Friedrich-Wilhelm Bock (SS-Mitglied)

Friedrich-Wilhelm Bock (* 6. Mai 1897 in Wreschen; † 11. März 1978 in Hannover) war ein deutscher Offizier der Waffen-SS und Schutzpolizei, zuletzt SS-Oberführer und Oberst der Schutzpolizei, sowie Kommandeur verschiedener Polizei- und Waffen-SS-Einheiten.

Leben

Erster Weltkrieg

Nach dem Abitur meldete Bock sich zum Beginn des Ersten Weltkrieges am 2. August 1914 freiwillig zum Deutschen Heer, wo er mit den Feldartillerieregimentern 2 und 38 sowohl an der West-, als auch der Ostfront, eingesetzt wurde. Am 3. Juli 1915 wurde er Zugführer in der neu aufgestellten 2. Radfahr-Kompanie vom Hannoverschen Jäger-Bataillon Nr. 10. Im Februar 1918 zum Leutnant befördert wurde Bock am 11. September 1918 verwundet. Nach seiner Genesung vertrat er ab dem 29. September 1918 den Kommandeur des 2. Reserve-Bataillones des Hannoverschen Jäger-Bataillons[1] und diente noch bis Februar 1919 in der Armee.

Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg

Nach dem Krieg schloss sich Bock einem Freikorps im Baltikum an. Bis dato hatte er sich neben dem Eisernen Kreuz II. Klasse auch das Verwundetenabzeichen in schwarz verdient. Nach einer Tätigkeit im landwirtschaftlichen Bereich trat Bock am 15. November 1922 in Hamburg als Wachtmeister in den Dienst der Blauen Polizei ein. 1928 wurde er Oberleutnant der Schutzpolizei, 1934 Hauptmann und 1938 Major. Zum 1. Mai 1933 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.223.186).[2] Am 1. September 1939 wurde er als Kommandeur des im Wehrkreis XI (Hannover) aufgestellten Polizeibataillons 111 berufen. Im Dezember 1939 erfolgte dann der Einsatz mit dem Polizeibataillon 111 in Kjelzy/Polen, wo seine Einheit unter anderem Wach- und Ausbildungsdienst, Objektschutz, Streifendienst, Durchsuchungen von Häusern nach Waffen und Kampf gegen Partisanen zu leisten hatte. Bereits in dieser Phase nahm das Bataillon unter seinem Kommando auch standrechtliche Erschießungen vor.[3]

So war das Polizeibataillon unter Bock zwischen dem 30. März und 11. April 1940 in den Kreisen Końskie und Kielce an der Zerschlagung der Partisaneneinheit Hubalczycy unter dem polnischen Major Henryk Dobrzański beteiligt. Die polnischen Partisanen hatten zuvor den deutschen Besatzern mehrfach empfindliche Verluste zugefügt, die sodann an der polnischen Zivilbevölkerung Vergeltung übten. Bei der Aktion von Ende März bis April 1940 wüteten die deutschen Polizeitruppen in 31 polnischen Dörfern. Dabei gingen zwölf Ortschaften in Flammen auf, von denen fünf völlig niederbrannten und 600 bäuerliche Gehöfte wurden zerstört. In den Orten wurde hauptsächlich die männliche Zivilbevölkerung verhaftet und später auf Exekutionsplätzen hingerichtet.[4]

Bock behielt das Kommando über das Polizeibataillon 111 bis zum 4. Mai 1940 und übernahm dann die Führung der II. Abteilung des in Aufstellung befindlichen Polizeiartillerieregiment der Polizei-Division.

Mit der SS-Polizei-Division nahm Bock am Überfall auf die Sowjetunion ab Juni 1941 teil. Im Rahmen der Heeresgruppe Nord war die Division am Durchbruch durch die Luga-Stellung, sowie an der Schlacht am Wolchow und der Belagerung von Leningrad beteiligt.

Am 1. November 1941 wurde Bock in die SS, zunächst im Range eines SS-Sturmbannführers, aufgenommen. Am 5. Januar 1942 wurde er zum SS-Obersturmbannführer befördert. Bock erhielt nach den Kämpfen gegen die sowjetische Winteroffensive 1942/43 im Raum Leningrad am 28. März 1943 das Ritterkreuz, nachdem es ihm am 10. Februar 1943 gelungen war, mit seinen Artillerieeinheiten mehrere Angriffe abzuschlagen, wodurch die Offensive schließlich scheiterte. Bis dahin war er bereits mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes sowie der Ostmedaille ausgezeichnet worden.

Die SS-Polizeidivision erlitt Anfang 1943 in der Zweiten Ladoga-Schlacht hohe Verluste, sodass sie zur Auffrischung auf den SS-Truppenübungsplatz Heidelager verlegt werden musste. Zurück bei Leningrad an der Front verblieben Teile des SS-Polizeiartillerieregiments und diverse Infanterie- und Unterstützungs-Einheiten, die unter der Führung von Fritz Freitag zur sogenannten Kampfgruppe Polizei-Division zusammengefasst wurden. Diese etwa 5000 Mann starke Kampfgruppe wurde im Raum Kolpino, am Brückenkopf von Oranienbaum und am Wolchow eingesetzt. Nachdem Freitag versetzt wurde, übernahm Bock am 24. Oktober 1943 die Führung der Kampfgruppe, welche fortan häufig als „Kampfgruppe Bock“ bezeichnet wurde, und wurde am 9. November 1943 zum SS-Standartenführer befördert.

Nach dem Beginn der sowjetischen Großoffensive im Januar 1944 erhielt die Kampfgruppe den Auftrag das Abfließen deutscher Verbände aus dem Raum Kirischi zu decken. In hinhaltendem Widerstand ging die Kampfgruppe auf Pleskau zurück, wobei sie mehrere Male eingekesselt wurde und einen Großteil ihres schweren Geräts einbüßte. Vom 15. März 1944 bis zum 13. April 1944 übernahm Bock vorübergehend auch die Führung der 19. Waffen-Grenadier-Division der SS (lettische Nr. 2), nachdem deren Kommandeur, SS-Oberführer Hinrich Schuldt, gefallen war.

Etwa im April 1944 wurde die stark angeschlagene Kampfgruppe aufgelöst und die verbleibenden Soldaten anderen Einheiten zugeführt. Bock wurde in die Führerreserve versetzt und übernahm im Juni 1944 den Posten des Artillerieführers des II. SS-Panzerkorps, welches in Frankreich eingesetzt war und erhielt am 1. August 1944 die Beförderung zum SS-Oberführer. Im August 1944 vertrat Bock den verwundeten Kommandeur der 9. SS-Panzer-Division „Hohenstaufen“ und wurde für die Leistungen der Division bei den Abwehrkämpfen bei Cheux und Estry am 2. September 1944 mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet. Ab Oktober desselben Jahres bis zum Kriegsende fungierte Bock schließlich wieder als Korps-Artillerieführer.[5]

Einzelnachweise

  1. Walter Holste: Das Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 23. Mit Anhang: Die Vereinigung ehemaliger Goslarer Jäger. Buchdruckerei Lax, Hildesheim 1934.
  2. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/3351426
  3. Niedersächsisches Landesarchiv: "Der Ordnung verpflichtet ...". Auf den Spuren der hannoverschen Polizei zwischen 1918 und 1955, STATION 10: EINSATZ IM OSTEN - POLIZEIBATAILLON 111
  4. Robert Seidel „Deutsche Besatzungspolitik in Polen, Distrikt Radom 1939-1945“, 1. Auflage, Schöningh Paderborn 2006, S. 190.
  5. Mark C. Yerger: Waffen-SS Commanders: The Army, Corps and Divisional Leaders of a Legend: Augsberger to Kreutz (v. 1), Schiffer Military History, Atglen, PA 1997, ISBN 0-7643-0356-2, S. 89–92.