Freydís Eiríksdóttir

Freydís Eiríksdóttir war die Tochter Eriks des Roten und Halbschwester von Leif Eriksson. Sie lebte um 1000 nach Christus. Nähere Lebensdaten sind über sie nicht bekannt.

Der Überlieferung nach lebte sie zunächst in Grönland mit ihrem Ehemann Þorvarðr und war dann Mitglied der Expedition von Þorfinnr Karlsefni Þordarson, der nach der Entdeckung Vinlands versuchte, die erste europäische Kolonie in Nordamerika zu errichten. Ein Jahr nach dieser Expedition unternahm sie eine eigene Fahrt nach Vinland. Sie lud die Isländer Helgi und Finnbogi ein, sie mit ihren Schiffen zu begleiten. In Vinland kündigte sie die Kooperation auf. Helgi und Finnbogi bauten eigene Ansiedlungen. Nach einem Besuch bei Helgi und Finnbogi berichtete sie ihrem Ehemann, sie sei im anderen Lager vergewaltigt worden und bat ihn, dies zu rächen. Þorvarðr zog mit seinen Leuten in das Lager von Helgi und Finnbogr und tötete die Männer. Fünf Frauen überlebten. Freydís war noch nicht zufrieden und ermordete die Frauen eigenhändig mit ihrer Streitaxt. Danach kehrte sie mit Þorvarðr nach Grönland zurück, wo sie jedoch wegen ihrer Taten in Vinland ausgestoßen wurden.

Als weitere Tat wird von ihr berichtet, dass sie einen Gegenangriff gegen die Eingeborenen in Vinland führte und damit zur Retterin ihrer Leute wurde. Sie ergriff das Schwert eines Gefallenen, riss sich das Hemd auf und schlug mit dem Schwert gegen ihre nackten Brüste. Daraufhin sollen die Eingeborenen voll Entsetzen geflohen sein.

Hierzu heißt es im 12. Kapitel der Erikssaga, dass sich die Männer der Expedition auf dem – äußerst ungeordneten bis panischen – Rückzug befanden:

[…] weil es schien, als ob Horden von Skrälingern sie von allen Seiten bedrängten. Und sie stoppten nicht, bis sie zu einer sicheren Felswand gelangten. Diese versprach ihnen rückwärtigen Schutz bieten zu können[1] (damit sie nicht eingekreist werden konnten).

Freydís kam heraus und sah, wie sie zurückwichen. Sie rief: „Warum lauft ihr weg vor solch wertlosen Kreaturen, ihr seid doch gestandene Männer; obwohl, so scheint es mir, ihr sie abschlachten könntet, wie ihr es bereits vielmals mit dem Vieh getan habt. Gebt mir eine Waffe. Ich denke, ich könnte besser kämpfen, als jeder von euch.“ Sie schenkten dem, was sie sagte, jedoch keine Beachtung. Freydís versuchte sich ihnen anzuschließen, blieb sie hinter ihnen zurück, weil sie körperlich nicht guter Verfassung war. Sie begab sich nach ihnen ins Gehölz; und die Skrälinger konzentrierten sich bei ihrer Verfolgung auf sie. Sie kam an einem toten Mann vorbei; Þorbrandr Snorrason; ein flacher Stein war in seinen Kopf eingedrungen; sein Schwert lag bei ihm; also nahm sie es und bereitete sich darauf vor, sich mit demselben zu verteidigen.[2]

Dann kamen die Skrälinger auf sie zu. Sie ließ ihr Hemd fallen und strich sich mit dem blanken Schwert über ihre Brüste. Hiervon erschraken sie, rannten hinweg zu ihren Booten, und flohen hinfort. Karlsefni und der Rest kamen zu ihr und lobten sie für ihren fanatischen Einsatz („zeal“).[3][4]

Fußnoten

  1. [1] Kapitel 12, Ende des 2. Absatzes der Erikssaga; englische Übersetzung nach John Sephton: Eirik the Red's Saga: A translation. Marples, Liverpool 1880.
  2. [2] Kapitel 12, 3. Absatz der Erikssaga; übersetzt nach der englischen Übersetzung nach J. Sephton, 1880
  3. [3] Kapitel 12, Anfang des 4. Absatzes der Erikssaga; übersetzt nach der englischen Übersetzung nach J. Sephton, 1880
  4. Farley Mowat, Westviking: The Ancient Norse in Greenland and North America (1965) ISBN 978-0771066924

Literatur

  • THULE, Altnordische Dichtung und Prosa. Band XIII: Grönländer und Färinger Geschichten. Hrsg. und übertr. von Felix Niedner. Neuausgabe mit Nachwort von Siegfried Beyschlag. Düsseldorf-Köln: Diederichs Verlag 1965
  • Lutz Mohr, Robert Liese: Wikinger zwischen Pommern und Polarkreis. Sagas oder Wahrheit. Horn-Bad Meinberg: Leo Verlag Robert Liese 1997, 2 bearb. Aufl. 2000, Kapitel: Freydis – Eriks des Roten Tochter, S. 121–126. ISBN 3-9805594-0-8
  • Knut Lindh: Wikinger. Die Entdecker Amerikas. Piper, München 2002, ISBN 3492043690

Weblinks