Frauenlob (Schiff, 1856)

Kriegsschoner SMS FRAUENLOB und SMS HELA der preußischen Marine. Gemälde von Lüder Arenhold 1905.
Frauenlob
Gemälde der Frauenlob von Lüder Arenhold 1891
Schiffsdaten
FlaggePreußen Preußen
SchiffstypKriegsschoner
KlasseHela-Klasse
BauwerftLübke, Wolgast
Baukosten43.000 Taler
Stapellauf24. August 1855
Indienststellung1. Mai 1856
VerbleibAm 2. September 1860 gesunken
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
32,1 m (Lüa)
27,66 m (KWL)
Breite8,1 m
Tiefgangmax. 3,23 m
VerdrängungKonstruktion: 275 t
Maximal: 305 t
 
Besatzung47 Mann
Takelung und Rigg
TakelungGaffelschoner
Anzahl Masten2
Segelfläche523 m²
Geschwindigkeit
unter Segeln
max. 13 kn (24 km/h)
Bewaffnung

Die Frauenlob war ein zweimastiger Kriegsschoner der preußischen Marine. Es war das zweite Schiff der Hela-Klasse. Die Frauenlob ging am 2. September 1860 in einem Taifun vor Edo (Tokio) mit der gesamten Besatzung unter.

Geschichte

Während der Schleswig-Holsteinischen Erhebung blockierte die dänische Marine erfolgreich die deutsche Küste. Dies ließ in der deutschen Bevölkerung den Wunsch nach einer eigenen Flotte aufkommen. Der „Berlin-Potsdamer Frauen-Verein zur Erwerbung eines Kriegsschiffes“ warb daher am 22. Juli 1848[1] mit Anzeigen in der „Königlich privilegierten Berlinischen Zeitung“ und im „Potsdamer Wochenblatt“ unter Frauen um Spenden, die für den Aufbau der Marine und die Unterstützung der durch die Blockade arbeitslos gewordene Küstenbevölkerung verwendet werden sollten. Der Aufruf wurde am 15. Januar 1850 wiederholt. Insgesamt konnten so gut 13.000 Taler eingenommen werden. Zu dieser Summe steuerten die Stadt Wolgast und das Wolgaster „Komitee zur Erbauung vaterländischer Kriegsschiffe“ weitere Geldmittel bei. Das preußische Kriegsministerium entschied, einen Kriegsschoner nach dem Vorbild des niederländischen Schoners Schorpioon zu bestellen, der den Namen Frauengabe erhalten sollte. Der Bauauftrag erging an die Wolgaster Werft Lübke, die auch die Baupläne erstellte. Die Baukosten von rund 43.000 Talern wurden zum Teil mit den gesammelten Spenden finanziert, die Fehlsumme vom Kriegsministerium bezuschusst.[2]

Die Werft legte den Schoner im Frühjahr 1851 auf Kiel. Der Bau verzögerte sich, da die Marine bei der Besichtigung 1852 mehrere Baumängel anmahnte und sich im Folgejahr durch verschiedene zusätzliche schiffsbautechnische Forderungen die Baupläne änderten. Die Frauengabe stand erst am 24. August 1855 und damit deutlich nach dem später begonnenen Schwesterschiff Hela zum Stapellauf bereit. Dieser fand im Beisein von Prinz Adalbert von Preußen, jedoch ohne gesonderte Taufzeremonie statt. Auf den Wunsch Friedrich Wilhelms IV. hin wurde der Name des Schiffs noch vor der Indienststellung in Frauenlob geändert, um die Spendenaktion der Frauen zu würdigen.[2]

Nach ihrer Fertigstellung wurde die Frauenlob nach Danzig überführt, wo sie ihre Bewaffnung erhielt, und kam am 1. März 1856 erstmals in Dienst. Zunächst standen Probefahrten auf dem Programm, nach deren Abschluss der Schoner an den in der Ostsee stattfindenden Manövern eines aus Danzig, Thetis, Amazone und Mercur bestehenden Geschwaders beteiligte. Zusammen mit diesem Geschwader unternahm das Schiff auch eine Übungsreise nach Madeira. Von dort aus lief die Frauenlob gemeinsam mit der Thetis zum Río de la Plata, wo die im Zuge einer Expedition der preußischen Marine 1852/53 entstandenen Handelsbeziehungen vertieft werden sollten. Anfang Januar 1857 kam der Schoner wieder in Danzig an und wurde am 17. Januar außer Dienst gestellt.[2]

In den Sommermonaten des Jahres 1858 war die Frauenlob für Vermessungsarbeiten in der Ostsee im Einsatz. Die Ergebnisse dieser Vermessung werteten der Kommandant, Heinrich Köhler, und einer der Wachoffiziere im darauffolgenden Winter aus und erstellten neue Seekarten. Am 1. April 1859 kam die Frauenlob erneut für Vermessungen in Dienst.[2] Diese Aufgabe endete im August, weil der Schoner für die preußische Ostasienexpedition unter Friedrich zu Eulenburg vorgesehen war. Seine geringe Größe prädestinierte ihn zum Befahren der großen Flussmündungen in China. Gleichzeitig schürte diese jedoch auch Bedenken einiger Seeoffiziere, weil sie die Frauenlob wenig hochseetauglich erscheinen ließ. Admiral Jan Schröder, Chef der Marineverwaltung, entkräftete diese Einwände jedoch mit dem Verweis auf die Südamerikareise 1856/57. So verließ der Schoner am 25. Oktober 1859 gemeinsam mit der Thetis die Heimatgewässer und lief zunächst Portsmouth an, wo beide Schiffe überwinterten,[3] ihre Ausrüstung vervollständigten und auf die Ankunft der als Geschwaderflaggschiff fungierenden Arcona warteten. Am 15. März 1860 stachen Thetis und Frauenlob wieder in See und erreichten am 18. Mai Rio de Janeiro, von wo aus das Geschwader am 3. Juni die Weiterfahrt nach Ostasien antrat.[4][5] Am 7. August kamen die Schiffe in Singapur an.[4]

Untergang

Da sich China noch im Zweiten Opiumkrieg dem Vereinigten Königreich und Frankreich gegenüber stand, wurde die Reiseroute des Geschwaders geändert.[6] Von Singapur aus liefen Arcona und Frauenlob nach Japan, wo sie in der Nacht vom 1. zum 2. September ca. 40 sm von Edo entfernt in einen Taifun gerieten.[7] Die Arcona nahm den kleinen Kriegsschoner, der schwer in der See arbeitete, in Schlepp. Die Verbindungstrosse brach jedoch gegen 5 Uhr am Morgen des 2. September vor der Bucht von Tokio. Die Frauenlob kam außer Sicht und blieb verschollen. Eine von einem japanischen Dampfschiff durchgeführte Suchaktion blieb erfolglos. Der Untergang der Frauenlob, bei dem alle 47 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen, war der erste Totalverlust der preußischen Marine. Die Gefallenen wurden auf Gedenktafeln in den Garnisonkirchen in Kiel und Wilhelmshaven gelistet. Neben dem Schoner fielen eine Brigg der Royal Navy und mehrere Handelsschiffe dem Taifun zum Opfer.[3]

Die Kaiserliche Marine ehrte das Schiff, indem sie 1902 einen Kleinen Kreuzer wiederum Frauenlob nannte.

Technik

Die Frauenlob war ein hölzerner Kraweelbau, dessen Rumpf in Querspantbauweise ausgeführt und zum Schutz mit Kupferplatten beschlagen war. Das Schiff war insgesamt 32,1 m lang und bis zu 8,1 m breit. Bei einer Konstruktionsverdrängung von 275 t maß die Wasserlinie 27,66 m. Die maximale Verdrängung lag bei 305 t. Dabei lag der Schoner vorn 2,61 m und achtern 3,23 m tief im Wasser. Die Frauenlob besaß eine Gaffeltakelung an zwei Masten mit einer Gesamtsegelfläche von 523 m², die eine Höchstgeschwindigkeit von 13 kn ermöglichte.[8]

Die Besatzung hatte eine Sollstärke von 47 Mann setzte sich aus fünf Offizieren und 42 Mannschaften zusammen.[8]

Kommandanten

1. Mai 1856 bis 17. Januar 1857Leutnant zur See I. Klasse[9] Rogge
Frühjahr bis 7. Oktober 1858Leutnant zur See I. Klasse Heinrich Köhler
1. April bis Mai 1859Leutnant zur See I. Klasse Heinrich Köhler
Mai bis Juni 1859Leutnant zur See I. Klasse Wachsen (in Vertretung)
Juni bis August 1859Leutnant zur See I. Klasse Heinrich Köhler
August bis September 1859Leutnant zur See I. Klasse Wachsen
September 1859 bis 2. September 1860Leutnant zur See I. Klasse Reetzke

Literatur

  • Gröner, Erich / Dieter Jung / Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 1: Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Kanonenboote. Bernard & Graefe Verlag, München 1982, ISBN 3-7637-4800-8.
  • Hansen, Hans Jürgen: Die Schiffe der deutschen Flotten 1848–1945. Urbes Verlag, 1973, ISBN 3-924896-06-2.
  • Hildebrand, Hans H. / Albert Röhr / Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Band 3: Schiffsbiographien von Elbe bis Graudenz. Mundus Verlag, Ratingen (Genehmigte Lizenzausgabe Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, ca. 1990).
  • von Werner, Reinhold: Das Buch von der Deutschen Flotte. Velhagen & Klasing, Bielefeld / Leipzig 1902, Kap. „Der Untergang der Frauenlob“, S. 203 ff. (Digitalisat).

Fußnoten

  1. Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen (1848) - Bayerische Staatsbibliothek. Abgerufen am 9. November 2017.
  2. a b c d Hildebrand / Röhr / Steinmetz, Die deutschen Kriegsschiffe, Bd. 3, S. 91.
  3. a b Hildebrand / Röhr / Steinmetz, Die deutschen Kriegsschiffe, Bd. 3, S. 92.
  4. a b Hildebrand, Hans H. / Albert Röhr / Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Band 7: Schiffsbiographien von Preußischer Adler bis Ulan. Mundus Verlag, Ratingen, S. 219 (Genehmigte Lizenzausgabe Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, ca. 1990).
  5. Demgegenüber heißt es im Artikel zur Frauenlob, das Schiff sei von Porthsmouth aus allein weiter gesegelt, vgl. Hildebrand / Röhr / Steinmetz, Die deutschen Kriegsschiffe, Bd. 3, S. 92.
  6. Hildebrand, Hans H. / Albert Röhr / Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Band 1: Geschichtlicher Überblick. Schiffsbiographien von Adler bis Augusta. Mundus Verlag, Ratingen, S. 238 (Genehmigte Lizenzausgabe Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, ca. 1990).
  7. von Werner, Das Buch von der Deutschen Flotte, S. 203f.
  8. a b Gröner, Die deutschen Kriegsschiffe, S. 111.
  9. Die Bezeichnung der niederen Offiziersränge wurde in den Jahren 1849, 1854 und 1864 festgelegt bzw. geändert. Zum 1. Januar 1900 erfolgte die Einführung der bis heute gebräuchlichen Bezeichnungen Fähnrich zur See, Leutnant zur See, Oberleutnant zur See und Kapitänleutnant. Der Rang eines Leutnants zur See I. Klasse entspricht heute einem Kapitänleutnant. Vgl. Hildebrand, Hans H. / Albert Röhr / Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Band 7: Schiffsbiographien von Preußischer Adler bis Ulan. Mundus Verlag, Ratingen, S. 101 (Genehmigte Lizenzausgabe Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, ca. 1990).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Preußische Kriegsflagge ab 1850.svg
War Flag of Prussia, since 1850
Kriegsschoner SMS FRAUENLOB und SMS HELA der preußischen Marine. Gemälde von Lüder Arenhold 1905.jpg
Kriegsschoner SMS FRAUENLOB und SMS HELA der preußischen Marine. Gemälde von Lüder Arenhold 1905.