Franz Pergo

Franz Pergo, geboren als François Parregod (* um 1570; † 15. Oktober 1629 in Basel) war ein schweizerischer Kunstschreiner und Bildschnitzer burgundischer Herkunft.

Leben

Pergo stammte aus Grandfontaine bei Besançon in Frankreich. Er kaufte sich im Jahre 1593 das Bürgerrecht der Stadt Basel sowie das Zunftrecht der Spinnwetternzunft. Vor 1606 heiratete er die Baslerin Amalie Gut, mit ihr hatte er mindestens fünf Kinder. Er wohnte im Haus „zur Liebburg“ am Nadelberg 30. Pergos Frau starb am 15. Juni 1629, er selber erlag am 15. Oktober desselben Jahres der Pest.

Franz Pergo vertrat in seinen Möbeln einen französisch-burgundischen Manierismus. Die meisten seiner bekannten Werke sind aufwändig gestaltet und mit reichem Schnitzwerk versehen. 1595 schuf er im Basler Rathaus ein in situ erhaltenes Türgericht, das vom Schreinerhandwerk als Meisterstück anerkannt wurde. 1598 beteiligte er sich an der Fertigung des „Häuptergestühls“ für das Basler Münster (heute im Historischen Museum Basel). Zu den Pergo zugeschriebenen Werken zählt weiter ein Kabinettschrank (1619), der später dem Juristen und Kunstsammler Remigius Faesch gehörte und sich heute im ebenfalls im Historischen Museum Basel befindet.

Werke

Franz Pergo (zugeschrieben): Sammlungsschrank aus dem Museum Remigius Faesch, datiert 1619, im Historischen Museum Basel
  • Türgericht im Vorderen Ratssaal (heute Regierungsratssaal) des Basler Rathauses, 1595 (zugleich Meisterstück)
  • Häuptergestühl für das Basler Münster, 1598 (gemeinsam mit Hans Walter, Conrad und Mathis Giger), heute im Historischen Museum Basel, Barfüsserkirche
  • Wangentisch, um 1600 (zugeschrieben), heute im Historischen Museum Basel
  • „Iselinzimmer“ mit Buffet, 1607 (zugeschrieben), heute im Historischen Museum Basel, Barfüsserkirche
  • Schrank, 1612 (zugeschrieben), Schweizerisches Nationalmuseum
  • Hausportal, 1615 (zugeschrieben), ehemals Steinenvorstadt 7 in Basel, heute im Historischen Museum Basel
  • Türaufsatz aus dem grossen Saal der Safranzunft, 1617, heute im Historischen Museum Basel
  • Kunstschrank, sog. Faesch-Schrank, 1619 (zugeschrieben), heute im Historischen Museum Basel
  • Kopfkonsolen aus dem sog. Gundeldinger Täferzimmer (zugeschrieben), heute im Historischen Museum Basel
  • Kanzel in der Peterskirche in Basel, um 1620 (zugeschrieben)

Literatur

  • C.H. Baer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Bd. 1: Vorgeschichte, römische und fränkische Zeit; Geschichte und Stadtbild; Befestigungen, Areal und Rheinbrücke; Rathaus und Staatsarchiv, Basel 1932.
  • Carl Brun (Red.): Schweizerisches Künstler-Lexikon, Bd. 2, S. 522.
  • Peter Felder: Barockplastik der Schweiz, Basel / Stuttgart: Wiese, 1988 (Beiträge zur Kunstgeschichte der Schweiz 6).
  • Stefan Hess, Wolfgang Loescher: Möbel in Basel. Meisterstücke und Meisterstückordnungen, Basel 2007
  • Stefan Hess / Wolfgang Loescher: Möbel in Basel. Kunst und Handwerk der Schreiner bis 1798, Basel 2012; ISBN 978-3-85616-545-1
  • Hans Hoffmann: Schweizerische Rat- und Zunftstuben, Frauenfeld/Leipzig 1933
  • Paul Koelner: Geschichte der Spinnwetternzunft zu Basel und ihrer Handwerke, Basel 1931.
  • Paul Koelner: Die Zunft zum Schlüssel in Basel, Basel 1953.
  • Wolfgang Loescher: Der Kunstschrank aus dem Museum Faesch. Sammlertum und Frömmigkeit um 1620, Basler Kostbarkeiten 33, Basel 2012.
  • François Maurer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Bd. 5: Die Kirchen, Klöster und Kapellen, 3. Teil: St. Peter bis Ulrichskirche, Basel 1966.
  • Dieter Pfister: Franz Pergo. Zur Nordwestschweizer Möbelkunst um 1600, Basel 1984; ISBN 3-906430-51-0. (einzige Monografie)
  • Rudolf Riggenbach: Festschrift zur Restaurierung des Basler Regierungsratssaals, Basel 1957.

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Kabinett Schrank von Franz Pergo.jpg
Autor/Urheber: Historisches Museum Basel, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Das Kunstkammermöbel, das der Sammlung des Basler Rechtsgelehrten Remigius Faesch (1595-1667) zugeordnet wird, steht in der Tradition des süddeutschen Kunstschranks des 16. Jahrhunderts, ist formal jedoch ganz der höfisch beeinflussten burgundischen Möbelkunst verpflichtet. Der Tischler und Schnitzer Franz Pergo war um 1590 aus dem Burgund nach Basel eingewandert. In seinem aufwendigen Äusseren präsentiert sich das Möbel, das innen zahlreiche Schubladen zur Aufbewahrung kostbarer Sammlungsobjekte enthält, auch selbst als Kunstwerk. Mit seinem Repertoire an Zierelementen und seinem Bildprogramm schmeichelt es dem Geschmack und der Bildung seines Besitzers. Zusätzlich macht sich der Schrank durch manieristische Gestaltungsmittel interessant: mit dem beherrschenden, hier früh angewandten Motiv gewundener, gleichsam unter Bombendruck nachgebender Säulen, mit raffiniert verborgenen Schlüssellöchern oder mit seiner gross, aber versteckt angebrachten Datierung.