Frühromantik

Die Frühromantik, ein Zeitabschnitt der Romantik, auch genannt die „Ältere Romantik“, dauerte von 1795 bis 1804.

Philosophen

Johann Gottlieb Fichte

Fichte knüpft unmittelbar an Kant an und widmet sich rein menschlich einer auf dem Ich fundierten Theorie von Erkenntnis. Das Ich (= die schöpferische menschliche Persönlichkeit) schafft sich mit Hilfe der schöpferischen Phantasie das Nicht-Ich (= Außen-/Umwelt), an dem es sich sittlich betätigen kann. Das Nicht-Ich ist daher nichts Fremdes, sondern eine Schöpfung des Ichs!

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling

Schelling schließt kritisch an Fichtes Wissenschaftslehre an. Natur und Geist bilden eine Einheit. Sie sind zwei Offenbarungen desselben Prinzips, der „Weltseele“. Alles im Universum ist beseelt. Die Kunst ist die höchste Gestaltung alles Irdischen.

Friedrich Schleiermacher

Wissen und Glauben, Wissenschaft und Kunst, Philosophie und Religion sind für die Romantiker eins → romantische Universalpoesie → Schleiermacher: Religion ist Einssein des Einzelnen mit dem Unendlichen.

Theoretiker

August Wilhelm Schlegel

Vorlesungen, Übersetzungen (u. a. hat August Wilhelm Schlegel zusammen mit seiner damaligen Ehefrau Caroline (später: Schelling) und Ludwig Tieck Shakespeare ins Deutsche übersetzt)

Friedrich Schlegel

Der Dichter schafft mit Hilfe der Phantasie Werke („Genie“ = Steigerung einer allen Menschen angeborenen Fähigkeit). So, wie das menschliche Ich das Nicht-Ich schafft, ist Dichten Umsetzung des Geistes um dichterische Bilder: 1. Akt der dichterischen Phantasie = Gegenstände zu erschaffen; 2. Akt der dichterischen Phantasie = diese Gegenständlichkeit in Gleichnisse und dichterische Bilder aufzulösen. → Der Dichter deutet die Welt neu. Er kann das von ihm Geschaffene jederzeit wieder zerstören (Zerstörung einer zuvor geschaffenen Illusion = romantische Ironie).

Dichter

Ludwig Tieck
Novalis
  • Lyrik: innige Religiosität im Sinne der Romantik (Novalis fordert Rückkehr zur katholischen Einheit Europas), v. a. Hymnen an die Nacht = rhythmische Prosa (tiefe Erschütterung über den Tod seiner 15-jährigen Braut – Todessehnsucht: der Geliebten „nachsterben“)
  • Phantastischer Entwicklungsroman Heinrich von Ofterdingen (dieser galt in der Romantik als Schöpfer des Nibelungenlieds): Symbol der blauen Blume (verheißt Heinrich im Traum alle Seligkeit → Symbol der Sehnsucht), Verschmelzung von Traum und Wirklichkeit; unvollendet (Novalis stirbt mit 29 Jahren an einem Lungenleiden)

Literatur

  • Manfred Frank: „Unendliche Annäherung“. Die Anfänge der philosophischen Frühromantik (= Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft. Band 1328). 2. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-518-28928-4.
  • Lothar Pikulik: Frühromantik. Epoche, Werke, Wirkung (= Arbeitsbücher zur Literaturgeschichte). 2., bibliographisch ergänzte Auflage. Beck, München 2000, ISBN 3-406-47030-0.
  • Ernst Behler: Frühromantik (= Sammlung Göschen. Band 2807). De Gruyter, Berlin u. a. 1992, ISBN 3-11-011888-2, Einführung.
    • Reprint 2010: ISBN 978-3110118889.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Encyclopedia Britannica