Franz Hubert von Tiele-Winckler

Franz Hubert von Tiele-Winckler (1895)

Franz Hubert Graf von Tiele-Winckler (* 10. März 1857 in Miechowitz, Landkreis Beuthen, Provinz Schlesien; † 14. Dezember 1922 in Luzern, Schweiz) war ein deutscher Großgrundbesitzer, Montanindustrieller und preußischer Landrat aus der oberschlesischen Montanindustriellenfamilie Tiele-Winckler.

Leben

Schloss Miechowitz um 1867/68, Sammlung Alexander Duncker
Schloss Moschen

Er[1] war Sohn von Hubert Gustav von Tiele (* 8. Juni 1823; † 12. September 1893)[2] und Maria Valeska geb. von Winckler (* 26. August 1829; † 18. März 1880),[3] der Erbin eines großen Industrievermögens in Oberschlesien. Eine Schwester war die Diakonissin Eva von Tiele-Winckler. Er heiratete Jelka von Lepel-Beseritz. Mit dieser hatte er zwei Töchter, Huberta, die später mit Heinrich Harry Prinz Reuß, Graf von Plauen (1890–1951) liierte, und Wendula, die bürgerlich heiratete. Der Sohn Claus-Hubert Graf Tiele-Winkler (1892–1938) war dreimal verheiratet.

Tiele-Winkler[4] war vor dem Jurastudium in Bonn und Göttingen am Gymnasium in Putbus und seit 1877 Mitglied des Corps Borussia Bonn.[5]

Er war von 1886/87 bis 1892 Landrat des Landkreises Neustadt O.S. in Neustadt in Oberschlesien. Nach dem Tod des Vaters 1893 erbte er den Besitz. Dazu gehörte das 1872/1873 nach Entwürfen von Ebe & Benda errichtete Palais Tiele-Winckler im Tiergartenviertel in Berlin (später als Spanische Gesandtschaft genutzt). Franz Hubert von Tiele-Winckler war zudem seither Fideikommissherr auf Myslowitz und Kattowitz, Miechowitz und Rokittnitz. Er hatte auch die Montanindustrie der Familie geerbt. Noch unter seinem Vater waren die montanindustriellen Betriebe 1889 in die Kattowitzer AG für Bergbau und Eisenhüttenbetrieb umgewandelt worden. Tiele-Winckler blieb Hauptaktionär dieses über viele Jahre lang führenden Industrieunternehmens in Oberschlesien, bis es nach seinem Tod von Friedrich Flick erworben wurde. Mit einem Vermögen von 74 Millionen Mark und einem Jahreseinkommen von 3 bis 4 Millionen Mark stand er in der Rangfolge der reichsten Einwohner Preußens im Jahr 1912 an achter Stelle. Seit 1901 war er Mitglied des Preußischen Herrenhauses und war Landesältester. Er gehörte dem Zentralausschuss der Reichsbank an. Er ließ um 1900 das 1896 niedergebrannte Schloss Moschen neu errichten und erweitern.

Der Besitz Moschen umfasste 4328 ha. Diese Begüterung[6] erbte sein Sohn Claus-Hubert Graf Tiele-Winkler, nachfolgend dessen Vetter und Adoptivsohn Hans Werner Graf Tiele-Winkler aus der zweiten genealogischen Familienlinie Rothenmoor.

Auszeichnungen

Tiele-Winckler wurde 1895 in den preußischen Grafenstand erhoben. Die Erblichkeit nach dem Recht der Erstgeburt war an den ungeteilten Besitz des Fideikommisses Kujau geknüpft.[7]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1896. In: „Der Gotha“. 69. Auflage. Tiele-Winckler. Justus Perthes, Gotha November 1895, S. 1177–1178 (google.de).
  2. Wladislaus Majowski (Hrsg.): 100 Jahre Stadt Kattowitz. Oberschlesischer Kurier, Salzgitter 1965, S. 146 f.
  3. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser 1917. Jg. 11. Justus Perthes, Gotha 1916. S. 957
  4. G. G. Winkel: Biografisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1821–1928. Hrsg.: Corps Borussia. Biografien. 1877, Nr. 603. Selbstverlag. Druck Wailandt, Aschaffenburg 1928, S. 184 (uni-bonn.de).
  5. Kösener Korps-Listen 1910, 19, 510
  6. Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter sowie der größeren Landgüter der Provinzen Nieder- und Oberschlesien. 1937. In: GAB Schlesien. 15. Reprint Klaus D. Becker Potsdam Auflage. Oberschlesien. Regierungsbezirk, Kreis Neustadt (Oberschlesien). Herrschaft Moschen, 4390–4395. Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1937, ISBN 3-88372-245-6, S. 681 (google.de).
  7. A. Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873-1918. Görlitz 1939, S. 93.

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Schloß Moschen war der Sitz der Familie Tiele-Winckler.