Frankfurt (Main) Hauptgüterbahnhof

Frankfurter Hauptgüterbahnhof 1999. Heute befindet sich an dieser Stelle der Gleisfeldpark des Europaviertels.

Der Bahnhof Frankfurt (Main) Hauptgüterbahnhof (Hgbf) war der größte Güter- und Rangierbahnhof in Frankfurt am Main.

Lage

Alter Wasserturm des einstigen Hauptgüterbahnhofs, 2021 von Westen gesehen. Hinter der Schallschutzmauer fährt ein S-Bahn-Triebzug der DB-Baureihe 423 auf der Main-Weser-Bahn zwischen Messe und Galluswarte. Im Hintergrund, von links, die Hochhäuser Messeturm, One (in Bau), Tower 185, Kronenhochhaus, Grand Tower und Eden sowie dahinter The Spin (in Bau).

Er lag zentrumsnah nördlich des Hauptbahnhofs für den Personenverkehr, war als Kopfbahnhof angelegt und diente dem Stückgutumschlag. Die eisenbahnseitige Zufahrt erfolgte von Westen von der Taunus-Eisenbahn aus Wiesbaden bei Streckenkilometer 6,1 und über zwei Verbindungskurven in nördlicher und südlicher Richtung auf die Main-Weser-Bahn bei den Streckenkilometern 1,6 und 2,5. Diese Zufahrtsstrecken trugen die Streckennummern 3631 (westliche und südliche Einfahrt) und 3632 (westliche und nördliche Einfahrt). Straßenseitig wurde der Bahnhof von Osten, wo das Stadtzentrum lag, erreicht. Die Grundfläche betrug ca. 70 Hektar. Westlich der Emser Brücke und der auf ihr verlaufenden Main-Weser-Bahn lag ein Rangierbahnhof. Der Rangierauslauf erstreckte sich bis zum Niedwald und verfügte an dessen westlichem Rand über ein Anschlussgleis zur Taunus-Eisenbahn und das dort befindliche Ausbesserungswerk Nied.

Geschichte

Als „Central Güter-Bahnhof“ wurde er zusammen mit dem neuen Hauptbahnhof für den Personenverkehr im Stadtteil Gallus in den 1880er Jahren errichtet. Die beiden Bahnhöfe ersetzen die Frankfurter Westbahnhöfe, die zu klein geworden waren und aufgegeben wurden. Betriebsaufnahme des Hauptgüterbahnhofs war am 1. August 1888 – 18 Tage vor der des Hauptbahnhof für den Personenverkehr.[1] Auf dem südlichen Teil des Geländes, entlang der Idsteiner Straße, hatte sich ab 1890 fast 100 Jahre lang ein Ausbesserungswerk befunden, in dem zeitweise bis zu 1600 Menschen arbeiteten.[2] Ferner arbeitete hier ein eigenes Bahnbetriebswerk (Bw Frankfurt (M) 2), das die Güterzug- und Rangierlokomotiven wartete. Dazu zählten insbesondere die Preußischen Güterzuglokbaureihen G 8.1 und G 10, aber auch T 12 und die (ebenfalls auf allen anderen Frankfurter Bahnbetriebswerken eingesetzten) T 9.3. Im Oktober 1941 wurden die ersten Einheitsloks der Baureihe 50 geliefert. Während G 8.1 und G 8.3 bereits Anfang der 60er Jahre ausgemustert worden waren[3], hielten sich die 50er bis zur Einführung des Sommerfahrplans am 1. Juni 1969 als letzte in Frankfurt stationierte Dampflokomotiven, nachdem das Bw Frankfurt (M) 3 1959 aufgelöst worden war und das Bw Frankfurt (M) 1 1960 seine Dampflokunterhaltung beendet hatte.

Die letzten 50er bespannten nicht nur Güterzüge gen Taunus (Grävenwiesbach) und Wetterau (Bad Vilbel, Friedberg, Hungen, Nidda und Stockheim) sowie in südlicher Richtung nach Dietzenbach, Ober-Roden und Dieburg nebst Übergaben innerhalb Frankfurts. Sie beförderten ferner auch einzelne Personenzüge Richtung Friedberg und von dort nach Bad Homburg. Nach ihrer Verlegung nach Limburg und Darmstadt übernahmen Frankfurter Dieselloks der Baureihe 290 sowie Gießener 211 ihre Aufgaben.[4]

Im Zweiten Weltkrieg war der Bahnhof auch Ziel der Luftangriffe auf Frankfurt, so zum Beispiel am 11. Dezember 1944 und am 29. Dezember 1944.[5]

Das am 6. Februar 1968 in Betrieb genommene westliche Stellwerk Frwf war das erste Ablaufstellwerk der Bundesbahn mit zentraler elektronischer Befehlsverarbeitung.[6] Es befand sich etwa dort, wo heute das Wohnhochhaus AXIS steht an der Ecke Europaallee/Eppenhainer Straße.

Infolge des Wegzugs industrieller Betriebe in Gewerbegebiete am Stadtrand und der allgemeinen Verlagerung des Stückgutverkehrs auf die Straße wurde der Hauptgüterbahnhof aufgegeben. Ab 1998 begann der Rückbau der ersten Abschnitte: Oberbau und ein Teil der Gebäude wurden beseitigt. Der Betrieb auf den verbliebenen Gleisen endete schließlich Mitte der 2000er-Jahre. Seitdem wird der DB-Güterverkehr in Frankfurt ausschließlich über den Ostbahnhof abgewickelt.

Das Gelände war Teil der Planungen von Frankfurt 21.[7] In den Planungen für eine Bewerbung Frankfurts als Ausrichter der Olympischen Sommerspiele 2012 war das Areal des Hauptgüterbahnhofs vorgesehen als Standort des Olympischen Dorfs.[8]

Heute befinden sich auf dem Areal Teile des Messegeländes und das im Bau befindliche Europaviertel. Die Straßenbezeichnung „Güterplatz“ erinnert an den Standort des Gebäudes der Abfertigungshalle des Bahnhofs. Einen Eisenbahn-Bezug haben außerdem die Straßennamen Knorrstraße sowie Stephensonstraße, wo sich bis 2020 die Hauptverwaltung der Deutschen Bahn befand – wiederum an der Stelle, wo sich einst das Ausbesserungswerk befunden hatte.

Abgesehen von einigen Ruinen im einstigen Rangierauslauf, ist nur der Wasserturm nahe der Emser Brücke erhalten geblieben. Die weitere Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes ist ungewiss.[9] Im Februar 2019 hatte ein Künstler den Turm besetzt und teils als öffentliches Atelier genutzt.[10]

Galerie

Mauereidechse

Auf dem Gelände gibt es einen speziell als Ersatzlebensraum für die Mauereidechse eingerichteten Bereich.[11]

Literatur

  • Ferdinand von Rüden: Verkehrsknoten Frankfurt am Main. Von den Anfängen bis um 1980. EK-Verlag GmbH 2012. ISBN 978-3-88255-246-1, S. 92–94.
  • Reichsbahndirektion Frankfurt (Main): Führer über die Linien des Bezirks der Reichsbahndirektion Frankfurt (Main). Frankfurt 1926, S. 6.
  • Eisenbahnatlas Deutschland (Ausgabe 2009/2010). Eupen 2009. ISBN 978-3-89494-139-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. von Rüden, S. 92.
  2. https://www.caritas-frankfurt.de/cms/contents/caritas-frankfurt.de/medien/dokumente/quartiersmanagement/die-geschichtswerkst7/57-die-geschichtswerkstatt-gallus-berichtet.pdf.pdf
  3. Udo Kandler, Eisenbahn Journal Sonderausgabe II/99 Eisenbahn in Frankfurt, S. 52 ff.
  4. Eisenbahn-Kurier Special 35 Die DB vor 25 Jahren, 4. Quartal 1994, S. 109
  5. Hans-Günter Stahl: Der Luftkrieg über dem Raum Hanau 1939-1945 = Hanauer Geschichtsblätter 48. Hanau 2015. ISBN 978-3-935395-22-1, S. 227, 268.
  6. Eisenbahn-Kurier-Special 31 Die DB vor 25 Jahren, (Dezember 1993 - Februar 1994), S. 21
  7. Meinhard von Gerkan: Renaissance der Bahnhöfe als Nukleus des Städtebaus. In: Renaissance der Bahnhöfe. Die Stadt im 21. Jahrhundert. Vieweg Verlag, 1996, ISBN 3-528-08139-2, S. 16–63, insbesondere S. 62.
  8. https://www.fnp.de/frankfurt/zuegige-revolution-10720017.html
  9. https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/frankfurt-porsche-design-tower-steht-zum-verkauf-16495905.html
  10. https://www.fnp.de/frankfurt/frankfurthessen-kuenstler-radames-eger-muss-wasserturm-raeumen-11752270.html
  11. Annette Zitzmann & Andreas Malten: Landesmonitoring der Mauereidechse (Podarcis muralis) in Hessen (Art des Anhangs IV der FFH-Richtlinie). Artgutachten 2011, Überarbeiteter Abschlussbericht, Stand 21. Mai 2012, herausgegeben von Hessen-Forst, Servicezentrum Forsteinrichtung und Naturschutz (FENA). Link zum PDF

Koordinaten: 50° 6′ 31,1″ N, 8° 39′ 14,9″ O

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Gelände des ehemaligen Hauptgüterbahnhofs in Frankfurt am Main. Fotografiert aus dem Zugfenster.
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Frankfurt Hauptgüterbahnhof während des Abbruchs, Anfang '00er Jahre, vorn Reste des Spitzbunkers. Dahinter u. a. das City-Haus I, auch Selmi-Hochhaus genannt, vor der Fassadenumgestaltung
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Stadtplan Frankfurt, 1893: Das noch weitgehend unbebaute Gallusviertel, zwischen Hauptbahnhof und Hauptgüterbahnhof.
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152 025 ausgemustert und als Trafo für das Prüffeld eingesetzt. AW Frankfurt, Archiv-Nr. 23/18
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Das Stellwerksgebäude Frof (Frankfurt Rangierbahnhof Ostseite Fahrdienstleiter) des ehemaligen Hauptgüterbahnhofs von Frankfurt am Main. Es ist das letzte große Erinnerungsmonument an den Hauptgüterbahnhof. Die Aufnahme entstand einen Tag vor Beginn der Abrissarbeiten des Stellwerksgebäudes.
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Frankfurter Güterbahnhof, Winter 1979/1980, mit Winkelturm.
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Frankfurt, 1893: Das Rebstockgelände um 1890. Zur Orientierung: Die Gleise im Norden, Westen und Süden bestehen heute noch so. Nördlich von Griesheim verläuft die Mainzer Landstrasse von Westen zur Galluswarte und weiter zur Innenstadt. Man erkennt das damalige Rödelheim, Bockenheim, Griesheim und Niederrad. Das heutige Gallus ist noch nicht vorhanden.