Franziska Troegner

Franziska Troegner mit Kollege Jaecki Schwarz – Berlin, Januar 2009

Franziska Troegner (* 18. Juli 1954 in Ost-Berlin) ist eine deutsche Schauspielerin, Kabarettistin, Synchron- und Hörspielsprecherin. Bekannt wurde sie dem gesamtdeutschen Publikum vor allem als Sketch-Partnerin von Diether Krebs und Dieter Hallervorden sowie in der Rolle der Schwester Gertrud in der ZDF-Familienserie Der Landarzt.

Leben

Franziska Troegner, Tochter des Schauspielers, Kabarettisten und Regisseurs Werner Troegner (1925–1993) und der Sängerin Elfriede Troegner (1929–1997), wurde im Juli 1954 in Berlin-Mitte geboren. Im August 2009 erschien mit Fürs Schubfach zu dick ihre erste Autobiografie. Im Oktober 2018 folgte im Eulenspiegel-Verlag unter dem Titel Permanent trendresistent eine weitere Biografie von ihr. Troegner lebt im Berliner Stadtbezirk Treptow-Köpenick.

Karriere

Wirken am Theater

Troegner debütierte 1959 mit Denkt Euch, ich habe das Christkind gesehen am Berliner Metropol-Theater, ab 1969 gehörte sie zum Jugendstudio des Berliner Kabaretts Die Distel. Nach dem Abitur 1973 absolvierte sie eine Schauspielausbildung bei Doris Thalmer am Berliner Ensemble in Berlin. Sie gehörte ab 1976 insgesamt 18 Jahre lang dem Berliner Ensemble an, wo sie u. a. Hauptrollen in Inszenierungen von Bertolt Brecht wie Mutter Courage und ihre Kinder (als Stumme Kattrin), Dreigroschenoper (als Polly Peachum) und Der kaukasische Kreidekreis (als Grusche Vachnaze) spielte. 1981 verlieh ihr die Berliner Zeitung für ihr Wirken am Theater den Kritikerpreis. Seitdem sie 1993 ihr festes Engagement beim Berliner Ensemble beendete, arbeitet sie freiberuflich. Seit 2014 spielt sie regelmäßig in Bühneninszenierungen am Schlosspark Theater, das seit 2008 als Privattheater von ihrem Schauspielkollegen Dieter Hallervorden betrieben wird.

Seit 2000 hält sie einen jährlichen Chanson-Interpretationsworkshop an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. 2015, 2017 und 2019 war sie Jurymitglied bei der Vorauswahl/Finalrunde für den Bundeswettbewerb Gesang Berlin. 2016 wirkte sie bei der Musikwerkstattwoche an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch und einem Meisterkurs Chanson/Interpretation an der Schauspielschule Charlottenburg mit.

Film, Fernsehen und Synchron

DDR

1978 gab Troegner in dem Fernsehfilm Das Leben des Galileo Galilei nach der Vorlage von Bertolt Brecht ihr Fernsehdebüt. 1979 spielte sie unter der Regie von Georgi Kissimov in der Literaturverfilmung Hochzeit in Weltzow die Großbauerntochter Elvira. Eine weitere Zusammenarbeit mit Kissimov folgte 1980 in der Filmkomödie Der Baulöwe, dem letzten Kinofilm von Rolf Herricht, wo sie dessen erwachsene Filmtochter Ingrid Keul verkörperte. Ebenfalls 1980 spielte sie unter Hans Joachim Hildebrandt für die für das Fernsehen der DDR produzierte Romanverfilmung Grenadier Wordelmann – nach dem gleichnamigen Werk von Georg Hermann – Sophie, die Stieftochter des von Herbert Köfer dargestellten Bauern Christian Schmitzdorff. Walter Beck besetzte sie 1982 in dem DEFA-Märchenfilm Der Prinz hinter den sieben Meeren an der Seite von Marina Krogull und Leon Niemczyk als Kaufmannstochter Candida. 1983 übernahm sie in Rolf Losanskys Kinderbuchverfilmung Moritz in der Litfaßsäule die Rolle der Lehrerin. 1985 verkörperte sie in der vierteiligen DDR-Fernsehproduktion Johann Sebastian Bach über das Leben des Johann Sebastian Bach die Rolle von dessen zweiten Ehefrau Anna Magdalena Bach. In Frank Vogels Die Gänse von Bützow, nach der gleichnamigen Erzählung von Wilhelm Raabe, spielte sie als Regina neben Rolf Hoppe, Arno Wyzniewski und Ursula Karusseit in einen der Hauptrollen. 1989 erhielt sie den Kunstpreis der DDR.

Nach der Wende

Im wiedervereinigten Deutschland konnte Troegner nahtlos an ihrer Laufbahn in der DDR anknüpfen. Dem gesamtdeutschen Publikum bekannt wurde sie 1993 durch die dreizehnteilige RTL-Produktion R.O.S.T. Die Diether-Krebs-Show an der Seite von Diether Krebs und von 1994 bis 2003 als Sketchpartnerin Dieter Hallervordens in der politischen Kabarettsendung Hallervordens Spott-Light im Ersten. 1997 verkörperte sie in der ersten Staffel der MDR-Kinderserie Mama ist unmöglich die Rolle der Viktoria Voss, die ab der zweiten Staffel von Angelika Milster verkörpert wurde. Weitere Bekanntheit erlangte sie von 2001 bis 2013 in ihrer festen Rolle der Schwester Gertrud in der ZDF-Familienserie Der Landarzt, die sie in 170 Folgen spielte.

2001 spielte sie in dem Filmdrama Heidi M. von Michael Klier an der Seite von Katrin Saß deren Freundin Jacqui und wurde für ihre dortige schauspielerische Leistung als beste Nebendarstellerin mit dem Deutschen Filmpreis nominiert. 2005 wirkte Troegner erstmals in einer Hollywoodproduktion mit. Unter der Regie von Tim Burton war sie an der Seite von Johnny Depp als aufgedrehte Mrs. Glupsch, die Mutter des stets nach Süßspeisen gierenden Jungen Augustus Glupsch, in der Literaturverfilmung Charlie und die Schokoladenfabrik zu sehen.

Regelmäßig übernimmt Troegner Gastrollen in zahlreichen Fernsehserien- und reihen, so in Krimiserien wie A.S. – Gefahr ist sein Geschäft, Polizeiruf 110, Tatort, Sperling, Liebling Kreuzberg und Ein starkes Team oder Arzt- und Familienserien, u. a. In aller Freundschaft, Rosamunde Pilcher, Die Kanzlei, Familie Dr. Kleist und Praxis mit Meerblick. 2019 spielte sie in der sechsteiligen Fernsehserie Mein Freund, das Ekel an der Seite von Dieter Hallervorden und Alwara Höfels die Rolle der Hildegard Kuntze („Oma Späti“).[1]

Neben ihren Arbeiten auf der Bühne und in Film und Fernsehen betätigt sich Troegner auch als Synchronsprecherin, u. a. lieh sie in den Agatha-Christie-Fernsehverfilmungen Miss Marple: Das Geheimnis der Goldmine Anette Badland als Dienstmädchen Gladys und in Miss Marple: Ein Mord wird angekündigt Liz Crowther als Kellnerin Myrna ihre Stimme. Zudem war sie in über 500 Hörspielen als Sprecherin tätig.

Theater (Auswahl)

Filmografie

Kino (Auswahl)

Fernsehen (Auswahl)

Fernsehfilme

Fernsehserien und -reihen

Hörspiele (Auswahl)

  • 1978: Ödön von Horváth: Kasimir und Karoline (Juanita) – Regie: Werner Grunow (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1978: Erika Runge: Die Verwandlungen einer fleißigen, immer zuverlässigen und letztlich unauffälligen Chefsekretärin – Regie: Peter Groeger (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1979: Horst G. Essler: Roboter weinen nicht (Cynthia Birdcook) – Regie: Fritz-Ernst Fechner (Kriminalhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1979: Wibke Martin: Die Bürgen (Mary) – Regie: Joachim Staritz (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1981: Samuil Marschak: Das Tierhäuschen (Maus, Frosch) – Regie: Maritta Hübner (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1981: Christoph Hein: Jakob Borgs Geschichten (Katinka, Teil 1) – Regie: Flora Hoffmann (Kinderhörspiel (5 Teile) – Rundfunk der DDR)
  • 1981: Albert Wendt: Das Hexenhaus – Regie: Peter Groeger (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1982: Irina Liebmann: Sie müssen jetzt gehen, Frau Mühsam – Regie: Barbara Plensat (Rundfunk der DDR)
  • 1986: Ilija Popovski: Wie Jovan ein Held wurde (Roza) – Regie: Ingeborg Medschinski (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1986: Mihály Vörösmarty: Cgongor und Tünde – Regie: Laszlo Bozo (Rundfunk der DDR)
  • 1987: Hans-Ullrich Krause, Silvia Schulz: Petra – Regie: Maritta Hübner (Rundfunk der DDR)
  • 1987: Jörg Berrouschot: Kasper und der Drache Feuerspei (Grete) – Regie: Rüdiger Zeige (Kinderhörspiel/Kurzhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1987: Joachim Brehmer: Berliner Romanze Regie: Edith Schorn (Rundfunk der DDR)
  • 1988: Hans Fallada: Geschichten aus der Murkelei – Regie: Angelika Perl (Rundfunk der DDR)
  • 1988: Ivo Fischer: Die Schweinchenoper – Regie: Rainer Schwarz (Rundfunk der DDR)
  • 1988: Eckhard Bahr: Verlorene Zeit – Regie: Bert Bredemeyer (Rundfunk der DDR)
  • 1989: Ilse Aichinger: Knöpfe – Regie: Peter Groeger (Rundfunk der DDR)
  • 1989: Heinz Pelka: Der Herr Wilkenschrei – Regie: Detlef Kurzweg (Rundfunk der DDR)
  • 1989: Andreas Anden, Wilhelm Hampel: Tödliche Wette Regie: Fritz-Ernst Fechner (Rundfunk der DDR)
  • 1989: Hans Christian Andersen: Das hässliche junge Entlein – Regie: Horst Liepach (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1989: Siegfried Stadler: Ein Teddy mit Brille (Kaufhausdirektorin) – Regie: Rüdiger Zeige (Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR)
  • 1990: Der Man, der die Niederlande rettete - Regie: Horst Liepach Rundfunk der DDR
  • 1990: Gerhard Rentzsch Augenblickchen – Regie: Karlheinz Liefers (Rundfunk der DDR)
  • 1990: Perlschrift – Regie: Edith Schorn (Rundfunk der DDR)
  • 1990: Herr Riegel als Zoologe – Regie Matthias Talheim (Rundfunk der DDR)
  • 1990: Alptraum – Regie: Horst Liepach (Rundfunk der DDR)
  • 1990: Lucie und Karlheinz – Karlheinz Liefers (Rundfunk der DDR)
  • 1990: Das Eulenschloss – Regie: Christa Kowalski (Rundfunk der DDR)
  • 1990: Andreas Scheinert: Das vorrläufige Sterben der Gleichheit – Regie: Horst Liepach (Rundfunk der DDR)
  • 1991: Revolutionsetüde – Regie: Albrecht Surkau (Funkhaus Berlin)
  • 1991: Auf einem hohen Berg – Regie: Gerda Zschiedrich (Funkhaus Berlin)
  • 1991: Startkapital – Regie: Detlef Kurzweg (Funkhaus Berlin)
  • 1994: In Zeitung gewickelt, Regie: Klaus Zippel (MDR)
  • 1999: Der wahre Patschorke, Regie: Christa Kowalski (DLR)
  • 1998: Oliver Bukowski: Nichts Schöneres, Regie: Heidrun Nass (DLR)
  • 2000: Jenny Reinhardt: Das Nordseeschwein – Regie: Beatrix Ackers (Hörspiel – DLR)
  • 2001: Józef Ignacy Kraszewski: Gräfin Cosel (Gräfin Vitzthum) – Regie: Walter Niklaus (Hörspiel (5 Teile) – MDR)
  • 2002: Die Pomologen, Regie: Sabine Ranzinger (MDR)
  • 2003: In Siena, an einem Regentag, Regie: Götz Naleppa (DLR)
  • 2006: Mariannick Bellot: Weg ins Leben – Regie: Stefanie Horster (Hörspiel – DKultur)
  • 2008: Heul doch, Regie: Katrin Moll (DLR)
  • 2009: John von DüffelDie Unsichtbare. Regie: Christiane Ohaus, (Radio-TatortRB)
  • 2009: Oliver Bukowski: In Grund und Boden – Regie: Alexander Schuhmacher (Hörspiel – SWR)
  • 2012: Mario SalazarAlles Gold was glänzt, Regie: Robert Schoen (DKultur)
  • 2012: Oliver Bukowski Serjosha & Schultz – Regie: Karlheinz Liefers (Hörspiel – DLR Berlin)
  • 2012: Solveigs Salon: Rot 7.73, Regie: Klaus Michael Klingsporn (DKultur)
  • 2012: Unschuld, Regie: Klaus Michael Klingsporn (DKultur)
  • 2014: Besser gleich ins Herz, Regie: Steffen Moratz (MDR)
  • 2015: Ulrich Land: Häuserkampf – Regie: Sven Stricker (Kriminalhörspiel – DKultur)
  • 2019: Christopher Isherwood: Leb wohl, Berlin (3 Teile) – Regie: Leonhard Koppelmann (HR)
  • 2019: Peter Hacks: Die Menschen sind lustige Leute.
  • 2019: Jane Austen: Verstand und Gefühl (3 Teile) Regie: Alexander Schumacher, Hessischer Rundfunk HR

Hörbücher (Auswahl)

  • 2008: Rolf Schneider: Die Affaire Ernst Winter. zyx music, ISBN 978-3-95995-148-7.
  • 2019: Christopher Isherwood: Leb wohl, Berlin. Hörverlag, ISBN 978-3-8445-3643-0.

Schriften

Auszeichnungen

  • 1989: Kunstpreis der DDR[2]
  • 2001 Nominierung Deutscher Filmpreis, Kategorie: Beste weibliche Nebenrolle für „Heidi M.“

Quelle Imdb-Awards „Heidi M.“.

Literatur

Weblinks

Commons: Franziska Troegner – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Mein Freund, das Ekel / Die Erfolgskomödie mit Dieter Hallervorden und Alwara Höfels wird zur Serie. Presseportal.de, abgerufen am 9. Dezember 2020.
  2. Kunstpreis der DDR verliehen. In: Neues Deutschland, 25. Mai 1989, S. 4.

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Schauspieler Jaecki Schwarz m. Kollegin Franziska Troegner im TIPI