer Ernst Ebeling selbst zu einem frühen Vertreter dieses Architekturstils formte.[8] So wurde Friedrich Osten 1846 schließlich „Zweiter Lehrer“ für Baukunst an der Höheren Gewerbeschule, dort speziell für die „künstlerische Richtung“.[1]

Während der Deutschen Revolution sandte Friedrich Osten 1848 ein bei den Gebrüdern Jänecke gedrucktes Manifest an das Parlament der Frankfurter Nationalversammlung. In der Druckschrift äußerte er sich zu den Bauaufgaben eines demokratischen Staates, forderte eine Reform des Architekturstudiums und insbesondere die Zulassung freier Architekten zu öffentlichen Bauaufgaben, um so den Wettbewerb insgesamt und vor allem bei der Ausformulierung der Architekturräume zu fördern.[1]

Osten starb 1849 während einer Studienreise in Griechenland. Die so vakant gewordene Stelle an der Höheren Gewerbeschule in Hannover besetzte dann Ostens Freund Conrad Wilhelm Hase,[1] der zuvor nur provisorisch angestellt war, nach dem überraschenden Tod seines Freundes jedoch verstärkt zur Geschichte und speziell zur antiken und mittelalterlichen Baugeschichte lehrte.[9]

Archivalien

Zeichnungen Ostens befinden vornehmlich in Privatbesitz, einige Zeichnungen sollen auch im Kestnermuseum aufbewahrt worden sein, darunter „sein Bildnis, gez. v. Kestner“.[6] Das Stadtarchiv Hannover hält als Archivalien des Architekten vor allem seinen Briefverkehr vor.[1]

Schriften (Auswahl)

  • Die Bauwerke in der Lombardei vom 7. bis 14. Jahrhundert (= Monuments de la Lombardie depuis le septième siècle jusqu’au quatorzième / Dessinés et expliqués historiquement par Fréderic Osten), Text in französischer und deutscher Sprache, Joseph Baer, Frankfurt a. Main; Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1847, doi:10.3931/e-rara-56339.
  • Schutzfragen für Kunst und Künstler in Deutschland, besonders im Königreich Hannover / aufgeworfen und beantwortet von Friedrich Osten. Jänecke, Hannover 1848.

Literatur

  • Neuer Nekrolog der Deutschen. 27. Jahrgang, Teil 2. B. F. Voigt, Weimar 1851, S. 1288, September, Nr. 1799 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Karl Karmarsch: Die polytechnische Schule zu Hannover. 2. Auflage Hahn, Hannover 1856, S. 262 (Digitalisat).
  • Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon oder Nachrichten aus dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen, Zeichner, Medailleure, Elfenbeinarbeiter, etc. Band 10: Müller, Jan.–Passe, Wilhelm de. Verlag von E. A. Fleischmann, München 1841, S. 411 (Digitalisat).
  • Osten, Friedrich. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 26: Olivier–Pieris. E. A. Seemann, Leipzig 1932, S. 76.
  • Herbert Mundhenke: Die Matrikel der Höheren Gewerbeschule, der Polytechnischen Schule und der Technischen Hochschule zu Hannover. Hildesheim 1988–1992 (3 Bände). Matrikel 12.
  • Georg Hoeltje: Friedrich Osten. In: Verleihung der Auszeichnungen der Fritz-Schumacher-Stiftung 1981 durch die Universität Hannover …. Freiherr-vom-Stein-Stiftung, Hamburg 1981, S. 41–53.
  • Georg Hoeltje: Friedrich Osten (1816–1849), »zweiter« Lehrer der Baukunst. In: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte. Band 26, 1987, S. 133–150.
  • Günther Kokkelink, Monika Lemke-Kokkelink: Baukunst in Norddeutschland. Architektur und Kunsthandwerk der Hannoverschen Schule 1850–1900. Hannover 1998, S. 555 u.ö.
  • Helmut Knocke: Osten, Friedrich. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 277
  • Horst Gerken (Hrsg.): Festschrift zum 175-jährigen Bestehen der Universität Hannover. Band 2: Catalogus professorum 1831–1981. Olms, Hildesheim 2006, ISBN 3-487-13115-3.
  • Helmut Knocke: Osten, Friedrich. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 490 (books.google.de).

Weblinks

Commons: Friedrich Osten (Maler) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Helmut Knocke: Osten, Friedrich. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 277 (books.google.de).
  2. Friedrich Müller: Osten, Friedrich, Baumeister und Kunstschriftsteller aus Hannover. In: Die Künstler aller Zeiten und Völker oder Leben und Werke der berühmtesten Baumeister, Bildhauer … Band 3: M–Z. Ebner und Seubert, Stuttgart 1864, S. 215 (Textarchiv – Internet Archive).
  3. Helmut Knocke: Osten, Friedrich. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 490 (books.google.de).
  4. Klaus Mlynek: Hauptstadt(funktion). In: Stadtlexikon Hannover. S. 274.
  5. Hugo Thielen: Leibniz Universität Hannover. In: Stadtlexikon Hannover. S. 394 f.
  6. a b Osten, Friedrich. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 26: Olivier–Pieris. E. A. Seemann, Leipzig 1932, S. 76.
  7. Friedrich Osten: Ueber die Bauwerke in der Lombardei vom 7. bis 14. Jahrhundert. In: Christian Friedrich Ludwig Förster (Hrsg.): Allgemeine Bauzeitung. 11. Jahrgang. Förster’s artistische Anstalt, Wien 1846, Abhandlungen, S. 393–395 (books.google.de).
  8. Helmut Knocke: Ebeling, (1) Ernst. In: Hannoversches Biographisches Lexikon. S. 102.
  9. Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Band 19–22 (1965), S. 23.

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Blick durch die Georgstraße in Richtung des späteren Kröpcke; links die Polytechnische Schule (am Standort des heutigen Kröpcke-Centers), Vorläufer der heutigen Leibniz Universität Hannover. Das Café Robby (später: Café Kröpcke) wird erst 1869 rechts am Opernplatz gebaut werden.
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