Franz Josef Werner

Franz Josef Werner (* 2. Februar 1847 in Schelklingen; † 5. Juni 1908, ebenda) war Redakteur und Verleger der Lauchert-Zeitung und Direktor der Ulmer Zeitung.

Werner wurde als Sohn des Schneiders Josef Werner (1810–1847) und dessen Ehefrau Franziska Günter (1816–1898) geboren. Franz Joseph war der einzig überlebende Sohn. Sein Vater starb bereits 37-jährig am 16. Dezember 1847, als Franz Joseph noch kein Jahr alt war. Die Mutter blieb lange Zeit Witwe mit mehreren Kindern und vermählte sich erst am 9. September 1873 ein zweites Mal mit dem Weber Ludwig Rehm (1808–1884)[1].

Werner besuchte wohl die Volksschule in Schelklingen. Sein weiterer Ausbildungsweg brachte ihn nach Spaichingen, wo er in den Jahren 1861–1865 eine Buchdruckerlehre in der Offizin/Druckerei des „Heuberger Boten“ absolvierte. In den folgenden 14 Jahren bis 1879 arbeitete er in verschiedenen Geschäften und Standorten, so in der Greiner und Pfeifferschen Hofbuchdruckerei in Stuttgart. Nach Spaichingen zurückgekehrt, gründete er zusammen mit einem Buchbinder namens Honer die Firma „Honer und Werner“, in der eine Buchdruckerei und Buchbinderei zusammengeschlossen war. Das Verlagshaus veröffentlichte u. a. die Zeitung „Anzeiger für Heuberg und Baar“. Das Geschäft konnte allerdings keinen stabilen Absatz finden. Und so ging er auf das Angebot katholischer Kreise in Tuttlingen ein, dort ein „Zentrumsblatt“ herauszugeben, das aber ebenfalls nicht florierte. Schließlich hatte er in Gammertingen Erfolg mit der Gründung der Lauchert-Zeitung. Bereits 1876 versuchten die Buchdrucker Sauter und diesem Steinweg die Gründung einer Lauchert-Zeitung, doch war das Projekt zunächst nicht erfolgreich. Erst als Werner das Blatt als Verleger und Redakteur übernahm, stieg die Zahl der Abonnenten. Die eigentliche Gründung der Lauchert Zeitung ist daher 1879. Die Zeitung betrachtete sich als regionales Organ für Hohenzollern und die angrenzenden Teile Württembergs und Badens und erschien wöchentlich in vier Nummern[2]. Im Jahre 1900 hatte die Zeitung 2.300 Käufer; der Leserkreis ging damit weit über die Grenzen der Stadt Gammertingen hinaus, die im Jahre 1885 1.153 Einwohner besaß[3].

Seit 1890 widmete sich Werner dem technischen und organisatorischen Aufbau der Ulmer Zeitung, einem Organ des Freisinns. Die Freisinnigen waren Gegner Bismarcks und vertraten ein linksliberales Programm. Der Verlag der Ulmer Zeitung erwarb darüber hinaus Verlagsrechte an verschiedenen Fachblättern.

Werner blieb Direktor dieser Zeitung bis 1901. Am 1. Mai 1901 kehrte Werner wieder in seine Vaterstadt Schelklingen zurück und lebte dort als „Privatier“[4]. Am 26. Januar 1902 gründete er mit etlichen Schelklinger „Genossen“ den Spar- und Darlehenskassenverein, heute eine Zweigstelle der Volksbank Ehingen, und war deren Vorstandsvorsitzender bis zum Jahre 1906[5].

In demselben Jahre gründete er den Schelklinger Verschönerungsverein, der u. a. Wanderwege anlegte, Ansichtskarten herausgab, und sich allgemein für die Verbesserung des Stadtbildes einsetzte[6].

Werner heiratete (wohl in den 1870er-Jahren) Josefine Hauser. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Genovefa, verheiratet mit dem Mechaniker August Göggel; Josefine ehelichte den Kaufmann A. Feuchter; Ernst heiratete Therese Richter; und Mina verheiratete sich mit dem Eisenbahnassistenten Max Scheitenberger[7].

Werner starb am 5. Juni 1908 in Schelklingen mit 61 Jahren. Die Lauchert-Zeitung veröffentlichte einen umfangreichen Nachruf[8].

Von A. Barth stammt ein Gedicht auf Franz Josef Werner, das 1916 im Blaumann erschien.[9]

Werke

  • Lauchert-Zeitung. Gammertingen. Gründer, Redakteur und Verleger von 1879 bis 1890.
  • Ulmer Zeitung: Freisinniges Volksblatt. General-Anzeiger und Offertenblatt für Handel, Gewerbe, Industrie, Land- und Hauswirtschaft. Ulm/Donau. Direktor von 1890 bis 1901.

Quellen und Literatur

  • Bernhardt, Walter und Rudolf Siegel (1975), Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte. Sigmaringen: Jan Thorbecke Verlag, S. 23 Nr. 340–341, S. 25 Nr. 364, S. 636 Nr. 10158.
  • Der Blaumann: Amtsblatt für den Bezirk Blaubeuren, Jg. 87, 1916 Nr. 179, S. 4: Gedicht von A. Barth in Gammertingen.
  • Eberl, Immo, unter Mitarbeit von Irmgard Simon und Franz Rothenbacher (2012), Die Familien und Personenstandsfälle in den Pfarreien Stadt Schelklingen (1602–1621, 1692–1875) und Kloster Urspring (1657–1832). 2. verb. und erw. Aufl. Mannheim: Selbstverlag, S. 403, Nr. 1743, Kind 6.
  • Hagel, Jürgen (1987), Zur Geschichte der Verschönerungsvereine in Südwestdeutschland. Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte Jg. 46, S. 351–367.
  • Hagelweide, Gert (1995), Literatur zur deutschsprachigen Presse: eine Bibliographie; von den Anfängen bis 1970. Bd. 6. 58008–69708: Deutschsprachige Länder, Teil 1: Deutschland; Lokale Pressegeschichte, Druck-, Verlags- und Vertriebsorte; Falkenberg, Elster–Lyck. München: K.G. Saur (darin Nr. 59675/06 und 59676/06).
  • Illustriertes Sonntags-Blatt. Wochenschrift zur Unterhaltung und Belehrung (Beilage zur Lauchertzeitung 1877ff.).
  • Lauchert Zeitung, Jg. 33, 1908, Nr. 83: Nachruf auf Franz Josef Werner.
  • Lauchert Zeitung. Gammertingen. (1876–1943 Nr. 76 vom 31. März, danach Erscheinen eingestellt).
  • 50 Jahre Lauchert-Zeitung 1876–1926 [Jubiläumsnummer mit Beiträgen zur Geschichte der Zeitung zur Geschichte der Laucherttalorte]. Gammertingen: Aker, 1926. 40 S. mit Abb.
  • Raiffeisenbank Schelklingen eG (Hrsg.) (1988), [Festschrift anläßlich der Einweihung des Bankneubaus in Schelklingen 1988]. Blaubeuren: Werbedruck Schröder, S. 20f. und 24.
  • Rothenbacher, Franz (1988), Bürgerliste der Stadt Schelklingen 1880–1930. Schelklingen: Stadtarchiv (Schelklinger Hefte Nr. 14), S. 36, Nr. 336.
  • Ulmer Zeitung: Freisinniges Volksblatt. General-Anzeiger und Offertenblatt für Handel, Gewerbe, Industrie, Land- und Hauswirtschaft. Ulm: Ulmer Zeitung (erschienen 1890–1922).
  • Walchner, Martin (1986), Entwicklung und Struktur der Tagespresse in Südwürttemberg und Hohenzollern. Sigmaringen: Jan Thorbecke Verlag.

Einzelnachweise

  1. Eberl et al. 2012, S. 403, Nr. 1743, Kind 6.
  2. Vgl. die Dokumentation von Bernhardt und Siegel 1975, S. 23 Nr. 340–341, S. 25 Nr. 364 u. S. 636 Nr. 10158; Hagelweide 1995, darin Nr. 59675/06 u. 59676/06.
  3. Walchner 1986, S. 62.
  4. Rothenbacher 1988, S. 36, Nr. 336.
  5. Raiffeisenbank Schelklingen eG (Hrsg.) 1988, S. 20f. u. 24.
  6. Hagel, 1987, S. 360 u. 364.
  7. Lauchert-Zeitung, Jg. 33, 1908, Nr. 83 vom 8. Juli 1908.
  8. Lauchert Zeitung, Jg. 33, 1908, Nr. 83: Nachruf auf Franz Josef Werner.
  9. Der Blaumann, Jg. 1916 Nr. 179 vom 15. November 1916, Seite 4: Ein Kranz | auf das Grab von | Fr. Jos. Werner † in Schelklingen, | Gründer und einstiger Redakteur | der Lauchertzeitung. | Nicht kann am offenen Friedhoftor | vorbei ich schreiten, | Daß nicht an deinem Grab ich einen | Gruß dir sende | Als achtungsvollen Freundesherzens | kleine Spende | Für dein Bemüh’n um uns und dein | erfolgreich Streiten. | Vergebens strebten wir nach Früchten | neuer Zeiten | Und stets mit Täuschung schloß so | manche Jahreswende | Bis endlich dein Bemüh’n entschied | ein freudig Ende | Und dein geschärfter Blick die Wege | half bereiten. | Schläfst du auch fern von uns im | Schoß geweihter Erde; | Bleibt reg’ doch dein Gedächtnis un- | ter uns erhalten | Und lichte Spuren weisen auf dein | einstig Walten. | Was wir durch dich erreicht, mög | kräftig sich entfalten | Und fort und fort zu neuem Segen sich | gestalten, | Daß es in unserm Heim dein würdig | Denkmal werde. | Gamertingen | A. Barth.