Franz Joseph Bodmann

Ölgemälde im Landesmuseum Mainz

Franz Joseph Bodmann (* 3. Mai 1754 in Aura an der Saale (Unterfranken); † 20. Oktober 1820 in Mainz) war ein deutscher Jurist, Historiker, Bibliothekar und Geschichtsfälscher.

Leben und Wirken

Bodmann wurde geboren als Sohn des Fürstbischöflich Würzburgischen Amtmanns Philipp Ferdinand Bodmann († 9. Mai 1795). Seine Mutter († 2. August 1794) hieß Anna Maria Apollonia Bodmann, geborene Siebenbeutel. Beide Eltern sind in Aura an der Saale begraben.

Bodmann studierte in Würzburg und Göttingen Rechtswissenschaften. 1780 wurde er Professor der Rechte in Mainz, 1805 Vizepräsident des Zivilgerichts und 1811 Präsident des Finanzgerichts in Mainz. Von 1806 bis zu seiner Dispensation nach dem Abzug der französischen Truppen 1814 leitete er die Mainzer Stadtbibliothek.

Seine früher hochgeschätzten landesgeschichtlichen Publikationen – sein Hauptwerk sind die Rheingauischen Alterthümer – sind durch erst am Ende des 19. Jahrhunderts aufgedeckte schwerwiegende Fälschungen teilweise entwertet. So fälschte er das Rheingauer Landrecht aus holländischen Quellen und schrieb Urteile des Ingelheimer Oberhofs auf Eltville um. Als Mainzer Stadtbibliothekar entfremdete er ihm anvertraute Bestände, verstümmelte Handschriften und Drucke. Auch andere Institutionen bestahl er: „Wo er ein Archiv benutzte, riß er das, was er in seine Werke aufnehmen wollte, aus den Originalen heraus und fügte es seinem Manuskript bei“.[1]

Große Teile der umfangreichen handschriftlichen Sammlungen Bodmanns gelangten an Friedrich Gustav Habel, wurden zeitweilig auf der Mildenburg (Schloss Miltenberg) aufbewahrt und von Wilhelm Conrady als Leihgabe ans Reichsarchiv in München gegeben. Von den Erben zurückgefordert, wurde der Bestand verkauft. Reste sind vor allem in den hessischen Staatsarchiven Darmstadt (größtenteils im Zweiten Weltkrieg zerstört) und Marburg erhalten geblieben.

Quellen

Literatur

  • Karl Georg BockenheimerBodmann, Franz Joseph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 15–17.
  • Historische Commission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. Band 18: Die Chroniken der mittelrheinischen Städte. Mainz. Band 2. Hirzel, Leipzig 1882, S. VI und öfter, online.
  • Herbert Meyer: Das sogenannte Rheingauer Landrecht, eine Fälschung Franz Joseph Bodmanns. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung. Bd. 24, Nr. 1, 1903, ISSN 0323-4045, S. 309–337, online.
  • Hans Wibel: Fünf Urkundenfälschungen Franz Joseph Bodmanns. In: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde. Bd. 30, Nr. 1, 1905, ISSN 0179-9940, S. 165–172, online.
  • Ferdinand Wilhelm Emil Roth: F. J. Bodmann, ein Fälscher der Mainzer und Rheingauer Landesgeschichte. In: Deutsche Geschichtsblätter. Monatsschrift zur Förderung der landesgeschichtlichen Forschung. Bd. 10, Nr. 5/6, 1909, ZDB-ID 216893-5, S. 133–152, Commons.
  • Gottfried Zedler: Kritische Untersuchungen zur Geschichte des Rheingaus. Mit einem Anhang: Bleidenstädter Traditionen. Beiträge zur nassauischen und mainzischen Geschichte des Mittelalters (= Nassauische Annalen. Bd. 45, 1918/1921, ISSN 0077-2887). Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung, Wiesbaden 1921, online.
  • Adalbert Erler: F. J. Bodmann, ein Förderer und Fälscher der Rheinischen Rechtsgeschichte. In: Jahrbuch für das Bistum Mainz. Bd. 5, 1950, ISSN 0720-2113, S. 473–493.
  • Heinrich Büttner: Zum Bodmann-Problem. Ein Beitrag zur Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts und zur Urkundenforschung. In: Historisches Jahrbuch. Bd. 74, 1954, S. 363–372.
  • Adalbert Erler: Bodmann, Franz Joseph. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 360 f. (Digitalisat).
  • Elisabeth Darapsky: Die Verluste der Mainzer Stadtbibliothek unter der Amtsführung von F. J. Bodmann und der Prozess gegen die Erben Bodmanns. In: Mainzer Zeitschrift. Mittelrheinisches Jahrbuch für Archäologie, Kunst und Geschichte. Bd. 54, 1959, S. 12–30.
  • Hermann Knaus: Bodmann und Maugérard. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens. Bd. 1, 1956/1958, ISSN 0066-6327, S. 175–178.
  • Helmut Mathy: Franz Joseph Bodmann – umstritten, doch extrem gelehrt. In: Annelen Ottermann, Stephan Fliedner (Hrsg.): 200 Jahre Stadtbibliothek Mainz (= Veröffentlichungen der Bibliotheken der Stadt Mainz. Bd. 52). Harrassowitz, Wiesbaden 2005, ISBN 3-447-05202-3, S. 59–65.
  • Dieter Werkmüller: Bodmann, Franz Josef (1754–1820). In: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Band 1: Aachen – Geistliche Bank. 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schmidt, Berlin 2008, ISBN 978-3-503-07912-4, S. Sp. 629–630.
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Wikisource: Franz Joseph Bodmann – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Meyer S. 330.

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Ölgemälde von Franz Joseph Bodmann im Landesmuseum Mainz (inv. Nr. 660)