Friede von Karlowitz

Zeitgenössische Darstellung der Friedensverhandlungen in Karlowitz

Der Friede von Karlowitz wurde am 26. Januar 1699 geschlossen. Mit ihm endete der Große Türkenkrieg zwischen dem Osmanischen Reich auf der einen und dem Heiligen Römischen Reich, Polen, der Republik Venedig, dem Kirchenstaat sowie Russland auf der anderen Seite.

Vorgeschichte

Der Große Türkenkrieg begann mit der zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683. Nach dem Sieg über das Osmanenheer des Großwesirs Kara Mustafa durch den polnischen König Johann III. Sobieski am 12. September 1683 in der Schlacht am Kahlenberg beteiligten sich auch Venedig (ab 1684) und Russland (ab 1686) am Kampf gegen die Osmanen. Das Kriegsziel war, die Expansion der Osmanen, die seit etwa drei Jahrhunderten vom Südosten her immer weiter in europäische Kerngebiete vorgedrungen waren, nachhaltig zu stoppen und sie möglichst weit in Richtung auf ihr eigenes Kernland zurückzudrängen. Hauptkriegsschauplatz war Ungarn, das die Osmanen schließlich verloren. Nach dem Sieg des Prinzen Eugen von Savoyen am 11. September 1697 in der Schlacht bei Zenta über Sultan Mustafa II. war der osmanische Wille zur erneuten West-Expansion gebrochen. Es zeigten sich nun alle Seiten friedensbereit.

Friedensschluss

Kapelle

Als Verhandlungsort wurde Karlowitz (das heutige Sremski Karlovci in der Vojvodina) gewählt, da es zwischen dem habsburgischen Peterwardein und dem osmanischen Belgrad auf neutralem Terrain lag. Die Verhandlungen gingen von Mitte November 1698 bis Januar 1699. Das Osmanische Reich wurde durch den Reis Efendi („Außenminister“) Rami Mehmed und den Dragoman (Pfortendolmetscher) Alexander Maurokordatos, der römisch-deutsche Kaiser und das Heilige Römische Reich durch die Grafen Kinsky, Oettingen-Wallerstein und Schlick sowie Marsigli (nur als Berater) vertreten. Für Venedig verhandelte Carlo Ruzzi, für Polen Małachowski und für Russland Prokofi Wosnizyn.

Nach dem Frieden von Karlowitz musste das Osmanische Reich das ganze Königreich Ungarn mit Siebenbürgen (aber ohne das Banat von Temesvar) sowie den Großteil von Kroatien in der Donaumonarchie (in etwa das heutige Slawonien) an die Habsburgermonarchie abtreten. Der Republik Venedig wurde der seit 1686 bestehende Besitz der Halbinsel Morea bestätigt, während Polen das seit 1672 durch die Hohe Pforte okkupierte Podolien mit Kamieniec Podolski und weitere Teile der Ukraine zurückerhielt.

Am Ort des Vertragsschlusses wurde eine Kapelle errichtet. Sie erinnert an die Form des Zeltes, in dem die Verhandlungen stattfanden.

Folgen und Bedeutung

Der Friedensschluss markiert einen Wendepunkt in der europäischen Geschichte: Nie zuvor hatte ein Sultan von Konstantinopel vor einer nichtmuslimischen Macht die Waffen gestreckt. Der Friede zu Karlowitz legte den Grundstein für die neue Großmacht in Gestalt der Habsburgermonarchie und leitete den Beginn der Epoche des militärischen Niedergangs des Osmanischen Reiches ein.[1]

Russland schloss auf zwei Jahre einen Waffenstillstand, der aber direkt in den Frieden von Konstantinopel (1700) mündete, in dem der russische Besitz von Asow bestätigt wurde.

Die kartographische Erfassung der ausgehandelten Grenzfestlegungen oblag Johann Christoph von Naumann, der zur kaiserlichen Gesandtschaft gehörte. Naumann war anschließend einige Jahre als kaiserlicher Grenzingenieur mit dem Auftrag tätig, die von den Türken befestigten Plätze entlang des Flusses Maros zu schleifen und auf österreichischer Seite neue Festungswerke anzulegen.

Siehe auch

Literatur

  • Oswald Redlich: Weltmacht des Barock. Österreich in der Zeit Kaiser Leopolds I. 4., durchgesehene Auflage. Rohrer, Wien 1961.
  • Monika Molnár: Der Friede von Karlowitz und das Osmanische Reich. In: Arno Strohmeyer, Norbert Spannenberger (Hrsg.): Frieden und Konfliktmanagement in interkulturellen Räumen. Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-515-10434-0, S. 197–220.
  • Michajlo R. Popović: Der Friede von Karlowitz: 1699. Schmidt, Leipzig 1893 (Leipzig, Univ., Diss., 1893).
  • Colin Heywood, Ivan Parvev (Hrsg.): The treaties of Carlowitz (1699), antecedents, course and consequences. Brill, Leiden 2020 (The Ottoman Empire and its heritage: politics, society and economy; 69), ISBN 978-90-04-40950-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mathias Bernath (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Verlag Oldenbourg, München 1979, Band 3, ISBN 3-486-48991-7, S. 349.

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Negotiation of the peace of Karlowitz.jpg
Fridensverhandlungen in Karlowitz (heute Sremski Karlovci, in Serbien) in 1699. (Friede von Karlowitz). Stichwerk eines unbekannten deutschen Meisters aus den Niederlanden.
Sremski Karlovci, Kapela Mira.jpg
Autor/Urheber: I would appreciate being notified if you use my work outside Wikimedia. More of my work can be found in my personal gallery., Lizenz: CC BY 3.0
Chapel of Peace, built on a place of austro-turkish peace treaty from late 17th century commemorating end of one of the most terrible austro-turkish wars; Sremski Karlovci, Serbia
Eyalet of temesvar1699.png
map of the Eyalet of Temesvar and Military Frontier in 1702.
Ottoman vojvodina01.png
Historic map of the Eyalet of Temeşvar, Sanjak of Sirem, Sanjak of Segedin, and Banate of Lwgas and Karansebes.