Friedrich Herlin

Friedrich Herlin auch Friedrich Herlein (* um 1430 in Rothenburg ob der Tauber ?; † um 1500 in Nördlingen) war ein altdeutscher Maler.

Leben

Herlin war in Rothenburg ob der Tauber tätig, lebte ab 1459 in Nördlingen, erhielt 1467 in Nördlingen das Bürgerrecht und starb dort um 1500. Herlin war der Schwiegervater des einflussreichen Ulmer Malers Bartholomäus Zeitblom. Eine Inschrift auf den ehemaligen Flügeln des Hochaltars der St.-Georgs-Kirche in Nördlingen weist darauf hin, dass Herlin aus Rothenburg ob der Tauber kam. Der Familienname ist in Rothenburg in jedem Fall in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts nachweisbar.

Der Herlin-Altar in Bopfingen.

Werke

Seine beglaubigten Hauptwerke (meist mit geschnitzten Schreinfiguren anderer Künstler) sind in Rothenburg ob der Tauber, Bopfingen und Nördlingen zu finden.

  • die Flügel des Hochaltars in der Jakobskirche in Rothenburg ob der Tauber mit Darstellungen aus dem Marienleben (1466),
  • zwei Altarflügel (Herlin-Altar) mit der Geburt Christi und der Anbetung der Könige in der Stadtkirche St. Blasius in Bopfingen (1472)
  • drei Altarflügel mit der Geburt Christi, der Anbetung der Könige und der Darstellung Jesu im Tempel in der St.-Bonifatius-Kirche in Emmendingen (1473)
  • das von Herlin gestiftete Triptychon mit der Madonna, St. Georg (dem Nördlinger Kirchenpatron), St. Lukas, der heiligen Margarete und den Porträts der Stifterfamilie in der Stadtkirche von Nördlingen. Auf den Tafeln ist abgebildet: Verkündigung des Herrn an Maria, Heimsuchung Mariens, Geburt Jesu, Beschneidung Jesu, Anbetung des Kindes durch die Könige, Darstellung Jesu im Tempel, Flucht nach Ägypten und Der Zwölfjährige Jesus im Tempel. Der Prophet Jesaja und Johannes der Täufer sind an den Seitenwänden des Altars dargestellt.

Kunstgeschichtliche Einordnung

Der Apostel Petrus mit einer mittelalterlichen Brille lesend in Rothenburg 1466, von Friedrich Herlin gemalt

Herlin zeigt sich als Nachfolger von Rogier van der Weyden, bei dem er wahrscheinlich gelernt und dessen Stil er den Oberdeutschen vermittelt hat, ohne jedoch zu einer eigenständigen Ausdrucksweise zu gelangen. Herlin steht am Übergang von den mittelalterlichen Goldgrunddarstellungen zu einer neuen realistischen Darstellungsweise, die von der niederländischen Malerei ausging.

Für die Kunst- und Kulturgeschichte interessant, für Betrachter amüsant, ist der mit einer Brille lesende Apostel Petrus.

Literatur

  • Elisabeth G. Bolze: Altarbilder von Friedrich Herlin in S. Gallen. In: Anzeiger für schweizerische Altertumskunde N.F.10 (1908), S. 132–147.
  • Friedrich Haack: Friedrich Herlin. Sein Leben und seine Werke. Eine kunstgeschichtliche Untersuchung (= Studien zur deutschen Kunstgeschichte 26). Straßburg 1900,(archive.org).
  • Karl-Werner Bachmann: Zwei neue Gemälde von Friedrich Herlin. In: Kunstchronik 25 (1972), S. 130–132.
  • Hermann Baumhauer: Der Herlin-Altar zu Bopfingen und seine Stadtkirche. Stuttgart 1981.
  • Kurt Martin: Herlin, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 626–628 (Digitalisat).
  • Rainer Kahsnitz: Die großen Schnitzaltäre. Spätgotik in Süddeutschland, Österreich, Südtirol. Hirmer Verlag, München 2005, ISBN 3-7774-2625-3.
  • Ernst Buchner: Die Werke Friedrich Herlins. In: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst 13.1 (1923), S. 1–51.
  • Gerhard Boos: „Der Weg des Friedens“: Die Weihnachtsgeschichte in Bildern von Friedrich Herlin. Verlag am Eschbach 1992, ISBN 3-88671-001-7.
  • Hans Ramisch: Der rechte Flügel eines Kreuzaltars von Friedrich Herlin in der ehemaligen Stiftskirche Herrieden. In: Jahrbuch der bayerischen Denkmalpflege 28 (1973), S. 152–166.
  • Hartmut Krohm: Bemerkungen zur kunstgeschichtlichen Problematik des Herlin-Retabels in Rothenburg ob der Tauber. In: Jahrbuch der Berliner Museen 33 (1991), S. 185–208.
  • Georg Burkhart: Friedrich Herlin-Forschungen. Dissertation Universität Erlangen, Erlangen 1911.
  • Klaus Herbers: Die oberdeutschen Reichsstädte und ihre Heiligenkulte. Traditionen und Ausprägungen zwischen Stadt, Ritterorden und Reich. Narr, Tübingen 2005, ISBN 3-8233-6192-9.
  • Staatsgalerie Augsburg, Städtische Kunstsammlung, Band I. Altdeutsche Gemälde. Bestandskatalog, hrsg. von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München 1988, S. 123 ff.
  • Christian Mayer: Herlen, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 115–117.
  • Ralf Krüger: Friedrich Herlin. Maler und Altarbauunternehmer (= Jahrbuch des Vereins Alt-Rothenburg e.V. 2005). Rothenburg ob der Tauber 2005. Originalmanuskript als Inauguraldissertation eingereicht an der FU Berlin 1996, ISBN 3-927374-39-3.

Weblinks

Commons: Friedrich Herlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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StJakobBildMarktplatz1466.jpg
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Vergrößerung eines Gemäldes von der Rückseite des rechten Flügels des Hochaltars in St.Jakob in Rothenburg ob der Tauber von 1466. Der Maler Friedrich Herlin hat dort Bilder zur Jakobus-Legende gemalt und in diesem Bild den mittelalterlichen Rothenburger Marktplatz integriert.
Friedrich Herlin, Reading Saint Peter (1466).jpg
Darstellung eines lesenden Petrus mit Nietbrille. Ausschnitt aus dem Altargemälde von Friedrich Herlin (1466) in der Kirche St. Jakob in Rothenburg ob der Tauber (Deutschland).
1472 vollendete der Nördlinger Meister Friedrich Herlin seinen Altar. 05.jpg
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The Evangelical Church of St. Blasius Bopfingen.