Friedemann Goetze

Friedemann Goetze (* 26. Februar 1871 in Stade; † 22. Mai 1946) war ein deutscher Offizier, zuletzt im Rang eines SS-Brigadeführers.

Leben

Goetze war der Sohn eines Stadtsyndikus und späteren Landrates.[1] Er schlug nach dem Ende seiner Schulzeit die Militärlaufbahn ein und begann 1890 seinen Militärdienst bei einem Infanterieregiment der Preußischen Armee.[2] Er war im Rang eines Majors bei der Infanterie Teilnehmer am Ersten Weltkrieg und wurde mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet. Nach Kriegsende nahm er 1919 als Angehöriger der Deutschen Legion an den Kämpfen im Baltikum teil. Anschließend folgte seine Übernahme in das 18. Infanterieregiment (Paderborn) der Reichswehr. Als Oberst wurde er 1924 aus der Reichswehr entlassen.[3] Danach betätigte er sich bei der zwischenzeitlich illegalen NSDAP als Ortsgruppenleiter in Bückeburg.[3] Er verließ die Partei 1926 und war von 1926 bis 1933 zunächst Landes- und dann Gauführer des Tannenbergbundes.[1] Goetze wurde schließlich von dem einflussreichen Organisator des Tannenbergbundes Erich Ludendorff das Vertrauen entzogen, da er nach der Machtergreifung „mit den Maßnahmen der nationalsozialistischen Regierung einverstanden“ gewesen und als NS-Spitzel verdächtigt worden sein soll. Zudem untersagte Ludendorff dem seinerzeit in Hannover ansässigen Goetze, die durch ihn geführte Ludendorff-Buchhandlung weiter unter dieser Bezeichnung zu führen.[4]

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde er Mitte Dezember 1934 Mitglied der SS (SS-Nr. 261.405).[3] Er wurde dem Persönlichen Stab des Reichsführers SS zugeteilt.[5] Anfang Februar 1935 wurde er zum Obersturmbannführer befördert und auf eine Tätigkeit als Taktiklehrer an der SS-Junkerschule in Braunschweig vorbereitet. Nach der Lehrtätigkeit wurde er Anfang 1937 Leiter dieser SS-Junkerschule und bekleidete diese Funktion bis zum Eintritt in den Ruhestand im Herbst 1938.[3] In die NSDAP wurde er 1937 erneut aufgenommen (Mitgliedsnummer 5.220.132). Der Gauleiter Bernhard Rust lehnte Goetzes Ansinnen, eine niedrigere Parteinummer zu erhalten, im Februar 1938 ab und stellte sogar die Parteimitgliedschaft generell in Frage, da Goetze während der Weimarer Republik Tannenbergbündler gewesen sei.[6] Zum SS-Brigadeführer wurde Goetze Anfang Juli 1938 befördert, dem höchsten von ihm erreichten SS-Rang. Er war ehrenamtlicher Richter am Volksgerichtshof.[5]

Während des Zweiten Weltkrieges wurde er reaktiviert: Von Anfang Oktober 1939 bis Ende März 1942 leitete er im SS-Personalhauptamt die Sammelstelle für Verluste der Schutzstaffel im Kriege.[7]

Sein Sohn war der SS-Standartenführer Hans-Friedemann Goetze (1897–1940).[8]

Literatur

  • Bernhard Kiekenap: SS-Junkerschule. SA und SS in Braunschweig. Appelhans, Braunschweig 2008, ISBN 978-3-937664-94-1.
  • Jens Westemeier: Himmlers Krieger. Joachim Peiper und die Waffen-SS in Krieg und Nachkriegszeit (teilw. zugl.: Potsdam, Univ., Diss., 2009). Schöningh, Paderborn 2014, ISBN 978-3-506-77241-1.

Einzelnachweise

  1. a b Gunnar Charles Boehnert: A Sociography of the SS Officer Corps, 1925–1939. Submitted for the Doctor of Philosophy School of Slavonic and East European Studies University of London, London 1977, S. 196.
  2. Jens Westemeier: Himmlers Krieger. Joachim Peiper und die Waffen-SS in Krieg und Nachkriegszeit. Paderborn 2014, ISBN 978-3-506-77241-1, S. 657.
  3. a b c d Jens Westemeier: Himmlers Krieger. Joachim Peiper und die Waffen-SS in Krieg und Nachkriegszeit. Paderborn 2014, ISBN 978-3-506-77241-1, S. 54f.
  4. Klaus Mlynek: Gestapo Hannover meldet… Polizei- und Regierungsberichte für das mittlere und südliche Niedersachsen zwischen 1933 und 1937. Band 39, Teil 1. Verlag August Lax, Hildesheim 1986, S. 131.
  5. a b Peter Witte u. a.: Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1941/42. Hans Christians Verlag, Hamburg 1999, ISBN 3-7672-1329-X, S. 683.
  6. Gunnar Charles Boehnert: A Sociography of the SS Officer Corps, 1925–1939. Submitted for the Doctor of Philosophy School of Slavonic and East European Studies University of London, London 1977, S. 198.
  7. Rüdiger Overmans: Deutsche militärische Verluste im Zweiten Weltkrieg. 3. Auflage. Oldenbourg, München 2004, ISBN 3-486-56531-1, S. 330.
  8. Gunnar Charles Boehnert: A Sociography of the SS Officer Corps, 1925–1939. Submitted for the Doctor of Philosophy School of Slavonic and East European Studies University of London, London 1977, S. 198 f.