Franz Xaver Zettler
Franz Xaver Zettler (* 21. August 1841 in München, Königreich Bayern; † 27. März 1916 ebenda) war ein deutscher Zeichner und Glasmaler. 1871 begründete er in München das „Institut für kirchliche Glasmalerei“, das später zur königlichen Hofglasmalerei erhoben wurde.
Familie
Zettler war mit Therese Mayer (1843–1905), einer Tochter von Joseph Gabriel Mayer (1808–1883), dem Begründer der Mayer’schen Hofkunstanstalt, verheiratet. Der älteste Sohn
- Franz Zettler (1865–1949) erhielt seine künstlerische Ausbildung bei Carl Johann Becker-Gundahl und Hermann Junker. In der väterlichen Firma erlernte er alle Techniken der Glasmalerei. Zur künstlerischen Weiterbildung unternahm er ausgedehnte Studienreisen und gründete in New York und Rom Zweigstellen des Unternehmens, dessen künstlerische Leitung er 1891 übernahm. Noch zu Lebzeiten seines Vaters wurde ihm 1905 die Unternehmensleitung übertragen. Sein jüngerer Bruder
- Oskar Zettler (* 1873) erhielt seine Ausbildung in Venedig. 1895 trat er in das väterliche Geschäft ein und übernahm die künstlerische Leitung der amerikanischen Filiale. Ab 1905 bis 1929 leitete er das Gesamtunternehmen mit seinem älteren Bruder Franz Zettler. 1930 gründete er eine Zweigstelle in New York, wo er sich 1934 niederließ und auch als Kartonzeichner und Landschaftsmaler tätig war. Sein gleichnamiger Sohn
- Oskar Zettler jun. (1902–1991) wurde künstlerischer Leiter der Münchner Firma.
Leben
Zettler übte zunächst einen Kaufmannsberuf aus. Wegen seiner großen künstlerischen Neigungen und kunstgeschichtlichem Interesse bildete er sich auf diesen Gebieten. Er wurde Mitarbeiter der Mayer’schen Hofkunstanstalt in München, wo er schon bald zur Leitung des Unternehmens gehörte. Nach Aufhebung der Königlichen Glasmalereianstalt in München machte er sich 1871 selbständig und begründete das „Institut für kirchliche Glasmalerei“. Durch sein Bestreben, die Grundsätze der Blütezeit der mittelalterlichen Glasmalerei wieder anzuwenden, erhielt er zahlreiche Aufträge aus dem In- und Ausland. Wegen des großen künstlerischen und wirtschaftlichen Erfolgs verlieh 1873 der bayerische König Ludwig II. der Firma den Titel »Königlich bayrische Hofglasmalerei« und verlieh ihm den Michaelsorden. Als weitere Auszeichnungen erhielt er den österreichischen Franz-Joseph-Orden, den preußischen Kronenorden, den italienischen Kronenorden und den Stern von Rumänien.
1909 übernahmen seine Söhne Franz und Oskar Zettler die Firma.
Grabstätte
Die Grabstätte von Zettler befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Gräberfeld 14 – Reihe 12 – Platz 38/39).Standort .
Namensgeber für Straße
Nach Franz Zettler wurde 1956 im Stadtteil Moosach (Stadtbezirk 10 – Moosach) die Zettlerstraße⊙ benannt.[1]
Werke
Glasmalereien aus seiner Werkstatt befinden sich u. a. an folgenden Orten:
- Stiftskirche Admont, Chorfenster, 1914
- Bad Rodach, St. Johannis
- Dillingen an der Donau, Kapelle des ehem. Priesterseminars (heute Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung)
- Dingolfing: Stadtpfarrkirche St. Johannes, Chorfenster
- Erlangen: Der Kösener Senioren-Convents-Verband schenkte 1898 dem Corps Onoldia in Erlangen, Mitglied des Erlanger Senioren-Convents, zwei Glasfenster mit den Studentenwappen aller Kösener Corps. Sie wurden von Gustav Adolf Closs entworfen und von Zettler hergestellt.
- Frickenhausen am Main, Katholische Pfarrkirche St. Gallus, mittlere Fenster auf der Süd- und Nordseite, 1919
- Großhartpenning, Mariä Heimsuchung
- Grünmorsbach, St. Johannes Baptist und St. Margareta, Stifterfenster im Chor
- Heideck (Diözese Eichstätt), Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer, 1920er Jahre, 4 Chorfenster, Medaillon im Barockstil (zwei 1956 ausgelagert und später gestohlen), im Langhaus zwei große Kriegergedächtnisfenster, 6 weitere mit Aposteln (wie in Hörbranz) projektiert und wegen der Weltwirtschaftskrise nicht ausgeführt
- Helena (Montana), 59-teiliger Bildfensterzyklus in der Cathedral of Saint Helena (1920er Jahre)
- Marmoutier, Abteikirche
- Niederhannsdorf, vormals Grafschaft Glatz, Pfarrkirche Johannes der Täufer[2]
- Oberherrlingen (Stadtteil von Blaustein bei Ulm), Maria-Hilf-Kapelle
- Oberndorf am Lech, St. Nikolaus
- Schloss Peleș
- Rottweil, Heilig Kreuz Münster (Helena- und Herakliusfenster im Südschiff, 1913)[3]
- Stockholm, Deutsche Kirche
- Tutzing, Schlosskapelle
- Ulm, St. Georg
- Uttenweiler-Dieterskirch, Katholische Pfarrkirche St. Ursula, Chorfenster, 1900/01
- Vaals, St. Paulus-Kerk
- Wachstedt, Pfarrkirche St. Michael
- Warrington (Neuseeland), St. Barnabas
- Weyersheim, St. Michael
- 1. Kösener Fenster
- 2. Kösener Fenster
- St. Ursula in Dieterskirch, Chorfenster, 2018
- St. Ursula Dieterskirch, Chorfenster Nord
Veröffentlichungen
- mit Leonhard Enzler, Jakob Stockbauer (Hrsg.): Ausgewählte Kunstwerke aus dem Schatze der reichen Kapelle in der königlichen alten Residenz zu München. 2 Bände, München 1874–1876.
- Programm der Königlich Bayerischen Hofglasmalerei-Anstalt F. X. Zettler in München. München 1878.
- Die hervorragendsten Glasgemälde im königlich rumänischen Schlosse Castel Pelesch zu Sinaia. Auf allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Königs Carol I. von Rumänien ausgeführt in der Königlich Bayerischen Hofglasmalerei-Anstalt von F. X. Zettler zu München. München 1887.
- Die Königlich Bayerische Hofglasmalerei von F. X. Zettler in München und ihre Werke. Wild, München 1888.
Literatur
- Josef Ludwig Fischer: Vierzig Jahre Glasmalkunst. Festschrift der Kgl. Bayerischen Hofglasmalerei F. X. Zettler zum Gedächtnis ihres vierzigjährigen Bestehens. München 1910.
- Georg Nordensvan: Zettler, Franz Xaver. In: Theodor Westrin, Ruben Gustafsson Berg, Eugen Fahlstedt (Hrsg.): Nordisk familjebok konversationslexikon och realencyklopedi. 2. Auflage. Band 33: Väderlek–Äänekoski. Nordisk familjeboks förlag, Stockholm 1922, Sp. 752 (schwedisch, runeberg.org).
- Zettler, Franz Xaver. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 36: Wilhelmy–Zyzywi. E. A. Seemann, Leipzig 1947, S. 469–470 (biblos.pk.edu.pl).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Zettlerstraße, auf stadtgeschichte-muenchen.de
- ↑ Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen Schlesien. München·Berlin 2005. ISBN 3-422-03109-X, S. 377f.
- ↑ Signatur auf dem Werk
Personendaten | |
---|---|
NAME | Zettler, Franz Xaver |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Zeichner und Glasmaler, Begründer des Instituts für kirchliche Glasmalerei, später Hofglasmalerei Zettler |
GEBURTSDATUM | 21. August 1841 |
GEBURTSORT | München, Königreich Bayern |
STERBEDATUM | 27. März 1916 |
STERBEORT | München |
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: böhringer friedrich, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Pfarrkirche hl. Martin in Hörbranz. Kreuzwegstationen in der Apsis von Hubert Fessler 1954; Glasmalereien von der K. Bayerischen Hofglasmalerei F.X. Zettler, München 1895.
Autor/Urheber: Tin Wizzy, Lizenz: CC BY-SA 4.0
St. Ursula in Dieterskirch, Hochaltar mit Chorfenstern der Werkstatt Franz Xaver Zettler, 2018
Autor/Urheber: unknown, Lizenz:
Autor/Urheber: Gustav Adolf Closs; Herstellung Franz Xaver Zettler, München, Lizenz: Copyrighted free use
1. Fenster mit Glasmalerei aller Kösener Corps im Festsaal des Corpshauses von Corps Onoldia Erlangen
Autor/Urheber: Gustav Adolf Closs; Herstellung Franz Xaver Zettler, München, Lizenz: Copyrighted free use
2. Fenster mit Glasmalerei aller Kösener Corps im Festsaal des Corpshauses von Corps Onoldia Erlangen
Autor/Urheber: Tin Wizzy, Lizenz: CC BY-SA 4.0
St. Ursula, Dieterskirch, Chorfenster Nord von F.X. Zettler
Autor/Urheber: Evergreen68, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Grab von Franz Xaver Zettler (1841-1916), Zeichner und Glasmaler; München, Alter Südlicher Friedhof