Friedberg (Bad Saulgau)

Friedberg
Koordinaten: 48° 0′ 21″ N, 9° 25′ 2″ O
Höhe: 591 m
Fläche:5,41 km²
Einwohner:403 (2010)
Bevölkerungsdichte:74 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Januar 1975
Postleitzahl:88348
Vorwahl:07581
Kirche in Friedberg von Osten

Friedberg ist ein Teilort der Stadt Bad Saulgau mit 403 Einwohnern (Stand 2010[1]) im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg.

Geographie

Lage

Friedberg befindet sich auf rund 615 m ü. NN etwa in der Mitte des Dreiecks Bad Saulgau – Mengen – Ostrach umgeben von Wiesen und Wäldern. Das Dorf liegt rund acht Kilometer westlich des Zentrums von Bad Saulgau. Die Gesamtfläche der Gemarkung beträgt 541 Hektar (Stand 2010[1]). Durch die Gemarkung fließt der 2002 renaturierte Friedberger Bach, auch Friedbach genannt. Hier hat sich 2009 zum ersten Mal nach 150 Jahren wieder der Biber angesiedelt, nachdem sich seit dem Jahr 2000 die Gesamtpopulation wieder erholt und er von der Donau aus angefangen hatte, auch die Seitenflüsse zu besiedeln.[2]

Geschichte

Friedbergs erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1247, als Graf Mangold von Nellenburg (aus der Manneslinie der Grafen von Veringen) in der Burg „Vriedeberch“ eine Urkunde ausstellte. Das Dorf war einst Zentralort der gleichnamigen Grafschaft Friedberg. Derselbe Graf verkaufte die Grafschaft 1282 an König Rudolf von Habsburg um 1480 Mark Silber. Da Habsburg in Geldnöten war, wurde die Grafschaft schon bald darauf verpfändet.[3]

1452 kam sie an die Truchsessen von Waldburg.[3] Als waldburgisches Gebiet war Friedberg Namensgeber für die Linien Waldburg-Friedberg und Waldburg-Friedberg-Scheer (1717 erloschen).

Wirnsweiler gehörte lange Zeit zu Friedberg. Durch einen Vertrag von 1708 trat die Grafschaft Forstrechte und das Grundeigentum rund um Wirnsweiler an das salemische Amt Ostrach ab, behielt jedoch die Gerichtsbarkeit über Wirnsweiler, wodurch der Ort in eine Insellage geriet.[4]

1785 kam die Grafschaft Friedberg an die Fürsten von Thurn und Taxis[4] und die Grafschaft Scheer unter dieselbe Hoheit. Nachdem das Haus Thurn und Taxis 1695 in den Reichsfürstenstand erhoben worden war, erhielt es 1787 die reichsunmittelbare gefürstete Grafschaft Friedberg-Scheer als Reichslehen.[3]

Die Fürsten von Thurn und Taxis erhielten durch den Reichsdeputationshauptschluss noch das Amt Ostrach hinzu,[5] 1806 jedoch wurde ihr Besitz aufgeteilt: Das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen erhielt das Amt Ostrach, das Königreich Württemberg den übrigen in Oberschwaben gelegenen Besitz.[6] Friedberg und Wirnsweiler wurden württembergisch, und Wirnsweiler so zur württembergischen Enklave in Hohenzollern.

Der Ort hatte lange Zeit zwei Namen; der obere Teil war Friedberg, der untere Knechtenweiler.[3]

Die Gemeinde Friedberg war Teil des württembergischen Oberamts Saulgau, das 1934 in Kreis Saulgau umbenannt wurde und 1938 zusammen mit dem Großteil des Kreises Riedlingen im Landkreis Saulgau aufging. Nach dessen Auflösung wurde die damals selbständige Gemeinde Friedberg am 1. Januar 1973 Teil des Landkreises Sigmaringen.

Am 1. Januar 1975 wurde Friedberg mit dem Weiler Wirnsweiler in die Stadt Saulgau eingemeindet,[7] jedoch wurde der Weiler am 1. Januar 1978 in die ihn umgebende Gemeinde Ostrach umgegliedert.[8]

2009 erhielt Friedberg beim Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft von der Bewertungskommission des Regierungsbezirks Tübingen mit Bronze die zweithöchste Auszeichnung auf der Bezirksebene.[9]

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
1829325
1961410
1970439
2010403

Religion

Die Pfarrei Friedberg wurde erstmals im Jahr 1275 erwähnt.[10]

Politik

Bürgermeister

  • 1974–1975 Erwin Oehler († 13. Februar 2011)[11]

Ortsvorsteher

  • 1975–1990: Erwin Oehler
  • 2009 bis aktuell (2017)[12]: Eugen König.

Wappen

Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Friedberg zeigt in Silber ein roter Löwe, eine schwarze Hirschstange in den Pranken haltend.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

  • Das Hofmuseum ist ein 2001 eingerichtetes privates Museum, das Maschinen, Geräte und weitere Leihgaben und Schenkungen von Privatpersonen in einer ehemaligen Scheune zeigt.

Bauwerke

  • Die barocke Pfarr- und Wallfahrtskirche wurde 1731 bis 1733 vom berühmten Baumeister des Deutschen Ordens, Johann Caspar Bagnato erbaut, von dem auch Bauten in Altshausen, Bad Buchau, Obermarchtal, Wangen und auf der Insel Mainau stammen. Der aus Herbertingen stammende Pfarrer Johann Conrad Fürst erteilte den Auftrag für einen Neubau, da die alte Kirche zur Himmelfahrt Mariens baufällig geworden war.[10] Am 18. Mai 1733 wurde sie vom Weihbischof des Bistums Konstanz Franz Johann Anton von und zu Sirgenstein der Heiligen Maria Magdalena geweiht. Seit mindestens 250 Jahren ist die Pietà auf dem Hochaltar sowie eines der beiden Gnadenbilder, nämlich das der schwarz gekleideten, mit blauem Tuchrand umrahmten Schmerzhaften Mutter Gottes, Ziel für Wallfahrer. Papst Benedikt XIV. verlieh der Pfarrkirche am 18. April 1748 einen Ablassbrief; das war der formelle Beginn der Wallfahrt. An diese 250-jährige Tradition in der Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt Friedberg erinnert der am 21. September 2008 eröffnete Oberschwäbische Pilgerweg.
  • In Friedberg befinden sich in der Nähe des Wanderheims eine ganze Reihe an Erdkellern[10] im kompakten tertiären Pfohsand. Diese vermögen infolge ihrer Porosität im Sommer und Winter die gleiche Temperatur zu halten. Das Tertiär ging vor etwa 15 Millionen Jahren nach einer Dauer von rund 60 Millionen Jahren zu Ende. Der Pfohsand ist das charakteristische Sediment der Oberen Meeresmolasse in und um Saulgau. Es ist ein feiner Sand mit Ton, Kalk und Glaukonitkörnchen, wobei Letztere die maritime Herkunft der Ablagerung dokumentieren.[13]
  • Die Burg Friedberg ist eine abgegangene Burg auf einem Vorsprung der Anhöhe. Sie existierte schon 1404 nicht mehr. Heute ist die Schlossbergterrasse der örtliche Festplatz.

Naturdenkmäler

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Die Friedberger Fasnet wird aktiv durch die „Narrenzunft Friedberg Burgstallknechte“, gegründet 1996, gestaltet. Der Narrenruf lautet „Wirf’s – Hai rah“. Die Narrenfigur ist der „Burgstallknecht“.

Wirtschaft und Infrastruktur

Öffentliche Einrichtungen

  • Das Dorfgemeinschaftshaus Friedberg ist ein Ort in dem viele private, kulturelle und Vereinsveranstaltungen stattfinden.
  • Backhaus

Einzelnachweise

  1. a b Friedberg auf der Seite der Stadt Bad Saulgau; abgerufen am 17. März 2011
  2. Claudia Siemens: Der Biber kehrt zurück. In: Schwäbische Zeitung vom 27. November 2009
  3. a b c d Willbold (1998), S. 102
  4. a b Beschreibung des Oberamts Riedlingen, 1923
  5. Paragraph 13 des Reichsdeputationshauptschlusses
  6. Artikel 24 der Rheinbundakte
  7. Gemeinsames Amtsblatt für Baden-Württemberg 1974, Seite 682
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 550.
  9. Friedberg erhält zweithöchste Auszeichnung. In: Schwäbische Zeitung vom 28. Juli 2009
  10. a b c d Willbold (1998), S. 103
  11. Erwin Oehler stirbt mit 88 Jahren. In: Schwäbische Zeitung vom 17. März 2011
  12. [1]
  13. Erd- und Landschaftsgeschichte. In: Hans Willbold: Stadt Saulgau – Ein kleiner Führer. Ein Führer durch die Stadt Saulgau und seine Geschichte. hrsg. von Stadt Saulgau, Gebr. Edel, Saulgau Juli 1998, S. 8–16

Literatur

  • Friedberg. In: Hans Willbold: Stadt Saulgau – Ein kleiner Führer. Ein Führer durch die Stadt Saulgau und seine Geschichte. hrsg. von Stadt Saulgau, Gebr. Edel, Saulgau Juli 1998, S. 102f.

Weblinks

Auf dieser Seite verwendete Medien

Wappen Bad Saulgau.svg
Wappen der Stadt Bad Saulgau, Baden-Württemberg
Wappen Friedberg.svg
Wappen von Friedberg
Bad Saulgau - Friedberg - Kirche v O.jpg
Autor/Urheber: Flodur63, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Kirche in Friedberg, Bad Saulgau, von Osten