Friedrich Körte (Architekt)

Friedrich Körte (* 24. Dezember 1854 in Berlin; † 3. Februar 1934 ebenda) war ein deutscher Architekt mit dem Hauptwirkungskreis in Berlin und im Umland.

Mit Konrad Reimer betrieb er ab 1886 das gemeinsame Architekturbüro Reimer & Körte. Das Büro war im Bau von Industrie-, Verwaltungs- und Wohngebäuden erfolgreich tätig. Zahlreiche erhaltene Bauten wie das Jüdische Krankenhaus, die Fabrikhallen und der Eingangsbereich der Borsigwerke in Tegel oder die Archenhold-Sternwarte stehen unter Denkmalschutz. Für die Ausführung vieler Bauaufträge der Firma Borsig gelten Reimer und Körte auch als Hausarchitekten des Industriellen August Borsig.

Leben

Friedrich Körte war eines von zehn Kindern des Arztes Friedrich Körte (1818–1914) und seiner Frau Marie, geb. Thaer (1832–1898). Zu seinen Geschwistern zählten der Archäologe Gustav Körte (1852–1917), der Chirurg Werner Körte (1853–1937), der Maler Martin Körte (1857–1929), der Königsberger Oberbürgermeister Siegfried Körte (1861–1919) und der Klassische Philologe Alfred Körte (1866–1946).

Friedrich Körte studierte Architektur an der Berliner Bauakademie. Nach erfolgreichem Abschluss und ersten eigenen Entwürfen wie zum Beispiel Übungsarbeiten zu einer Wanddekoration, von denen ein Blatt im Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin archiviert ist,[1] schloss er sich mit Konrad Reimer zusammen. Gemeinsam konnten sie mehr als 20 größere Gebäude im Berliner Stadtbild realisieren. Friedrich Körte trug in den 1910er Jahren den Ehrentitel eines Königlichen Baurats; seine Wohnung befand sich in der Magdeburger Straße 26 in Wilmersdorf.[2]

Grabstätte

Friedrich Körte war von 1898 bis 1919 Stadtverordneter in Berlin. In dieser Funktion unterstützte er zum Beispiel den Bau von Sozialeinrichtungen wie ein „Alte-Leute-Heim – Anstalt für Hospitaliten“ in Berlin-Buch durch Stadtbaurat Ludwig Hoffmann.[3] Zu seinem Freundeskreis gehörte auch Rudolf Virchow.[4]

Friedrich und Werner Körte sind in einem Familiengrab auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt.[5]

Bauten der Sozietät Reimer und Körte (Auswahl)

Ausführliche Darstellung siehe bei Konrad Reimer: Bauten in Berlin und im früheren Umland

Die gemeinsam realisierten Bauten reichen von 1888 bis zum Tod von Konrad Reimer im Jahr 1914. Die folgende Liste ermöglicht eine schnelle Orientierung.

BildJahrName des GebäudesLageKonkretes, Baustil, DetailsQuelle
1888Sing-Akademie zu BerlinDorotheenstraße / Straße Unter den LindenUmbau
1890–1894Zwei WohnhäuserCarmerstraße und Grabenstraße in Zehlendorf[6][7][8]
1896/1897M.A.N.-Haus
(1. VDI-Haus)
Charlottenstraße 43 Ecke Mittelstraße 1 in MitteDas viergeschossige Gebäude wurde für den Verein Deutscher Ingenieure (VDI) gebaut, der in der zweiten Etage seine Hauptverwaltung einrichtete. Das Erdgeschoss und das erste Stockwerk dienten dem Bankgeschäft Dreyfus & Co. Zusätzlich waren hier die Belgische Gas-Selbstzünder-Gesellschaft, ein Gastwirt und ein Pförtner untergebracht.[9] Der Bildhauer Gotthold Riegelmann gestaltete den Fassadenschmuck mit Bezug auf die Ingenieurstätigkeit. Im Jahr 1918 kaufte der Fahrzeughersteller MAN das Haus und nutzte es bis 1950. In der DDR-Zeit befand sich in dem Gebäude der Fachbereich Germanistik der Humboldt-Universität.[10] Nach der Wende erhielt der MAN-Konzern die Immobilie zurück. Nach umfassender Renovierung ist hier dessen Berliner Außenstelle untergebracht. Das Berliner Büro des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft nutzt weitere Räumlichkeiten des Baudenkmals.[11][12]
1896/18971. VDI-HausCharlottenstraße Ecke DorotheenstraßeNeorenaissance; Untergeschoss schlesischer Granit, Obergeschosse Rundbogenfenster, Flachreliefs und Brüstungen mit der Darstellung von Handel, Wissenschaft, Industrie, Dampf und Elektrizität[12]
1897Beamten- und ArbeiterwohnhausBerliner Straße Ecke Ernststraße in Tegelmärkische Backsteingotik
1898/1899Verwaltungsgebäude, Werktor, Fabrikhallen der BorsigwerkeBerliner Straße 19–37 in Tegel[13]
1899Borsighaus („Zentralbüro“ für die Borsig-Hauptverwaltung)Chausseestraße heutige Nummer 131990er-Jahren saniert, eine Etage dient seit dem 1. Januar 2001 als Verwaltungssitz der Bundeszahnärztekammer[14]
1899/1900
1907
Gewerkschaftshaus
Erweiterungsbauten
Engeldamm 62–64 in Berlin-MitteBacksteinbau im „Späthistorismus“, mit Vorderhaus, Seitenflügel, zwei Quergebäude. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg Notkrankenhaus, danach bis 1990 Krankenhaus Mitte, bis 1997 Institut für Tropenmedizin. Im 21. Jahrhundert Privatbesitz mit Umbau zu Wohn- und Gewerbeobjekt.[15][16][17]
1901/1902„Motivhaus“Hardenbergstraße 6 in Charlottenburgmehrfach neue Nutzung, heute Renaissance-Theater[18]
1905Haus der Berlinischen Feuer-Versicherungs-AnstaltBerlin-Mitte, Brüderstraße 11/12Neobarock
1905PrivathausAn der Rehwiese 25 in NikolasseeStilmix Neorenaissance und Neobarock[19][20]
1906Villa MölleringLüneburg-HäcklingenDie im Heimatschutzstil errichtete Villa spielte in den letzten Kriegstagen als britisches Hauptquartier eine Rolle. Der letzte Reichspräsidenten Karl Dönitz, der seinen Sitz in Flensburg-Mürwik hatte, sandte Anfang Mai 1945 dorthin eine Delegation, um über die Teilkapitulation der Wehrmacht für Nordwestdeutschland, Dänemark und die Niederlande zu verhandeln.[21]
1906–1908„Central-Magazin“ für die Städtischen GaswerkeStralauer Platz, Berlin-Friedrichshainneobarockes Backsteingebäude; erste Stahlbeton-Tragkonstruktion im Inneren[22][23]
1910–1914Jüdisches Krankenhaus BerlinIranische Straße Ecke Heinz-Galinski-Straße in GesundbrunnenModerne, nach Kriegsschäden mit Keramik verkleidet[24][25]
1911–19142. VDI-HausDorotheenstraße 115–117 in Berlin-Mittenach Kriegsbeschädigung Fassade vereinfacht; in das Jakob-Kaiser-Haus integriert[26][27]
1908/1909Hauptgebäude der Archenhold-SternwarteAlt-TreptowNeoklassizismus[28][29]
1912–1913Mitteldeutsche CreditbankBurgstraße 24 in Berlin-Mittezerstört[30]

Einzelnachweise

  1. Blätter Architekturmuseum der TU Berlin
  2. Körte, F. In: Berliner Adreßbuch, 1915, Teil 1, S. 1580.
  3. Heilanstalten Berlin, abgerufen am 9. März 2009.
  4. Infos über Virchow auf einer privaten Homepage
  5. Grab Nr. 26 auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof (Memento desOriginals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mentopia.net
  6. Baudenkmal Mietshaus Carmerstraße
  7. Baudenkmal Einfamilienhaus Grabenstraße 40; 1929 umgebaut
  8. Gartendenkmal Grabenstraße 40; um 1924 verändert
  9. Charlottenstraße 43. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1898, Teil 3, S. 90.
  10. Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR. Hauptstadt Berlin-II. Henschelverlag, Berlin 1984, S. 202.
  11. Baudenkmal Charlottenstraße 43, Verein Deutscher Ingenieure
  12. a b archinoah.de (MS Word; 22 kB)
  13. Baudenkmalkomplex: Berliner Straße 19–37, Borsigwerke; 1898/99
  14. zm-online.de
  15. Baumeister für Berlin: Konrad Reimer. In: Berliner Morgenpost, 30. Juli 2003; abgerufen am 9. Dezember 2014
  16. Baudenkmal: Berliner Straße 70/ Ernststraße in Berlin-Tegel, Beamten- und Arbeiterwohnhaus, 1897
  17. antiquar.wordpress.com (Memento vom 15. November 2010 im Internet Archive)
  18. Hardenbergstraße 6, ehem. Motivhaus (Vereinshaus), 1901/02 von Reimer & Körte; 1919, 1926–27, 1936–38 umgebaut
  19. Baumeister für Berlin: Konrad Reimer und Friedrich Körte. (PDF; 7 kB) aus einer privaten Homepage
  20. Baudenkmal: Villa Hofmeier An der Rehwiese 25, 1905–06 von Reimer & Körte
  21. Bürgerbrief. Mitteilungen des Bürgervereins Lüneburg e. V. Nummer 75. (PDF; 2,7 MB) Mai 2015, S. 11 f.; abgerufen am: 1. Mai 2017.
  22. Baudenkmal Zentralmagazin der städtischen Gaswerke im Friedrichshain
  23. Berlin und seine Bauten. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2006, S. 336.
  24. Baudenkmale Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde, im Bereich Berlin-Gesundbrunnen
  25. Kurzgeschichte des Jüdischen Krankenhauses im Wedding, abgerufen am 7. März 2009.
  26. Baudenkmal: Vereinshaus des VDI, 1911-14 von Reimer & Körte
  27. Bild des Jakob-Kaiser-Hauses (Memento desOriginals vom 4. Juli 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bmvbs.de BMVBS; abgerufen am 7. März 2009.
  28. Baudenkmal Archenhold-Sternwarte, 1908/1909
  29. Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR, Berlin. II. Hrsg. Institut für Denkmalpflege im Henschelverlag, 1984, S. 368.
  30. (Bilderstrecke). In: Berliner Architekturwelt. Nr. 8, November 1912, S. 326–327 (zlb.de).

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Berlin, Mitte, Charlottenstraße, MAN-Haus.jpg
Autor/Urheber: Jörg Zägel, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Das MAN-Haus in Berlin-Mitte, Charlottenstraße 43 (rechts) / Mittelstraße (links); Das Gebäude wurde 1896-1897 nach einem Entwurf der Berliner Architekten Konrad Reimer und Friedrich Körte für den Verein Deutscher Ingenieure gebaut. Die alte Unterteilung des auf einem schmalen Grundstück errichteten Gebäudes in (ursprünglich an eine Bank) vermietete Geschäftsräume im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss sowie die Vereinsräume ab dem 2. Obergeschoss ist an der Fassade ablesbar. Durch den Erker an der Charlottenstraße und das ähnlich gestaltete dreibahnige Fenster an der Mittelstraße wird der Sitzungsaal im 2. Obergeschoss besonders hervorgehoben. Der Reliefschmuck der Fassaden stammt vom Bildhauer Gotthold Riegelmann und nimmt Bezug auf die Berufsfelder des Ingenieurs. Im Inneren ist die bauzeitliche Ausstattung zum Teil sehr gut erhalten, so im Treppenhaus und im Sitzungssaal. Das Gebäude wurde 1918 von der MAN gekauft und bis 1950 für ihr technisches Büro genutzt. Danach saß hier der Fachbereich Germanistik der Humboldt-Universität. Das Gebäude befindet sich seit 1993 wieder im Besitz der MAN, die es von 1993-1995 renovieren ließ und ihre Außenstelle Berlin hier einrichtete. Außerdem sitzt hier unter anderem das Berliner Büro des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.
Bundesarchiv Bild 183-09480-0002, Berlin, Dorotheenstraße 43, Kammer der Technik.jpg
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Illus Funck 31.1.1951 Neues Gebäude der Kammer der Technik.
Das schwerbeschädigte Haus Dorotheenstrasse 43 in Berlin, dessen Inneneinrichtung völlig zerstört war, ist jetzt wiederhergestellt und wird nach Vollendung des inneren Ausbaus in Kürze von der Kammer der Technik bezogen werden.
Bundesarchiv Bild 183-13307-0014, Berlin, Lessing-Nicolai-Haus.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-13307-0014 / Gielow / CC-BY-SA 3.0
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Zentralbild-Gielow, 18.1.1952, Alte Berliner Häuser. UBz:Lessing-Nicolai-Haus, Brüderstr.13
Möllering Villa Lüneburg Häcklingen Rettmer b.jpg
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Kulturdenkmal Möllering-Villa am Wischfeld in Lüneburg-Häcklingen. Ehemaliges Hauptquartier der britischen Streitkräfte unter General Dempsey und Verhandlungsort der Kapitulation deutscher Truppen Nordwestdeutschlands, Hollands und Dänemarks Anfang Mai 1945 zwischen Feldmarschall Montgomery und deutschen Offizieren unter Generaladmiral von Friedeburg. Zustand September 2011. Vom Eigentümer zur Abbruchreife vernachlässigt.
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Das Renaissance-Theater in Berlin-Charlottenburg
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Jüdisches Krankenhaus Berlin, Fassade zur H.-Galinski-Str.
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