Friedrich August Haselwander

Friedrich August Haselwander, ca. 1920

Friedrich August Haselwander (* 18. Oktober 1859 in Offenburg; † 14. März 1932 ebenda) war ein deutscher Ingenieur, ein Erfinder der Drehstrom-Synchronmaschine und des kompressorlosen Ölmotors.

Leben

Friedrich August Haselwander wurde am 18. Oktober 1859 in Offenburg als einziges Kind des aus Hausach stammenden Ingenieurs Johann Haselwander und seiner Frau Augusta geboren. Sein Vater musste als Teilnehmer der Märzrevolution wie zahlreiche Offenburger nach Amerika flüchten und heiratete nach seiner Rückkehr aus dem Exil Augusta Josepha Burg, Tochter des Händlers und Gemeinderats Karl Friedrich Burg. Aus der gleichen Handwerkerfamilie stammte der ehemalige Mainzer Weihbischof Vitus Burg. Haselwander wuchs in einem angesehen, gutbürgerlichen Milieu auf, wurde katholisch und liberal erzogen. Nach dem frühen Tod seiner Eltern lebte Haselwander bei seinem Onkel, einem Schlossermeister, der ihn auf das humanistische Gymnasium in Offenburg (das heutige Grimmelshausen-Gymnasium) schickte. Der Schüler entwickelte jedoch wenig Interesse für alte Sprachen, sondern zeigte schon früh eine Vorliebe für Naturwissenschaften.[1] Offenburg war zu dieser Zeit eine von moderner Technik faszinierte Stadt, verfügte sie doch seit 1. August 1845 über einen Bahnhof der Rheintalbahn. Der Abzweig nach Konstanz mittels der kühnen Konstruktion von Robert Gerwig, der Badischen Schwarzwaldbahn, befand sich gerade im Bau.

Nach seiner Schulzeit begann er 1878 sein naturwissenschaftliches Studium, zu dem die Fächer Mathematik, Physik und Elektrizitätslehre, Chemie und Mineralogie gehörten. Als Ausbildungsstationen lassen sich das Polytechnikum Karlsruhe sowie die Universitäten München und Straßburg nachweisen. Die Polytechnische Schule Karlsruhe verließ er 1883 ohne Examen, was damals nicht außergewöhnlich war, da nur jemand, der in den Staatsdienst wollte, einen Abschluss nachweisen musste. In Straßburg studierte er bei August Kundt und hörte auch Vorträge von Nikola Tesla.

Nach dem Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger kehrte Haselwander mit 27 Jahren nach Offenburg zurück und ließ sich als selbständiger Elektrotechniker nieder. Im Jahre 1885 heiratete Haselwander Emilie Tomen aus Mahlberg und gewann damit Kontakt zu Lahrer Industriellenkreisen. Die Ehe blieb kinderlos und litt unter der Tragik, dass seine Ehefrau Emilie jahrelang in einer Nervenheilanstalt behandelt werden musste. 1886 begann er in Offenburg mit dem Bau von Dynamomaschinen. In der mechanischen Werkstätte der Firma Bilfinger entwickelte er den ersten Drehstromgenerator der Welt, der 1887 in der Hutfabrik Adrion für Beleuchtungszwecke in Betrieb genommen wurde.

Erfindungen

Sein erstes Patent meldete Haselwander bereits als Student an, insgesamt waren es etwa 20.

Elektrische Lampe

Sein erstes Patent erhielt Haselwander noch als Student am 12. Juli 1880 für eine „Elektrische Lampe mit kontinuierlicher Regelung des Lichtbogens“.

Drehstrom-Synchronmaschine

Haselwanders Drehstrommaschine[2]

Haselwanders bedeutendste Erfindung war die Drehstrom-Synchronmaschine. Zur Durchsetzung des elektrischen Stroms bedurfte es einer Möglichkeit, die Energie möglichst verlustarm zu übertragen. Diese verlustarme Übertragung steht in einem direkten Zusammenhang mit der Höhe der Spannung: je höher die Spannung, desto geringer die Verluste. Haselwander widmete sich schon früh diesem Problem. Sein erster Generator dieser Art ging im Oktober 1887 in Betrieb. Er integrierte seine Erfindung nahtlos in vorhandene Gleich- und Wechselstromsysteme.[3] Der im Juli 1887 gestellte Patentantrag wurde anfangs abgelehnt, da der Sachbearbeiter des Gesuchs der Meinung war, dass es sich um zwei verschiedene Erfindungen handle. Im Jahre 1889 wurde das Patent aber erteilt. Jedoch wurde von Seiten der aufmerksam gewordenen großen Elektrounternehmen, die die Bedeutung der Erfindung erkannten, Einspruch gegen den Patentantrag eingelegt. Einen Rechtsstreit dagegen, dessen Streitwert auf 30 Millionen Mark veranschlagt war, konnte er sich nicht leisten. Haselwander war als Oberingenieur bei der Firma Wilhelm Lahmeyer & Co. in Frankfurt am Main tätig und übertrug ihr sein Patent. Als 1892 die AEG Lahmeyer übernahm, verlor Haselwander damit jeglichen Einfluss auf die Verwendung seines Patents.

Der von ihm gebauten Musteranlage in der Hutfabrik Adrion untersagte die Kaiserliche Reichspost 1890 den weiteren Betrieb, da sie angeblich die Telegrafenleitung störte; auch eine stationäre Anlage wurde nicht gestattet. Zwar konnte Haselwander 1891 seinen Generator mit dreiphasigem stehendem Ringanker und einem vierpoligen Läufer, wie in nebenstehender Abbildung, auf der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung 1891 in Frankfurt zeigen. Aber es blieb beim Prototyp, den er daraufhin noch zu Lebzeiten dem Deutschen Museum in München übergab, wo die Anlage sich bis heute befindet.

Verfahren zur Direkteinspritzung in Verbrennungsmotoren

Anlage zur Patentschrift, 1903

Bereits 1898 führte Haselwander Untersuchungen zur Direkteinspritzung von Kraftstoff in Verbrennungsmotoren durch. Haselwander setzte auf einen Verdränger, anstelle des von Rudolf Diesel verwendeten Kompressors mit Einspritzdüse[4] (verdichterlosen Dieselmotor) und 1901 entwickelte er den Dieselmotor mit Vorkammereinspritzung (Haselwander-motor).

Ehrungen

Literatur

  • Jörg Baldenhofer: Friedrich August Haselwander (1859–1932). Es dreht sich um Drehstrom. In: Jörg Baldenhofer (Hrsg.): Badische Tüftler und Erfinder. DRW-Verlag, Stuttgart 1992, S. 60–65.
  • Bernhard Wagner: Friedrich August Haselwander. Ein badischer Pionier der Drehstromtechnik. In: Elektrotechnik für mehr Lebensqualität. (Festschrift anlässlich des VDE-Kongresses am 10. Oktober 1990 in Essen) (= Geschichte der Elektrotechnik, Band 10.) VDE-Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-8007-1713-1, S. 105–123.
  • Franz Huber: Haselwanders Drehstrom. Die Welterfindung in einer kleinen Stadt. (Festschrift) Huber, Offenburg 1987.
  • Nicolas Caspar u. a. (Recherche und Red.), Kathrin-Sarah Amend u. a. (Konzeption und Realisation), Roland Riempp (Betreuung): Friedrich August Haselwander. Der Edison aus Offenburg. (CD-ROM) Fachhochschule Offenburg, 2004.
  • Adolf Wißner: Haselwander, Friedrich August. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 24 (Digitalisat).
  • Elektrizitätswerk Mittelbaden AG (Hrsg.), Emil Ell: Friedrich August Haselwander. Erinnerungen an einen großen Erfinder und seltsamen Menschen. (anlässlich einer Ausstellung zum 125. Geburtstag Haselwanders) Lahr 1984.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Franz Huber: Haselwanders Drehstrom. Huber, Offenburg 1987.
  2. Abbildung aus: D'r alt Offenburger, Nr. 1100 vom 13. Juni 1920
  3. Badische Tüftler und Erfinder.
  4. Neue Badische Landes-Zeitung vom 1. Juni 1927
  5. D'r alt Offenburger, Nr. 1370 vom 25. Oktober 1925
  6. http://www.offenburg.de/html/historisch_bedeutsame_personen_ereignisse_und_bauwerke_in_off.html

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