Friedrich Kaiser (Maler)

Verbrüderungsfeier zwischen Franzosen und der Basler Bevölkerung um den Freiheitsbaum auf dem Basler Münsterplatz am 20. Januar 1798 im Verlauf der Helvetischen Revolution. Kolorierte Radierung von Friedrich Kaiser

Friedrich Kaiser (* 21. Januar 1815 in Lörrach; † 13. Oktober 1889[1] in Charlottenburg) war ein deutscher Historien- und Schlachtenmaler sowie Lithograf.

Leben

Kaiser war der zweite Sohn des Landchirurgen Johann Friedrich Kaiser[2] († 1846) und dessen Ehefrau Frederike geb. Autenrieth († 1854). Der Arzt und Abgeordnete Eduard Kaiser war sein älterer Bruder. Kaiser wurde wahrscheinlich von Christian Meichelt am Lörracher Pädagogium im Zeichnen unterrichtet.[3] Friedrich wollte zunächst Lithograf werden und begann 1833 die Ausbildung in Karlsruhe. Es wird angenommen, dass er 1837 nach Paris kam, wo er durch die Schlachtenbilder Horace Vernets so gefesselt wurde, dass er sich diesem Zweig der Malerei zu widmen beschloss.

Von 1845 bis zur Fertigstellung 1848 dokumentierte Kaiser den Bau des Abschnitts der Rheintalbahn zwischen Schliengen und Efringen in zwölf Zeichnungen.[4]

Nach einem Aufenthalt in München ging er 1848 zurück nach Karlsruhe. Kaisers Zeichnungen und Gemälde prägen bis heute unsere Vorstellung von den revolutionären Ereignissen in Baden. Einige dieser Werke wurden schon 1848 im Rheinischen Kunstverein in Karlsruhe ausgestellt.[5]

Im Juni 1849 wurde er bei der preußischen Belagerung der Festung Rastatt beim Zeichnen militärischer Aktionen von den Freischaren gefangen und beinahe als Spion erschossen.[6]

Kaiser arbeitete für den Verleger Johann Jacob Weber und gehörte zu den Pionieren der Bildberichterstattung. Von 1848 bis 1871 erstellte er Zeichnungen für die Leipziger illustrierten Zeitung – die erste illustrierte Zeitung Deutschlands – über die Badische Revolution 1848/49, den Deutsch-Dänischen Krieg von 1864, den Deutschen Krieg von 1866 und den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Diese Zeichnungen dienten ihm später auch als Vorlagen für seine Gemälde. Kaiser fertigte seine Zeichnungen auf Papier, aber er übertrug sie teilweise auch selbst auf Holz.[7] Xylografen machten dann die Holzschnitte oder Holzstiche die als Druckstock dienten.

1850 zog er nach Berlin und malte in Öl und Aquarell zunächst mehrere Szenen aus den verflossenen Kriegsjahren, aber auch Szenen aus andern Kriegen. Darüber hinaus wirkte er als Bildhauer und malte Porträts, so zum Beispiel eine großformatiges ovales Bild von seiner Ehefrau, das in Familienbesitz ist.

Werke

Einzug einer Freischärlerkolonne unter Josef Weißhaar in Lörrach am 20. April 1848 auf dem Weg zur Unterstützung des Heckerzugs beim Gefecht von Kandern.[8][9] Das Ölgemälde wurde schon wenige Monate später, nämlich im Oktober 1848, im Rheinischen Kunstverein in Karlsruhe ausgestellt.[10]
Tempo der Gründerjahre, Bauarbeiten in der Grenadierstraße (heute: Almstadtstraße), um 1875
  • Einzug der Freischaaren unter Weißhaar in Lörrach (20. April 1848), Ölgemälde, ausgestellt im Oktober/November 1848 in Karlsruhe[11]
  • Gefecht zu Staufen (24. September 1848) ausgestellt im November 1848 in Karlsruhe[12]

Sammlung und Würdigung

Das Dreiländermuseum beherbergt in seiner Sammlung 88 Werke, darunter Zeichnungen, Ölbilder und Lithographien. Zum 100. Todestag des Malers zeigte das Museum am Burghof (heute Dreiländermuseum) erstmals in einer Sonderausstellung (1. August 1990 – 24. Januar 1991) die Werke des Künstlers.[13] Zum 200. Geburtstag würdigte das Dreiländermuseum Friedrich Kaiser mit der Sonderausstellung Friedrich Kaiser – Zeitzeuge eines unruhigen Jahrhunderts. In der Ausstellung kam auch der ältere Bruder des Künstlers, der Lörracher Arzt und Politiker Eduard Kaiser (1813–1903), mit seinen (1910 publizierten) Lebenserinnerungen über das Großherzogtum Baden im 19. Jahrhundert, zu Wort.[14]

Das Stadtmuseum Rastatt würdigte seinem Andenken und seiner Berichterstattung über die Badische Revolution 1848/49 mit einer Ausstellung vom 11. November 2017 bis 2. April 2018. Kaiser war zur Zeit der Revolutionsereignisse in Rastatt anwesend und dokumentierte das Geschehen.

Literatur

  • Gerhard Moehring: Friedrich Kaiser der Historien- und Schlachtenmaler. Zu seinem 100. Todestag am 13. Oktober 1990. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1991, S. 67–76 Digitalisat der UB Freiburg
  • Sara Capdeville, Esther Pollakowski: Friedrich Kaiser im Auftrag der Druckmedien. Der Künstler als Bildberichterstatter der Leipziger Illustrirten Zeitung. In: Badische Heimat, Heft 2/2016, S. 260–266 pdf
  • Thomas Cathiau: Friedrich Kaiser. In: Badische Biographien (herausgegeben von Friedrich von Weech), Vierter Teil, Karlsruhe 1891, S. 214 online in der Badischen Landesbibliothek
  • René Hartmann: Kaiser, Friedrich, in: Savoy, Bénédicte und Nerlich, France (Hg.): Pariser Lehrjahre. Ein Lexikon zur Ausbildung deutscher Maler in der französischen Hauptstadt. Band 1: 1793–1843, Berlin/Boston 2013, S. 135–136. online in der Google-Buchsuche
  • Eduard Kaiser: Aus alten Tagen – Lebenserinnerungen eines Markgräflers 1815–1875, Lörrach 1910, Reprint Resin, Weil am Rhein 1981. ISBN 3-923066-07-4
  • https://www.badische-zeitung.de/friedrich-kaisers-gemaelde-entpuppt-sich-als-revolutionstheater--171434056.html#embedcode
  • Carola Hoécker, Vom Freischärler zum Parlamentarier. Briefe des Reichstagsabgeordneten Marcus Pflüger (1824–1907), Karlsruhe/Bretten 2019, ISBN 978-3-96308-064-7, vor allem S. 15, 18–20, 25–32

Weblinks

Commons: Friedrich Kaiser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise/Anmerkungen

  1. siehe „Todtenschau“ in der Illustrirten Zeitung Nr. 2417 vom 26. Oktober 1889, S. 422 im Internet Archive
  2. Digitalisat der Badischen Landesbibliothek.
  3. Belegt ist, dass sein zwei Jahre älterer Bruder Eduard von Meichelt unterrichtet wurde.
  4. XII Ansichten aus der Umgebung des Isteiner Klotzes längs der Eisenbahn zwischen Schliengen & Efringen im badischen Oberlande. Nach der Natur und auf Stein gezeichnet von Fr. Kaiser. Carlsruhe, Verlag der P. Wagner´schen Lithographie.
  5. Carola Hoécker: Vom Freischärler zum Parlamentarier. Briefe des Reichstagsabgeordneten Marcus Pflüger (1824 - 1907). Karlsruhe / Bretten 2019, ISBN 978-3-96308-064-7, S. 27 ff.
  6. Eine knappe Schilderung des Vorgangs findet sich bei Eduard Kaiser, S. 273/274.
  7. Siehe Capdeville/Pollakowski, S. 264.
  8. Gustav Struve: Geschichte der drei Volkserhebungen in Baden 1848/ 1849; Freiburg, 1980, S. 67f., Zitat: „Um so schnell als möglich die Verbindung mit der Heckerschen Schar herzustellen, zog die Weißhaar-Struve’sche Colonne, etwa 700 Mann stark, am folgenden Morgen, Gründonnerstag, den 20. April, nach Lörrach. Daselbst sollte Rast gehalten werden.
  9. Willy Real: Die Revolution in Baden 1848/49 (Stuttgart, 1983), Abb. 3 (zw. S. 64 u. 65)
  10. Carola Hoécker: Vom Freischärler zum Parlamentarier. Briefe des Reichstagsabgeordneten Marcus Pflüger (1824-1907). Info Verlag, Karlsruhe / Bretten 2019, ISBN 978-3-96308-064-7, S. 27 ff.
  11. Carola Hoécker: Vom Freischärler zum Parlamentarier. Briefe des Reichstagsabgeordneten Marcus Pflüger (1824-1907). Info Verlag, Karlsruhe / Bretten 2019, S. 26–34 (Deutung eines Revolutionsgemäldes).
  12. Carola Hoécker: Vom Freischärler zum Parlamentarier. Briefe des Reichstagsabgeordneten Marcus Pflüger (1824-1907). Info Verlag, Karlsruhe / Bretten 2019, S. 27.
  13. Gerhard Moehring: Friedrich Kaiser der Historien- und Schlachtenmaler. Zu seinem 100. Todestag am 13. Oktober 1990. Sonderdruck, Lörrach 1990.
  14. Ausstellung 2015: „Friedrich Kaiser – Zeitzeuge eines unruhigen Jahrhunderts.“ Website Dreiländermuseum. Abgerufen am 24. Dezember 2015.

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Freischärler Lörrach 1848.jpg

Germany Einzug der Freischärler unter der Führung von Gustav Struve in Lörrach am 20. April 1848. Die Truppe war auf dem Weg zur Unterstützung des Hecker-Aufstands bei der Schlacht von Kandern am selben Tag.

UK Entry of the volunteer militia into Lörrach under Struve's leadership on 20 April 1848 to support the Friedrich Hecker Uprising at the Battle of Kandern.
Bild Freiheitsbaum Basel.jpg
Die Verbrüderungsfeier auf dem Münsterplatz in Basel vom 22. Januar 1798 in einer zeitgenössischen kolorierten Radierung. In der Mitte des Platzes steht der Freiheitsbaum als Zeichen der Revolution. Kolorierte Radierung
Kaiser, Friedrich - Tempo der Gründerjahre.jpg
Zwischen 1864 bis 1871 stieg Berlins Bevölkerunszahl von 633.000 auf 826.000 Menschen an, für deren Unterbringung neue Mietshäuser benötigt wurden. Kayser zeigt hier die Erschließung solcher neuen Wohnquartiere, die vor allem im Norden der Stadt, in der Nähe der ebenfalls neu enstehenden Fabrikanlagen errichtet wurden; Bau der Grenadierstraße (heute Almstadtstraße)