Friedrich Arthur Uebel

Friedrich Arthur Uebel mit einer von ihm gefertigten Klarinette

Friedrich Arthur Uebel (* 6. August 1888 in Gopplasgrün, heute ein Ortsteil von Markneukirchen; † 31. August 1963 in Markneukirchen) war ein bedeutender deutscher Klarinettenbauer.

Leben

Friedrich Arthur Uebel, ein Sohn des Holzblasinstrumentenbauers Friedrich Gustav Uebel, gründete am 2. September 1936 unter der Firmierung F. Arthur Uebel in Markneukirchen eine eigene Werkstatt und ließ sich im gleichen Jahr das Warenzeichen FAU eintragen. Zuvor hatte er in der väterlichen Werkstatt das Handwerk des Klarinettenbaus erlernt und 1911 ein Volontariat in Berlin bei Oskar Oehler gemacht hatte, mit dem er bis zu dessen Tod am 1. Oktober 1936 eng zusammenarbeitete, mit der Folge, dass er dessen Kundenstamm übernehmen konnte.[1][2][3] Obwohl der Schwerpunkt der Tätigkeit Uebels im Bau von Klarinetten des Oehler-Systems lag, fertigte er auch Böhm- und Reform-Böhmklarinetten an.[4][5]

Ehrendiplom

Die Werkstatt F. Arthur Uebels galt im zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts und in der direkten Nachfolge Oskar Oehlers als bedeutendste deutsche Klarinettenbauwerkstätte und wurde im Rahmen der Pariser Weltausstellung 1937 mit einem „diplôme d’honneur“ für eine neu angefertigte Bassklarinette und eine Klarinette gewürdigt.[1],[3] Wichtigster Fachmann in der Firma war der Stimmer Max Schnabel (1893–1979).[1] Zahlreiche angesehene Klarinettisten musizierten auf Klarinetten von F. Arthur Uebel. Dazu zählen unter anderem: Willy Schreinicke, Ewald Koch, Oskar Michallik, Karl Schütte, Simeon Bellison und Paul Blöcher. Durch die Zusammenarbeit mit diesen und anderen Künstlern entstand im vogtländischen Markneukirchen ein über Jahrzehnte Niveau bestimmendes Klarinettenmodell, dem noch heute mit Hochachtung begegnet wird, das Theatermodell 702, eine Original Oehler-Klarinette, zusätzlich ausgestattet mit allen von Uebel entwickelten mechanischen Verbesserungen und mit handgeschmiedeten und extra stark versilberten Klappen.[3] Als die wichtigsten mechanischen Verbesserungen Ueblels an der Oehler-Klarinette sind zu nennen:[3][6][7]

1. Erweiterung der Bechermechanik zur Verbesserung des tiefen E um eine zusätzliche kleine nachrüstbare Klappe zur Verbesserung des tiefen F; diese wurde zum Standard aller professionellen Klarinetten mit Bechermechanik,

2. Gabel-F-Mechanik, eine Mechanik, die es ermöglicht, das eingestrichene F in einwandfreier Intonation mit demselben Gabelgriff wie das zweigestrichene B zu spielen

3. Fis/Gis-Triller, eine Trillermechanik für das kleine H zum eingestrichenen Cis bzw. vom zweigestrichenen Fis zum Gis (wie sie auch die Voll-Böhmklarinette hat)

4. Verbesserung der sog. Oehlermechanik, des Gabelgriffs für das zweigestrichene F durch zwei mit dem Deckel über dem mittleren Tonloch des Unterstücks zu betätigende Klappen auf der rechten Seite. Auch diese Verbesserung wurde zum Standard.

Zu seinen besten Zeiten beschäftigte Uebel 40 Mitarbeiter, überwiegend Männer, und stellte etwa 400 Klarinetten pro Jahr her. Die gängigsten Instrumente waren das Schüler-Modell 520 mit 14 Klappen und vier Ringen, besonders aber das anspruchsvollere Modell 620 mit 19 Klappen und sechs Ringen ohne die oben genannten Verbesserungen.[3] Mit dem Tod von Friedrich Arthur Uebel 1963 endete die ruhmreiche Zeit dieser Manufaktur bei einer Seriennummer von etwa 17.000.[8] Gepflegte Instrumente aus der Zeit vor Uebels Tod sind als Gebrauchtinstrumente auch heute noch begehrt. Höchstpreise erzielt dabei natürlich ein gut erhaltenes Theatermodel 702.

Nachfolge

Im Jahre 2010 wurde mit der Gründung der Firma F. Arthur Uebel GmbH durch Jürgen Stölzel aus Wiesbaden und Errichtung einer neuen Produktionsstätte in Markneukirchen ein neuer Anfang zur Herstellung hochwertiger Klarinetten deutscher und auch französischer Bauart mit dem Label FAU gesetzt. Hierzu gibt es einen eigenen Artikel, in dem auch die zwischenzeitliche Entwicklung der Manufaktur dargestellt ist.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Die Werkstätte F. Arthur Uebels, Website der Firma F. Arthur Uebel GmbH,. Abgerufen am 8. August 2022.
  2. Planungswelten, abgerufen am 8. August 2022.
  3. a b c d e Enrico Weller, Erste Adresse des deutschen Klarinettenbaus - Geschichte Bedeutung und Entwicklungsleistungen der Markneukirchener Holzblasinstrumentenwerkstätte F. Arthur Uebel, in: rohrblatt 8 (1993), S. 142–146; 9. (1994), S. 52–60
  4. Geschichte der Firma FAU Archivlink vom 1. Oktober 2018. Abgerufen am 9. Juni 2019
  5. Enrico Weller: Der Blasinstrumentenbau im Vogtland von den Anfängen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts: Untersuchungen und Dokumentationen zur Geschichte eines Gewerbezweiges der Musikinstrumentenindustrie. Geiger, 2004, ISBN 978-3-89570-986-9, S. 257.
  6. Claus Raumberger: F. Arthur Uebel. Es-Klarinette Boehm-System Nr. 811, S. 62-64, 2011. (pdf) , Musiccraft24.de, abgerufen am 11. August 2022.
  7. F. Arthur Uebel. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Supplement, Kassel / Stuttgart 2008, S. 994 f.
  8. Dr. Weller. Museumsverein Markneukirechen

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Exposition Internationale des Artes et des Techniques Paris 1937
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Friedrich Arthur Uebel (* 1936)