Franz Guillimann

Franz Guillimann (auch François Guillimat; * um 1568 in Freiburg im Üechtland; † 14. Oktober 1612 in Freiburg im Breisgau) war ein Schweizer Historiker und neulateinischer Dichter.

Leben

Franz Guillimann war Schüler des Kollegiums Saint-Michel in Freiburg und Student des Collegium Helveticum in Mailand. Von 1587 bis 1589 studierte er an der Universität Dillingen Rhetorik und Philosophie. Von 1590 bis 1595 war er erst Lehrer, dann Leiter der Lateinschule in Solothurn.

Von Solothurn wurde Guillimann verbannt, als er im Zusammenhang mit den späten Hugenottenkriegen mit der katholischen Seite unter dem spanischen König Philipp II. und den Herzögen von Guise sympathisierte. Das stand im Widerspruch zur Politik der zwar katholischen Solothurner Regierung, die in diesem Konflikt aber traditionsgemäss dem französischen König, damals dem mehrmals konvertierten «Hugenottenkönig» Heinrich IV., die Treue hielt und diesen auch mit Reisläufern (Söldnern) unterstützte.

Ab 1595 war Guillimann in Luzern als Sekretär des Alfonso Casati für die spanische Gesandtschaft tätig und begann mit historischen Studien über die Alte Eidgenossenschaft und die Habsburger. 1605 begab sich Guillimann nach Freiburg im Breisgau, wo er von 1606 bis 1609 an der Universität Professor für Geschichte war (ernannt von Kaiser Rudolf II.). Brieflichen Kontakt unterhielt er unter anderem mit Johann Jakob Rüeger und Christoph Hartmann. Letzterer konnte die Bibliothek Guillimanns für das Kloster Einsiedeln gewinnen.

Einem Schreiben zufolge, das Erzherzog Maximilian III. nach dem Tod Guillimanns an die o.ö. Kammer richtete, dürfte dieser seinem Leben selbst ein Ende gesetzt haben, weil eine bereits 1611 zugesagte Unterstützung für eine Auftragsarbeit nicht zur Auszahlung gelangt war. Nach Bekanntwerden dieses Vorfalles wurde die säumige Kanzlei angewiesen, die versprochene Geldsumme umgehend an die beiden Töchter auszuzahlen.[1]

Die Akten des Verlassenschaftsverfahrens werden im Universitätsarchiv der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg i. Br. verwahrt.[2]

Werke

Franz Guillimann verfasste Gedichte in Latein. Seine historischen Werke befassten sich erst mit der Geschichte der Schweiz, später mit derjenigen der Habsburger.

  • De rebus Helvetiorum sive antiquitatum Libri V, 1598. Behandelt die Geschichte der Schweiz bis 1315 aus katholischer Sicht; Gegenentwurf zur reformierten Chronik von Johannes Stumpf und Josias Simler.
  • Habsburgiaca sive de antiqua et vera origine domus Austriae, 1605.
  • De Felici Excessu Philippi II. Austriaci Hispaniarum Regis Libri III. Sive de rebus memorabilibus quae in eius morte acciderunt, testimonium Authenticum. Langius, Freiburg im Breisgau 1609.

Literatur

  • Richard Feller, Edgar Bonjour: Geschichtsschreibung der Schweiz, Helbing & Lichtenhahn 1979, Band 1, ISBN 3-7190-0722-7, S. 292–295.
  • Johann Kälin: Franz Guillimann, ein Freiburger Historiker von der Wende des XVI. Jahrhunderts. Deutscher Geschichtsforschender Verein des Kantons Freiburg, Freiburg 1905 (Freiburger Geschichtsblätter, 11).
  • Oskar VasellaGuillimann, Franz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 299 f. (Digitalisat).
  • Georg von WyßGuillimann, Franz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 107–111.
  • Josef Hirn, Erzherzog Maximilian der Deutschmeister, Regent von Tirol, 1. Band, Innsbruck 1915, S. 387–404. Aus dem Inhalt: Allgemeines, Habsburgiaca, G. in Freiburg, Illustrationsstudien, Andere Abhandlungen, G. und Windeck, Genealogische Studien, Forschungen in Tirol, Außergewöhnliche Förderung, Widerstand des Regiments, Lukas Killian, G´s Buchdruckerei, G.´s Tod, Programm des großen Werkes, Quellenfunde, Die hinterlassenen Schriften, Fragmentarischer Charakter.

Ehrungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. David Schönherr, Urkunden und Regesten aus dem k.k. Statthalterei-Archiv in Innsbruck; in: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses Bd. 2, Urkunde 14802 vom 31. Juli 1614, gegeben zu Linz.
  2. Universitätsarchiv Freiburg, Bestand A89, Erbschaftsangelegenheiten 1555–1816, Sign. 051, 1 Faszikel mit folgendem Inhalt: Inventar; lateinisches Bücherverzeichnis; Versteigerung des Hab und Guts; Teilzettel der Töchter; Erbschaftsverwaltung durch Johann Sommervogel; Hinterlegung des Gelds in der Universitätslade; Inventar der Ehefrau Agnes geb. Wiel, 1612; bearbeitet von Isabel Schaeffer und Dagmar Kicherer 1997.