Franz Joseph Spiegler
Franz Joseph Spiegler (* 5. April 1691 in Wangen im Allgäu; † 15. April 1757 in Konstanz) war ein deutscher Maler des Barock. Er wurde vor allem durch seine Fresken bekannt, die unter anderem einige Kirchen und Klöster an der Oberschwäbischen Barockstraße schmücken. Als sein Hauptwerk gelten die Deckengemälde im Münster Unserer Lieben Frau der Abtei Zwiefalten.
Leben
Spiegler wurde als Sohn eines Landgerichtsprokurators in der Freien Reichsstadt Wangen im Allgäu geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters 1692 heiratete seine Mutter, die aus alter Wangener Patrizierfamilie stammte, den (handwerklichen) Maler Adam Joseph Dollmann. So wurde Spiegler früh mit dem Malerhandwerk vertraut. Um 1710 erhielt Spiegler in München eine Ausbildung als Kunstmaler bei seinem Großonkel, dem bayerischen Hofmaler Johann Kaspar Sing, wo er auch die von niederländischer Malerei beeinflusste Historienmalerei der Zeit kennenlernte. Fraglich ist, ob er ab 1712 bis 1723 als Fassmaler und Vergolder auf Schloss Wolfegg und in der Umgebung tätig war. Spiegler lebte von 1727 bis 1752 im oberschwäbischen Riedlingen und hatte eine Familie mit elf Kindern.[1] 1723–1725 freskierte Spiegler im Kloster Ottobeuren unter starkem Einfluss des die Münchner Hofkunst prägenden Jacopo Amigoni. In der Folgezeit schuf er Fresken und Ölbilder für zahlreiche Klöster, Kirchen und Schlösser vor allem in Oberschwaben, am Bodensee, im Schwarzwald und am Hochrhein. 1757 starb Spiegler in Konstanz.
Werke
- Fresko in der Pfarrkirche Maria-Thann (heute zu Hergatz), 1722–1723
- Fresken im Kloster Ottobeuren (Fresken in Fluren und Treppenhäusern und im Geheimarchiv des Abts, Deckenfresko Komödie und Tragödie im Theatersaal), 1723
- Fresko (mit ikonologischem Programm auf die Salpetererunruhen)[2] im Schloss Bonndorf in Bonndorf im Schwarzwald, 1726. Die Fresken der Schlosskapelle Bonndorf wurden beim Umsetzen zerstört, ein Altarbild wurde um 1974 aus Unkenntnis „entsorgt“.
- Fresken in der Klosterkirche St. Peter auf dem Schwarzwald, 1727
- Fresken im Kloster Zwiefalten (Prälatur), 1728–1729
- Tafelbild, wohl aus Schloss Bonndorf im Schwarzwald, heute in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Herdwangen[3]
- Fresken im Salemer Münster (südlicher Querhausarm und Orgelempore), 1730
- Fresko in der Schlosskapelle Schloss Mochental, 1734
- Fresko „Göttliche Tugenden“ im Damenstift Lindau im Bodensee, heute Landratsamt und Amtsgericht, 1736
- Fresken der Schlosskirche Mainau, 1737–1738
- Fresko im Westtrakt des Klosters St. Peter auf dem Schwarzwald, 1739
- Fresken und drei Altarblätter in der Pfarrkirche St. Remigius in Merdingen, 1739–1741
- Fresko in der Dreifaltigkeitskirche (Konstanz), 1740
- Reihe von 12 Gemälden im Benediktinerstift St. Paul in Kärnten, um 1740/45
- Vier Seitenaltarblätter und Oberbilder in der Klosterkirche des Kapuzinerklosters Stühlingen in Stühlingen, 1740–1741
- Fresken und Ölbilder in der Schlosskapelle Untersulmetingen
- Fünf Ölbilder für Hochaltar und Seitenaltar in der Klosterkirche St. Martin des Klosters Muri in Muri im Aargau, 1746
- Fresken und drei Ölbilder in der Pfarrkirche St. Martin in Altheim, 1747
- Fresken im Münster Unserer Lieben Frau in Zwiefalten, 1747–1753
- Fresko in der Kapelle in Gossenzugen bei Zwiefalten, ab 1749
- Fresken des Fridolinsmünsters in Säckingen, 1753–1754 zusammen mit seinem Schüler Johann Anton Morath
- Wallfahrtsaltarblatt im Radolfzeller Münster
Literatur
- Raimund Kolb: Franz Joseph Spiegler. 1691–1757. „Barocke Vision über dem See“. Erzähltes Lebensbild und wissenschaftliche Monographie. Bergatreute 1991, ISBN 3-89089-019-9.
- Paul Beck: Schwäbische Biographien. 17. Maler Joseph Franz Spiegler, in: Diöcesanarchiv von Schwaben, 16. Jg. 1898, Heft 5, S. 78–80 (Digitalisat).
- Michaela Neubert: Franz Joseph Spiegler 1691–1757. Die künstlerische Entwicklung des Tafelbildmalers und Freskanten. Weißenhorn 2007, ISBN 978-3-87437-487-3.
- Peter Stoll: Ein hl. Benedikt von Franz Joseph Spiegler in der Pfarrkirche von Herdwangen. Universitätsbibliothek, Augsburg 2011 (Volltext).
- Peter Prange: Spiegler, Franz Joseph. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 684 f. (Digitalisat).
- Tapan Bhattacharya: Spiegler, Franz Joseph. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2010.
- Hubert Hosch: Franz Joseph Spiegler (1691–1757). Zur Entwicklung und zum Einfluß des Barockmalers, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 111. Jg. 1993, S. 119–156 (Digitalisat).
- Peter Stoll: Anmerkungen zum Programm von Franz Joseph Spieglers Fresken in der Benediktinerabteikirche Zwiefalten. Universitätsbibliothek, Augsburg 2008 (Volltext).
- Bruno Bushart: Franz Joseph Spiegler. Versuch einer Positionsbestimmung. In: Eduard Hindelang (Hrsg.): Franz Anton Maulbertsch und sein schwäbischer Umkreis. Sigmaringen 1996, ISBN 3-7995-3165-3, S. 87–114.
- Nanette Kolb, Raimund Kolb: Franz Joseph Spiegler: Historien- und Freskenmaler; Kostbarkeiten barocker Malerei. 1691-1757. Peda Verlag, Passau 1991, ISBN 3-927296-30-9.
- Harriet Brinkmöller-Gandlau: Spiegler, Franz Josef. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 10, Bautz, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-062-X, Sp. 984–985 .
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Schwäbische Zeitung 6. April 2021. S. 19.
- ↑ Judith Wörner und Hans Jakob Wörner: Kunstdenkmäler im Landkreis Waldshut, in: Der Kreis Waldshut, S. 149, 1979.
- ↑ Peter Stoll: Ein hl. Benedikt von Franz Joseph Spiegler in der Pfarrkirche von Herdwangen (2., überarbeitete Fassung). Online-Publikation, Augsburg 2011 (Volltext)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Spiegler, Franz Joseph |
KURZBESCHREIBUNG | süddeutscher Barockmaler |
GEBURTSDATUM | 5. April 1691 |
GEBURTSORT | Wangen im Allgäu |
STERBEDATUM | 15. April 1757 |
STERBEORT | Konstanz |
Auf dieser Seite verwendete Medien
Größe: ca. 14,5 m x 30 m
Von Maria (mitte rechts) geht ein Strahl auf ein von Engel gehaltenes Bild mit Maria und dem Jesuskind. Das Bild ist das vom Zwiefalter Ordenspatron, dem Hl. de:Benedikt von Nursia, in seiner Jugend angeblich besonders verehrte Gnadenbild aus der Ambrosius-Kirche in de:Rom.
Von diesem Bild fällt ein Gnadenstrahl auf Benedikt (Bildmitte), der diesen in Verzückung mit ausgebreiteten Armen empfängt. Von Benedikt aus regnen Feuerzungen der Beredsamkeit, Erkenntnis und Erleuchtung auf de:Benediktiner, die sich besonders um die Verherrlichung Mariens verdient gemacht haben (Hl. de:Bernhard von Clairvaux, der zur damaligen Zeit als Verfasser des Liedes "de:Ave Maris Stella" galt, Hl. de:Ildefons von Toledo, de:Hermann der Lahme) und auf Kämpfer gegen die Irrlehren (z. B. die Hl. Hieronymus, de:Rupert von Salzburg, de:Dominikus).
Über dieser Szenerie wacht Gott Vater (oben mitte).
Rund um das Hauptmotiv des Gemäldes reihen sich, in einem bewegten Strom von Pilgern, die Marien-de:Wallfahrtsorte de:Genazzano (mit Papst de:Urban VIII.), de:Fourvière bei de:Lyon (mit Wallfahrt Ludwigs XI.), de:Santiago de Compostela, de:Einsiedeln und de:Altötting und eine Darstellung des ungarischen Königs Stephan, der sich und das Königreich Ungarn Maria weiht.Autor/Urheber: User:Fb78, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Konstanz, Dreifaltigkeitskirche, Deckenfresko "Aufnahme des Heiligen Augustinus in den Himmel", Franz Joseph Spiegler, 1740