Franz Fischler

Franz Fischler (2006)

Franz Fischler (* 23. September 1946 in Absam, Tirol) ist ein österreichischer Politiker (ÖVP). Er war Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft und EU-Kommissar für Landwirtschaft, Entwicklung des ländlichen Raumes und Fischerei. Von 2005 bis Ende 2011 war er Präsident des Ökosozialen Forums. Von 2012 bis 2020 war er Präsident des Europäischen Forums Alpbach.[1]

Biografie

Nach dem Studium der Landwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien, das er 1978 abschloss (Dr. rer. nat. oec.), war er als Universitätsassistent tätig, bis er 1979 Mitarbeiter in der Landwirtschaftskammer für Tirol wurde. Diese leitete er von 1985 bis 1989. Seit seiner Schulzeit ist er Mitglied der Mittelschulverbindung KÖStV Sternkorona Hall im MKV, später (1997) wurde ihm von der Studentenverbindung K.Ö.H.V. Mercuria Wien im ÖCV ein Ehrenband verliehen.[2]

Das ÖVP-Mitglied Fischler war von 1989 bis 1994 österreichischer Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, ab 1990 auch Mitglied des Nationalrats. 1995, nach Österreichs Beitritt zur Europäischen Union, wechselte er als Europäischer Kommissar nach Brüssel. Dort war er bis 2004 zuständig für die Ressorts Landwirtschaft und Entwicklung des ländlichen Raumes. Seit 1999 gehörte die Fischerei in seinen Aufgabenbereich.

© Achim Raschka / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Franz Fischler, Juni 2011

Es wird Franz Fischler vielerseits zugestanden, dass die auf dem Berliner Gipfel im März 1999 verabschiedete Agenda 2000 deutlich seine Handschrift trage. Zuletzt schlug er die Einführung der Tobin-Steuer oder die Besteuerung von Kerosin auf europäischer Ebene vor, um die Osterweiterung zu finanzieren.

Am 3. März 2003 wurde Franz Fischler zum Ehrenbürger der ehemaligen privaten IMADEC University in Wien ernannt.

Von Juni 2005 bis Ende Dezember 2011 war Franz Fischler Präsident des ÖVP-nahen Think Tanks Ökosoziales Forum Europa, dessen Ehrenpräsident er ist.[3] Mit Jänner 2012 folgte ihm Stephan Pernkopf in dieser Funktion nach.[4] In diesem Zusammenhang setzte er sich für die Anliegen globaler Nachhaltigkeit sowie Entwicklungszusammenarbeit ein. Als Konservativer tritt er darüber hinaus für die Entideologisierung dieser tendenziell linken Themen ein und gilt als ein Hauptunterstützer der Global Marshall Plan Initiative. Im selben Jahr gründete er ein Beratungsunternehmen in seiner Heimatgemeinde.

Im Anschluss an die Nationalratswahl in Österreich 2006 warf er der ÖVP soziale Kälte, ausschließliche Orientierung am ländlichen Raum, ungenügende Berücksichtigung des weiblichen Bevölkerungsanteils sowie mangelnde innovatorische Perspektiven für den Bildungsbereich vor und trat für eine Totalreform der Partei ein.

Fischler wurde 2011 für die Wahl zur Leitung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen nominiert. Bei der 37. Konferenz der FAO erhielt Fischler bei der Wahl 10 von 180 Stimmen.[5] Zum neuen Vorsitzenden wurde der Brasilianer José Graziano da Silva gewählt[6].

Im Dezember 2015 wurde Fischler zum Präsidenten des Kuratoriums des Instituts für Höhere Studien Wien gewählt.[7]

Fischler meldet sich nur selten zur Tagespolitik zu Wort, kritisierte im Dezember 2018 jedoch die EU-Ratspräsidentschaft Österreichs. „Die Migrationsfrage wurde viel zu hoch gespielt. Hätte man dieselbe Energie auf den Klimaschutz, auf die Wiederbelebung der EU-Erweiterung am Balkan verwendet, wären wir weiter“, sagte er dem Nachrichtenmagazin profil.[8]

Fischler war im Zuge der Abwahl von Sebastian Kurz als Bundeskanzler von Österreich, gemeinsam mit Heinz Fischer und Gerhart Holzinger kurzzeitig als dessen interimistischer Nachfolger im Gespräch.[9] Dieser Vorschlag wurde unter anderem von dem Grünenpolitiker Werner Kogler unterstützt.[10]

Seine Amtszeit als Präsident des Europäischen Forums Alpbach endete 2020. Sein Nachfolger ist Andreas Treichl.

Auszeichnungen

Mitgliedschaften

Franz Fischler ist Mitglied der Trilateralen Kommission in Europa.[16]

Werke

  • Franz Fischler und Christian Ortner: Europa – Der Staat, den keiner will (2006) Ecowin Verlag, ISBN 3-902404-27-2.
  • Erinnerungen (2006) Ueberreuter, ISBN 3-8000-7133-9.
  • Ernährung sichern – Weltweit. Ökosoziale Gestaltungsperspektiven. Bericht an die Global Marshall Plan Initiative (2007) Murmann Verlag GmbH, ISBN 978-3-86774-030-2.

Siehe auch

Literatur

  • Albrecht Rothacher: Franz Fischler. In: Die Kommissare. Vom Aufstieg und Fall der Brüsseler Karrieren. Nomos, 2012, ISBN 978-3-8329-7097-0, S. 187–206, doi:10.5771/9783845236001.
Commons: Franz Fischler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Andreas Treichl wird neuer Präsident des Forums Alpbach. In: derstandard.at. 14. Mai 2020, abgerufen am 28. Mai 2020.
  2. ÖCV-Gesamtverzeichnis 2009, S. IV-126, Merc 1997 (EM), SKH 1962
  3. Ökosoziales Forum: Vorstand & Verein. Abgerufen am 7. Juni 2018.
  4. Generationswechsel beim Ökosozialen Forum: Stephan Pernkopf folgt Franz Fischler als Präsident. OTS-Meldung vom 3. November 2011, abgerufen am 7. Juni 2018.
  5. FAO-Generaldirektor: Aus für Fischler im ersten Wahlgang in der Press vom 24. Juni 2011.
  6. José Graziano da Silva of Brazil elected FAO Director-General. Presseaussendung der FAO. In: fao.org. vom 26. Juni 2011, abgerufen am 23. Oktober 2021 (englisch)
  7. IHS Presseaussendung: Kuratorium des IHS neu gewählt vom 14. Dezember 2015.
  8. Fischler zu Österreichs EU-Ratsvorsitz: "Bei Ansagen ist es geblieben“. 15. Dezember 2018, abgerufen am 15. Dezember 2018.
  9. Andreas Puschautz: Nach Kurz-Abwahl: Wer wird Österreichs Übergangs-Kanzler? In: kurier.at. 27. Mai 2019, abgerufen am 17. Oktober 2019.
  10. Werner Kogler: „Franz Fischler soll für das nächste halbe Jahr Kanzler werden“. In: diepresse.com. 21. Mai 2019, abgerufen am 17. Oktober 2019.
  11. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
  12. Akademische Ehrungen der Universität Innsbruck. In: Universität Innsbruck. Abgerufen am 12. September 2024.
  13. MCI-Ehrenprofessur für Franz Fischler. OTS-Meldung vom 6. Juni 2018, abgerufen am 6. Juni 2018.
  14. Franz Fischler mit Orden geehrt. In: volksblatt.li. 20. August 2020, abgerufen am 20. August 2020.
  15. Franz Fischler mit Grosskreuz geehrt. In: vaterland.li. 20. August 2020, abgerufen am 20. August 2020.
  16. Trilateral Commission Membership List (Memento desOriginals vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/trilateral.org

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Die Europaflagge besteht aus einem Kranz aus zwölf goldenen, fünfzackigen, sich nicht berührenden Sternen auf azurblauem Hintergrund.

Sie wurde 1955 vom Europarat als dessen Flagge eingeführt und erst 1986 von der Europäischen Gemeinschaft übernommen.

Die Zahl der Sterne, zwölf, ist traditionell das Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. Nur rein zufällig stimmte sie zwischen der Adoption der Flagge durch die EG 1986 bis zur Erweiterung 1995 mit der Zahl der Mitgliedstaaten der EG überein und blieb daher auch danach unverändert.
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Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:

Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“

Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt.
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© Achim Raschka / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Franz Fischler at the 7th International Conference on Renewable Resources & Biorefineries (RRB7) in Bruges, 09.01.2011
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Franz Fischler, österreichischer Politiker.