Französisch-Westafrika

Lage der Nachfolgestaaten Französisch-Westafrikas, in violett, innerhalb Afrikas
Die acht Kolonien, die um 1936 Französisch-Westafrika bildeten (mit von den späteren Staatsgrenzen abweichenden damaligen Provinzgrenzen)
Briefmarke Französisch-Westafrikas, 1921

Französisch-Westafrika (französisch Afrique-Occidentale française, AOF) war von 1895 bis 1958 die Bezeichnung für die Föderation der französischen Kolonien in Westafrika. Zu Französisch-Westafrika gehörten bis zu neun Territorien: Obersenegal und Niger, Senegal, Mauretanien, Französisch-Sudan (heute Mali), Guinea, Dahomey (heute Benin), Obervolta (heute Burkina Faso) sowie die Elfenbeinküste.

Verwaltungsgliederung

Die Föderation hatte im Jahr 1956 eine Größe von etwa 4,7 Millionen km² und etwa 18,8 Millionen Einwohner. Ihre Verwaltungsstruktur bestand am Ende aus folgenden Gebietseinheiten:[1]

Gebietheutiger StaatFläche (km²)Einwohner (1956)Hauptstadt
DahomeyBenin0.115.70001.614.000Porto-Novo
Côte d'IvoireElfenbeinküste0.336.20002.481.000Abidjan
Guinée françaisGuinea0.280.90002.505.000Conakry
MauritanieMauretanien0.943.00000.615.000Saint-Louis
NigerNiger1.279.00002.334.000Niamey
Haute-VoltaBurkina Faso0.315.70003.324.000Ouagadougou
SénégalSenegal0.209.97002.220.000Saint-Louis
Soudan françaisMali1.195.00003.642.000Bamako
Französisch-Westafrika4.675.47018.735.000Dakar

Geschichte

Auf dem Gebiet von Obersenegal/Niger wurde 1911 ein eigener Militärdistrikt Niger, 1919 eine eigene Kolonie Obervolta (heute Burkina Faso) gegründet. Das übrige Territorium kam 1920 zu Französisch-Sudan. Bis 1902 war Saint-Louis Hauptstadt Französisch-Westafrikas, wurde dann aber von Dakar abgelöst. Oberster Verwalter war ein Generalgouverneur. 1946 wurde Französisch-Westafrika eine autonome Föderation innerhalb der Union française. 1958 wurden die Kolonien zu autonomen Republiken innerhalb der Communauté française – mit Ausnahme Guineas, das sich für die Unabhängigkeit entschied. Zum Zeitpunkt ihrer Gründung hatte die Föderation etwa 10 Millionen Einwohner und bei ihrer Auflösung 25 Millionen.

1910 gründete Frankreich Französisch-Äquatorialafrika (Afrique-Équatoriale française); dessen Organisation ähnelte der der AOF.

Nach der Landung der Alliierten in Nordafrika im November 1942 schlossen sich die Truppen in Französisch-Westafrika den freifranzösischen Streitkräften unter Charles de Gaulle an.

Sonstiges

Bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurden fast keine Afrikaner dieser Kolonien französische Staatsbürger. Sie galten als Untertanen („Sujets“) Frankreichs und hatten kaum Rechte vor Gericht, auf Eigentum, auf Reisefreiheit, zum Widersprechen, zum Wählen usw. Die vier Kommunen von Senegal waren die Ausnahme.

Eines der Kriegsziele Frankreichs im Ersten Weltkrieg (man schloss Vereinbarungen mit den Alliierten über den Nahen und Mittleren Osten und Westafrika) war, ein geschlossenes Französisch-Westafrika, das heißt ohne deutsche oder britische Enklaven, zu erreichen. Auch im Orient war Großbritannien größerer Konkurrent als das Osmanische Reich, der eigentliche Kriegsgegner.[2]

Frankreich unterstützte Spanien von der AOF aus im Rifkrieg (1921–1926). Im Zuge der Kriegshandlungen setzte Spanien – mit Wissen Frankreichs, Großbritanniens, Deutschlands und anderer Länder – völkerrechtswidrig Giftgas ein, namentlich Senfgas (Loste).

Generalgouverneure Französisch-Westafrikas

  1. Jean-Baptiste Chaudié (1895–1900)
  2. Noël Ballay (1900–1902)
  3. Ernest Roume (1902–1907)
  4. William Ponty (1908–1915)
  5. François Joseph Clozel (1916)
  6. Joost van Vollenhoven (1917–1918)
  7. Martial Merlin (1918–1923)
  8. Jules Carde (1923–1930)
  9. Jules Brévié (1930–1936)
  10. Marcel de Coppet (1936–1938)
  11. Léon Cayla (1939–1940)
  12. Pierre Boisson (1940–1943)
  13. Pierre Cournarie (1943–1946)
  14. René Barthès (1946–1948)
  15. Paul Béchard (1948–1951)
  16. Bernard Cornut-Gentille (1952–1956)
  17. Gaston Custin (1956–1957)

Literatur

  • Virginia Thompson, Richard Adloff: French West Africa. Stanford University Press, Stanford 1957.
  • Michael Crowder: West Africa under Colonial Rule. Hutchinson, London 1968.
  • Djibril Tamsir Niane, Jean Suret-Canale: Histoire de l'Afrique Occidentale. Présence Africaine, Paris 1961.
  • John D. Hargreaves: West Africa. The Former French States. Prentice-Hall, Englewood Cliffs 1967
  • Naval Intelligence Division: French West Africa. H.M.S.O., London
  • Band 1. The Federation. 1943
  • Band 2. The Colonies. 1944
  • Tony Chafer: The End of Empire in French West Africa: France's Successful Decolonization? Berg, Oxford/New York 2002, ISBN 978-1-85973-557-2.
  • Richard Adloff: West Africa. The French-Speaking Nations Yesterday and Today. Holt, New York 1964.
  • Michael Crowder: Colonial West Africa. F. Cass, London/Totowa 1978, ISBN 978-0-7146-2943-8.
  • Ruth Schachter-Morgenthau: Political Parties in French-Speaking West Africa. Clarendon Press, Oxford 1964.
  • Jean Suret-Canale: French Colonialism in Tropical Africa, 1900–1945. Pica Press, New York 1971.
  • Edward Mortimer: France and the Africans, 1944–1960. A Political History. Walker, New York 1969.
  • Ronald J. Harrison Church: West Africa. 8. Auflage. Longman, London 1980.
  • Guy de Lusignan: French-Speaking Africa since Independence. Pall Mall, London 1969.
  • W. B. Morgan, John Charles Pugh: West Africa. Methuen, London 1969.

Weblinks

Commons: Französisch-Westafrika – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bertelsmann Lexikon-Redaktion (Hrsg.): Bertelsmann Weltatlas. 36. Aufl., Bertelsmann, Gütersloh 1960, S. 277.
  2. Georges-Henri Soutou: Übermut auf allen Seiten. Die Kriegsziele Frankreichs im Ersten Weltkrieg. In: Dokumente. Zeitschrift für den deutsch-französischen Dialog. Jg. 43, 1987, Heft 4, S. 285–290, hier: S. 286 f.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Stamp Togo 1921 2c.jpg
Togo 2c overprint stamp of 1921
Carte de l'Afrique-Occidentale française, 1935.svg
Carte de l'Afrique-Occidentale française en l'an 1935
AOFMap1936.jpg
Carte de l'AOF ("Les sept colonies qui composent l'Afrique occidentale française" in L'oeuvre de la France en Afrique occidentale, numéro spécial de L'Illustration, 29 février 1936, p. 261)