Friedenheim
Der Gemeindeteil Friedenheim in München liegt im Bereich von zwei zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingemeindeten Stadtteilen, Neuhausen (Eingemeindung zum 1. Januar 1890; heute Stadtbezirk 9 Neuhausen-Nymphenburg) und Laim (Eingemeindung zum 1. Januar 1900; heute Stadtbezirk 25 Laim), unmittelbar südlich der heutigen Donnersbergerbrücke. Die durch die Siedlung führende Landsberger Straße bildete die Grenze zwischen den beiden Gemeindegebieten.
Friedenheim ist benannt nach einem dort seit 1803 bestehenden Gutshof. Bei der Gemeindebildung 1818 wurde aus einem Teil des Steuerdistrikts Pasing die Gemeinde Laim mit den Orten Laim und Friedenheim gebildet.[1]
In Eisenmanns Topo-geographisch-statistischen Lexicon vom Königreiche Bayern von 1832 wird Friedenheim als Weiler und Ansiedelung unweit Laim, im Ldg. München, mit 5 H. und 56 E. erwähnt.[2]
Im Vollständigen Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern von 1875 wurde Friedenheim als Weiler der Gemeinde Laim mit 55 Einwohnern in 24 Gebäuden nachgewiesen,[3] sowie als Dorf mit 421 Einwohnern in 42 Gebäuden in der Gemeinde Neuhausen.[4]
13 Jahre später, als Friedenheim zum letzten Mal in einem Ortsverzeichnis als separater Ort (bzw. zwei separate Orte) aufgeführt wurde, lauteten die Werte folgendermaßen: 83 Einwohner in 6 Wohngebäuden für den Weiler der Gemeinde Laim, sowie 682 Einwohner in 36 Wohngebäuden im Dorf der Gemeinde Neuhausen.[5]
Ab 1892 ist in Friedenheim an der Elsenheimer Straße (heute Straubinger Straße 28) eine Eisengießerei nachgewiesen, die bis 1917 bestand.[6] Auch die Mälzerei der Hacker-Brauerei lag lange Zeit in Friedenheim.
Neufriedenheim
Bereits 1891 entstand an der Fürstenrieder Straße 155 die Kuranstalt Neufriedenheim als private Nervenheilanstalt, die bis 1941 bestand.[7][8] Für zehn Tage war dort auch Oskar Panizza untergebracht. Nach dem vereinfachten Wiederaufbau zog 1952 die schon länger an anderen Standorten bestehende Landestaubstummenanstalt (heutige Bayerische Landesschule für Gehörlose), die bis 2011 bestand. Nach jahrelangem Leerstand wurde das Gebäude Ende 2021 abgebrochen. Auf einem Teil des Geländes entstanden bis 1958 zwei neue Schulgebäude (Architekten Helga und Adolf Schnierle, Fred Angerer), in die die schon länger bestehenden Gymnasien (Erasmus-Grasser- und Ludwigsgymnasium) umzogen.
1929/1930 entstand zwischen der Ammersee-, Fürstenrieder, Inderstorfer-, Käpfl- und Joergstraße eine Reihenhaus-Siedlung des sozialen Wohnungsbaus der Weimarer Republik, die ebenfalls Neufriedenheim oder Siedlung Friedenheim benannt wurde. Sie ist eine von fünf in dieser Zeit entstandenen Großsiedlungen der „Gemeinnützigen Wohnungsfürsorge A. G.“ (GEWOFAG), des damals größten Bauherren in München. Mit zunächst etwa 400 Wohneinheiten war sie die kleinste der damaligen GEWOFAG-Siedlungen.[9] Im Gegensatz zu den anderen Siedlungen der GEWOFAG wurden hier nicht Hochbauten, sondern Ein- und Mehrfamilienhäuser in einer dörflich-geschlossen anmutenden Anordnung errichtet, mit Parzellengärtchen und Infrastruktureinrichtungen (Kindergarten, Wirtshaus, Ladenzeile).
Zur Abschirmung der flachen Bauten im Inneren der Siedlung wurden in Richtung der Fürstenrieder Straße viergeschossige Häuserzeilen errichtet. Auf eine Verkehrsanbindung wurde im Sinne des Dorfcharakters bewusst verzichtet, was zur Folge hatte, dass die Siedlung anfänglich nur langsam angenommen wurde; später wuchs sie jedoch rasch. Die abschirmende Außenbebauung der von dem Architekten Bruno Biehler geplanten Siedlung wurde später fortgesetzt von den Architekten Roderich Fick und Alwin Seifert.
1934 wurde die katholische Kuratiekirche „Namen Jesu“ in der Siedlung errichtet und 1941 zur Stadtpfarrkirche erhoben. Sie wurde 1971 (mit Ausnahme des Kirchturms) abgerissen und an ihrer Stelle 1972 ein Neubau nach Plänen des Münchner Architekten Hans Schedl eingeweiht.[10][11][12][13][14]
Teile der Siedlung stehen heute unter Denkmalschutz.[15][16]
Etwa einen halben Kilometer von der Siedlung Neufriedenheim entfernt in München-Neuhadern befindet sich seit 1962 ein Augustinum-Wohnstift, das erste Seniorenwohnstift Deutschlands.[17] Die Einrichtung bezeichnet sich selbst als „Augustinum München-Neufriedenheim“. Dort wohnte seit 2006 auch der Politiker Hans-Jochen Vogel mit seiner Frau, die nach seinem Ableben noch immer dort wohnt.[18]
Literatur
- Max Megele: Baugeschichtlicher Atlas der Landeshauptstadt München. Neue Schriftenreihe des Stadtarchivs München, 3; München 1951, S. 110
- Bayerischer Architekten- und Ingenieur-Verband e.V. (Hrsg.): München und seine Bauten nach 1912, Bruckmann Verlag, München 1984, S. 276, ISBN 3-7654-1915-X
- Max Schoen: Die fünf grossen Siedlungen der Gemeinnützigen Wohnungsfürsorge A.-G. München. In: Baukunst, H. 6, 1930, S. 164 ff und S. 188/189
- Ulrike Haerendel: Kommunale Wohnungspolitik im Dritten Reich. Siedlungsideologie, Kleinhausbau und „Wohnraumarisierung“ am Beispiel Münchens. (= Studien zur Zeitgeschichte, 57). Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1999, ISBN 3-486-56389-0. Zugleich: Dissertation Universität München, 1996 (Volltext digital verfügbar).
- Dieter Albrecht: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, H. 3, München 1951.
Einzelnachweise
- ↑ [1]
- ↑ [2]
- ↑ [3]
- ↑ [4]
- ↑ [5]
- ↑ Historischer Verein Laim e.V.
- ↑ Seite des Clubs „Monacensia Gebärdende Historie“
- ↑ Historischer Verein Laim e.V.
- ↑ Seite der Stadt München über die Geschichte des Wohnungsbaues/Siedlungswesens der Stadt (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- ↑ Reinhilde Lohmöller: Namen Jesu stellt sich vor. In: Pfarrverband Laim (Hrsg.): PV-Zeitung, H. 1. Oktober 2012
- ↑ Maximilian Mühlbauer, Pfarrei Namen Jesu (Hrsg.): Namen Jesu München: 1934 - 1984. Festschrift zur 50-Jahr-Feier der Stadtpfarrei Namen Jesu in München-Neufriedenheim. München 1984
- ↑ Maximilian Mühlbauer: Kath. Stadtpfarrkirche Namen Jesu München-Laim. Schnell u. Steiner, Regensburg 1985.
- ↑ Jakob Kasparschuster, Hugo Schnell (Ill.): Namen Jesu Kirche, München-Neufriedenheim. Kleine Kunstführer, Bd. 63. Dreifaltigkeitsverlag, München 1934
- ↑ Kirchenführer, Website der Pfarrei Namen Jesu
- ↑ DenkmalAtlas 2.0. Abgerufen am 16. Juli 2021.
- ↑ DenkmalAtlas 2.0. Abgerufen am 16. Juli 2021.
- ↑ Anonymus: Wohnstift Augustinum München-Neufriedenheim. In: Frauen-Union Hadern (Hrsg.): Haderner Kurier Nr. 57, Mai 2006, S. 7
- ↑ Tilmann Lahme: Hans-Jochen Vogel. Das Alter ist kein Massaker. FAZ, 1. Februar 2007, Nr. 27, S. 44
Weblinks
- Siedlung Neufriedenheim. (PDF; 1,5 MB) In: KulturGeschichtsPfad 25 – Laim. Landeshauptstadt München, Kulturreferat, 2009, S. 42 und 43, abgerufen am 1. Juli 2016.
- Gärten der Reihenhausanlage in München-Friedenheim. (Gewofag), Historisches Lexikon Bayerns.
- Mit der Eisenbahn fing alles an ( vom 16. Januar 2014 im Internet Archive) Die Mieterzeitung der GEWOFAG, November 2009.
Koordinaten: 48° 8′ 24″ N, 11° 32′ 4″ O
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Ausschnitt der Urpositionsblätter 691 Pasing und 692 München von 1856, zeigt den früheren Münchener Ortsteil Friedenheim südlich von Neuhausen und östlich von Laim und westlich des Münchener Hauptbahnhofs
Autor/Urheber: ich, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Siedlung Neufriedenheim (nicht Friedenheim, dies ist einige km entfernt) in München-Laim. Fußgängerdurchgang in West-Ost-Richtung (auch die Blickrichtung im Bild) durch ein Portal zu der Hauptverkehrsstraße Fürstenriederstraße, die in Nord-Süd-Richtung parallel hinter der Häuserzeile verläuft.