Freidenker-Vereinigung der Schweiz

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Die Freidenker-Vereinigung der Schweiz (FVS), auch Freigeistige Vereinigung der Schweiz genannt, ist eine Schweizer Vereinigung von Freidenkern.

Geschichte

Die Deutschschweizer Freidenker-Vereinigung konstituierte sich 1908, schloss sich mit Freidenkergruppen der Westschweiz und des Tessins zusammen, und pflegte enge Beziehungen zum deutschen Freidenkertum (siehe auch Deutscher Freidenker-Verband). So wurde zwischen 1913 und 1914 die Zeitschrift Der Freidenker (erschien zweimal monatlich) gemeinsam mit dem Deutschen Freidenkerbund herausgegeben.[1] Anfangs wuchs der Verein rasch an; kriegsbedingt stagnierte das Wachstum während des Ersten Weltkrieges; in der Zwischenkriegszeit folgte ein erneuter Aufschwung; die Weltwirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg brachten wieder Rückschläge.

Der Nationalrat Hans Müller lancierte 1933 einen Vorstoss gegen die Freidenker als eine Bewegung, die den christlichen Glauben aktiv bekämpfe und damit den religiösen Frieden gefährde. Der als Motion eingereichte Vorstoss wurde am 22. Juni 1933 vom Nationalrat mit 70 gegen 47 Stimmen als Postulat überwiesen und in der Folge vom Bundesrat abgelehnt. Wichtige Schweizer Freidenker waren der Pädagoge Ernst Brauchlin, der Geschäftsmann Otto Kunz und der Schriftsteller Jakob Stebler; Konrad Farner stand mit der Vereinigung in Verbindung. 2011 zählte die Freidenker-Vereinigung der Schweiz rund 1'800 Mitglieder.

Organisation

Präsident ist seit 2013 der Informatiker und Neuropsychologe Andreas Kyriacou. Er gründete das Wissenschaftsfestival Denkfest, die Schweizer Ausgabe des wissenschaftlich-humanistischen Sommerlagers Camp Quest und initiierte die Verleihung des Freidenkerpreises[2]. Sie sind in elf regionalen Gruppen organisiert[3] und sind Mitglied bei der globalen humanistischen Dachorganisation Humanists International[4], der European Humanist Federation[5] sowie des Trägervereins des Humanistischen Pressediensts (hpd)[6].

Freidenkerpreis

Am 9. Oktober 2015 verliehen die Schweizer Freidenker erstmals den mit 10'000 Franken dotierten Freidenkerpreis. Er ging an Ensaf Haidar, Raif Badawi und Waleed Abulkhair für ihren mutigen Einsatz für humanistische und säkulare Werte in Saudi-Arabien. Der Freidenkerpreis wird seither alle zwei Jahre verliehen und wird über eine Erbschenkung finanziert.[7] Der Freidenkerpreis 2017 ging an die Exiliranerin Masih Alinejad und die kurdische Künstlerin Zehra Doğan[8]. 2019 wurden die Schweizer Filmemacherin Barbara Miller und der indisch-britische Autor Salman Rushdie ausgezeichnet.[9] 2021 erhielte Mai Thi Nguyen-Kim und Martin Moder die Auszeichnung. «Durch ihre unterhaltsamen und informativen Fernseh- und Videoblog-Beiträge trugen Mai Thi Nguyen-Kim und Martin Moder entscheidend dazu bei, dass sich im deutschsprachigen Raum auch Laien bestens zum Corona-Virus und zur Pandemie informieren konnten.»[10]

Publikationen

Zeitschriften

  • frei denken. Quartalsschrift (ab 2010), Nachfolge von Der Schweizer Freidenker. Organ der Freidenker der deutschen Schweiz (1918–21), Geistesfreiheit: Organ der Freigeistigen Vereinigung der Schweiz (1922–26), Freidenker. Organ der Freigeistigen Vereinigung der Schweiz (1927–52), Befreiung: Zeitschrift für kritisches Denken. Monatsschrift, hrsg. von der Freigeistigen Vereinigung der Schweiz und dem Deutschen Monistenbund (1953–55) und Freidenker. Monatsschrift der Freidenker-Vereinigung der Schweiz (1956–2010)
  • Le libre penseur. Quartalsschrift 1974–.
  • Libero pensiero. Quartalsschrift 1982–1995, 2009–
  • Der Freidenker. Monatszeitschrift 1908–1914[11]

Bücher

  • Leo Heinrich Skrbensky. Die Kirche segnet den Eidbrüch: Das Vorspiel zur geistigen Verknechtung Oesterreichs. Freigeistige Vereinigung der Schweiz, 1935.
  • Ernst Brauchlin. 13 Gespräche mit einem Freidenker. Freigeistige Vereinigung der Schweiz, 1953.
  • Ernst Brauchlin. Gott sprach zu sich selber. Freigeistige Vereinigung der Schweiz, 1959.

Literatur

  • Georg Schmid, Oswald Eggenberger: Kirchen, Sekten, Religionen. Religiöse Gemeinschaften, weltanschauliche Gruppierungen und Psycho-Organisationen im deutschen Sprachraum: ein Handbuch. Theologischer Verlag Zürich (TVZ), Zürich 2003, S. 466.
  • Robert Barth: Freidenker – Monisten – Gottlose. In: Theologische Zeitschrift. 41, 1985, S. 412–433.
  • W. Baumgartner: Freidenkertum gestern und heute. 1983

Weblinks

Commons: Freethinkers Association of Switzerland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ETH - E-Periodica. Abgerufen am 3. Februar 2021.
  2. Vorstand. Abgerufen am 17. August 2022.
  3. FreidenkerInnen in Kürze. Abgerufen am 17. August 2022.
  4. Our Members and Associates – Freethinkers Association of Switzerland. Abgerufen am 17. August 2022.
  5. Our members. Abgerufen am 17. August 2022.
  6. Trägerverein. Abgerufen am 17. Mai 2022.
  7. 2015 Raif Badawi, Ensaf Haidar und Waleed Abulkhair. FVS-Webseite, 10. Oktober 2015, abgerufen am 18. November 2022
  8. Freidenker-Preis 2017 geht an Masih Alinejad und Zehra Doğan. Abgerufen am 17. August 2022.
  9. Rushdie und Miller freuen sich über den Freidenkerpreis 2019. Abgerufen am 17. August 2022.
  10. Verleihung Freidenker-Preis. Abgerufen am 17. August 2022.
  11. ETH - E-Periodica. Abgerufen am 3. Februar 2021.

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Autor/Urheber: Lisa.Arnold, Lizenz: CC BY-SA 4.0
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